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9-Euro-Ticket: Von Hamburg in die Alpen und an den Bodensee

Großer Run auf 9-Euro-Ticket. Schon mehr als 180.000 Fahrkarten vorab verkauft. Züge an Nord- und Ostseestrände dürften proppevoll werden. Diese alternativen Urlaubsziele lassen sich mit dem 9-Euro-Ticket innerhalb eines Tages von Hamburg aus erreichen.
Christian Hinkelmann
Von Hamburg bis in die Alpen? Mit dem 49-Euro-Ticket in Zukunft kein Problem.
Von Hamburg bis in die Alpen? Mit dem 49-Euro-Ticket in Zukunft kein Problem.
Foto: Deutsche Bahn AG

Die neue 9-Euro-Monatskarte, mit der man im Juni, Juli und August jeweils einen Monat lang den gesamten deutschen Nahverkehr zum Flatrate-Preis nutzen kann, ist vom Bund eigentlich dazu gedacht, Pendlerinnen und Pendler angesichts der hohen Energie- und Spritpreise zu entlasten – zumindest ein paar Monate lang.

Doch diese „Bahncard 100 light“ lässt sich in den Sommerwochen auch hervorragend für günstige Urlaubstrips nutzen. Sylt, St. Peter-Ording, Travemünde und Timmendorfer Strand? Die langen Strände an Nord- und Ostsee sind damit natürlich jederzeit zum Schnäppchenpreis erreichbar.

Wer mit dem 9-Euro-Ticket einen Monat lang jedes Wochenende einmal ans Meer fährt, zahlt pro Einzelfahrt umgerechnet nur noch rund 1 Euro. Eine Autofahrt von Hamburg beispielsweise nach Timmendorfer Strand kostet dagegen bei den aktuellen Spritpreisen mit einem VW Golf ungefähr 12 Euro – plus Parkgebühren (1 Euro für die 1. Stunde, 1 Euro für jede weitere halbe Stunde) und den obligatorischen Stau auf der A1.

Dass bei diesen Preisen an den Sommerwochenenden Zehntausende die Züge Richtung Nord- und Ostsee regelrecht stürmen werden, ist jetzt schon absehbar. Der HVV hat seit Vorverkaufsbeginn am vergangenen Freitag bis gestern mehr als 126.500 9-Euro-Tickets verkauft (siehe hier) – online und in den Kundenzentren, denn an den Fahrkartenautomaten ist die Karte noch gar nicht erhältlich. Eine HVV-Sprecherin sprach gestern von „überdurchschnittlichen Nachfrage und noch steigenden Zahlen. 

Der schleswig-holsteinische Verkehrsverbund NAH.SH, der erst gestern mit dem Vorverkauf begann, hat allein über seine App bis zum Nachmittag 4.000 9-Euro-Monatstickets veräußert. Und die Deutsche Bahn gab gestern an, allein am Montagmorgen bundesweit 50.000 9-Euro-Monatskarten verkauft zu haben. 

Mehr als 180.000 verkaufte 9-Euro-Tickets

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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11 Antworten auf „9-Euro-Ticket: Von Hamburg in die Alpen und an den Bodensee“

Der Tagesspiegel berichtet über die bundesweite auftretenden Probleme durch das „Kost nix – taugt nix“-Ticket unter der Überschrift: „Pfingsten mit dem Neun-Euro-Ticket – 400 überfüllte Züge und 700 Problemfälle pro Tag“ ( https://www.tagesspiegel.de/politik/pfingsten-mit-dem-neun-euro-ticket-400-ueberfuellte-zuege-und-700-problemfaelle-pro-tag/28404234.html ).

