Die vorerst letzten Fahrten der „Uerdinger Schienenbusse“ (VT 3.08 und VT 3.09) nördlich von Hamburg sorgten – wohl nicht nur, weil die Fahrten auf der AKN-Linie A3 kostenfrei waren – für einen Besucherandrang. Bahnsteige und Züge zwischen Henstedt-Ulzburg und Elmshorn waren voller Menschen.
„Ihren Namen haben die Uerdinger Schienenbusse Dank des Ortes, an dem sie gebaut wurden: Krefeld Uerdingen“, erklärt Wolfgang Seyb gestern auf einer Sonderfahrt durch die Kreise Segeberg und Pinneberg. Seyb ist Geschäftsführer der AKN, die Besitzer der Schienenbusse ist. Noch. „Die AKN Eisenbahn GmbH hat sich nämlich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, die beiden Oldtimer-Fahrzeuge abzugeben. Idealerweise an einen Eisenbahn-Verein aus Schleswig-Holstein, der sich auf Sonderfahrten spezialisiert hat“, so Wolfgang Seyb.
„Schwerer Schritt“ bringt Abschiedsfahrten am 1. Advent
„Der Schritt ist uns sehr schwergefallen. Beide Schienenbusse sind besonders gepflegt und unsere Mitarbeiter hängen an ihnen. Doch wir machen insgesamt zu selten Sonderfahrten und nehmen damit zu wenig ein. Es gehört einfach nicht zu unserem Kerngeschäft. Uns ist aber wichtig, dass diese eisenbahnhistorischen Modelle erhalten bleiben.“ Verschiedene Aspekte wie personeller Aufwand, Werkstatt- und Abstellkapazitäten hätten dazu geführt, dass Wirtschaftlichkeit und Nostalgie gegeneinander abgewogen werden mussten. „Das ist immer schwierig“, so Seyb.
Der Triebwagen VT 3.08 (Fabriknummer 68640 mit zuletzt 41 Sitzplätzen) wurde 1961, VT 3.09 (Fabriknummer 72837 mit 56 Sitzmöglichkeiten) im Jahr 1967 durch die Waggonfabrik Uerdingen AG gebaut. Beide verkehrten nach Indienstnahme für die EBOE, die Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn, zwischen Elmshorn und Bad Oldesloe. 1981 wurde die EBOE in die AKN aufgenommen, die „Uerdinger“ gleich mit. Bis 1993 waren die beiden gestern gestern verabschiedeten Fahrzeuge auf den Schienen der AKN-Linie A3 zwischen Ulzburg-Süd und Elmshorn täglich unterwegs, danach nur noch gelegentlich für Sonderfahrten – auf unterschiedlichen Strecken.
Seit 1993 nur noch Sonderfahrten – zu wenig Geld verdient
Beide historischen Schienenbusse verfügen über ein WC, der VT 3.08 hat neben einer Toilette sogar einen großen Bartresen eingebaut bekommen. Dennoch fuhren die Waggons „trotz vieler Aktionen, jährlich ein Minus ein“, so die AKN. Doch ein Verschrotten kam augenscheinlich für die Verantwortlichen nie in Frage. Wohl auch, weil es sich beim Uerdinger Schienenbus VT 3.09 um eines der letzten Modelle handelt, die für den deutschen Markt gefertigt wurden. Das berichtet auch Jens Heinitz auf seiner Homepage.
Stilles Örtchen – im Schienenbus mit Bartresen
Nun, am 1. Dezember 2019, war es dennoch soweit: Die letzten AKN-Fahrten für die beiden zusammengekuppelten Schienenbusse standen an. Zur Freude vieler Fahrgäste ging es den ganzen Tag kostenfrei im Pendelbetrieb zwischen Henstedt-Ulzburg, Barmstedt und Elmshorn. Am Abend dann ein letzter Abstecher nach Kaltenkirchen. Dort verschwanden beide Schienenbusse im AKN-Depot – vermutlich bis zur Übergabe an einen Verein.
