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Podiumsdiskussion: Kostenloser HVV – sinnvoll oder Spielerei?

Ist ein kostenloser HVV in Hamburg eine sinnvolle Zukunftsvision oder nur Spielerei? Heute Abend diskutieren Experten in einer öffentlichen Podiumsdiskussion darüber.
Christian Hinkelmann
Menschen steigen am Bahnhof Holstenstraße in Hamburg in eine S-Bahn
Menschen steigen am Bahnhof Holstenstraße in Hamburg in eine S-Bahn

Nach dem überraschenden Vorstoß der Bundesregierung vor einigen Wochen diskutieren Experten heute Abend über die Frage, ob eine kostenlose Nutzung von Bahnen und Bussen in Hamburg sinnvoll oder nur eine teure Spielerei wäre.

Auf dem Podium sitzen der Chef der Hamburger Hochbahn, Henrik Falk, Verkehrsexpertin DR. Philine Gaffron von der Technischen Universität Harburg, sowie die beiden Grünen-Politiker Martin Bill und Anjes Tjarks.

In der Diskussion sollen unter anderem die FRagen geklärt werden, was ein fahrscheinfreier HVV für Konsequenzen hätte und welche Voraussetzungen dafür überhaupt nötig wären. Außerdem soll es um die Fragen gehen, welchen Einfluss Ticketpreise bei der Entscheidung zum Umstieg auf den ÖPNV haben und von wem die fehlenden Einnahmen finanziert werden könnten.

Die öffentliche Podiumsdiskussion wird von den GRÜNEN organisiert und findet heute Abend um 19.30 Uhr im Kaisersaal im Hamburger Rathaus statt.

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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14 Antworten auf „Podiumsdiskussion: Kostenloser HVV – sinnvoll oder Spielerei?“

Die Verbindung zur City ist entlang der Bahnachsen einigermaßen entwickelt. Die S3 ist aber stark überlastet.
Was beim HVV stark unterentwickelt ist, sind Ring und Querverbindungen. Langenhorn Flughafen oder Neugraben Altona. Die rudimentären Busverbindungen fahren Umwege und Halten an jeder Milchkanne.
Im Raum des Ring 3 ist der Modal Split deutlich schlechter als in der City. Querverbindungen sind nur mit PKW erträglich. Auch kostenlos gäb es bei dem System kaum weniger Verkehr.
Und es fehlt eine konsequente Busbeschleunigung. Mein Bus (eine Nebenlinie) stoppt regelmäßig minutenlang an parkenden Pkw. 3 dort legal parkende Pkw halten den Bus, 20 Fahrgäste und div folgende Pkw auf. Da könnte man viel rausholen.

Laut Hamburger Abendblatt hatte Anjes Tjarks bei der Podiumsdiskussion gesagt: „Wir denken, nicht der Preis ist entscheidend, sondern die Angebotsqualität“. Aus meiner Sicht stimmt das so nicht. Bestes Beispiel ist doch Flixtrain. Hier steuert sich alles über den günstigen Preis, und die Fahrgäste nehmen die Makel und Macken der Wagen in Kauf.

Und ich bin mir sicher, dass wenn der HVV seine Preise für alle Fahrkarten um 50% senken würde sich die Verluste durch deutlich steigende Fahrgastzahlen ausgleichen würden.

Und anstatt immer nur darüber zu reden, sollte man das Tarifsystem endlich einfacher machen. Eine einfach Fahrt für einen Erwachsenen 2.00€ und für Kinder bis 16 Jahre 1.00€. Tageskarte für 3.00€ bzw. 1.50€. Da weiß man woran man ist ohne Kurzstreckentarife, Nahbereiche, Tarifzonen, Tageszeiten usw. So schwer kann das doch nicht sein.

Dann kommt immer wieder das Argument, der HVV habe seine Kapazitätsgrenze erreicht. Hamburg ist eine Großstadt mit ca. 1.8 Millionen Einwohnern. Da kann ich nicht erwarten zur Hauptverkehrszeit in einen Bus oder eine Bahn zusteigen, und alles ist leer, und ich kann mir einen freien Sitzplatz aussuchen. Das wird es nicht geben.

Man kann aber schon erwarten, dass man zur Hauptverkehrszeit überhaupt noch in den Bus oder in die Bahn einsteigen kann, ohne sich platt wie eine Flunder machen zu müssen.