„Insgesamt habe es pro Tag rund 700 Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen an die Einsatzzentrale gegeben. Das sei signifikant mehr als an einem durchschnittlichen Wochenende und auch als am Pfingstwochenende vor Corona, sagte Damde [Vize-Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats DB Regio].“

s.a. https://www.tagesspiegel.de/politik/haertetest-fuer-das-neun-euro-ticket-ueberfuellte-regionalzuege-und-verspaetungen-an-pfingsten/28403176.html

Der Tagesspiegel Checkpoint hat dazu eine schöne Zusammenstellung der Schlagzeilen vergangener Pfingsten veröffentlicht:

„Sylt-Reisenden mit Räumung der Züge gedroht“ (2011)

„S-Bahn-Pfingst-Chaos“ (2012)

„Sylt überfüllt“ (2013)

„Pfingsten: Die Bahn ist komplett überfordert“ (2014)

„Pfingstchaos bei der Bahn“ (2015)

„Zugausfälle und Verspätungen zum Auftakt des Pfingstwochenendes“ (2016)

„Reisen an Pfingsten: Droht das große Chaos?“ (2017)

„Volle Züge und totales Chaos an Pfingsten“ (2018)

„Auch am Pfingstmontag endeten Ausflüge mit der Bahn im Chaos – Radfahrer passten nicht mehr in übervolle Züge“ (2019)

„Die Züge ausgebucht, die Gänge dicht belegt – und die dringenden Appelle des Bahnpersonals, doch bitte nicht mehr zu versuchen, die Waggons zu entern“ (2020)

„Bahn rechnet mit deutlich mehr Reiseverkehr zu Pfingsten“ (2021)

und kommt zu dem Ergebnis: „Auch 2022 war Pfingsten also gefühlt so schlimm wie immer – Quintessenz: Das Neun-Euro-Ticket ist nicht schuld am Chaos, es legt die Schwächen des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (der in Reihe günstige Reisen durch die ganze Republik ermöglicht, jedenfalls theoretisch) nur noch etwas brutaler offen als sonst. Die versehentliche Botschaft der vermeintlich guten Tat: Wer jetzt noch kein Auto hat, kauft sich am besten schnell eins (die Kombi Fahrrad/Bahn ist jedenfalls erstmal erledigt).“

Die Schlussfolgerung ist aber etwas kurzschlüssig, da in Zeiten reißender Lieferketten die Automobilhersteller wenigstens die Gewinne durch den Verzicht auf Rabatte und die Streichung des Baus von Autos aus dem Nichtluxussegment retten und sogar optimieren. Wer jetzt feststellt, dass er besser ein Auto hätte, ist mächtig gekniffen.

Und Entlastung für „Pendlerinnen & Pendler“??? Ich habe mich ja daran gewöhnt dass ein Großteil der Presse Pendler für ein Synonym für ÖPONV-Fahrgäste hält – wohl weil die Schreiber wie viele mittelalte Männer selbst Busse & Bahnen überwiegen nur als Pendler oder Geschäftsreisende benutzten. Aber auch hier…

Ich dachte immer, daß die Grünen eher Nachhaltigkeit propagieren. Die bestehenden LandesTagestickets, die zwischen 20 und 30 EURO kosten, adressieren die Wünsche von Tagestouristen in ausreichenden Maße. Und ja es geht natürlich um PendlerInnen, die jeden Tag mit Bahn und Bus zur Arbeit fahren müssen und daher diejenigen sind, die eine wirkliche Entlastung benötigen. Wer aber meint, daß wie heute im Abendblatt geschrieben, daß ein Ärztin und ein Pilot die Gruppe sind, die eine Entlastung benötigen, der hat von sozialen Belangen keine Ahnung bzw. diese interessieren ihn nicht wobei wir dann ja wieder bei den Grünen sind.

Ich bin mir ziemlich sicher dass es den Grünen nicht nur um Entlastung der Pendler & Pendlerinnen geht (also die mit ÖPNV zur Arbeit fahren) sondern um Entlastung von allen ÖPNV-Fahrgästen, einschließlich denen die mit dem ÖPNV zur Ausbildung fahren, die andere begleiten, die persönliche Sachen zu erledigen haben, usw usw

Eigentlich Schade dass auch Nahverkehr Hamburg beim 9-Euro-Ticket über Ferienfahrten, Ansturm und Vorverkauf schreibt und weniger über die Entlastung für ÖPNV-Fahrgäste…

Das 9-Euro-Ticket kommt epidemiologisch betrachtet zur Unzeit. Dieses Jahr fallen die Inzidenzen zögerlich und könnten durch übervolle Verkehrsmittel ganz schnell wieder angeheizt werden.

