Zu wenig Parkplätze, zu viele Staus und zu schmale und schlecht ausgebaute Radwege: Auto- und Fahrradfahrer in Hamburg sind laut einer repräsentativen Online-Umfrage des Automobilclubs ADAC mit der Verkehrssituation besonders unzufrieden.
In einem Städtevergleich kam die Hansestadt beim Thema „Zufriedenheit der PKW-Fahrer“ auf Platz 12 hinter München (Platz 9) aber vor Köln (Platz 13), Berlin (Platz 14) und Stuttgart (Platz 15). Spitzenreiter ist Leipzig.
Radfahrer in Hamburg deutlich unzufriedener als in München
Bei der Zufriedenheit der Radfahrer landet Hamburg in dem ADAC-Ranking ebenfalls auf Platz 12 – vor Köln (Platz 13), Berlin (Platz 14) und Schlusslicht Duisburg. Zum Vergleich: München kommt als einzige Millionenstadt auf Platz 4.
Auffallend ist dabei: Nur 18 Prozent der befragten Radfahrer sind mit dem Verhalten der Autofahrer in Hamburg zufrieden, bei den Autofahrern wiederum sind nur 11 Prozent mit den Radfahrern zufrieden.
Hamburger Nahverkehr bekommt in ADAC-Studie gute Noten
Deutlich bessere Noten bekommt der Öffentliche Nahverkehr von seinen Nutzern: Hamburg kommt hier auf Platz 6 – vor Dortmund, München und Berlin. Spitzenreiter in der Kategorie ist Dresden.
Beste Werte bekam der HVV zum Beispiel bei den Themen „Haltestellendichte“, „Länge der Wege beim Umsteigen“, „Zuverlässigkeit“ und „Taktung“. Bei den Themen „Preis-Leistungsverhältnis“, „Störung…
7 Antworten auf „ADAC-Umfrage: Auto- und Radfahrer sind in Hamburg besonders unzufrieden“
Das unterstreicht meine Vermutungen – bei der Recht simpel gestrickten „Sonntagsfrage“ („welche Parteien würden sie wählen“) kann ich kleine Stichproben noch halbwegs nachvollziehen (wobei da die Wahlforscher ja auch öfter Mal auf die Nase fallen); bei dem sehr komplexen Fragekatalog dieser ADAC-Untersuchung macht ja schon die Angabe einer einzelnen Person einen messbaren Unterschied. Dazu kommt, dass nur 370 Einwohner befragt wurden und ich große Zweifel habe, dass Pendler alle Mobilitätsformen in Hamburg wirklich kennen und nutzen – im Zweifel sitzen die im Auto und gehen ein paar Meter bis zum Arbeitsplatz, da bleibt für Radverkehr und ÖPNV doch nur die Perspektive durch die Windschutzscheibe.
@Wandsbeker:
Zu „Merkwürdig ist übrigens die Kritik der Autofahrer an den Parkgebühren.“ und ihre weiteren sehr richtigen Ausführungen dazu:
Ich war vor einiger Zeit auf einer Versammlung hier im Bezirk Nord, auf der ein SPD-Grande ganz unumwunden zugegeben hat, dass die Hamburger Autofahrt durch die jahrelange Aussetzung der Parkaumüberwachung sich an vogelfreies Parken gewöhnt haben… Wurde ganz entspannt hingenommen – Folge: Gestern abend war hier im Straßenzug mal wieder jeder Bürgersteig mit KFZ zugestellt. Anruf beim zuständigen PK habe ich unterlassen, die haben (Erfahrung aus einigen solcher Anrufe) keine Kapazitäten dafür…
Ein Textstück ist in meinem Kommentar oben herausgefallen. Zur Methodik:
– An 3 Tagen mind. 300 Meter zu Fuß. Ab dann gilt man als Fußgänger. Naja, das wird für nahezu jeden Hamburger, der nicht bettlägerig ist, gelten und auch für jeden Autofahrer, der sein Auto nicht direkt vor dem Büro oder direkt vor der Haustür abstellen kann.
