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Alte S-Bahnen bleiben in Betrieb bis neue Züge fehlerfrei fahren

Die ältesten S-Bahnen der Baureihe 472 bleiben möglicherweise etwas länger in Betrieb als ursprünglich geplant – so lange, bis die neu bestellten Ersatzzüge fehlerfrei fahren.
Christian Hinkelmann
Ein S-Bahnzug der Baureihe 472 auf der Hamburger Verbindungsbahn
Ein S-Bahnzug der Baureihe 472 auf der Hamburger Verbindungsbahn

Seit rund 40 Jahren fahren die alten S-Bahnen der Baureihe 472 tagtäglich durch Hamburg – und möglicherweise werden sie dies noch etwas länger tun als ursprünglich geplant.

Der rot-grüne Senat und die Deutsche Bahn haben sich offenbar darauf geeinigt, die 52 alten Züge noch so lange in Betrieb zu lassen, bis die ersten 60 bestellten Neubaufahrzeuge der Baureihe 490 nicht nur ausgeliefert sind, sondern auch zuverlässig fahren. Das hat die Verkehrsbehörde auf NahverkehrHAMBURG-Anfrage mitgeteilt.

Damit lösen sich Stadt und Bahn ein kleines Stück von dem ab 2018 beginnenden S-Bahnvertrag, in dem als Betriebsfahrzeuge eigentlich nur die neue Baureihe 490 und modernisierte Fahrzeuge der heutigen Baureihe 474 festgeschrieben sind. Demnach wären die alten Züge definitiv bis Ende 2018 stillgelegt worden – und zwar unabhängig von möglichen Lieferverzögerungen und eventuellen „Kinderkrankheiten“ bei der völlig neuentwickelten Baureihe 490.

Alte Züge bleiben zur Sicherheit, falls neue Baureihe Probleme macht

Die neue Vereinbarung ist also eine Art Sicherheitsnetz, falls bei der Einführung der neuen Baureihe irgendetwas schief gehen sollte. Sie definiert kein festes Datum mehr, sondern einen „Zustand“, ab dem die alten Züge außer Betrieb gehen.

Soweit lösen Verkehrsbehörde und Bahn einen Wunsch der Hamburgischen Bürgerschaft aus dem vergangenen Dezember ein (

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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14 Antworten auf „Alte S-Bahnen bleiben in Betrieb bis neue Züge fehlerfrei fahren“

Das ist schon mal gut.
Besser wäre es aber, die sechs neu lackierten und vermutlich auch sanierten Fahrzeuge der BR 472/473 generell länger einzusetzen, analog den 10 DT3N. Zwei davon besitzen sogar ein Fahrgastzählsystem (nachgerüstete Sensoren über den Türen wie bei einigen DT3). Da es allesamt Fahrzeuge der 1. Serie sind, die noch die „historischen“ Türhebel besitzen, könnte später eine Einheit als (ozeanblau-beiges) Museumsfahrzeug erhalten werden.

So sehr ich die Hamburger Verkehrspolitik auch kritisch sehe, hier ist doch mal vorausschauend und ziemlich smart ein Problem erkannt und gebannt worden. Gut so. Lieber in alten Zügen fahren, als in gar keinen.

Ich habe die neue Baureihe bislang ein einziges Mal gesehen, kürzlich bei einer Testfahrt auf dem Pinneberger Ast. Die stand minutenlang am Bahnsteig und eine Tür ging beim Schließen nicht mehr zu, bzw. immer wieder auf. Das ganze garniert im permanentem Blinken und Dauerpiepen. Wie das ausging bekam ich nicht mehr mit, da mein Zug in den Gegenrichtung dann fuhr.
Daher vermute ich, dass man sich hier nicht auf „eventuelle“ Kinderkrankheiten vorbereitet, sondern schon ganz genau weiß, dass selbige vorhanden sind.

Es tut weh zu lesen, dass man selbst im 21. Jahrhundert nicht in der Lage ist eine simple Zugtür zu konstruieren und zu bauen, die einfach nur funktioniert …

Fortsetzung: in der Drucksache wird ein Aspekt nicht angesprochen.

Bis jetzt hat die Bürgerschaft noch nicht entschieden, wie viele Züge 490 Hamburg bis zum Bestellschluss Ende 2018 noch zusätzlich bestellt und wann diese geliefert werden. Es bestehen für weitere 74 Fahrzeuge noch Optionen für die Projekte S21, S32 und S4. Stehen im Sommer 2019 vielleicht schon mehr als 184 Fahrzeuge auf den Gleisen und wären die alten 472 dann im Weg?

