Nach jahrelangen Planungen rollen seit gestern die Bagger in der Kellinghusenstraße in Eppendorf. Im Zuge des Busbeschleunigungsprogramms wird die Haltestelle am U-Bahnhof modernisiert.
Die beiden Haltebuchten für die Metrobuslinien 22, 25 und 26 werden teilweise begradigt und mit erhöhten Bordsteinen (“Sonderbord”) ausgestattet.
Außerdem sollen sämtliche Ampeln rund um die Haltestellen mit Vorrangschaltungen für Busse ausgerüstet werden.
Geknickt: Diese Haltebucht soll im Zuge des Busbescheunigungsprogramms begradigt werden
Unklar, wie viel Zeit der Busverkehr durch Umbau spart
Wie viel Zeit der Busverkehr durch die Maßnahme einspart, geht aus den Planungsunterlagen nicht hervor. Der zuständige Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) weist lediglich darauf hin, dass der Fahrgastwechsel durch die erhöhten Bordsteine beschleunigt wird (siehe hier).
Für Radfahrer sollen auf beiden Seiten der Kellinghusenstraße Radfahrstreifen markiert werden – allerdings nur zwischen dem U-Bahnhof und dem Schrammsweg, was gerade einmal die Hälfte der gesamten Straße ausmacht (ca. 250 Meter).
Kellinghusenstraße: Radfahrstreifen nur auf halber Länge
Auf der restlichen Strecke bis zur Hudtwalckerstraße werden Radfahrer mit neuen Rampen dazu animiert, die alten Radwege auf den Bürgersteigen weiter zu nutzen, obwohl die Radwegbenutzungspflicht in der gesamten Kellinghusenstraße seit vielen Jahren aufgehoben ist und Radfahrer somit auf ganzer Länge auf der Fahrbahn fahren dürfen.
Um Platz für die neuen Radfahrstreifen zu schaffen, muss der Autoverkehr pro Richtung eine Fahrspur (mind. 3,10 Meter Breite) abgeben. Dieser Platz wird aber nur zum Teil an die Radfahrer vergeben, denn die neuen Radspuren sollen nur 1,60 Meter breit (plus 0,7 Meter Schutzabstand zu parkenden Autos) werden.
Kellinghusensenstraße Ecke Schrammsweg: Hier werden Radfahrer vom Bürgersteig auf einen neuen Radfahrstreifen geleitet
Als Problemzone für Radfahrer könnte sich die Bushaltebucht nördlich des U-Bahnhofs erweisen: Weil dort zwei Buslinien enden, passen schon heute nicht alle dort abgestellten Fahrzeuge in die Haltebucht. Die Folge: Die letzten Busse in der Haltebucht ragen oft mit dem Heck bis auf die Straße hinaus und würden künftig den neuen Radfahrstreifen blockieren. Eine Verlängerung der Bushaltebucht ist laut LSBG aber nicht geplant, weil sonst Parkplätze verloren gehen würden.
Alte und zu kleine Bushaltebucht an der Kellinghusenstraße
In der Folge ist die Haltebucht oft mit abgestellten Bussen überfüllt, die bis auf die Straße herausragen.
Künftig fünf zusätzliche Parkplätze in der Kellinghusenstraße
Stattdessen wird die Zahl der Parkplätze in der Kellinghusenstraße mit dem Umbau sogar erhöht: Nach den Bauarbeiten soll es fünf zusätzliche Auto-Stellplätze im Bereich der Bahnunterführung geben. Für den Radverkehr sollen am U-Bahnhof Kellinghusenstraße zwölf neue Abstellbügel aufgestellt werden.
Die Bauarbeiten sollen bis Ende November abgeschlossen sein, die Höhe der Kosten ist unbekannt und in den entsprechenden Dokumenten im Transparenzportal der Stadt Hamburg geschwärzt.
Auch Klosterstern wird seit gestern umgebaut
Doch nicht nur in der Kellinghusenstraße – auch am nahegelegenen Klosterstern wird seit gestern kräftig gebaut: Der jetzt noch zweispurige Kreisverkehr soll in Zukunft nur noch eine überbreite Autofahrspur (5,50 Meter) haben, auf der restlichen Fläche wird ein Radfahrstreifen angelegt. Eine Neuheit für Hamburg ist, dass dieser Radstreifen um einige Zentimeter erhöht von der Fahrbahn abgetrennt werden soll (“Protected Bike Lane”), wie es seit Jahren zum Beispiel in Kopenhagen und New York der Fall ist.
