Bremst Olympia den geplanten Hauptbahnhof-Ausbau?

Falls die Olympischen Spiele tatsächlich nach Hamburg kommen, könnte das einige Verkehrsprojekte in der Stadt beschleunigen – und andere ausbremsen. Welche davon betroffen sind.
Christian Hinkelmann
So stellt sich der Hamburger Senat das Olympia-Finale auf der Binnenalster vor. Grafik: Neuland Concerts
So stellt sich der Hamburger Senat das Olympia-Finale auf der Binnenalster vor. Grafik: Neuland Concerts

Der Hamburger Senat will es noch einmal wissen. Nach dem gescheiterten Bewerbungsversuch vor zehn Jahren soll es einen neuen Anlauf geben, um die Olympischen Spiele an die Elbe zu holen.

Die Olympia-Pläne für 2036 oder 2040 sind in den vergangenen Wochen viel diskutiert worden – doch über die Auswirkungen auf Hamburgs Verkehr ist bislang nur wenig bekannt – abgesehen von der etwas schrägen Idee eines Hyperloops zwischen Hamburg und Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollen.

Wie lassen sich die erwarteten Menschenmassen sinnvoll und effizient durch die Stadt bewegen? Und welche Bahnprojekte könnten durch Olympische Spiele zusätzlichen Schwung erhalten – oder möglicherweise sogar ausgebremst werden? Eine Analyse.

Es gibt noch kein Mobilitätskonzept

Viele Informationen darüber, wie sich der Hamburger Senat den Verkehr rund um mögliche Olympische Spiele in der Stadt vorstellt, gibt es bislang nicht. Ein Mobilitätskonzept, das den Namen verdient, fehlt noch, wie die Hamburger Verkehrsbehörde auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage erklärt.

In den Bewerbungsunterlagen, die am 31. Mai beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingereicht wurden, finden sich vor allem Allgemeinplätze. Da ist von einer „stadtverträglichen, emissionsfreien und digitalen Mobilität“ die Rede, von einer „beschleunigten Verkehrswende“ sowie von „Spielen der kurzen Wege“.

Rund 40 Prozent aller Athleten sollen ihre Wettkampfstätten zu Fuß oder mit dem Rad erreichen können. Die Strecke zwischen dem geplanten Olympischen Dorf an der Bahrenfelder Trabrennbahn und dem „Olympic Park Altona“ soll nur einen Kilometer betragen.

Die Mehrzahl der weiteren Sportstätten soll gut mit dem Ra…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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7 Antworten auf „Bremst Olympia den geplanten Hauptbahnhof-Ausbau?“

Danke für den Artikel, der die ganze Plan- und Hilflosigkeit der Verkehrsbehörde und der Hamburger Olympiaplaner aufzeigt. Die ganzen Megaprojekte U5, S6, VET, U4 bis Harburg werden entweder nicht kommen oder nicht bis 2026 oder 2040 fertig. Leider wird auch der ganze Unsinn, dass zu einem barrierefreien Ausbau der U-Bahnstation Sternschanze diese neu gebaut werden muss, immer wieder wiederholt. Dabei wäre es ein Leichtes, an der breitesten Stelle des Bahnsteigs die Decke zu durchbrechen und dort einen Aufzug zu installieren. Sei es drum. Olympia könnte auch abgewickelt werden, wenn man die o.g. Projekte nicht realisiert, sondern konsequent auf Straßenbahnen setzt. Den Hauptbahnhof wird man so oder so baulich nicht erweitern können. Was aber sehr schnell machbar ist, durch eine andere Betriebsführung (Durchbindung von RE/RB-Linien) den Hbf. zu entlasten und den Bahnhof Altona, der Reserven hat, so auszubauen, dass mehr Verkehr über diesen fließt, der dann nicht notwendigerweise über den Hbf. geleitet werden muss. Auch wäre bis 2040 eine 2. Eisenbahn-Elbquerung als Bestandteil eines S-Bahnrings (zusammen mit der Güterumgehungsbahn) machbar. Das würde die Verkehrsströme entzerren und volumenstarke Verkehrs um den Hbf. herumleiten. Aber interessanterweise tauchen diese Projekte in der Olympia-Verkehrskonzeption der Verkehrsbehörde nicht auf. Die Zahl der Denkblockaden in Hamburg ist schon beachtlich. Und an dem in Nahverkehr beschriebenen wirren Verkehrskonzept dürfte die Hamburger Olympia-Bewerbung scheitern. Schade!

Ja, da sollen sich mal die Berliner bewerben. Ich will in Hamburg meine Ruhe haben und keinen olympischen Zirkus!

U5 bis 2040 laut Planung vollständig in Betrieb? Selten so gelacht. Wer daran glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann und/oder den Osterhasen. Und Olympia wird es in Hamburg sowieso nicht geben, gewisse Gruppierungen werden wieder so extrem dagegen hetzen, dass ein Bürgerentscheid negativ (also gegen Olympia) ausgehen wird.

Ich denke, wir wissen alle, dass es den Weihnachtsmensch und den Osterhasen gibt. Aber die zeitlichen Pläne? Da ist wohl ganz vile Wunsch aber wenig belastbares bei….

Der Hyperloop soll Hamburg und Kiel oberirdisch (!) verbinden.
Die Testrecke soll auf Hamburger Gebiet entlang der A24 laufen.
Diese Teststrecke könnte dann entlang der A1 und der A21 mit relativ geringem Investitionsaufwand nach Kiel verlängert werden.

Ein Verkehrsmittel wie Hyperloop ist erforderlich, da lt. Vorgabe jede Sportstätte der Olympischen Spiele innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein muss.

naja wenn die Spiele nach München kommen und die Segelwettbewerbe nach Kiel, dann wird man in jedem Fall länger als 30min brauchen. Was ich wirklich schlimm finde an dem Dargestellten, daß die zuständigen Behörden eigentlich nichts tun, um die Projekte zu beschleunigen. Warum braucht man 6 Jahre für eine Planung der S-Bahn nach Osdorf und gibt dafür 120 Mio aus, wenn da nicht nicht einmal die Entwurfsplanung geschweige denn die Planfeststellung mit beinhaltet ist? Das alles ist kein sinnvolles Planen, sondern Irrsinn. Oder auch Absicht, weil man damit die eigene Untätigkeit verschleiern will. Übrigens wie in London 2012 würde bei Olympia in Hamburg große Teile der Stadt für den Autoverkehr gesperrt schon aus Sicherheitsgründen. Das wäre auch das einzig Positive, wenn die Spiele tatsächlich nach Hamburg kämen. (was ich nicht glaube: Es wird entweder Berlin (symbol 100 Jahre 1936) oder München (als lautester Schreihals)

Wenn Deutschland sich ernsthaft um Olympia bewerben will (egal ob mit der ÖPNV-Hochburg Hamburg oder der Pleitestadt Berlin oder mit München), dann wäre ja wohl 2040 passender geeignet. Das könnte man dann mit 50 Jahre Deutsche Einheit als Anlass begründen und würde im Rest der Welt bestimmt besser ankommen, als die Begründung wir wollen 2036 nach 100 Jahren die Nazi-Spiele neu austragen. Die dürften dann aber natürlich nur in Berlin stattfinden.

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