Fortsetzung: Die Antwort der Drucksache deckt ein breites Spektrum ab: es kann sowohl die Situation eintreten, dass die 472 noch bis in die 2020er Jahre laufen – wenn die neuen 490 solange ganz große Probleme machen. Hamburg sichert sich so ab, dass wenigstens der Bestand wieder um die acht Wagen aufgefüllt wird, die seit Jahren fehlen (weil einst von Analysten als nicht für notwendig angesehen und daher verschrottet). Je nachdem wie es läuft ist ab Ende 2018 garantiert, dass die schlimmsten Engpässe beseitigt sind.

Es kann aber auch ganz anders kommen und die 490er laufen problemlos, dann kann die S-Bahn die alten 472 verschrotten, obwohl die nach den gesetzlichen Vorgaben noch weiter laufen dürften. Weil die Laufleistung der 472 durch frühzeitige Ablösung auf der Linie S21 durch die neue 490 stark zurück geht.

Dann könnte Hamburg mit der S-Bahn verhandeln, die ab Ende 2019 bestellten Zusatzleistungen schon früher mit den alten 472 zu erbringen. Die Drucksache schließt das nicht aus. Die Einschränkung liest sich aber so, dass dies wohl kaum passieren wird, falls man nur dafür die 472 nochmal ertüchtigen müsste. (Dieser Fall würde eintreten, wenn die Ablösung durch die Baureihe 490 nicht ganz so schnell erfolgt und die 472 dann wegen zu hoher Laufleistung vor allem auf der Linie S21 dafür eine neue und kostspielige Ertüchtigung bräuchten.)

Man kann diese Drucksache also auch so lesen, dass ganz viele Hintertürchen offen gehalten werden u n d dass wohl niemand heute schon genauer sagen kann, wie sich die Inbetriebnahme der Baureihe 490 entwickelt. Die Erwähnung des Zwischenstandes „Sommer 2018“ markiert aber wohl einen Zeitpunkt, an dem man etwas mehr wissen sollte?

Fahrgäste und Politiker sollten sich diesen Zeitpunkt im Kalender vormerken. Dann wäre es Zeit für eine erneute Anfrage und in der sollten unsere Volksvertreter dann bitte ganz konkret für jeden noch vorhandenen Zug abfragen, wieviele Kilometer er noch maximal zurücklegen darf und wie der Erhaltungszustand jedes einzelnen Wagens der Reihe 472 ist!

Denn nur wenn man den konkreten Stand im Sommer und Herbst 2018 kennt, kann Hamburg erkennen, wie groß die Spielräume für eine bezahlbare Erweiterung der S-Bahnkapazitäten schon vor Dezember 2019 tatsächlich ist. Hamburg hat laut S-Bahnvertrag das Recht zusätzliche Leistungen zu bestellen!

Unsere Volksvertreter hätten hier anderthalb Jahre vor der Wahl die einmalige Chance, rechtzeitig kontrollierend einzugreifen und dann einzufordern, dass ein bezahlbares Konzept vorgelegt wird, welche zusätzlichen Leistungen schon durch die alten Wagen erbracht werden könnten und zu welchen Kosten.

Denkbar ist es, dass außer den Reservezügen für die Zweisystem-Linie S3 ab Januar 2019 alle Reservezüge aus den alten 472 gebildet werden könnten. Bei stabiler Fahrzeugsituation sollte eine Reserve von zehn Prozent ausreichen. Das entspräche bei künftig 184 S-Bahnzügen abzüglich des Fahrzeugbedarfs für die Linie S3 ziemlich genau zwölf Fahrzeugen – also die Zahl zusätzlicher Wagen, die in 2019 ausgeliefert werden soll!

Es könnte also, wenn der neuen 490 gut läuft, die Möglichkeit bestehen, die Kapazitäten so anzupassen, wie es machbar ist. Wird die Politik das nutzen?

Man muss schon mindestens eine Stunde investieren, um diese Drucksache halbwegs zu verstehen! Da haben wohl auch Juristen mit geschrieben und die nötige Klarheit der Unanfechtbarkeit geopfert. Nachdem die DB einst Hamburg ewig die Uralt-Wagen des Typs 471 zugemutet hat, wollte Hamburg mit dem S-Bahnvertrag moderne Fahrzeuge offensichtlich festschreiben. Nun tritt aber die Situation ein, dass die 490 wohl etwas spät sind und die Nachbestellung noch später kommt und nun passt der Vertragswechsel nicht mehr. Da es mit Neufahrzeugen in den letzen Jahren überall in Deutschland Probleme gab, ist es wohl klug, sich darauf einzustellen. Sagt man aber laut, dass der Hersteller nicht pünktlich liefert, riskiert man schnell einen Rechtsstreit. Fordert Hamburg die S-Bahn auf, die 472 zu ertüchtigen, dann müssen die Wagen langfristig eingesetzt werden und Hamburg muss das bestellen und bezahlen. Die S-Bahn gehört zur Bahn und muss so wirtschaftlich wie möglich arbeiten. Die stellen sich keine zusätzlichen Wagen hin, wenn sie nicht müssen.

