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Deswegen baut Hamburg keine Radfahrstreifen am Hauptbahnhof

Seit vorgestern wird die Kirchenallee am Hauptbahnhof im Zuge des Busbeschleunigungsprogramms um- und für den Autoverkehr ausgebaut. Radfahrer gehen in der auftrebenden "Fahrradstadt" allerdings weitgehend leer aus und bekommen hier keinen eigenen Fahrbereich. Die Begründung des zuständigen Landesbetriebs lässt aufhorchen.
Christian Hinkelmann
Fahrradampel rot in Hamburg
Symbolbild: Rotlicht für Fahrradfahrer

Seit Montag wird die Kirchenallee am Hauptbahnhof für die Metrobuslinie 6 optimiert. Die Einmündung in die Lange Reihe wird begradigt und in Richtung stadteinwärts soll eine zusätzliche Geradeaus-Fahrspur eingerichtet werden, damit der Fahrzeugverkehr insgesamt schneller fließt (Einzelheiten hier).

Doch was ist eigentlich mit dem Radverkehr? Auf den Plänen sind keine neuen Radfahrstreifen zu sehen, wie sie derzeit eigentlich fast überall bei Straßenumgestaltungen in der aufstrebenden „Fahrradstadt Hamburg“ angelegt werden.

Nachfrage beim zuständigen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Die Antwort lässt aufhorchen:

„Auf die Einrichtung von Fahrradstreifen in der Kreuzung Ernst-Merk-Straße/Kirchenallee in Richtung der Langen Reihe wird zum Beispiel verzichtet, da im weiteren Verlauf der Langen Reihe aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auch keine Radverkehrsanlagen eingerichtet werden können“, so Carsten Buck, Verkehrsplaner im Projekt Busbeschleunigung zu NahverkehrHAMBURG.

Und warum wird in der Gegenrichtung zwar ein zusätzlicher Autofahrstreifen gebaut aber keine Fahrradspur?

„In Fahrtrichtung Hauptbahnhof fahren in der Spitzenstunde lediglich ca. 270 Fahrzeuge pro Stunde“, so Buck. „Diese werden sich zukünftig auf zwei Fahrstreifen geradeaus verteilen. Ein Vorbeifahrstreifen oder ein so genannter „ARAS“ (aufgeweiteter Radfahreraufstellbereich) machen in diesem zudem kurvigen Bereich daher keinen Sinn und würden die Verkehrssicherheit auch nicht erhö…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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11 Antworten auf „Deswegen baut Hamburg keine Radfahrstreifen am Hauptbahnhof“

beschämend, aber ich habe in anderen kontexten von den mitarbeitern des lsbg ähnlich sinnfreie antworten bekommen. da werden ganz abstruse argumentationsstränge aufgebaut, das kann einen echt auf die palme bringen. wenn die wenigstens ehrlich wärenund sagen würden: fahrrad ist uns egal, oder sorry, da haben wir einen fehler gemacht. aber nein, und raus kommt dann so ein mist.

Für alle die es noch nicht gemerkt haben: Die Hauptaufgabe des „Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG)“ ist, den Autoverkehr auf möglichst vielen Fahrspuren direkt in die Hamburger City zu führen. Der ganze Schwindel wird dann mit den Begriffen „Busbeschleunigung“ oder „Fahrradstadt Hamburg“ weichgespült und dem Steuerzahler untergejubelt. Steinzeitstadtplanung aus den 70er Jahren die von der SPD insgeheim befürwortet, von CDU u. FDP bejubelt und von den Grünen ohnmächtig mitgetragen wird.
So wird das nichts mit einer lebenswerten Stadt!

Moderne Mobilität ist multimodale Mobilität. Rad – Bus – Bahn. Der Hauptbahnhof wird zwar weiträumig vom Radverkehrsnetz abgekoppelt und ist nur unter Lebensgefahr erreichbar (Kinder darf man als Fahrradfahrer in HH ohnehin nicht haben), aber dafür man plant ein Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof.
http://www.hamburgmittedokumente.de/Verkehrsausschuss/2013-05-27%20-%20Sitzung%2020/Vortrag%20Pr%C3%A4sentation%20Fahrradstation%20am%20Hauptbahnhof.pdf

Alles klar?

Bei einem Taxifahrer konnte ich einmal erleben, wie verärgert gerade die Autofahrer sind. Sie müssen jetzt Rücksicht auf die Busse nehmen. Für die Fahrgäste ist es insofern eine Verbesserung, als die Linie 6 jetzt häufiger fährt. Und deshalb wurde dieser Umbau überhaupt vollzogen. Es gibt kein Ein- und Ausfahren bei Haltebuchten mehr. Das ist der eigentliche Vorteil. Vorher war es schlimmer und hätte keine Verdichtung des Busverkehrs vertragen. Man merkt auch an dieser Stelle wieder einmal, dass Hamburg mit seinem U-Bahn-Bau total zurückgeblieben ist!

Die Problematik ist eben in der Situation der Langen Reihe selbst zu suchen. Eine enge, zweispurige Straße mit privatem und öffentlichem Verkehr, vom Lieferverkehr ganz zu schweigen, der bedingt durch die vielen Geschäfte ebenso anfällt. Außerdem gibt es Straßencafés und jede Menge Passanten. Da seinerzeit der Bau des Alsterzentrums mit völliger Umgestaltung St. Goergs nicht durchgesetzt werden konnte, haben wir es nun einmal mit einem historischen Stadtteil zu tun, der zudem genauso „angesagt“ ist wie das Schanzenviertel. Dies verträgt sich nicht mit einem derartigen Verkehr.

