Die geplante Reaktivierung der seit 1996 abgebauten Bahnstrecke zwischen Wrist und Kellinghusen in Schleswig-Holstein nimmt konkrete Formen an. Vergangene Woche haben Vertreter des Landes bei einer gut besuchten Bürgerveranstaltung in Kellinghusen ihre konkreten Pläne vorgestellt.
Demnach könnten schon in drei Jahren die ersten Züge von Kellinghusen direkt bis nach Hamburg rollen. Fahrzeit bis zum Bahnhof Altona: 45 Minuten. Bislang benötigen Pendler für die Strecke mit Bus und Bahn mehr als eine Stunde. Geplant ist ein durchgehender Stundentakt von frühmorgens bis spätabends mit Elektrotriebwagen der AKN-Tochter NBE nordbahn. Langfristig soll Kellinghusen in das Hamburger S-Bahn-Netz eingebunden werden („S4 West“), wobei der Stundentakt bestehen bleiben würde. Aus Lärmschutzgründen sollen die Triebwagen im bebauten Stadtbereich von Kellinghusen maximal 60 Stundenkilometer fahren. Auf freier Strecke ist eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Km/h geplant.
Die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft LVS, die den Schienennahverkehr im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein koordiniert, hat hohe Erwartungen an die neue Strecke. Schon in den ersten Betriebsjahren rechnen die Planer mit 300 Fahrgästen pro Tag und halten mittelfristig sogar eine Verdoppelung der Zahlen für realistisch. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn verspricht sich durch die Reaktivierung steigende Passagierzahlen im Bahnverkehr.
Doch damit es soweit kommt, muss erst einmal die komplett demontierte 2,5 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Wrist und Kellinghusen neu aufgebaut und elektrifiziert werden – inklusive Bau einer Störbrücke und Einrichtung von vier beschrankten Bahnübergängen. Außerdem muss im Stadtzentrum ein neuer Bahnhof errichtet werden. Die Gesamtkosten würden nach ersten Schätzungen bei sieben bis acht Millionen Euro liegen und sollen vom Land Schleswig-Holstein getragen werden. Den Bau eines Bahnhofsvorplatzes würde das Land zu 75 Prozent bezuschussen. Die genauen Kosten werden zurzeit berechnet.
Vorentwurfsplanung soll noch in diesem Jahr beginnen
Nach den Plänen der LVS soll noch in diesem Jahr mit einer Vorentwurfsplanung für das Projekt begonnen werden, bei der auch ein alternativer Bahnhofsstandort vor der geplanten Störquerung am Stadtrand geprüft wird. Im Frühjahr 2013 soll dann die Entwurfs-und Genehmigungsplanung eingeleitet werden – ab dem Sommer folgt das Planfeststellungsverfahren für die Elektrifizierung der Strecke. Für den Wiederaufbau der Gleise ist kein Genehmigungsverfahren nötig, da die ehemalige Trasse noch immer als Eisenbahnstrecke gewidmet ist und somit jederzeit wiederhergestellt werden kann. Läuft alles nach Plan, könnten schon in zwei Jahren die Bagger anrücken und die Strecke bis 2015 fertigstellen.
Rückenwind bekommt das Projekt von der städtischen Lokalpolitik. Bürgermeister Axel Pietsch zu NahverkehrHAMBURG: „Für Kellinghusen sehe ich in der neuen Bahnanbindung eine Riesenchance. Die sollten wir nutzen, wenn das Projekt realisierbar und finanzierbar ist.&…