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Bahn stellt Touch&Travel zum Jahresende ein

Die Deutsche Bahn stellt das Handy-basierte Ticketsystem "Touch &Travel" zum Jahresende ein. Das System wird zu wenig genutzt. Ganz gestorben ist die innovative Idee aber nicht: Die Funktionalität soll jetzt Verkehrsverbünden zur Integration in deren Handy-Apps angeboten werden. Der HVV führt bereits Gespräche – sieht aber noch Entwicklungsbedarf.
Christian Hinkelmann
Touch and Travel-Touchpoint für E-Tickets der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof Kiel in Schleswig-Holstein
Touch and Travel-Touchpoint für E-Tickets der Deutschen Bahn

Rückschlag beim elektronischen Fahrkartenverkauf: Nach nur rund vier Jahren stellt die Deutsche Bahn ihr innovatives Bezahlsystem „Touch&Travel“ zum Jahresende in der bisherigen Form ein. „Die Kundenakzeptanz ist sehr gering“, heißt es in einer Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Dennis Thering und Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis ergänzt auf NahverkehrHAMBURG-Anfrage: „Die DB reagiert auf die sich verändernden Kunden- und Marktanforderungen“. Demnach hat „Touch&Travel“ 100.000 registrierte Kunden.

Das System funktioniert so: Vor jeder Fahrt meldet sich der Fahrgast per Smartphone am Startbahnhof an (Check-In) – entweder direkt per App oder er hält sein NFC-fähiges Handy an einen speziellen Kontaktpunkt am Bahnsteig. Am Ende der Reise meldet sich der Kunde genauso wieder ab (Check-Out). Das System errechnet im Hintergrund automatisch den günstigsten Reisepreis für die gefahrene Strecke. Wird die Strecke an einem Tag öfter gefahren, können die Einzelfahrten rückwirkend zu einer Tageskarte zusammengefasst werden. Vorteil: Die Kunden müssen sich nicht um Fahrkartentarife kümmern und haben die Sicherheit, immer zum bestmöglichen Preis zu fahren. „Touch&Travel“ gilt im Fernverkehr der DB und in einigen Verkehrsverbünden – zum in Beispiel Berlin-Brandenburg.

Die Deutsche Bahn will nach Einstellung von „Touch&Travel“ die im Hintergrund laufende Check-In/Check-Out-Funktionalität Verkehrsverbünden zur Integration in deren eigenen Fahrkarten-Apps anbieten – auch dem HVV. Die DB wirbt in einem Informationsblatt damit, dass sich mit ihrem Hintergrundsystem alle möglichen Waben- Zonen- und Zeittarife sowie auch ganz neue Tarifmöglichkeiten abbilden lassen.

„Der HVV ist in Gesprächen zu Touch&Travel“, bestätigt Verbundsprecherin Silke Seibel auf NahverkehrHAMBURG-Anfrage. Sie weist jedoch darauf hin, dass die Kunden bei diesem System manuell ein- und auschecken müssen. Tatsächlich ist dies fehleranfällig und kann schnell hohe Kosten verursachen, wenn der Kunde vergisst, sich am Ende der Fahrt abzumelden (siehe hier).

Der HVV prüft deswegen ein so genanntes Check-In/Be-Out-Verfahren. Hierbei bestätigt der Fahrgast nur noch d…

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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12 Antworten auf „Bahn stellt Touch&Travel zum Jahresende ein“

@Josef
@Busfahrer und andere
Das in Kopenhagen verwendete System überwacht in den Bussen den ganzen Türbereich; die Reichweite beträgt dort nicht nur wenige cm sodern deutlich weiter. Ein Sender-Empfänger-Paar hat keine Ausrichtung wie eine Lichtschranke sondern ist eher Kugelförmig. Im Ergebnis wird auch der Bereich vor dem Fahrzeug überwach (registriert).
Damit ergeben sich zwei Situationen, die zu einer falschen Einbuchung führen können:
(1) Jemand der sich auf der Warteinsel befindet. Ausstieg aus einem anderen Bus? Warten auf den nächsten Bus? Begleitung zum Bus? Das System kann die Situation nicht erkennen.
(2) Radfahrer der nach dem Fahrgastwechsel an einer noch offenen Tür vorbei fährt
Nur ein Be-In/Be-Out, das erst NACH der Abfahrt den aktuellen Ist-Zustamd registriert kann das Problem lösen.

Das Problem mit dem leeren Akku kann mit keinem System gelöst werden.

@Björn:

„Dazu die notorische Angst wg. Datenschutz.“

Nur zu berechtigt, wie gerade die Diskussion in Berlin zeigt. Die BVG hat offenbar nicht verstanden, was ihre Technik macht – die Lesegeräte schrieben kurzerhand Linie und Datum auf die elektronische Fahrcard. Dort war sie dann kontaktlos wieder auslesbar. Die Technik funktioniert prinzipiell über mehrere Meter, zum Auslesen reicht ein Android-Smartphone. Wer also wissen will, wo der Nachbar die letzten Tage so ÖV gefahren ist…

So lässt sich nachvollziehen, dass man keine IT-Amateure an sensibelste Daten ohne Not ranlassen will. Was spricht gegen das Papierticket? Das funktioniert seit Jahrhunderten problemlos. Für neue Abrechnungsmodelle ist das E-Ticket sicher gut. Die gibt es aber im verschlafenen deutschen Nahverkehr extrem selten. Könnten ja n paar Cent Mindereinnahmen bei rausspringen, da lässt man das lieber sein. Deshalb ist das E-Ticket häufig eine Lösung ohne Problem, und jeder mit Ahnung weiß das. So kam es zum Flop der HVV Card und des E-Tickets in Harburg, das einfach überhaupt keine erkennbaren Vorteile hat. Niemand braucht es, es gibt keinen vernünftigen Anwendungszweck.. Mobil-/Onlineticket dagegen sind praktischer, weil man Zeit spart und sie direkt in die Fahrplanauskunftsapp integriert sind und man sich das Gekrame nach Kleingeld spart. (Merke: die Hochbahn-Automaten nehmen nicht einmal EC-Karte und bestehen auf Münzen). Klarer Anwendungsfall.