Die Zahl der Parkplätze im Innern des Kreisverkehrs wird von 90 auf 37 sinken. Der Umbau soll hier – inklusive Winterpause – bis Ende 2017 dauern.
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Geil.
In China in ein Sack Reis umgefallen, bzw. es wurde drei neue Parkplätze in einem Nanjinger Stadtteil gebaut.
Kann man wenigstens außerhalb der speichelleckenden Politik – dort, wo ein distanzierter und objektiver Blick möglich ist – mal diesen ganzen “Mist”, der das Etikett “Busbeschleunigung” trägt, so nennen, was es wirklich ist?
Und mal in einen Kontext setzen?
Ja?!
Dieser ganze aufgebauschte Bus-Sch..ss in diesem Millionenfischerdorf regt mich völlig auf.
Ja, wenn ich das lese kommt mir auch die Galle hoch.
Man will immer wieder die Quadratur des Kreises und wenn es drauf ankommt wird immer noch zu Gunsten des Autos entschieden.
Ich muss auch immer lachen, wenn über die vielen Staus in der Stadt gejammert wird. Auf die Idee, dass das ein Ergebnis der in HH seit Jahrzehnten herrschenden Verkehrspolitik sein könnte, kommen BILD, Mopo und Abendblatt sowie ein Großteil der Bevölkerung nicht.
dann ziehen sie doch weg oder engagieren sich zumindest politisch und machen es besser 😉 danke
Vielen Dank für den Tipp. Sehr gehaltvoll und inhaltlich stark.
Ich war 14 Jahre in der Hamburger Kommunalpolitik engagiert und daher bilde ich mir ein, auch ganz zu wissen wie die entsprechenden/relevanten Behörden in HH ticken.
P.s. Ihr Tipp erinnert mich doch stark an die 60 und 70er Jahre. als der Studentenbewegung empfohlen wurde in die DDR zu gehen…..
Lieber Ed von Schleck,
was habe ich schon engagiert und alles an Vorschläge vor allem an den HVV, aber auch an HOCHBUS, pardon -BAHN, und S-Bahn gerichtet. Oder letzten Herbst eine Woche lang in einem Bildungsurlaub-Workshop zur Verkehrspolitik teilgenommen. Es ist – trotz freundlicher Antworten – schlicht nicht gewollt: “zu teuer, kein Bedarf, nicht realisierbar, gesetzliche Regelungen stehen dem entgegen…” (beliebig fortsetzbar). Die Hamburger Verkehr(t)spolitik soll so bleiben wie sie ist, ja keine Veränderung, ja kein Umdenken. (Und DER konservative Hamburger will das offensichtlich auch so.) Also weiterhin diese asoziale, umweltfeindliche Bevorzugung des MIV. Wie hier: Ja nicht ein paar Parkplätze zugunsten einer längeren Bus-Überliegestelle und eines vernünftigen Radweges opfern. Und wie z.B. in Tonndorf: Keinerlei Einschränkung der Raserei, auch dort nicht, wo es schon mehrfach tödlich gekracht hat. Wie erst neulich wieder.
Hamburger Prämisse – egal ob SPD, “Grüne” oder CDU: Im Zweifelsfall für den Autofahrer.
“Fahr doch, was Du willst! – HVV”
PS an die Redaktion: Warum ist meine Antwort vom 3.10. im “Elbbrücken-Thread” noch nicht freigeschaltet?
War das nun alles was Sie zu dem Thema sagen können/wollen ?
Anstatt sich über die Länge der Bushaltebucht für die abgestellte und pausierenden Busse Gedanken zu machen, sollte man sich vielleicht mal Gedanken darüber machen, warum da so viele Busse stehen.
Müssen die Fahrer immer mit ihrem Fahrzeug zusammen Pause machen? Wäre ein guter stationärer Pausenraum, in dem die Fahrer Pause machen, an der Kellinghusenstraße nicht effektiver, als mehrere “fahrende Pausenräume”? Die Fahrer würden sich dann auf den Bussen ablösen und in ihrer Pause auch weniger gestört als jetzt – wo sie immer wieder ihre Fahrzeuge vorziehen müssen.
Bei so vielen Busse, wie man sie an der Kellinghusenstraße sieht, sollte sich so mindestens ein Bus einsparen lassen. So günstig sind diese Fahrzeuge ja nicht; wenn bald nur noch emissionsfreie angeschafft werden, erhöht sich das herumstehende Kapital noch mehr (wie eine Batterieladung unter solchen Bedingungen erfolgen sollte, frage ich lieber gar nicht mehr…).
Als Nebeneffekt wäre auch die Busbucht nicht so voll und die Radfahrer könnten diese besser passieren.