Ökologisch ist das Ticket auch bedenklich, vor allem, wenn zusätzliche Züge eingesetzt werden müssen. Denn – wie seinerzeit die Billigflieger – generiert es zusätzliche Nachfrage.

Aber betroffen werden ohnehin nur wenige Strecken sein – allen voran Hamburg – Westerland. Und genau diese Strecken werden dann in den Medien hochgekocht. Also so schlimm wird es schon nicht kommen …

Das 9 Euro Ticket ermöglicht manchem für sehr kleines Geld unser Land und schöne Bahnstrecken zu entdecken. Da man ja nicht an einem Tag hinfahren muss, sondern beliebig die Fahrt unterbrechen kann, gibt es gute Möglichkeiten auch interessante Unterwegsziele anzusehen. Manche wollen auch nur die Landschaft aus dem Bahnfenster genießen, wenn nicht der Ausblick durch 6 Meter hohe hässliche Graffiti beschmierte Lärmschutzwände verdeckt würde. Gerade die Nebenbahnstrecken bieten interessante Einblicke, wie sie ein Autofahrer nie erhalten wird, denn der sitzt ja am Lenkrad. Im Zug kann man sich aauf die Landschaft konzentrieren oder sein Buch. Aber das Sommerticket muss in ein langfristig attraktives Ticketmodell einmünden. Das kann nur heißen 365 Euro Jahresticket für den jeweiligen Verkehrsverbund und für 5 Euro/Tag= 1.825 Euro Jahr ein Ticket 2. Klasse für ganz Deutschland einschließlich der Züge im Fernverkehr. Und beides muss direkt im Anschluss an die Einmalaktion eingeführt werden.

„Von Hamburg in die Alpen und an den Bodensee“
und genau aus diesem Grund ist das 9 EURO umweltpolitisch, ökonomisch und auch die Erleichterung für Pendler angeht reiner Irrsinn. Im übrigen kann man auch mit dem ICE für 50 bis 60 EURO an den Bodensee fahren, wenn man rechtzeitig bucht.

Das Ticket ist ja auch nicht für die Verkehrswende oder für den Klimaschutz gedacht, sondern soll Bürger finanziell entlasten. Sagt doch der Name vom Energieentlastungspaket bereits.

Für Berufspendler ändert sich also wenig, außer dass sie etwas mehr Geld in der Tasche haben. Ausgenommen wahrscheinlich die Pendler mit Pkw, deren Tankrabatt bei den Ölkonzernen landet.

Der Fernverkehr kann aber natürlich ein Verlierer des Billigtickets sein, wenn vermehrt Freizeitverkehre mit dem Regionalverkehr durchgeführt werden. Aber das ist ja nur eine Randerscheinung, auch wenn sie medial sicherlich mehr Beachtung finden wird als eine U-Bahn oder ein Metrobus, wo alles wie gewohnt abläuft.

Neue Fahrgäste im Nahverkehr sind da ja kaum zu erwarten und erst recht nicht nach den drei Monaten. Da braucht man weitere Angebotsoffensiven in den Ballungszentren. Und ob die Politik dafür bereit ist, muss man abwarten.

