Die Mönckebergstraße in Hamburg: Einst eine stolze Pracht-Einkaufsmeile im Herzen der Hansestadt – inzwischen eher ein Problemfall: Die Corona-Pandemie hat dem Einzelhandel zugesetzt, seit zwei Jahren sind die beiden großen Kaufhäuser von Karstadt Sports und Kaufhof geschlossen und die Sanierung der U-Bahn unter der Straße machte die Mö im vergangenen Jahr zur Dauerbaustelle.
Und auch das Busliniennetz in der Einkaufsstraße ist ein Provisorium: Brachten früher zehn Linien mit täglich rund 2.000 Bussen massenhaft HVV-Fahrgäste bis vor die Türen der Geschäfte, sind es seit einem Jahr nur noch drei Linien. Das passierte durchaus mit Absicht, denn dem Einzelhandel und dem Bezirk Mitte waren die vielen Busse seit Jahren ein Dorn im Auge. Sie wollten mehr Ruhe und weniger Verkehr auf der Flaniermeile.
Verkehrsversuch: Gar keine oder weniger Busse in der Mö
Da kam die eh anstehende Vollsperrunng der Mönckebergstraße aufgrund von U-Bahn-Sanierungsarbeiten im vergangenen Jahr gerade recht, um in der Praxis zu testen, wie sich die Mö ganz ohne, bzw. nur mit einem reduzierten Busverkehr anfühlt. Im März 2021 wurden zunächst alle Buslinien aus der Mönckebergstraße herausgenommen und in den meisten Fällen über die parallele Steinstraße umgeleitet, seit November vergangenen Jahres wurden einige Linien wieder in die Mö zurückverlegt.
Parallel dazu startete der rot-grüne Senat im Sommer vergangenen Jahres eine Befragung von Besuchern der Innenstadt, Anwohnenden und dem ansässigen Handel, um auf der Basis ein neues Verkehrskonzept für die Einkaufsmeile zu entwickeln – inklusive endgültiger Linienführung des Busverkehrs in der Innensta…
6 Antworten auf „Bleibt der reduzierte Busverkehr in der Mö dauerhaft bestehen?“
Ich frage mich, warum man in Hamburg so große Probleme mit Fußgängerzonen hat. Eine komplett fahrzeugfreie Mö könnte man ganz anders bespielen. In anderen Städten gibt es kilometerlange Fußgängerzonen, welche in der Regel als sehr angenehm empfunden werden.
Durch den Fahrzeugverkehr sind Fußgänger stets an den Rand gedrängt, die Bürgersteige sind überfüllt, beide Straßenseiten sind physisch voneinander abgetrennt. Die Aufenthaltsqualität in der Mö ist abseits der Plätze gleich null, man hat praktisch nur Durchgangsverkehr.
Ich denke, dass man mit dieser rein shoppingbezogenen Denkweise der Innenstadt keinen Gefallen tut. Andere Konzepte müssen her, die den Menschen explizit einen Grund verschaffen, in die Innenstadt zu fahren und nicht in die Mall im Stadtteil.
Typisch Hamburg, da werden teure Untersuchungen gemacht, wo doch eigentlich jeder sofort weiß, dass die Busse in der Mö besser aufgehoben sind. Dass die Untersuchung noch immer nicht erschienen ist, hat einzig seinen Grund darin, dass dieErgebnisse (also die HVV Fahrgäste wollen die Busse zurück in die Mö) dem Verkerhssenator nicht passt und jetzt wird langwierig an netten Formulierungen gebastelt, um doch noch halbwegs eine Betätigung der Senatspolitik hinzubiegen. Generell muss gelten: Der ÖPNV muss zu den Kunden kommen und nicht umgekehrt!
schon mal in London in der Oxford street gewesen? da fahren 16 Buslinien durch…naja fahren kann man das eigentlich nicht nennen. Ich finde es jetzt in der MÖ mit viel weniger Buslinien erheblich entspannter als früher. Und wer unbedingt durch die MÖ muß, kann ja auch umsteigen.
Gerade Samstag war ich mal wieder unterwegs.
Früher konnte man zwischen Hauptbahnhof und Rathausmarkt egal welchen Bus nehmen, nur am Rathausmarkt musste man an der richtigen Haltestelle stehen.
Nun steht man sich an den Haltestellen die Beine in den Bauch.
Auch wenn man aus der Mö ständig andere Ziele hat muß man weitere Fußwege einplanen oder ein zusätzlichen umsteigen.
Hätte man eine häufig fahrende Straßenbahn auch aus der Mö verbannt ???
Gelegenheitsfahrgäste werden durch den geringen Busverkehr in der Mö auch abgeschreckt.
ÖPNV muß einfach und schnell erreichbar sein.
Die gefühlt immer dunkle Steinstraße wird definitiv nicht so angenommen wie die Mö.
Es fahren drei Metrobusse durch die Mö.
Alle Metrobusse haben einen 10-Minuten-Takt, rein rechnerisch kommt also alle 3 – 4 Minuten ein Bus.
Und das nennen Sie, „sich die Beine in den Bauch stellen“? Oha.
Ich finde, dass hier ein guter Kompromiss gefunden wurde zwischen der Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer auf der Mö, dem Wunsch nach weniger Lärm für die Anwohner an der Steinstraße und den Bedürfnissen der ÖPNV-Nutzterinnen und -Nutzer.
Die Buslinien sind ja nicht dafür da, dass es nur darum geht, ein, zwei Stationen zu fahren. Und von „geringem Busverkehr“ kann auch kaum die Rede sein.
Nehmen wir Gerhard-Hauptmann-Platz um 9 Richtung Hbf:
Linie 3: 6 Fahrten
Linie 5: 18 Fahrten.
Linie 19: 9 Fahrten
Macht 33 Fahrten bzw. weniger als alle zwei Minuten. Da die Wahrscheinlichkeit, einen Bus vor der Nase zu verpassen genauso hoch ist wie just in time in ihn reinzuspringen, wartet man also im Schnitt weniger als eine Minute. In die andere Richtung sieht’s nicht anders aus.
Und selbst samstags, wo man es nicht so eilig hat, verkehren da bis zu 24 Busse pro Stunde. Wenn das zu wenig ist und man keine Einschränkungen hat, geht man halt drei, vier Minuten zu Fuß.
PS: vom Rathausmarkt zum Hauptbahnhof gibt’s übrigens noch ein anderes Verkehrssystem, das eine Weile gesperrt war, aber einen mittlerweile wieder entspannt von A nach B bringt.