Würden die Verantwortlichen wirtschaftlich handeln müssen und nicht bloß ein Art Monopolverwaltung betreiben, sähe die Sache sicher anders aus. Vergleiche DB-Fernverkehr oder die Anbieter von Fernbussen, die dem städtischen Nahverkehr oft um Meilen voraus sind.

Aktuell haben sie in den Niederlanden an einigen Bahnhöfen das Problem, dass man schon beim umsteigen eine ganz neue Fahrt berechnet bekommt und das dann teuer bezahlt. Muss man halt aufpassen…

Und interessant wird es auch, wenn jetzt die geschlossenen Türen kommen. Es weiss nämlich keiner, wie z.B. Fahrgäste aus dem Ausland dann aus dem Bahnhof raus(!) kommen. Super System…

Ich möchte auch ein elektronisches Fahrkartensystem. Aber nicht wie in den Niederlanden. Und nicht geschlossen. Und freiwilig, gerne mit Rabatt. Aber als Jahreskartenbesitzer möchte ich weiterhin einfach ein- und aussteigen können, ohne an irgendetwas denken zu müssen.

Ich fürchte nur einfach, dass der Bürger hierzulande viel zu konservativ ist, was man schon daran sieht, wie viel hier noch mit Bargeld gemacht wird, und man mit Bargeld machen muss. Da ist das Vielen zu viel Automatismus. Dazu die notorische Angst wg. Datenschutz.
Dabei wäre solch ein Eincheck-System extrem sinnvoll und praktisch, aber dann auch gleich was Integriertes für Abo- und Proficard-Inhaber, gäbe ja auch da Möglichkeiten.

@ Busfahrer:
Bis das beim HVV eingeführt ist, dürften diese Krankheiten beseitigt sein. Oder?

@ bob:
Ich sprach nicht davon, auf den Bahnsteig zu gehen (auch wenn ich noch nie erlebt habe, dass dort kontrolliert wurde). Aber Sie haben Recht: soo dolle kann der Preis unter diesen Umständen gar nicht sein. Trotzdem hätte das System dann ein Akzeptanzproblem. Und das geht nicht. Man muss ihm blind vertrauen können. Erst dann ist es wirklich einsatzbereit.

@FA:
Das klingt nach einer Lösung.

Fürs Abholen und Bringen zum Gleis bibt es in NL einen speziellen Tarif. Man braucht eine Chipkaart um in den Bahnhof zu kommen und es wird eine Art „Bahnsteigkarte“ berechnet. Wenn man innerhalb von 20 Minuten den Bahnhof wieder verlässt, ist es umsonst. Bei der Eisenbahn sind es sogar 60 Minuten.

@Josef
@Busfahrer
… nun ist es im HVV Gebiet aber so, dass eine Fahrkarte zum Betreten des Bahnsteigs nötig ist! Also auch wenn sie heute jemanden Abholen müssen sie sich eine Fahrkarte (bzw. eine Bahnsteigskarte) lösen.
Aber auch wenn sie mit einem neuen System automatisch am Bahnhof „Eingechecked“ werden und dann nach wenigen Minuten wieder am selben Bahnhof „Ausgechecked“ werden können die Kosten ja logischerweise nicht soooo hoch (gratis) sein, da sie ja eben kein Verkehrsmittel in Anspruch genommen haben 😉

Das kann eigentlich nicht passieren, da der Coop über RFID ausgelesen wird, was eine Reichweite von wenigen Zentimetern hat. Man muss die Karte an ein Lesegerät halten, um sich ein- und auszuchecken. Was passiert ist, dass Leute vergessen, sich auszuchecken und dann mit dem Tarif bis Endstation berechnet werden.

Das klingt nach einem praktischen System. Allerdings sollte sichergestellt sein, dass ich nicht bebucht werde, wenn ich mal an einen Bahnhof komme, nur um jemanden abzuholen.

Warum das Rad eigentlich immer wieder neu erfinden? In den Niederlanden gibt es mit der OV-Chipkaart ein durchaus passables System für die elektronische Fahrkarte.

Bus, Tram, Metro, Eisenbahn (bis auf wenige Ausnahmen) alles mit einer Chipkarte. Wahlweise personalisiert (automatische Aufladung) oder anonym (Guthaben).
Die Kinderkrankheiten sind auch so weit durch und wenn man sich dran gewöhnt hat, ist es superleicht zu nutzen und bequem. Das Ein- und Auschecken geht einem schnell in Fleisch udn Blut über.

Schöner Nebeneffekt: In Rotterdam hat das Einführen von Sperren bei der Metro dazu geführt, dass kaum noch Schwarzfahrten stattfinden un die RET beinahe ohne Subventionen auskommen kann!

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