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Koalitionsverhandlungen stocken offenbar wegen Stadtbahn

Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen in Hamburg sind gestern erstmals ins Stocken geraten. Nach mehr als fünfeinhalb Stunden wurden die Verhandlungen ergebnislos vertagt. Streitpunkt dürfte das Thema Stadtbahn und U-Bahn-Ausbau gewesen sein.
Christian Hinkelmann
Fotomontage: Stadtbahn am U-Bahnhof Hoheluftbrücke in Hamburg
Fotomontage: Eine Stadtbahn am U-Bahnhof Hoheluftbrücke in Hamburg
Foto: Christian Hinkelmann

Nach Informationen des Hamburger Abendblatts hätten sich beide Parteien in diesem Punkt festgebissen.

Die Grünen wollen in Hamburg eine Niederflur-Straßenbahn (Stadtbahn) bauen. Im ersten Schritt sollen die hochbelasteten Metrobuslinien M5 (Innenstadt – Niendorf) und M13 (Wilhelmsburg) zu Schienenstrecken umgebaut werden.

Die SPD unter Bürgermeister Olaf Scholz lehnt den Bau einer Stadtbahn dagegen vehement ab und setzt auf den Bau einer 30 Kilometer langen neuen U-Bahnlinie (U5) quer durch die Hansestadt. Ein erster kurzer Abschnitt soll allerdings erst Ende des nächsten Jahrzehnts fertig werden, die komplette Linie sogar erst im Jahr 2040.

Die Koalitionsgespräche werden am kommenden Montag fortgesetzt.

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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13 Antworten auf „Koalitionsverhandlungen stocken offenbar wegen Stadtbahn“

Ich war letzten Sommer in Padua, Italien, dort haben sie eine atr Spurgeführten O-Bus der Firma Trans Lohr. Ich frage mich, warum wir dieses System nicht genommen? Der Eingriff in den Strassenoberbau erscheint mir verhältnismäßig gering und damit bestimmt günstiger als bei einer Strassen/Stadtbahn. Und durch den Elektroantrieb über Oberleitung ist es auch umweltfreundlich.

Am 05.03.2015 fand übrigens in der Heilandskirche in Berlin-Moabit eine Informations-Veranstaltung zur geplanten Verlängerung der Straßenbahn vom Berliner Hauptbahnhof nach Moabit statt. Die Kirche war mit rund 100 Personen gut besetzt. Was nun folgte, kann als Vorbild für jegliche Straßenbahn-Diskussion genommen werden: Die Vertreter/innen der zuständigen Senatsverwaltung informierten umfassend über die verschiedenen möglichen Varianten der Linienführung. Von den Anwesenden stammte rund die Hälfte aus Moabit. Sie tauschten sich interessiert und sachlich über das Projekt aus. Eine solche Polemik, wie sie etwa Herr Scholz zur Hamburger Stadtbahn äußert, gab es nicht – sie wäre in diesem Rahmen auch vollkommen deplatziert gewesen.
Hinterher zeigten sich auch die Vertreter/innen angetan von der hohen Sachkunde der Bürgerinnen und Bürger. Dabei muss angemerkt werden, dass die Straßenbahn nach Moabit durchaus technisch anspruchsvoll ist, weil die Straßenquerschnitte nicht allzu breit sind. Trotzdem haben es die Planer/innen geschafft, hier wahre Meisterleistungen zu vollbringen, wie man sie auch aus Frankreich kennt.

Vielleicht sollte man einmal Herrn Scholz anhand dieses Beispiels ausrichten, wie eine sorgfältige und bürgernahe Straßenbahn-Planung aussehen kann. Eine so konfrontative Verkehrspolitik wie sie Hamburg
derzeit vorführt, hilft für meine Begriffe auf Dauer niemandem. Für mich liegt auf der Hand, dass in Europa keine Metropole ohne Straßen- oder Stadtbahnsysteme auskommen kann – und natürlich auch Hamburg nicht. Es ist halt wie mit dem Schwimmer, der sich erst nicht ins kalte Wasser traut, hinterher aber stolz ist, den Schritt dann doch gewagt zu haben … !

Dann wäre doch jetzt auch die Zeit und Möglichkeit sich über komfortablere, ökologischere, wirtschaftlichere und kostengünstigere Verkehrslösungen in Hamburg Gedanken zu machen: Personal Rapid Transit und autonomes Auto und der ggf. spätere (so ca. ab Ausbaustufe 3) Mix aus beiden Lösungen. Nicht wahr Herr Dr. Steffen ?

Hamburg könnte weltweit führender Innovationsstandort für Verkehrslösungen werden. Man muss nur wollen ! Und Made in Germany könnte auch wieder etwas Wert werden.
Sprich: Die Weiterentwicklung und der Mix eines Personal Rapid Transit – / Group Rapid Transit- und eines „Individual Private Rapid Transit“- (systemintelligente private Podcars integriert zunächst auf den Neubaustrecken, ggf. etwas kleiner als heutige PKW, später auch auf den normalen Strassen, GPS gesteuert) Systems für Hamburg. Übrigens auch Frachtgüter kann man mit PRT-Systemen transportieren.

