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Öffentlicher Nahverkehr interessiert uns nicht

Jetzt ist es endlich fertig: Das Wahlprogramm der SPD. Versprochen wird darin viel. Nur der Nahverkehr bleibt auf der Strecke. Eine Analyse.
Christian Hinkelmann
Menschen steigen in eine U-Bahn in Hamburg
Menschen steigen in eine U-Bahn in Hamburg

Ein Kommentar von Christian Hinkelmann

“Neue und verbesserte Bahnverbindungen im öffentlichen Nahverkehr sind angesichts der Klimaschutzdebatte aktueller denn je. Wir werden die Planungen für ein Stadtbahn-Kernnetz wieder aufnehmen und dafür sorgen, dass auf der Strecke Hamburg – Ahrensburg – Bad Oldesloe eine S-Bahn nach dem üblichen Hamburger Standard ausgebaut wird.“

Nanu, ein deutliches Bekenntnis der Hamburger SPD zur Stadtbahn – verbunden mit dem Hinweis, dass der Bau neuer Schienen(!)-Verbindungen aus Klimaschutzgründen unabdingbar sei?
Tatsächlich. Vor nicht einmal drei Jahren waren die Sozialdemokraten genau mit diesem Programm in den damaligen Bürgerschaftswahlkampf gezogen. Geblieben ist von den ehemals knackig-konkreten Versprechen nur wenig. Im aktuellen fast 50 Seiten starken Wahlprogramm („Wir werden das Leben in unserer Stadt für alle Stück für Stück zu verbessern“) bleiben für das Kapitel „ÖPNV“ nur zwölf blumige und wenig konkrete Zeilen übrig. Im feinsten Wischi-Waschi-Deutsch heißt es da:

“Der öffentliche Personennahverkehr muss ausgebaut, die großen Wohnsiedlungen müssen besser angebunden werden. Das bedeutet eine Optimierung des Busverkehrs. Ebenso zählt dazu auch ein weiterer Ausbau des schienengebundenen Personennahverkehrs, sowohl im Hamburger Umland als auch innerhalb der Stadt. Solche Vorhaben müssen sowohl finanziell machbar und in der Haushaltsplanung berücksichtigt sein als auch von den Bürgerinnen und Bürgern unterstützt werden. Die heute bekannten Planungen für eine Stadtbahn erfüllen diese Voraussetzungen nicht. Wir werden im Rahmen der langfristigen Finanzplanung bis 2019 die Investitionsmittel für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs festlegen. Auf dieser Basis werden wir in einem offenen Diskussionsprozess mit Bürgerinnen und Bürgern, Bahn und Hochbahn die langfristigen Investitionsschwerpunkte und -möglichkeiten (z.B. auch hinsichtlich S4, U4, S-Bahn Richtung Kaltenkirchen und andere Strecken für schienengebundene Systeme) bestimmen.“

Im Klartext: „Stei…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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Eine Antwort auf „Öffentlicher Nahverkehr interessiert uns nicht“

Auch ich finde die Hamburger Verkehrspolitik schockierend. Während man jedesmal wenn man nach München oder Frankfurt kommt, darüber staunt, was es wieder für neue U- und S-Bahnlinien gibt, werden in Hamburg seit Jahrzehnten geplante Linien noch immer nicht gebaut. Die U-Bahnen nach Osdorf und Lurup, ein Außenring von Rahlstedt nach Blankenese, die U-Bahn vom Jungefernstieg duch Winterhude zur Sengelmannstraße, all dies ist seit Jahrzehnten geplant und nichts tut sich. Riesenstadtteile wie Steilshoop und ganze Städte wie Geesthacht, Uetersen oder Trittau sind nach wie vor ohne Schnellbahnanschluss, während in Bayern inzwischen nahezu jedes Dorf im Münchner Umland S-Bahnanschluss hat. Hamburg dagegen brauchte selbst für die Verbindung vom Bf. Ohlsdorf zum 3km entfernten Flughafen knappe 100(!) Jahre.

Das phantastische Straßenbahnnetz hat man unfassbarerweise vernichtet, dafür setzt Hamburg jetzt auf ein „modernes“ Busnetz. Hamburg dürfte die einzige Großstadt der Welt sein, die ihre Straßenbahn durch Busse(!) ersetzt hat. Eine Millionenstadt, die auf Busse setzt, das hat wahrlich 3. Welt-Niveau.

Ebenfalls erstaunlich ist, dass die Stadt Hamburg, in der der Schnellbahnbau fast völlig zum Erliegen gekommen ist, nun Millionen locker machen will, um die äußerst schnelle und bequeme R10 nach Ahrensburg durch eine langsame und unkomfortable S4 zu ersetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Gunnar Johannsen

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