Im Grunde genommen bräuchte man dort eine Lösung wie in der Mönckebergstr.: Nurmehr Busse, Taxis und Radfahrer. Aber das traut sich die Politik nicht. Dafür lässt man lieber Radspuren weg. Das halte ich für zu kurzsichtig.

Das ist ein Armutszeugnis für die „Fahrradstadt“-Hamburg und damit insbesondere für die Grünen, wenn am zentralen Knotenpunkt der Stadt die Radinfrastruktur nicht nur suboptimal ist, sondern praktisch nicht vorhanden ist. Moderne Mobilität insbesondere in Großstädten besteht häufig darin, dass verschiedene Verkehrsmittel auf einer Strecke verknüpft werden – idealerweise mit Mobilitätsstationen (auf hamburgisch: switchh).

Eigentlich müsste – bei einer Fahrradstadt – *die* zentrale Mobilitätsstation (=Hbf) ideale Fahrradinfrastruktur aufweisen (Fahrradparkhaus, breite Fahrradstreifen, Reperaturstation usw.). In Hamburg: bisher nichts, und dann diese Meldung.

Spannender Beitrag, der mal wieder Dinge aufdeckt, die wir Bürger erst dann erfahren, wenn es schon zu spät ist.

Aus Busfahrer und -Fahrgastsicht kann ich nur sagen: das schlimmste sind langsame Radfahrer, die nicht überholt werden können. Bzw. umgekehrt langsame, unsichere Radfahrer fühlen sich von Bussen bedroht.
Genau diese Situation wird an der Kirchenallee nicht behoben. Radfahrer müssen weiterhin im Mischverkehr fahren – auch da wo ausreichend Platz ist – und Busse werden ausgebremst. Und das alles nur um mehr Fahrspuren für den MIV zu schaffen?

Ich fahre selbst ab und zu auf der Linie M 6 als Fahrer und Fahrgast. Man benötigt keine zwei Fahrstreifen aus der Kirchenallee Richtung Norden. Vielmehr müsste die Ampel gebündelt „grün“ zeigen, um gleichzeitig in alle Richtungen weiter zu fahren. Das reduziert zwar geringfügig die Leistung der Kreuzung. Da hier aber recht wenig Verkehr herrscht, wäre das für die Radfahrer (und Busfahrgäste mit Lichtsignalbeeinflussung) ein Gewinn.
Bei der Einfahrt in die Lange Reihe könnte eine Busweiche für Radfahrer und Busse, die Radfahrer immer, wenn ein Bus kommt, kurz zurückhalten. Der Bus würde die kleine Kreuzung vor der Einfahrt in die Lange Reihe als letztes Fahrzeug überqueren, danach bekämen die Fußgänger „grün“ und anschließend fahren die Radfahrer hinterher. Dann ist auch der Bus an der nächsten Haltestelle schon wieder abfahrbereit. So könnten sich die Verkehrsteilnehmer zumindest in der einen Richtung den vorhandenen Platz zeitversetzt ideal teilen.
Schade, dass die Behördenmitarbeiter nicht so weit denken (wollen oder können)….

Wer ist eigentlich Herr Carsten Buck, Geschäftsführer des Projekts Busbeschleunigung – bzw. wo arbeitet der? Gern würde ich mit dem meinen Alternativvorschläg erörtern – aber das wird ja sicher nichts mehr bringen.

Geil wir bauen hier keine radfahrstreifen weil irgendwo wo die straße hinfürt aich keine vorhanden sind … So kann man natürlich überall argumentieren und ist eher eine art Teufelskreis als eine erklärung

Zwar fahren dort relativ wenig Fahrzeuge, aber dennoch ist der Bereich problematisch. Zur HVZ staut sich der Verkehr auf der Gearadeausspur und behindert die Busse (oft mehrere Ampelumläufe). Zudem wird der schlecht einzusehende Kreuzungsbereich durch wartende Fahrzeuge blockiert. Das passiert, weil die Ampel direkt hinter einer scharfen Kurve liegt und man erst sehr spät sehen kann, wenn die Ampel auf rot schaltet.
Die Radfahrer können hier doch einfach die MIV-Spur mitbenutzen (Mischverkehr) Radwege werden ohnehin ungern benutzt und sind nur an Hauptverkehrsstraßen benutzungspflichtig. Radspuren auf der Fahrbahn können nur eingerichtet werden, wenn dafür der Platz ausreicht. Das ist hier schlicht nicht der Fall. Das ginge nur, wenn die Fahrbahn einspurig, dafür aber breiter geführt würde. Das wiederum würde das Problem des Ampelrückstaus nicht beheben. Ich komme daher zu dem Schluß, dass die Planung so das Beste für die Gesamtlage ist.

Vielen Dank für’s Nachfragen. Die Antworten sind wirklich mehr als enttäuschend und hören sich für mich wie Ausreden an. Nur 270 Fahrzeuge in der Stunde? Da frage ich mich, warum die Kirchenallee überhaupt noch zweispurig ist und an besagter Kreuzung überhaut 3! Fahrspuren nötig sind.
Unterm Strich: Die Stadt macht das absolute Minimum für Radfahrer_innen, ansonsten werden Sicherheitsaspekte, fragwürdige Statistiken und andere Behörden bzw. Bauvorhaben vorgeschoben. Arme Nummer, armes Hamburg!

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