Informationen zu aktuellen PRT- / GRT- Systemen und Herstellern gerne hier (dort in den Kommentaren weiter unten):
LINK: https://test.nahverkehrhamburg.de/hvv/item/1370-wahl-check-diese-verkehrsprojekte-will-die-spd-bis-2020-vorantreiben

Gruß
Mr.C

U-Bahn oder Stadtbahn sind – entgegen der landläufigen Meinung – kein Beitrag zum Umweltschutz!

Schienenverkehre eignen sich für schwere Lasten auf weiten Entfernungen – und dann sind sie auch sehr energieeffizient. Bei einer Stadtbahn oder U-Bahn wird diese Technik jedoch für extrem leichte Fracht verwendet, nämlich maximal 4 Personen (a 80 kg) pro m². Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 20% beträgt die tatsächlich beförderte Nutzlast weniger als 30 kg pro Kubikmeter, die dann mit relativ schweren Fahrzeugen auf extrem kurzen Strecken (ca. 800 m bis zur nächsten Haltestelle) befördert wird. Das kann nicht wirklich umweltfreundlich sein – und ist es auch nicht:

PkW = 1,99 Megajoule pro Personenkilometer – (Benzin/Diesel)
BUS = 1,05 MJ/Pkm + 20% Umweg zum PkW = 1,26 MJ/Pkm – (Diesel)
U-/S-/Stadtbahn = 1,32 MJ/Pkm + 20% Umweg zum PkW = 1,58 MJ/Pkm – (Strom)
(lt. Bundesumweltamt für 2010)

Das positive Umweltimage innerstädtischer Schienensysteme stammt aus einer Zeit als unsere Autos im Schnitt noch über 10 ltr/100km verbrauchten. 2010 lag das Durchschnittsauto bei 7,5 ltr/100km und heute (2015) liegen wir bei ca. 7 ltr/100km (=1,86 MJ/Pkm). Hält diese Entwicklung weiter an, dürfte sich der energetische Vorteil einer U- oder Stadtbahn in ca. 10 Jahren in das glatte Gegenteil verkehren! – Das kann es doch wohl nicht sein!

Beide Parteien befinden sich mit ihrer traditionellen Verkehrsplanung auf zwei unterschiedlichen Holzwegen. Gemeinsam ist ihnen dabei, dass sie das Aufkommen neuartiger ÖPNV-Systeme ignorieren, die deutlich umweltfreundlicher sind. Ein Fehler, den beide jetzt beenden könnten.

/hjm 6.3.2015

Das war vorauszusehen. Da für die Grünen die U-Bahn des Teufels und unter allen Umständen zu verhindern ist, wird man so lange ideologisch mit dem Brecheisen verhandeln, bis die SPD in ihrer Machtgeilheit zur Selbstaufgabe bereit ist. Aber Hamburg hat es so verdient, wenn man eine Partei wie die Grünen mit Verkehrskonzepten von vorgestern wählt.

Eines verstehe ich an dieser mittlerweile 40 Jahre alten Diskussion nicht. Glaubt jemand der Wähler tatsächlich an eine U5 oder an eine Stadtbahn? Wenn beide Parteien ehrlich wären würden sie Erklären, dass es beides nicht geben wird. Schafft man ja in Hamburg seit den 80ern nicht, warum also Jetzt? Die U-Bahn ist 40 Jahre zu spät, die Stadtbahn ganze 20 Jahre. Wir werden noch bis 2030 Verkehrskollaps in Hamburg und Deutschland erleben, weil die ÖPNV durch die Jeweiligen Landesregierungen Unattraktiv gemacht wird. Das die M5 eine Tram bekommen muss, ist jedem Städteplaner und Ökonom klar, ebenso dass die Mär von weniger Platz für Autofahrer fürn Popo ist, wenn man die Tramgleise in Asphalt legt und die Busspuren ersetzt durch Kombinierte Spuren, und nur die Bussteige zu Busexklusiven Bereichen erklärt. Grade die Strecke Veddel über HBF bis Niendorf verläuft doch eh größtenteils auf eigener Trasse und eine Tram beschleunigt und bremst auch besser als ein Bus, und ist zudem effektiver. Die U-Bahn ist nicht Realistisch, wenn der Bundeshaushalt das Sparen veranlasst, selbst dringend wichtige Projekte wie die Sanierung von Dortmunds U79 wird nur zögerlich angegangen. Warum soll dann also ein Milliarden schweres Paket wie die U5 so Plötzlich realisierbar sein? Ich bin seit über 15 Jahren dafür: Einen Fahrplan für den Ausbau des ÖPNV in Hamburg, und das Parteiübergreifend und auf 1-2 Jahrzehnte geblickt. Aber ja Herr Scholz, sie werden den Kollaps in Hamburg schön in Blankenese oder sonstwo im Alter nicht mehr Interessieren, ebenso 55% der Hamburger nicht mehr. Die Jungen Menschen werden uns in 20-30 Jahren Fragen: Warum habt ihr unsere Stadt verkommen lassen.. Und wir werden Antworten: Weil wir zu Egoistisch waren und nur an uns dachten.
Wir sollten eine Busfreie M5 und M13 fordern und das besser gestern als heute. Und ein guter ÖPNV mit Kostenlosen P+R wird auch den heiligsten Autofahrer zum HVV locken, wenn er eben Attraktiv ist.

