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Deswegen liegt der Bahnhof Dammtor in Hamburg so ungünstig

Er ist einer der wichtigsten Fernbahnhöfe Hamburgs und besonders prächtig. Aber hat auch viele Schönheitsfehler: Er ist zu klein, liegt abgelegen und der Umstieg zur U-Bahn ist umständlich. Deswegen wurde der Bahnhof Dammtor damals so gebaut und diese nie realisierten Erweiterungspläne gab es.
Frank Muth
Der Bahnhof Dammtor in Hamburg: Viel Grün, viel Pracht aber ein langer Umsteigeweg zur U-Bahn. Übrigens: Auf dem Bahnhofsvorplatz verliefen früher Eisenbahngleise.
Der Bahnhof Dammtor in Hamburg: Viel Grün, viel Pracht aber ein langer Umsteigeweg zur U-Bahn. Übrigens: Auf dem Bahnhofsvorplatz verliefen früher Eisenbahngleise.

55.000 Menschen hetzen hier jeden Tag die Treppen hoch zu den beiden Bahnsteigen oder runter zu Bus, U-Bahn, Uni und Kongresszentrum. Rund 300 Fern- und Regionalzüge sowie mehr als 500 S-Bahnen halten im dichten Takt an den beiden Bahnsteigen. Der Bahnhof Dammtor ist eine der wichtigsten Bahnstationen Hamburgs – und auffallend hübsch gebaut mit seiner prächtigen Bahnsteighalle sowie viel Grün drumherum. Kein Wunder: Hier wurden in den vergangenen 100 Jahren Kaiser, Prinzen, Präsidenten, Kanzler und andere Staatsgäste empfangen. Kaiser Wilhelm II. hatte für seinen Privatzug sogar ein eigenes Abstellgleis an der Station bekommen (wo es sich befand, dazu später mehr).

Doch bei aller Pracht hat der Bahnhof Dammtor – der streng genommen heute nur ein Haltepunkt ist – einige Schönheitsfehler: Er ist für den heutigen Verkehr viel zu klein, das Umsteigen zur U-Bahn ist miserabel und er liegt ziemlich abseits am Rande der Hamburger Innenstadt.

Warum wurde er so gebaut? Was hätte man besser machen können? Und welche Ausbaupläne gab es? NAHVERKEHR HAMBURG erklärt die wechselvolle Geschichte hinter dem Bahnhof Dammtor und welche nie realisierten Tunnelpläne man damals hatte.

Blick zurück in die Geschichte

Um zu verstehen, warum der Bahnhof Dammtor überhaupt an seinem heutigen Standort gebaut wurde, müssen wir weit zurück in die Hamburger Verkehrsgeschichte gehen. Im 19. Jahrhundert gehörte Altona noch zu Dänemark, einen Hauptbahnhof gab es nicht, und die vielen neuen Bahnlinien aus dem Umland hatten alle ihre eigenen Endpunkte: Es gab im Osten beispielsweise einen Berliner Bahnhof, einen Lübecker Bahnhof, einen Hannoverschen Bahnhof und im Westen den Altonaer Bahnhof. Eine Gleisverbindung zwischen den einzelnen Bahnhöfen im Osten und dem Altonaer Bahnhof im Westen? Fehlanzeige. Die wurde erst angegangen, nachdem Altona 1864 ins Königreich Preußen eingegliedert wurde. Eine Verbindungsbahn musste her. Nur wo sollte sie verlaufen?

Eine Eisenbahntrasse auf dem früheren Verteidigungs…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Frank Muth erlebte als Fahrgast in mehreren Städten mit, wie sich die Straßenbahn zur Stadtbahn oder Niederflurtram weiterentwickelte. Das weckte in ihm die Frage, wie Bahnsysteme funktionieren, woran sie im Alltag oft scheitern — und wie sich das ändern ließe. Frank Muth schreibt seit vielen Jahren für die Fachpresse über Verkehrsmittel, ihre Geschichte und über die Zukunft der Mobilität.

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6 Antworten auf „Deswegen liegt der Bahnhof Dammtor in Hamburg so ungünstig“

Danke für den spannenden Beitrag über den Bahnhof Dammtor – vor allem für die historischen Fotos und den geplanten Verbindungstunnel zum dem U-Bahnhof Stephansplatz. Schade, dass der nie gebaut wurde. Mit dem Bau der U5 tut sich endlich eine Möglichkeit auf, die ungünstige Umsteigesituation am Dammtor endlich zu verbessern. Hoffen wir auf das Beste.

