Ob in Geesthacht, Rendsburg, Schönberger Strand oder Kellinghusen: Die zahlreichen geplanten Bahn-Reaktivierungsprojekte in Schleswig-Holstein entwickeln sich langsam zum Running-Gag. Seit mehr als einem Jahrzehnt ziehen sich all diese Projekte endlos hin – doch bis heute fährt nirgendwo ein regulärer Zug. Jahr für Jahr werden die einst versprochenen Eröffnungen nach hinten verschoben und die Verkehrswende in der Region weiter vertagt.
So ist es in diesen Wochen auch mal wieder in Kellinghusen im Kreis Steinburg zu beobachten, wo es seit dem Jahr 2000 konkrete Überlegungen gibt, die 1975 stillgelegte und 1996 abgebaute Bahnverbindung ins benachbarte Wrist wieder aufleben zu lassen – mit Direktzügen bis zum Hamburger Hauptbahnhof. Derzeit enden die Triebwagen der Nordbahn noch am Ortsausgang von Wrist auf einem Abstellgleis, das früher einmal ein Teilstück der Strecke nach Kellinghusen war.
Es sind nur 2,5 Kilometer, auf denen die Schienen wieder aufgebaut werden müssten, um die 7.800-Einwohner-Stadt Kellinghusen ans HVV-Bahnnetz anschließen zu können. Die Prognosen sind günstig: Mit 300 Fahrgästen täglich rechnen die Planer in den ersten Betriebsjahren. Mittelfristig halten sie sogar eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen für realistisch. Ein positiver Kosten-Nutzen-Faktor wurde der Strecke kurz vor der Corona-Pandemie auch bescheinigt. Und der Rückhalt vor Ort für das Projekt ist ebenfalls groß.
Eine endlose Geschichte
Und trotzdem geht es nur äußerst zäh voran: Im Jahr 2012 verkündeten das Land und die Vorgängergesellschaft des heutigen Verkehrsverbunds NAH.SH, den Beginn der Vorplanungen und versprachen vollmundig: bis 2015 sollen die ersten Züge fahren. Doch 2013 wurden die Planungen wegen Geldmangels wieder gestoppt. Erst 2016 ging es weiter. 2017 wurde die Deutsche Bahn dann tatsächlich mit der Vorplanung beauftragt. 2018 wackelte das Projekt erneut, nachdem die DB plötzlich mit einer Verdreifachung der Kosten rechnete und 23,5 Millionen Euro veranschlagte. Nach einer Plausibilitätsprüfung im Auftrag des Kieler Wirtschaftsministeriums sank die Summe dann auf 15 Millionen Euro. Ende 2020 schrieb das Land endlich die Entwurfs- und Genehmigungsplanung …
4 Antworten auf „Bahnreaktivierung in Kellinghusen: Weitere Verzögerungen“
Gedanken zu Bild und Text.
Impressionen aus dem konservativen Bauernland.
Von der Heide in aller Ruhe zugewachsen: des SPNV alte Gleises-Achsen.
So fern, statt nah. Der NAH.SH.
Ein Tropfen auf den heißen Stein im Bahnabbauland 1.0:
https://www.lok-report.de/news/deutschland/aus-den-laendern/item/51994-mecklenburg-vorpommern-re4-doppelt-so-viele-sitzplaetze-auf-der-strecke-nach-luebeck.html
Aber ob das ausreicht? Die A20 wird wohl doch Erste Wahl bleiben.
Und gleich noch etwas aus dem Bahnabbauland 1.0:
https://www.lok-report.de/news/deutschland/aus-den-laendern/item/52037-mecklenburg-vorpommern-auch-fahrgaeste-nach-schwerin-rostock-und-stralsund-von-der-sanierung-hamburg-berlin-betroffen.html
Da kann man in der heilen grünen Welt in Hamburg noch so sehr das Weltklima retten, es läuft in MV alles auf die A20 hinaus.
Wer wie der Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein Nahverkehrsleistungen abbestellt, hat natürlcih auch kein Interesse daran, Bahnstrecken zu reaktivieren. Denn dafür müssten ja auch Nahverkehrsleistungen bestellt werden. Da man wegen der Klimadiskussion sich nicht offen gegen Streckenreaktivierungen stellen kann, macht man das indirekt, in dem man den Ausführungen einzelner Bedenkenträger reichlich Raum gibt, diese direkt bzw. indirekt unterstützt oder marginale und lösbare Probleme (Hochwasserschutz) aufbläst. Der Streit um die Finanzierung von 15 Mio. Euro ist angesichts der Unsummen, die für die Aufrüstung oder sinnlose Bahnprojekte, wie die Bahnhofsverlagerung in Hamburg Altona verausgabt werden, geradezu lächerlich! Aber so ist man dabei die Verkehrswende und im Prinzip die Zukunft unseres Landes zu verspielen. An alle Akteure in diesem Possenspiel: Weiter so! Dann kommt die Reakivierung garantiert nicht vor 2030 oder wird gar zu den Akten gelegt.