Sinnvoller wären auch hier höhere Werte und vor allem höhere Jahreswerte, vielleicht ab 75-100 km jährlich, d.h. rund 1,5-2 Kilometer wöchentlich – und zwar nicht im Park.
Merkwürdig ist übrigens die Kritik der Autofahrer an den Parkgebühren. Bekanntlich kostet das stunden- oder tagelange Abstellen privaten KFZ-Eigentums und Blockieren von 12-15 (bis 20qm, wenn man Rangierfläche einbezieht) öffentlichen Bodens (oft illegalerweise auf Bürgersteigen) an den meisten Orten Hamburgs nichts. In einigen wenigen Stadtteilen gibt es höchst günstiges Anwohnerparken und die Parkgebühren in Parkhäusern an Orten (mit hohem Parkdruck, wie es so unschön heißt), gehören nicht nur deutschlandweit zu den geringsten unter den Großstädten. Sie sind die letzten 30 Jahre inflationsbereinigt deutlich gesunken und im Vergleich mit dem Preisanstieg des HVV-Tickets stark gesunken.
Die Methodik finde ich etwas fragwürdig.
– Schon ab 3 Tagen Nutzung Fahrrad gilt man als Radfahrer. Das dürfte auch auf viele Schönwetterwochenendradler zutreffen. Viel aussagekräftiger wären außerdem Kilometerzahlen pro Jahr. Wer mehr als 300 Kilometer zurücklegt, mag tatsächlich als Radfahrer gelten. An 3 Tagen mind. 300 Meter: Dann gehen die eigenen Erfahrungen.
– Die 649 Interviews mögen im Blick auf die Bevölkerung repräsentativ sein, im Blick auf die Staddteile sind sie es sicher nicht. Sie sind offenbar überwiegend zentral in der Nähe von U- und S-Bahnhöfen gemacht worden. Das könnte erklären, dass das Haltestellennetz als gut bezeichnet wird. In Mitte, Sternschanze, Neustadt, St. Georg, … und an den langen und dünnen Armen der U- und S-Bahnen ist es das auch. Hamburg hat bekanntlich gerade außerhalb des unmittelbaren Zentrums mit dem Netz ein Problem, insbesondere im bevölkerungsreichen Osten Hamburgs, und zwar auch an dicht besiedelten Punten. Nur 38 % der Hamburger sind an das Schienennetz angeschlossen (einer der geringsten Werte von Großstädten in Deutschland und unter den Millionenstädte der geringste).
Mit Abstand der geringste.
Mit riesigem Abstand. Bei den anderen Städten spricht die Studie von 60-70% Erschließung.
Das Netz(sic!) in Hamburg ist vergleichsweise ein wirrer Haufen von einsamen Linien. Nicht mehr.
Eine Frage an die Statistiker unter den Lesern: Wie aussagekräftig ist eine so kleine Stichprobe? Wie glaubhaft kann man von 649 Befragten (der Wert für Hamburg) auf eine Millionenstadt mit zusätzlich 100.000en von Pendlern schließen?
Als repräsentativ gilt eine Befragung ab 1006 Personen (so ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber die Zahl lag sehr knapp über 1000).
Das ist so pauschal nicht zu sagen, weil es von den Indikatoren abhängt. In der Marktforschung gelten schon 500 Bürger als repräsentativ. Politische Umfragen auf Ebene einer Stadt sind auch selten höher. Bei Bundesumfragen, wo genau dieser Punkt (Region, Stadt/Land) hinzukommt, sollten es 1000 sein. Beim Europaparlament gerne das doppelte. Entscheidend ist da nicht, ab wann etwas „repräsentativ“ ist, sondern wie groß der statistische Fehler ausfällt, sprich, wie groß die Schwankung zwischen Stichprobe und Gesamtpopulation ausfällt. Da sollten es möglichst weniger als 3-5 Prozentpunkte sein, je nach Art der Umfrage. Bei 600 pro Stadt kann man schon solide Ergebnisse kriegen für solche Aussagen.