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Gegen Bundestrend: Zahl der Verkehrstoten in Hamburg nimmt wieder zu

In Hamburg gibt es wieder mehr Verkehrstote. Bis August sind auf den Straßen acht Menschen mehr ums Leben gekommen als im Vorjahreszeitraum. Autoverkehr nimmt zu.
Christian Hinkelmann
Symbolbild: Feuerwehreinsatz auf Hamburgs Straßen
Symbolbild: Feuerwehreinsatz auf Hamburgs Straßen

In Hamburg ist die Zahl der Verkehrstoten wieder gestiegen: Allein zwischen Januar und August sind auf den Straßen der Hansestadt 20 Menschen ums Leben gekommen. Das sind acht mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Das hat das Statistische Bundesamt bekannt gegeben.

In der Statistik noch nicht enthalten sind die beiden tödlichen Unfälle der vergangenen Wochen: Am 10. Oktober wurde in Ochswerder ein elfjähriger Schüler von einem Lastwagen überrollt, als er aus einem Bus ausstieg – nur einen Tag später überfuhr ein abbiegender LKW eine 19-jährige Radfahrerin in Eilbek.

Hamburg bewegt sich mit diesen steigenden Zahlen gegen den Bundestrend: Außer in Berlin, Schleswig-Holstein und dem Saarland ist die Zahl der Unfalltoten in allen anderen Bundesländern entweder gesunken oder unverändert geblieben.

Die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen in Hamburg ist dagegen gesunken und lag bis August bei 6.402 Menschen. Das sind um 5,3 Prozent weniger als noch im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Autoverkehr in Hamburg nimmt offenbar zu

„Entscheidend für den Anstieg der Verkehrstoten ist auch der steigende Verkehr“, sagte ADAC-Sprecher Hans Duschl dazu in der Hamburger Morgenpost. „Die steigenden Zulassungszahlen deuten zumindest daraufhin, dass …

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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10 Antworten auf „Gegen Bundestrend: Zahl der Verkehrstoten in Hamburg nimmt wieder zu“

„(solange die Busse nicht im selben Stau stehen wie die Autos)“

Das tun sie in Hamburg aber. Bus fahren in Hamburg ist „organisierte Zeitverschwendung“ (Die ZEIT).

Mir ist auf den ersten Blick unbegreiflich, wie in unserer Stadt der Motorisierungsgrad (Verhältnis von zugelassenen PKW zur Einwohnerzahl) seit 2009 wieder kontinuierlich gestiegen ist. Hamburg ist in diesem Zeitraum zwar jährlich um tausende EinwohnerInnen gewachsen (um ca. 3%), die Zahl der PKW aber umso stärker (+ 7,1 %)! Immer mehr Autos auf den Straßen erzeugen immer mehr Verkehr, aber gerade dadurch reduziert sich ja auch der Hauptnutzen des PKW, nämlich der vermeintliche Zeitgewinn durch zunehmende Staus. Das liegt eben nicht nur an der Vielzahl von Baustellen, liebe FDP!

Bei Erklärungsversuchen unterstelle ich, dass nicht allein mehr Haushalte einen PKW (oder gleich mehrere) ihr eigen nennen als vorher, sondern dass ein Gutteil der Zunahme des PKW-Bestandes auf die wachsenden Flotten der Car Sharing- und Mietwagenunternehmen zurückzuführen ist. Das wäre mal zu untersuchen.

Jedenfalls schreit dieser Umstand geradezu nach, den ÖPNV attraktiver zu machen und das Parken zu verteuern. Allein schon die P+R-Bewirtschaftung wurde bis heute auf Hamburger Gebiet noch nicht flächendeckend konsequent umgesetzt. Nach den anfänglich zu erwartenden Protesten scheinen sich die P+R-Parkhäuser inzwischen ja zu rechnen. Natürlich müsste auch das Parken in den umliegenden Straßenzügen (Anwohner ausgenommen) kostenpflichtig werden.

Doch auch P+R kann natürlich nur als zweitbeste Alternative gelten. Schließlich tragen auch dessen NutzerInnen zur allgemeinen Verkehrsdichte bei der An- und Abfahrt bei (dabei spielt auch keine Rolle, mit welcher Antriebstechnik die Autos fahren). Dem ist der Umweltverbund (ÖPNV-, Rad- und Fußverkehr) eindeutig überlegen (solange die Busse nicht im selben Stau stehen wie die Autos). Nur durch die konsequente Förderung und Nutzung von ÖPNV- und Radverkehr werden unsere Straßen nachhaltig vom Verkehrsinfarkt befreit.

