Elbbrücken-Vollsperrung: Wie Hamburgs S-Bahn auf den nächsten Ernstfall vorbereitet ist

Ein neuer HVV-Notfallplan legt fest, was passiert, wenn die meitgenutzte Hamburger S-Bahn-Strecke wegen eines Unfalls gesperrt werden muss. Das Drehbuch setzt auf überraschende Ersatzverkehrsmittel – und offenbart einen absurden Konflikt innerhalb der Deutschen Bahn.
Christian Hinkelmann
Eingerüstet: Der S-Bahnhof Elbbrücken nach dem schweren LKW-Brand am 8. August 2022, der zu einer wochenlangen S-Bahn-Sperrung führte.
Eingerüstet: Der S-Bahnhof Elbbrücken nach dem schweren LKW-Brand am 8. August 2022, der zu einer wochenlangen S-Bahn-Sperrung führte.

Schlimmer hätte es kaum kommen können: Am frühen Morgen des 8. August 2022, ein Montag, fängt ein 40 Tonnen schwerer Lastwagen auf den Hamburger Elbbrücken während der Fahrt plötzlich Feuer. Der Fahrer kann das Fahrzeug noch abbremsen und sich retten – doch der Lkw brennt direkt unter dem neuen S-Bahnhof Elbbrücken aus.

Was dann folgt, ist beispiellos.

Mitten im beginnenden Berufsverkehr ist der meistgenutzte S-Bahn-Abschnitt Hamburgs mit täglich rund 140.000 Fahrgästen plötzlich unterbrochen. Der eilig organisierte Ersatzverkehr kommt nur mühsam in Gang, weil kaum freie Busse verfügbar sind. Viele sind bereits im Ersatzverkehr für andere Baustellen im U- und S-Bahn-Netz im Einsatz – es sind Sommerferien, traditionell die Zeit der Großbaustellen.

Gleichzeitig funktioniert der Informationsfluss zwischen S-Bahn, Hochbahn, HVV und Bahn nicht optimal. Nach außen entsteht ein Kommunikationschaos: In Apps, auf Webseiten, Anzeigern und Haltestellendurchsagen kursieren widersprüchliche Meldungen. Hoffnungslos überfüllte Ersatzbusse müssen zudem weite Umwege fahren, weil reguläre Fahrtrouten wegen Bauarbeiten gesperrt sind. Und als wäre das nicht genug, sorgt das erfolgreiche 9-Euro-Ticket für zusätzliche Fahrgastrekorde.

An diesem 8. August 2022 trifft maximale Nachfrage auf minimale Kapazitäten – und eine Stadt erlebt, wie schnell ihr Schnell…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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8 Antworten auf „Elbbrücken-Vollsperrung: Wie Hamburgs S-Bahn auf den nächsten Ernstfall vorbereitet ist“

Warum die Workflow-Standardisierung nicht schon vor 42 Jahren erfolgte? Ganz einfach: Damals gab es noch kein Moia und von „Workflow“ hat auch noch keiner gesprochen. 🙂

Bezüglich des Fernverkehrs: so naheliegend die Idee ist einfach Pendler zwischen HBF und Harburg mitfahren zu lassen, so problematisch ist die Umsetzung. Ich erinnere mich wie voll der Bahnsteig Gleis 13/14 war (die Polizei hat ihn am Ende absperren müssen) und wie vollgestopft auch die Züge waren.

Und da hat man das Problem für die „regulären“ Nutzer des Fernverkehrs welche die Züge über Harburg hinaus benutzen wollen, mit Tickets und Sitzplatzreservierungen: wie stellt man sicher das sie auf jeden Fall noch in die Züge kommen? Oder ist es akzeptabel das sie wegen der Pendler ihren Zug verpassen?

Ich verstehe nicht, warum die DB Fernverkehr sich da so querstellt. Denen entgehen doch keine Einnahmen, wenn sie Fahrgäste „gratis“ zwischen Harburg und Hbf mitnimmt, da normalerweise sowieso niemand diese Strecke buchen würde. Außerdem gelten m.W. alle Hamburger Bahnhöfe tariflich als ein einziger. Z.B. von Frankfurt kostet es gleich viel, egal ob ich das Ticket nach Harburg oder Altona buche. Klar, es würde dann sehr voll und der Fahrgastwechsel länger dauern. Aber zu Verzögerungen von ein paar Minuten, kommt es im Zulauf auf Hamburg fast immer.

das Problem was ich darin sehe wäre eher, dass sichergestellt werden müsste, das die Bahnsteige nicht überfüllt sind und die normalen DB Fernverkehr Fahrgäste mit Tickets und Sitzplatzreservierungen auf jeden Fall mitkommen und das sicherzustellen wäre keine leichte aufgabe

Was ich jetzt noch nicht verstanden habe ist, warum die S-Bahnen nicht dichter an die jeweilige Störung heranfahren. Es wird ja vermutlich selten die ganze Strecke zwischen Hbf und Wilhelmsburg gesperrt sein. Ist das jetzt einfach nur so gemacht, um sich bei dem Konzept weniger Szenarien ansehen zu müssen oder gibt es irgendwelche anderen Gründe, warum die S-Bahnen dort wenden und nicht jeweils nur eine Station von der Störung entfernt?

Hallo Herr Jessen,

in dem ausführlich dargestellten Fall geht es um eine Vollsperrung des Abschnitts Hammerbrook – Wilhelmsburg. In diesem Fall fahren die Züge bereits bis an die Bahnhöfe, an denen direkt die Sperrung beginnt. Eine kleinräumigere Sperrung (z.B. nur an den Elbbrücken) dürfte nicht möglich sein, weil weder am Haltepunkt Veddel noch am Haltepunkt Elbbrücken Züge wenden können. Dort fehlen entsprechende Weichenverbindungen.

Beste Grüße

Christian Hinkelmann

Wie schwierig wäre es eigentlich an der Veddel (am besten südlich) solch eine Weiche einzubauen? Das klingt für mich nach viel Nutzen für wenig Einsatz.
In der Vergangenheit kamen Störungen zwischen Veddel und Wilhelmsburg ja oft vor.
Für die Ersatzverkehr wäre das eine große Hilfe, weil sie sich viel Strecke und je nach Störungsort sogar eine Elbquerung sparen könnten.

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