Hier werden aber auch Äpfel mit Birnen verglichen. 40 Ct/km für Pkw ist schon recht niedrig. Selbst der ADAC rechnet für die Kompaktklasse oft mit 50-60 Cent/km Vollkosten. Soweit man Pkw-Halter ist bzw. grundsätzlich dauerhaft unkompliziert Zugriff auf einen Pkw hat, ist die Nutzung vergleichbar mit einer Flatrate, dann müsste man aber auch die Abo-Preise im HVV heranziehen. Ansonsten bei temporärer Nutzung fremder Pkw usw. könnten auch die Mietwagen/Car-Sharing Preise pro km mit den Einzelkartenpreisen im HVV verglichen werden. Bei den Vergleichen würde der HVV dann sicher nicht mehr ganz so schlecht aussehen. Pkw-Fahrer unterschätzen in Summe oft die tatsächlichen Kosten und orientieren sich eher am Spritpreis. Außerdem wird dem Komfort im individuellen Pkw ggü. dem Massentransportmittel ÖPNV sehr viel beigemessen. Das ist auch ok so, jedem seine individuelle Freiheit soweit diese nicht andere Menschen in ihrer Freiheit einschränkt. Wer Auto fahren will, soll das, es darf nur nicht erwartet werden, dass die Straßen fünfspurig ausgebaut werden usw. viagra pills

Ach, läuft in Hamburg doch alles „ganz gut“ bisher… warum so ’ne DIskussion?

Und jetzt kriegen wir -aus Sicht von 99% der Bevölkerung- bald zwei U- bzw. S-Bahnstationen am Rande des Flusses bzw. Nirgendwos – und ja, auch in 50 Jahren wird das -aus Sicht von 99% der Bevölkerung-der Rand des Flusses und des Nirgendwos inkl. Elbtower (sic!) sein.

Anders gesagt:
Wozu Verbesserung wenn sowieso alles beschi..en ist?!

Solange nicht „aus-Schei..e-Gold-machen“ erfunden wird, bleibt der ÖPNV in Hamburg ein armseliges Angebot, welches einer Stadt mit diesen Möglichkeiten absolut unwürdig ist.

Das Problem ist aber, das der HVV unmöglich noch viel mehr Fahrgäste aufnehmen kann. Die Kapazitäten sind ja schon jetzt am Limit. Und ein rasanter Ausbau bei geringen Einnahmen klingt eher unrealistisch.

Herr Falk wies Monatg Abend wiederholt darauf hin, dass man mit Angebotsverbesserungen mehr Autofahrer zur Hochbahn hole als mit Preissenkungen. Ihm sei auch kein überzeugter Autofahrer bekannt, der wegen der HVV-Preise das Auto nehme. Neuerungen im Preissystem sei er aufgeschlossen, ein gerechtes Preissystem gebe es aber nicht.

Zwischendurch übernahm ein Herr das Wort, der offenbar schon einen längeren Leidensweg hinter sich hatte: Passend zu der Analyse, dass es aktuell häufig bereits an den Kapazitäten mangele, sprach er die Situation bei der S-Bahn an. Hier habe es einen starken Nachfrageanstieg gegeben. Die Kapazitäten hätten aber nicht ausgebaut werden können, weil die S-Bahn nicht genug Wagen besitze. Mit dem neuen Verkehrsvertrag 2018-2033 werde der Wagenpark nicht prozentual nicht einmal so stark erweitert, wie die Nachfrage seit 2009 zugenommen habe. Es bestehe zwar für Hamburg die Option, weitere Wagen zu bestellen, diese werde aber bislang nicht gezogen. Er regte sich darüber auf, dass einerseits auch die anwesenden GRÜNEN meinten, das Angebot müsse ausgebaut werden, andererseits die Option für weitere Wagen nicht gezogen wurde. Er glaube auch nicht mehr daran, dass das noch geschehe. Tjarks (Fraktionschef) entgegnete und sprach von langwierigen und komplizierten Verhandlungen, von denen der gute Mann nichts wissen könne. Man wolle auch das Land „am anderen Ende der Linie“ (S-H?) an den Kosten beteiligen, das Land sperre sich aber. Er sei zuversichtlich, dass es noch zu einer Einigung komme. Bei der S32 nach Harburg gehe er davon aus, dass sie komme, man werde sich als GRÜNE dafür einsetzen.

Warum ist inflationsbereinigt das Parken in Hamburg im Jahr 2016 günstiger als im Jahr 1993 – der HVV dagegen 30% teurer?
Quelle: civity Management Consultants

Einfach mal ausprobieren! Z.B. für Schüler_innen oder alle unter 16, an Adventssamstagen, bei der nächsten Autobahn-Vollsperrung. Anlässe und geeignete Zielgruppen gibt’s noch und nöcher. Da muss man nicht gleich die 100 Prozent Gratis-Option totdiskutieren.

So dermaßen richtiger Kommentar.

Diese ganze Symptom-Flickschusterei (man mag es kaum glauben, aber nichtmal die kriegt man in Hamburg hin, sei es Echtzeitdaten, E-Ticketing, Umgebungspläne!, …) bringt gar nichts, wenn man nicht GRUNDSÄTZLICH etwas am ÖPNV in Hamburg ändert.

Anders und prägnant gesagt:
Wenigstens die Hälfte aller Metrobuslinien in Hamburg müßten durch Tram / U-Bahn / S-Bahn ersetzt werden.

Und die mindestens 50% rühren aus dem jahrzehntelangen Entwicklungsstau und dem Rückbau der SPNV-Infrastruktur in den 1970ern her.
Wenn Hamburg seit dem etwas mehr gemacht hätte als das bisschen U2 und U4 wären es vielleicht nur 40%.

