Bei Verspätungen: Immer weniger Fahrgäste wollen Entschädigung vom HVV

Bei mehr als 20 Minuten Verspätung zahlt der HVV die Hälfte des Ticketpreises zurück – doch im vergangenen Jahr machten immer weniger Fahrgäste von dieser Möglichkeit Gebrauch. Seit 2019 sind die Zahlen um zwei Drittel eingebrochen. Das sind die Gründe und so können Sie als Abo-Kunde monatlich bis zu 107 Euro zurückbekommen.
Christian Hinkelmann
Menschen steigen in einen U-Bahnzug am Bahnhof Mundsburg in Hamburg
Menschen steigen in einen U-Bahnzug am Bahnhof Mundsburg in Hamburg

Wer im mit Bus und Bahn mehr als 20 Minuten zu spät am Ziel ankommt, kann sich die Hälfte des Fahrpreises zurückerstatten lassen. Das verspricht die HVV-Garantie. Eine kundenfreundliche Sache – und eigentlich gab es im vergangenen Jahr zuhauf Anlässe, davon Gebrauch zu machen – man denke nur an die tausenden Zugausfälle durch fehlendes oder krankes Personal im Hamburger Großraum.

Trotzdem haben im vergangenen Jahr aber nur vergleichsweise wenig Menschen die Garantie in Anspruch genommen. Die Zahl der Anträge lag lediglich bei 72.005 ­– der niedrigste Stand seit sechs Jahren.

Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die der HVV auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage mitgeteilt hat.

Zum Vergleich: Im Jahr zuvor hatten der HVV noch 73.380 Garantie-Anträge registriert, 2020 waren es 113.951 und im Vor-Corona-Jahr 2019 sogar 216.841.

Woher kommt dieser deutliche Einbruch?

Der Verkehrsverbund sieht einen Hauptgrund: Corona. Mit dem Ausbruch der Pandemie ging ab Frühjahr 2020 die Fahrgastzahl in Bahnen und Bussen in den Keller, was naturgemäß insgesamt weniger von Verspätungen betroffene Menschen bedeutete.

Weniger Fahrgäste und Autos – mehr Pünktlichkeit

Dazu kam aber noch ein weiterer Effekt, der auf dem ersten Blick nicht so ersichtlich ist: Weil zu Corona-Hochzeiten so wenig Menschen in den HVV-Fahrzeugen unterwegs waren, ging der Fahrgastwechsel an vielgenutzten Haltestellen deutlich schneller als normalerweise, was sich positiv auf die Pünktlichkeit auswirkte, erklärt Verbundsprecher Rainer Vohl gegenüber NAHVERKEHR HAMB…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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6 Antworten auf „Bei Verspätungen: Immer weniger Fahrgäste wollen Entschädigung vom HVV“

Leider Offensichtlich hat der HVV kein Interesse daran, die Garantie weiter auszubauen oder zu promoten – das ganze vorgehen mit dem Online-Formular, drei Tage warten, bis um mitternacht automatisiert die Erstattung geschickt wird, ausdrucken, zum Kundenzentrum rennen… ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß.
Zum 30.09. beim Wechsel der ProfiTickets beginnt dann Jahr für Jahr wieder die Diskussion beim HKundenzentrum, weil die Garantiefälle noch mit der alten ProfiTicket-Nummer beantragt und ausgestellt wurden, auf dem neuen ProfiTicket aber nun eine andere Nummer steht…

Dennoch: da beide von mir hauptsächlich genutzten Verbindungen ein Quell dauernder Ausfälle und Verspätungen sind, lohnt es sich über die Zeit hinweg durchaus, diese Garantien zu beantragen.

Da ich einen Schwerbehindertenausweis mit Wertmarke habe, vermute ich, dass die Garantie schwer einzuulösen sein wird… Aber natürlich sind wir davon genau so betroffen. Aber auch der Prozess ist mir viel zu aufwendig! Ich habe das Gefühl, dass der HVV diese Garantie nur halbherzig meint, sonst würde er den Prozess nicht so gestalten.

