Wer schon immer mal zum Flatrate-Preis ein Jahr lang fast alle Bahnen und Busse in Deutschland nutzen wollte, ohne sich dabei Gedanken über Tickets und Tarife zu machen, der sollte jetzt ernsthaft über den Kauf einer Bahncard 100 nachdenken – denn so günstig wie jetzt, war sie in den vergangenen acht Jahren nie.
Grund dafür sind zwei Mehrwertsteuersenkungen in den vergangenen Monaten: Zu Jahresbeginn wurde der Mehrwertsteuersatz für die Netzkarte der DB von bisher 19 Prozent auf nur noch 7 Prozent gesenkt, Anfang Juli kam dann zusätzlich noch die coronabedingte weitere Mehrwertsteuersenkung von 7 auf 5 Prozent dazu, die die Deutsche Bahn vollständig an ihre Kundschaft weiter gibt.
Somit ist der Preis für die Bahncard 100 innerhalb eines halben Jahres um sagenhafte 517 Euro gesunken – von ursprünglich 4.395 Euro (2. Klasse), auf nur noch 3.878 Euro. Bei der Bahncard 100 für die 1. Klasse ist der Preis von 7.435 im vergangenen Jahr auf 6.560 Euro gesunken, was sogar einer Ersparnis von 875 Euro entspricht. Solche Preise auf ungefähr diesem Level gab es zuletzt im Jahr 2012.
Bahncard 100 kostet nur noch ab 10 Euro pro Tag
Umgelegt auf das Jahr kostet die Bahncard 100 in der 2. Klasse derzeit pro Tag im Schnitt rund 10 Euro und im Monat 323 Euro. In der 1. Klasse sind es rund 18 Euro pro Tag, bzw. 546 Euro im Monat. Verglichen mit den Unterhaltskosten für ein Auto, die je nach Klasse bei monatlich ungefähr 350 Euro beginnen, sind die aktuellen Preise der Bahncard 100 derzeit also durchaus konkurrenzfähig.
Bedenkt man zusätzlich, dass die Bahncard 100 nicht nur in allen Zügen der Deutschen Bahn, sondern auch in vielen Privatbahnen, Überlandbussen und Verkehrsverbünden gilt (Übersicht hier) könnte die Bahncard 100 auch bestehende Zeitkarten in einem Verkehrsverbund ersetzen. Ein Beispiel: Im Hamburger Verkehrsverbund darf mit der Bahncard 100 der gesamte Öffentliche Nahverkehr im Tarifbereich Hamburg AB genutzt werden. Eine Vollzeitmonatskarte für diesen Bereich kostet derzeit im Abo monatlich 91,10 Euro.
Zieht man diesen Betrag von den monatlichen Kosten einer Bahncard 100 ab, bleiben in der 2. Klasse pro Monat noch 232 Euro bzw. in der 1. Klasse 455 Euro übrig. Das entspricht ganz grob gerechnet einer Fahrt pro Monat im ICE von Hamburg nach Frankfurt und wieder zurück (Flexpreis), bzw. jeweils einer Hin- und Rückfahrt pro Monat zwischen Hamburg und Frankfurt sowie zwischen Hamburg und Berlin (mit Bahncard 50).
UPDATE vom 20.11.2020:
Nach unbestätigten Informationen in Internetforen bietet die Deutsche Bahn allen BahnCard 100-BesitzerInnen offenbar an, Ihre BahnCard 100 bis maximal 30.4.2021 pausieren zu lassen. Nähere Informationen hierzu erteilt demnach die BahnComfort-Hotline auf Nachfrage. Theoretisch wäre es somit u.U. möglich, eine BahnCard 100 vor der anstehenden Preiserhöhung am 13.12.2020 zu kaufen und anschließend direkt in den Pausen-Modus bis maximal Ende April 2021 zu versetzen.
Über den Autor:
NahverkehrHAMBURG-Redakteur Christian Hinkelmann besitzt seit Juli 2018 eine BahnCard 100 und hat sich damit (neben der beruflichen Notwendigkeit) einen Lebenstraum erfüllt: Ein Jahr lang freie Fahrt in allen Zügen der Deutschen Bahn und in vielen Verkehrsverbünden! Nie wieder Tickets kaufen, am Fahrkartenautomaten stehen oder sich durch Online-Schnäppchen wühlen. Über seine Erfahrungen und Eindrücke schreibt er in diesem Blog – meist direkt aus dem Zug.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen verfasst worden und spiegelt allein die persönliche Meinung des Autors wider. Er ist ausdrücklich nicht durch versteckte Werbung, Sponsoring, o.ä. finanziert.
5 Antworten auf „Bis zu 875 Euro gespart: Bahncard 100 ist derzeit so günstig wie seit Jahren nicht mehr“
Wie weit darf der beantragte erste Geltungstag denn in der Zukunft liegen? Das wäre doch vielleicht eine Alternative zu dem erwähnten Pausenmodus.
Hallo,
ist der Abzug der Zeitkarte im Wohnort nicht falsch? Die BahnCard 100 gilt im Nahverkehr meines Wissens nach nicht, sondern erst ab 100 KM zwischen Ankunfts-/Abfahrtsort. Ebenso nur als Ticket von einem Bahnhof zum anderen; nicht für beliebige Fahrten in der Stadt. Natürlich kann man das immer irgendwie zurecht biegen, aber richtig ist es nicht und wenn mal der Ausweis mit dem Wohnort kontrolliert wird…
Viele Grüße
Die DB sagt dazu auf ihrer Website: “Außerdem wird die BahnCard 100 bei vielen Verkehrsverbünden, in Bussen und bei Privatbahnen akzeptiert. Außerdem gilt die BahnCard 100 im City-Ticket-Bereich aller teilnehmenden City-Ticket-Städte.” Siehe: https://www.bahn.de/p/view/bahncard/ueberblick/bahncard100.shtml
Vielleicht reden wir aneinander vorbei oder ich sehe es wirklich grundlegend falsch? Ich bezog mich auf diese Regel: https://community.bahn.de/questions/1697440-bahncard-100-nur-vbn-nutzen. Demnach (und das wird an mehreren Stellen erwähnt + diskutiert) muss für das City-Ticket in Verbindung mit der BahnCard 100 eine Fernverkehrsverbindung auf der Reise bestehen; mindestens 100 Tarifkilometer.
Es steht ja in der Seite auch im Kommentar. Ab 100 km gilt beim City-Ticket, dass ich mit Zugfahrkarten bekommen. Ist die Zugfahrt kürzer als 100 km ist kein City-Ticket enthalten. Aber mit der Bahncard 100 benötigt man keine Zugfahrkarte und kann die Card für alle teilnehmenden Orte verwenden!