Die Argumentation ist ganz einfach: Für die Gesellschaft sind im Blick auf
– finanzielle Kosten
– Flächenkosten
– Gesundheitskosten (Unfall, Lärm, Schadstoffe)
– Reduktion Aufenthaltsqualität

steigen von den Verkehrsmitteln 1 bis 5 die Kosten stark an.

(1) Fußverkehr
(2) Radverkehr
(3) ÖPNV
(4) Car-Sharing u.Ä.
(5) privater KFZ-Besitz

In diesem Sinne kostensenkend ist es, Anreize vom Umstieg auf Verkehrsmittel mit geringeren Kosten zu setzen. Einen finanziellen Anreiz vom Umstieg vom Fußverkehr oder Radverkehr auf ÖPNV sollte es nicht geben. Daher sollte für die ÖPNV-Nutzung Kosten veranschlagt werden.

Doch es muss Ziel der Hamburger Verkehrspolitik sein, dass mehr Haushalte weniger KFZ nutzen oder sogar auf ein eigenes KFZ verzichten.

Wer ein KFZ hat (und KFZ-Versicherung, KFZ-Steuer, Anschaffung usw. ohnehin gezahlt hat), nutzt den HVV teilweise wenig oder gar nicht, weil das Angebot nicht gut genug ist oder weil das HVV-Ticket teurer ist als die reinen Betriebskosten pro Kilometer (Benzin, Wartung): ca. 20 Cent pro Kilometer).

Der entscheidende Schritt ist daher: Ein HVV-Ticket, das so günstig ist, dass die entsprechende Fahrt mit dem eigenen KFZ nicht günstiger ist. Bei einer Streckenlänge von 5 km wäre das 1 €. Wenn das aktuell für Einzeltickets nicht durch öffentliche Vorleistungen finanzierbar erscheint, kann man das (in zahlreichen Städten aktuell diskutierte und teilweise nachgeahmte) Vorbild von Wien nehmen: 365 € für ein Jahresabo (AB, aber das Tarifsystem sollte auch unbedingt vereinfacht werden). Das wäre 1/3 der aktuellen Kosten. 2 Euro für eine Einzelfahrt, 3 Euro für eine Tageskarte, 50 € für eine 30-Tage-Karte und 130 € für eine 100-Tage Karte wäre zusätzlich sinnvoll und vertretbar.

Damit würde der HVV den klaren Auftrag bekommen, die „Autos von den Straßen“ zu holen. Momentan ist das eher ein Werbeslogan.

Sehr gut und richtig argumentiert.
Dem entgegen steht der Kommentar von Bob Baumeister weiter unten bezüglich der Auslastung des ÖPNV. Auch steht dem entgegen, dass in Hamburg sehr wenige Gebiete durch Schienen erschlossen sind. Bevor es also günstige Tickets gibt, ist erst mal die Infrastruktur auf Stand zu bringen und deutlich zu erweitern.

Da das aber in absehbarer Zeit nicht passieren wird, wird es auch keinen günstigen ÖPNV an der Elbe geben.

Was passieren wird, wissen wir nicht. Was ich schreibe, müsste rationalerweise geschehen, wenn die Hamburger sich mehrheitlich dafür enscheiden, dass Hamburg lebenswerter werden soll.
Bis 2025-30 halte ich an Verlagerung des Modal Split für möglich:
– 5-10 Prozentpunkte vom Auto auf das Rad
– 5-10 Prozentpunkte vom Auto auf den ÖPNV
– ggf. noch 5-10 Prozentpunkte vom Auto auf Verkehrsvermeidung bzw. Fußverkehr durch Home-Office sowie fußläufig optimierte Infrastrukturplanung
Dann wären wir 2025-2030 vielleicht nur noch bei 25 oder weniger KFZ-Anteil beim Modal-Split. Das wäre grandios.

Bezüglich der Auslastung des ÖPNV tendiere ich für Kapazitätssteigerungen auf hochbelasteten Metrobuslinien und entlang wichtiger Tangentiallinien durch schienengebundenen Nahverkehr (manche nennen das Stadtbahnen). Hier könnte man bis 2025 schon weit gekommen sein – wenn man dies vor oder nach der nächsten Wahl wirklich will.

Bei der nächsten Wahl dürfte es ein noch größerer Teil der Hamburger verstanden haben, dass „mehr Autos“ nicht „mehr Lebensqualität“ bedeutet … schauen wir mal …

„Kapazitätssteigerungen auf hochbelasteten Metrobuslinien.“

Im Gegenteil:
Ich ware dafür, dass alle Fahrgäste aller Linien eine Woche lang ausschließlich beim Fahrer zahlen.
Einfach weil sie’s können und ja auch SOLLEN.

Und dann gehen wir alle Scholz, Horch & co in den Schwitzkasten nehmen, weil sie den Weitblick eines Maulwurfs haben.

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