http://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/2014_b_jahresbilanz.html
Schöne Auto Zukunft.. Naja Fracking machts möglich 🙁

Straßenbahn-Fans schrecken nicht einmal mehr davor zurück, in ganz Deutschland die Fans zu mobilisieren, um die Abendblatt-Online-Umfrage („Braucht Hamburg wieder eine Straßenbahn?“) zu manipulieren:

http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?5,7321871

Offensichtlich wollen sie von unserem Steuergeld sich ein Spielzeug bauen? Herr Scholz, bleiben Sie hart! Hamburg braucht den U-Bahnausbau und zwar schnell!

Jetzt geht der ganze Zirkus wieder los !
Wie bei der Papstwahl müßte man die Politiker einsperren, mit nichts anderes als Brot und Wasser, bis sie sich endlich einig geworden sind.
Ich bin sicher auch ein Freund und Verfechter der Straßenbahn und Stadtbahn, und stehe u.a. deshalb auch voll hinter der CDU, aber die Hamburger haben sich nun einmal anders entschieden und das muß man respektieren.
Was ist das doch für ein verdrehtes politisches System, in dem die Miniparteien (FDP, Grüne, usw.) die immer gerade an der 5%-Grenze vorbeikratzen ständig die großen (CDU und SPD) als Geisel nehmen können um ihren Willen durchzusetzen. Es geht doch nicht, daß eine Partei die keine 10% der Bürger vertritt am Ende das ganze Sagen hat, wegen der Drohung, daß sie sonst die Koalition platzen läßt. Da ist aber das Französische Wahlsystem, mit den 2 Durchgängen, in dem am Ende nur eine Partei regiert aber 100x besser.
Die Hamburger wollten die SPD, jetzt muß man dieser auch die Gelegenheit geben zu beweisen, daß hinter den ganzen Versprechen nicht nur Luftschlösser stecken, wie wir es in der ganzen Zeit vor 2001 erfahren durften, sonst sagen die wieder, daß die Grünen Schuld waren an ihrer eigenen Inkompetenz.

Die Buslinie M5 auf Stadtbahnbetrieb umzustellen ist genau der richtige Ansatz. Es ist die Referenzstrecke für die moderne Straßenbahn, die Hamburg so dringend braucht. Auf dieser Strecke, von der Innenstadt nach Niendorf (idealerweise mit einem Abzweig Richtung UKE), könnten alle Hamburgerinnen und Hamburger, aber auch die vielen Besucher der Stadt sofort sehen, dass es sich hier um ein besonders hochwertiges, leistungsfähiges und umweltfreundliches Oberflächesverkehrsmittel handelt. Das noch dazu den öffentlichen Raum mit Rasengleisen deutlich aufwertet und die trennende Wirkung von oft viel zu breiten Straßen abmildern kann. Man sieht es ja sehr schön anhand der Visualisierungen des Betreibers dieser Seite.

Ich hoffe sehr, dass die Grünen hier standhaft bleiben. Dieser Punkt ist aus meiner Sicht ein Kernbestandteil der Zukunftsfähigkeit Hamburgs.

Wenn es wirklich um die Thematik „U-Bahn“ vs „Stadtbahn“ geht, so sind dieser „Streit“ + „Unterbrechung“ der Koalitionsverhandlungen notwendig.

Denn nur so können, egal wie das spätere Ergebnis ausfällt, beide Partner ihr Gesicht waren.

An der sinnvollen Stadtbahn für Hamburg wohlmöglich eine Koalition scheitern zu lassen oder den Partner zu zwingen, seine Essentials aufzugeben, das ist für klar denkende Menschen nicht nachvollziehbar. Bereits 1978 war die Stillegung der Hamburger Straßenbahn der größtmögliche Fehler in der Verkehrspolitik der Hansestadt. Die Chefetage der Hochbahn war daran sehr unrühmlich mit falschen Argumenten beteiligt, nachdem sie das System systematisch hatte verkommen lassen. Ein ungeliebtes Kind eben. Während Metropolen der Welt woe Paris oder Los Angeles moderne Staßenbahnsystreme neu errichten, um der Autoflut Herr zu werden, bleibt Hamburg in der tiefen Vergangeheit stecken. Oder besteht noch Hoffnung ?

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