Zuvor wurden aber viele Interessierte an die AKN-Strecke gelockt. Trotz oder gerade wegen der eisigen, winterlichen Temperaturen. „Wir wollten damit auch den Menschen, die zu den Weihnachtsmärkten fahren, eine Freude machen“, so Wolfgang Seyb. Mitten durch den ganztägigen Nebel bahnten sich so die Schienenbusse ihre Wege, die zu ihren vorerst letzten AKN-Fahrten wurden: „Es wird voll werden“, prophezeite auch Triebfahrzeugführer Jörg Wienhold schon vor der ersten offiziellen Fahrt.
Jörg Wienhold lies es sich so auch nicht nehmen – gemeinsam mit einem Kollegen – „seine Uerdinger“ den gesamten Tag zu fahren. Morgens begaben sich einige geladene Gäste, wie die Bürgermeisterinnen Heike Döpke (Barmstedt) und Katrin Schrade (Bokholt-Hanredder) bereits von Henstedt-Ulzburg bis zum Halt Barmstedt-Brunnenstraße.
Nur eine handvoll Mitarbeiter können die Schienenbusse noch fahren
So viele Interessierte, wie sich den ganzen Tag über in den Zügen drängten, so wenige Mitarbeiter der AKN dürfen die Schienenbusse überhaupt noch fahren: „Eine Handvoll Mitarbeiter bei uns können sie bedienen und wissen wo die Sicherungen, wo die Hebel zum Absperren sind. Wären die Beiden bei uns geblieben, hätte ich mein Wissen natürlich an einen Nachfolger weitergegeben. Aber das hat sich ja nun erledigt“, sagte Jörg Wienhold wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
An wen die historischen Züge gehen sollen und zu welchen Konditionen, ist offiziell noch nicht entschieden. Auch der Zeitpunkt soll noch nicht feststehen. (büh)
8 Antworten auf „AKN-Schienenbusse unterwegs auf vorerst letzter großer Fahrt“
Die Polster stimmen ja leider überhaupt nicht.
Bin ich blind? Ich finde hier kein blaues Lösungswort.
Ich sehe es, es ist ganz kurz.
Kleiner Tipp: Evtl. mal die Browser-Einstellungen überprüfen.
Ansonsten freue ich mich über den SPD-Entscheid 🙂
Es scheint sie also doch noch zu geben: die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Und ich dachte bisher, dass es nur die Seeheimer Partei Deutschlands oder die Scholzische Partei Deutschlands oder was auch immer gäbe. (Aber bitte nicht wieder mit dem Omnibus nach Hamburg zurück kommen, um hier wieder Autolobbypolitik zu machen.)
Doch doch. Nur genau hinsehen
Ich sehe auch nichts… ;-)))
Genau hinschauen. Die Wörter stecken definitiv in den Artikeln 🙂
ich habe in den siebziger und achtziger Jahren in Norderstedt und Henstedt Rhen gewohnt und ich kann den Enthusiasmus über diese Fahrzeuge nicht teilen: Stinkend nach Diesel, so laut, daß man sich nicht unterhalten konnte, im Winter kaum beheizt bzw. beheizbar…ne Danke, es war ein wirkliche Erleichterung als die Schrotthaufen aus dem Verkehr gezogen wurden.
Aber sie sehen sehr schön aus. Beim Tag der offenen Tür vor ein paar Jahren im Betriebswerk Ohlsdorf stand ein wunderschön restaurierter Uerdinger Schienenbus. Naja, letztendlich ist es nicht anders als wie bei den 471ern der S-Bahn. Schöne Wagen, alte Technik, aber laut und rumpelnd wie die Sambawagen der Straßenbahn damals 🙂 Ich habe die 471er gemieden, wenn es ging. Allerdings hatten sie weniger Türstörungen als die 490er *räusper*.