die Frage ist doch nicht „wofür das Ticket gedacht ist“, sondern ob das auch ökologisch bzw. ökonomisch einen Sinn ergibt. Und ja, die Pendler – vor allem die, die mit dem ICE/IC unterwegs sind und da gibt es in Hamburg (nach Berlin) eine ganze Menge wie man in den morgendlichen Zügen sehr gut sehen kann – werden eben nicht entlastet. Wer meint wie Michael Jung (ich bin gegen Diebsteich hat er diesmal vergessen), daß es sinnvoll ist Millionen von Leuten zum Reisen zu animieren, die dies „normalerweise“ nicht täten, der tut auch der Umwelt keine Gefallen.
Lokstedter: Ausnahmsweise lassen Sie uns nicht streiten wo gar kein Streit ist. Wer eine Verkehrswende will, der muß zunächst das Angebot ausbauen und dann nach und nach die Nutzung preiswerter gestalten aber eben nicht billig um jeden Preis. Michael Jung allerdings ist in Rente, den interessiert es ja nicht, daß Pendler jetzt schon in der Rushhour keinen Platz mehr in den U und S Bahnen erhalten und als Krönung des Ganzen werden dann für 3 Monate Horden von Rentnern und anderen Freizeitkapitänen ihre Ausflüge praktisch kostenfrei gestalten können. Wer an dem 9 EURO Ticket etwas positives abgewinnen kann, der sollte sich noch einmal überlegen, ob er eigentlich an einer Verkehrsvermeidung ein Interesse hat; Denn die Verkehrsvermeidung ist das effizienteste Mittel zur Verkehrswende. 1995 bei Einführung des schöne Wochenende Tickets für 15 DM konnte man sehen wozu das führte nur das diesmal der Irrsinn nicht auf das Wochenende begrenzt ist.

Ja, dass BC100-Besitzer keine Entlastung erhalten, hat mich auch gewundert, da sie mit ihrem Ticket ja nicht nur ICE/IC bezahlen, sondern auch den Nahverkehr. Da wäre eine anteilige Gutschrift fairer gewesen. Wer über 200 Euro für den HVV-Gesamtbereich bezahlt, zahlt nun nur noch 9. Wer über 300 Euro für die BC100 blecht, kriegt keinen Cent erstattet. Könnte es mir höchstens damit erklären, dass die Finanzmittel für gemeinwirtschaftliche Verkehre leichter steuerlich zu erstatten sind als die eigenwirtschaftlichen des Fernverkehrs.

Ökonomisch sinnvoll, naja, es schadet ja erstmal nicht. 2,5 Mrd. Euro sind ja Peanuts. Mich hat es gewundert, dass die Verkehrsverbünde und DB nur ca. 10 Mrd. Euro im Jahr mit Tickets einnehmen sollen. Mein Bauchgefühl nahm eine höhere Summe an, aber so kann man sich halt irren.

Ökologisch wird es wohl auch nicht viel bringen, wenn die Kfz-Pendler eh weiter mit dem Auto fahren und nun viele Wochenends- und Urlaubsfahrten mit der Bahn hinzukommen. Einige Verkehrsbetriebe (u.a. DB) haben ja schon angekündigt, diverse Strecken verdichten zu wollen. Sprich, mehr Verkehr und mehr Emissionen. Nur weil die Bahn ökologisch besser abschneidet als der Kfz-Verkehr, heißt es natürlich nicht, dass sie umweltschonend oder gar -fördernd sei, auch wenn es gerne so vermarktet wird.

Warten wir einfach mal ab. Die Politiker freuen sich nun täglich über bereits verkaufte Tickets, obwohl daraus noch gar keine Fahrgäste entstehen. Und einige Medien hoffen nun auf Meldungen überfüllter Züge, die wir so oder so kennen, aber die nun im 9-Euro-Hype dann dem Ticket zugerechnet werden.

Persönlich interessiert mich wenig, dass ich nun dreimal 9 statt 34 Euro fürs Profiticket zahle. Aber auf die Evaluation bin ich gespannt. Statistisch wird das ja recht tricky, da viele weitere Effekte (z.B. mehr Tourismus durch Lockerungen) eintreten werden, Billigticket hin oder her. Da wird man sich viel zurechtbasteln können, je nachdem, welches Ergebnis man wünscht.

Und zum Prellbock, nun ja, was soll man da sagen? Da ist ja kein Meinungsaustausch gewünscht und die Sprüchen bleiben seit jeher identisch. Kein Verkehrswissenschaftler würde sich bspw. positiv über das Wiener Billigticket äußern; außer ggf. sozialpolitisch, was aber eine andere Fragestellung ist als die verkehrliche. Dabei hat man ja schon in Diebsteich eigentlich erlebt, dass man noch so bockig und kompromisslos herumbölken kann und letztendlich dennoch nichts erreicht.

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