Dann werde ich auch mal wieder versuchen, eine Erstattung einzureichen. Mit Lateback war das ja super. Problem ist aber wenn der nächste Zug absolut pünktlich ist oder sogar eine Minute früher am Ziel ist, dann wird es nicht anerkannt. Verspätung melden ging erst ab der 21 . Minute. Man kann natürlich schummeln. Aber dafür bin ich zu ehrlich. Als die AKN noch keine Probleme hatte, war der Zug oftmals 1-2 Minuten früher am Ziel. Die Frage wäre ob das dann auch schon ein Verspätungsfall ist???
Wenn der HVV die Garantie wegen des 9 Euro Ticket nicht ausgesetzt hätte, wäre bei mir einiges zusammen gekommen. Die S-Bahn hat im letzten Jahr nix ausgelassen. Es kann ja nur besser werden, also, auf, und die nächste Verspätung melden, und Erstattung bekommen.

Hallo zusammen und allen ein gutes neues Jahr!
Meine Erfahrung ist, dass bei uns bezüglich der schlechten SPNV-Situation am ehesten „Abstimmung mit den Füßen“ (oder besser: mit 4 gummibereiften Rädern) gemacht wird, als dass die bürokratische >hvv Garantie genutzt wird.
Die versprochenen 6-Wagen-Züge gibt es nicht auf der RB81. Gestern fuhr der Zug 17:11 ab Hbf nur mit effektiv 4 Wagen, denn der mittlere war wieder mal verschlossen, sodass der Zug in zwei Teile gespalten war.

Ich werde jetzt meine Beschwerden bezüglich der RB81 direkt an die S-Bahn GmbH richten, da sie jetzt die „Oberhoheit“ dafür hat. Zumal ich mich ja hier im Forum und in den HN&HB (wo früher bei diesem Thema fast nur Dauermeckereien waren) für ein besseres Bild der S-Bahn engagiere und die Sicht von jemandem einbringe, der nicht „S-Bahn-verwöhnt“ ist, sondern seit gefühlten Ewigkeiten auf einen S-Bahn-Anschluss wartet.

In der Tat fahren kaum Züge mit den versprochenen 6 Wagen, sondern i.d.R. nur mit 5 Wagen.
Was auch wegfiel: Die Anzeige „ein Wagen fehlt“ / „zwei Wagen fehlen“ im DB Navigator. Scheinbar liest die DBRegioSH hier unsere Kommentare mit. 😉

Ich mache schon lange bei der HVV-Garantie mit, obwohl es eine große Papierverschwendung ist. Das lohnt sich nur bei 1.Klasse-Tickets richtig.

Dass das nur eine Schaufenster-Aktion ist zeigt sich schon am Bürokratieaufwand, der in den 12 Jahren, die ich das jetzt mache, um kein Blatt Papier pro Vorgang abgenommen hat, obwohl ich mir 2011 bis 2016 den Spaß erlaubt habe vor Weihnachten mit jeweils 30 bis 40 Blatt Papier im Bahnhof Elmshorn den Schalter jeweils 30 bis 60 Minuten lang dicht zu machen, weil die Angestellte jede Registriernummer einzeln abtippen musste. Es ist im Gegenteil eher praktisch noch umständlicher geworden. Und die App LateBack, was einige Zeit funktionierte und ein Einstieg in den Bürokratieabbau sein könnte, wurde auch wieder rausgeworfen.

Ferner sind die Züge insbesondere 2020 auffällig pünktlich gewesen. Klar mit drei Fahrgästen an Bord gab es im Frühjahr 2020 auch keine Probleme beim Fahrgastwechsel. Der Kunde ist immer noch weit vor Orkan und Schnee und Eis der größte Störfaktor. Und man konnte 2020 monatelang die Garantiezettel nicht abgeben. Auch 2021 fand ich die Pünktlichkeit passabel.

Aber das ist vorbei. Die Züge sind durch Erkrankungen von Mitarbeitern der Bahn sehr unpünktlich geworden. Inzwischen ist allerdings mehr Homeoffice eingekehrt. Insbesondere die 1. Klasse ist weiterhin im Winterhalbjahr oft leer. So wird vermutlich die Zahl der Anmelder von Erstattungen noch immer geringer sein als 2019, obwohl die Züge unzuverlässig sind wie nie.

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