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Die meisten Schwarzfahrer wurden in Eppendorf geschnappt

15.715 Fahrgäste kontrolliert – 346 davon hatten keine Fahrkarte. Das ist die Bilanz nach dem ersten Prüfmarathon gestern im HVV. Die mit Abstand meisten Schwarzfahrer wurden ausgerechnet in den wohlhabenden Stadtteilen Eppendorf und Othmarschen erwischt. Ab heute wird wieder unangekündigt kontrolliert.
Christian Hinkelmann
Ein U-Bahnzug vom Typ DT5 auf der Linie U3 vor der Elbphilharmonie in Hamburg
Ein U-Bahnzug vom Typ DT5 auf der Linie U3 vor der Elbphilharmonie in Hamburg
Foto: Christian Hinkelmann

Der HVV hat bei seinem ersten Prüfmarathon gestern 346 Schwarzfahrer erwischt – trotz Vorankündigung. Insgesamt wurden bei der Aktion zwischen sechs und 18 Uhr 15.715 Menschen an zwölf Haltestellen und in vielen Bussen und Schnellbahnen kontrolliert. Im Schnitt lag die Quote der erwischten Schwarzfahrer bei 2,2 Prozent. Das ist etwas weniger als bei „normalen“ unangekündigten Kontrollen mit einer durchschnittlichen Quote von knapp drei Prozent.

Überraschend: Die mit Abstand meisten Schwarzfahrer wurden ausgerechnet in den wohlhabenden Stadtteilen Eppendorf und Othmarschen erwischt. Am U-Bahnhof Eppendorfer Baum hatten 6,5 Prozent aller kontrollierten Menschen keinen gültigen Fahrschein. Am Bahnhof Othmarschen waren es 4,8 Prozent. Am S-Bahnhof Harburg lag die Schwarzfahrer-Quote dagegen nur bei 0,8 Prozent. In Uetersen und Buchholz gab es sogar gar keine Sünder.

„Der erste HVV-Prüfmarathon war ein Kraftakt, der sich gelohnt hat. Der weit überwiegende Teil der Fahrgäste zeigte sich gut informiert und begrüßte die Aktion“, so der Verkehrsverbund in einer Mitteilung. Das Ziel, für die Notwendigkeit von Fahrkartenkontrollen zu werben, sei damit erreicht worden. Ab sofort werde wieder unangekündigt kontrolliert.

Bei dem ersten HVV-Prüfmarathon waren gestern insgesamt 150 Fahrkartenkontrolleure bei Hochbahn, S-Bahn, VHH, AKN, Autokraft, KVG, KVIP und BuchholzBus im Einsatz.

Das Thema Schwarzfahrer ist dem HVV sehr ernst. Jedes Jahr entgehen ihm dadurch laut eigenen Angaben 20 Millionen Euro Fahrgeldeinnahmen. Dagegen stehen rund 3 Millionen Einnahmen aus „Strafgebühren“, die erwischte Schwarzfahrer zahlen müssen (hier Einzelheiten lesen).

Immerhin: Seit 2012 konnten die Verluste durch Schwarzfahren durch den Zwang zum Vorne-Einstieg im Busbereich um jÃ…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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6 Antworten auf „Die meisten Schwarzfahrer wurden in Eppendorf geschnappt“

„Prüfmarathon“, „Blitzmarathon“ – alles Schwachsinn! Polizei und Verkehrsbetriebe sollten sich vom üblichen „Abzocke“-Gezeter nicht verwirren lassen. Die Regeln sind doch klar; wer dagegen verstößt, muss sich dafür verantworten. Fertig is!
Und dass die Gruppe der Schwarzfahrer ein Querschnitt durch die Bevölkerung ist, ist nicht überraschend sondern logisch. Denn das hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit Geiz und asozialem Verhalten. Und das ist eine Krankheit der gesamten Gesellschaft.

Soso, Eppendorfer Baum und Othmarschen. Aber Harburg liegt ziemlich am Ende 😉 Gefällt mir:)

Aber mal ehrlich, es wurden Bushaltestellen, an denen mehr oder weniger beim Einstieg kontroliert wird mit Bahnhöfen verglichen…

der „Prüfmarathon“ hatte nicht das Ziel, möglichst viele ohne Fahrschein anzutreffen, um sie dann abzukassieren.
In Anlehnung an den „Blitzmarathon“ erhofft man sich eher ein Umdenken der Leute. Wenn man die Leute sozusagen erwischen will, dann wird das nicht vorher angekündigt.
Hamburg hat überdies nicht gerade eine hohe Schwarzfahrerquote und die wenigsten werden erwischt. Insofern ist das sowieso keine besonders einträgliche Sache. Gemacht werden muss es aber, weil ohne Präsens des Prüfdienstes wäre die Quote sicher ungleich höher.
Schon der Vorneeinstieg hat die meisten zum Umdenken gebracht.

Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass arme, hungernde Menschen Schwarzfahren. Nein, es sind Menschen, die genügend Geld haben, aber sich dumm-schlau sagen: Wenn ich das Geld für die U-Bahn spare und mir das eine oder andere zusammenklaue, dann kann ich mir Markenklamotten leisten. So geht das heute.

Der sog. „Prüfmarathon“ war blinder Aktionismus ohne echten Wert, da auf breiter Front herausposaunt wurde, wo die Kontrollen stattfinden sollten. Einen geringen Sinn hätte es allenfalls ergeben, wenn man am selben Tag auch an anderen (nicht genannten) Stationen kontrolliert hätte.

Einzig sinnvoll und zielführend sind in diesem Zusammenhang nur nicht verlässlich kalkulierbare Kontrollen an den Bahnhöfen und in den fahrenden Zügen. Vor allem die Nordbahn | NBE von Hamburg-Altona bzw. Hamburg Hbf. über Elmshorn nach Wrist bzw. Itzehoe hat hier ganz erhebliche Vollzugsdefizite und genießt schon den zweifelhaften Ruf als Schwarzfahrerparadies, weil tagsüber so gut wie nie kontrolliert und selbst abends die vertraglich abverlangte 100%-Zugbegleiterquote nicht einmal annähernd erreicht wird.

Es bleibt dabei: Schwarzfahren ist ebenso asozial wie der Vandalismus an und in Bussen und Bahnen und geht zu Lasten der ehrlichen / zahlenden ÖPNV-Kunden sowie der Gemeinschaft der Bürger und Steuerzahler.

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