Auffallend ist, dass die DB in jüngster Zeit immer häufiger Fernzughalte am Dammtorbahnhof ausfallen lässt, angeblich um den Betriebsablauf auf der Verbindungsbahn zu verstetigen. Im aktuellen Fahrplan gibt es nur noch 48 Fernzughalte, gegenüber 98 noch vor zwei Jahren. Sollte der Bahnhof Diebsteich einmal fertig sein und die Zahl der Zugbewegungen erhöht werden, so ist absehbar, dass künftig Dammtor nur noch Regionalzughalt sein wird.
Das Problem Dammtor ließe sich leicht lösen, aber dazu wird in dem Artikel leider nichts gesagt, in dem man auf der Seite des Dag Hammerskjöld-Platz in aufgeständerter Lage einen zusätzlichen Bahnsteig bauen würde. Das wäre einfacher, schneller und kostengünstiger zu realisieren als der absurde VET für die S-Bahn oder der alternativ diskutierte Fernbahntunnel. Aber leider sind pragmatische Lösungen nicht gefragt. Völlig vergessen wird, dass Dammtor ein wesentlicher Umsteigepunkt für Buspassagiere ist!

Sehr schöner Artikel!

Aber wo ist das mittlerweile eigentlich der größte Engpass? Ich war am Freitag in einem ICE von Altona nach Bonn der fahrplanmäßig in Dammtor gar nicht halten sollte. Dann kam er da an der Bahnsteigkante aber doch zum stehen (ohne dass die Türen geöffnet wurden), weil, wie durchgesagt wurde, man darauf warte dass am Hbf ein Gleis frei würde…

Ich finde den Bahnhof gar nicht ungünstig gelegen. Seine Nutzung für den Fernverkehr ist allerdings nicht mehr zeitgemäß.
Die aktuelle Wirtschaftskrise könnte ein Segen sein und die aktuellen VET-Pläne begraben. Ein Verbindungsbahnentlastungstunnel sollte nur für den Fernverkehr geben. Das wäre vernünftig.
Die genaue Bauplanung der U5 ist nicht abgeschlossen, aber da hätten sie wirklich die Möglichkeit, den Zugang zum Bahnhof besser zu gestalten, auch für die U1. Das würde auch bedeuten, dass die Haltestelle in Dammtor endlich unbenannt werden sollte.

Vielen Dank für die spannende Zusammenstellung der historischen Dokumente zum Dammtorbahnhof. Sehr lesenswert!
Für eine ergänzende Luftbildperspektive des Bahnhofs um etwa 1930 kann ich noch hierdrauf verweisen:
https://www.arnewitte.de/luftbildvergleich-bahnhof-dammtor/

Dort ist auch noch oben rechts im Bild die Schneise der Baugrube vom Bau der Station Stephansplatz zu erkennen.

Schade, dass die Kapazitätserweiterung am Dammtor die letzten 120 Jahre versäumt wurde.

Der Bahnhof Dammtor ist für mich persönlich perfekt, gerade weil er so klein und günstig gelegen ist. Er ist super erreichbar für mich vom Grindelhof mit Linie 4 (oder bei viel Gepäck per Taxi). Man hat null Stress beim Einstieg in die Fernzüge auf ‚Gleis 4, das komplette Gegenteil zu Gleis 14 auf dem Hauptbahnhof. Wenn man schnell genug ist (und Personal im ICE verfügbar ist) schafft man es sogar, noch vor dem Hauptbahnhof im Bordrestaurant das erste Getränk zu erhalten, bevor sich die Massen am HBF in den Zug reinquetschen. Wie lange sollen die Umbau Arbeiten im Bahnhof eigentlich noch dauern? Zurzeit kriegt man da ja so gut wie gar nix, sogar der Zeitschriftenladen und McDonalds sind dicht. Und die Schließfächer auch außer Betrieb genommen. Sie könnten ja wenigstens provisorisch draußen eine Glühweinbude aufbauen. Den angekündigten Edeka wird’s vermutlich niemals geben, eher wird Olaf Scholz nochmal Kanzler.

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