Die gestiegene Anzahl von Verkehrstoten ist natürlich traurig. Mich würde nicht überraschen, wenn die große Mehrzahl dieser Verkehrsopfer mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs war und von einem PKW oder LKW erfasst wurde. Dann dürfte zur Verbesserung der Unfallbilanz auch eine Verringerung des Fahrzeugbestandes beitragen.

Ja, so ist die traurige Realität in der Freien und Autostadt Hamburg.

Neulich erst wieder erlebt:
„Schneller Flitzer“ brettert mit gefühlt 100 km/h abends auf der B75 im Bereich Bahnhof Tonndorf stadteinwärts. An den immer noch vorhandenen Blumen und Kerzen für den jüngst verunglückten Motoradfahrer vorbei, der mit überhöhter Geschwindigkeit auf einen Linie27-Bus geknallt war. Und keine Polizei der Welt interessiert sich dafür. Und keine Straßenbehörde senkt wenigstens die erlaubte Geschwindigkeit. (Auch wenn sich sowieso niemand daran hält.) Dass die Autorennen, die anscheind auf Jungfernstieg oder Reeperbahn wohl unterbunden wurden, jetzt auf der (zwar weniger „prestigewürdigen“) B75 ausgetragen werden, kümmert auch niemanden.

Wenn ich daran denke, wie auf einem Verkehrsseminar letztes Jahr von allen Seiten alles so schöngeredet wurde. Brrrr.
Es ist einfach nur zum k…!

Man stelle sich mal vor im ÖPNV würden in 8 Monaten 20 Leute zu Tode kommen und 6.400 verletzt werden. Welch ein Aufschrei ginge durch die Stadt. Das allgemeine Publikum und besonders die Politik nehmen die „Opferzahlen“ als unvermeidbaren Kolateralschaden der Autoindustrie einfach hin. Man sollte doch auch einmal die Zahlen derer veröffentlichen, die im ÖPNV im gleichen Zeitraum zu Schaden gekommen sind!!! Dann würde klar, es gibt nichts sicheres als den ÖPNV. Daher muss dieser ausgebaut werden, schnell pragmatisch ohn ohn nicht bezahlbare Prestigeprojekt wie die U5.

So lange Autoanzahl und Rücksichtslosigkeit weiter steigen und sinnlose Verkehrsschilder aufgestellt und Verbote nicht ernst genommen (weil nicht geahndet) werden, werden wir auch weiter steigende Opferzahlen verzeichnen.

Mit sinnlosen Verkehrsschildern meine ich z.B. Tempo-30-Zonen, Parkverbote in der Mönckebergstraße oder die „Einfahrt verboten“-Schilder an der Petrikirche. Besonders letztere werden nicht ernst genommen.

Das Bittere ist, dass die tödlichen Unfälle im Stadtgebiet in weit höherem Maße durch LKWs verursacht sind, als es der Anteil von LKW am Verkehrsaufkommen vermuten lässt.

Untersuchungen – etwa von „Transport for London“ – haben gezeigt, dass für die hohe Zahl an Unfällen und Unfallopfer auch schlechte Sichtverhältnisse aus dem Führerraum der LKJWs verantwortlich sind. Die Front ist so schlecht konstruiert, dass der Fahrer zu wenig von der Straße sieht und so auch andere Verkehrsteilnehmer oft nicht wahr nimmt, bevor es zu gefährlichen Situationen und Unfällen kommt.

Die LKW-Industrie kann auch andere LKWs bauen und verkaufen. Doch sie macht es zu wenig. Weder in Deutschland noch anderswo.

Hamburg ist eine Autofahrerstadt.
Der HVV hat zwar Zuwächse, der Anteil der ÖPNV Nutzer am Gesamtverkehr ging nach der letzten mir bekannten Statistik aber zurück.
Da ist es kein Wunder, dass es auch mehr Verkehrstote gibt. Die Politik hat so entschieden. Für uns Hamburger gibt es keine Möglichkeit eine Partei zu wählen, die den ÖPNV wirklich stärkt, an Statt die Bundeszuschüsse für zweifelhafte ÖPNV Maßnahmen zu verschwenden.

Auch wenn die beiden erwähnten, fürchterlichen Unfälle durch LKW verursacht wurden:
Hamburg erstickt am Individualverkehr, aber „Das Erste“ bringt zur besten Sendezeit einen Bericht über Autofahrer, die sich über die Hamburger Parkgebühren ausheulen („Der Geld-Check (2)“, ARD, 24.10.2016, 20:15). Gibt es noch mehr Beweise, dass wir immer noch zu wenig ÖPNV haben, und dass dieser zu teuer ist?

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