Ich lese das so, dass erst einmal ein Sicherheitsnetz eingezogen worden ist. Wenn die Probleme der 490er am Anfang so ähnlich werden, wie bei den 474ern, dann werden wir die alten 472er noch sehr lange in Hamburg erleben! Die erste Serie 490er muss komplett zuverlässig laufen, vorher dürfen die 472 nicht verschrottet werden. Das wird ein Roulettespiel, denn natürlich will die S-Bahn möglichst keine Erhaltungsmaßnahmen in die Züge stecken, denn wer würde das bezahlen? Der Hersteller der 490?

Typisch Hamburer Verkehrspolitik. Unfähig auf die positive Nachfrageentwicklung einzugehen. Jedes private Unternehmen, das nicht rasch auf Steigerung dre Nachfrage reagiert ist fix weg vom Markt. Politiker schert das nicht, sie denken sich nur eine neue Sprüche, mit denen Probleme schön geredet werden! Eine Verlängerung der S3 und S11 Züge kostet keinen zusätzlichen Tirebfahrzeugführer, keine neue Fahrplantrasse und ist daher nahezu kostenneutral zu machen. Warum nicht die Fahrplanverbesserungen sofort umsetzen!!! Es gibt in der Kundenakzeptanz keinen Unterschied zwischen BR 472 oder 474, hauptsächlich die Züge fahren pünktlich.

Der Kommentar macht mich ein bisschen ratlos: In diesem Artikel geht es doch gerade darum, dass man jetzt sieht, dass es bei der Neubeschaffung Kapazitätsprobleme geben könnte und hat sich deswegen darauf geeinigt, die alten Wagen länger als vereinbart fahren zu lassen. Was ist denn daran unfähig? Ich finde, dass da schnell auf ein jetzt erkanntes Problem reagiert wurde.

Und dass die Verlängerung der S3 und S11 nahezu kostenneutral ist, stimmt einfach nicht. Man benötigt dafür die Wagen. Und wenn es sie gibt, müssen die Betriebskosten schon eingerechnet werden. Und das ist auch nicht unerheblich.

Und warum die Fahrplanverbesserungen nicht sofort umgesetzt werden? Weil die Wagen noch nicht da sind. So einfach ist es.

Bei der Aufzählung des Herrn Bill vermisse ich die unsäglichen, überfüllten Kurz-Züge der S11, die ebenfalls unbedingt der Vergangenheit angehören sollte.

Und langfristig reichen auch die 12 nachbestellten Züge nicht.

Zu beachten wäre dann noch, dass die 490er durch den längeren Triebwagenführerstand 8.5% weniger Sitz- und Stehplätze haben! In der S3 wird es bei Vollzügen dann noch voller, als es jetzt schon ist.

Die BR490 hätte man auf halbe Bahnsteiglänge auslegen müssen, d.h. 2 Einheiten wären so lang wie ein bisherige Langzug aus 3 Einheiten. Das hätte teure Führerstände gespart und mehr Plätze geschaffen. Hat wohl niemand dran gedacht.

Die S-Bahnzüge auf halbe Bahnsteiglänge bauen geht leider nicht, da längst nicht das gesamte Netz für Langzüge ausgelegt ist, sonst hätte man dieselben Probleme wie mit dem DT4 bei der Hochbahn. Die einzigen Linien die durchgängig Langzüge zulassen sind die S2, die Gleichstrom-S3 und die S31, wobei ich mir bei der S31 nicht mal sicher bin, ob die Kehrgleise in Altona lang genug sind. Die S1/S11 verfügt generell nur über 135m lange Bahnsteige, wobei der Abschnitt Berliner Tor – Barmbek recht schnell auf 200m ausgebaut werden könnte, der Rest der Linie aber nicht. Die S2/S21 ist derzeit durchgängig bis Bergedorf mit Langzügen befahrbar, zwischen Bergedorf und Aumühle jedoch nicht. Auf der S3 ist der Mischbetrieb auf der Niederelbebahn auch nur mit Vollzügen möglich. Auch die geplanten S-Bahnen nach Kaltenkirchen und Ahrensburg sollen nur für Vollzüge ausgelegt werden.

Das sind ja gute Nachrichten, das die 472er nun auch weiterhin im Regelbetrieb eingesetzt werden dürfen.

Der neue Verkehrsvertrag untersagte ja den Einsatz im Regelbetrieb. Jedoch nicht den Einsatz in Zusätzlichen Diensten. Oder als Ersatzleistung für defekte 474/490. Diese Möglichkeiten für einen Einsatz gibt auch der neue Verkehrsvertrag her.

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