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Erfahrungsbericht: So funktioniert der DB Gepäckservice mit BahnCard 100

BahnCard 100-Besitzer dürfen kostenlos den DB Gepäckservice nutzen und monatlich zwei Pakete verschicken. Toll! Doch in der Praxis gibt es Probleme. Ein Erfahrungsbericht.
Christian Hinkelmann

Wer eine BahnCard 100 besitzt, bekommt von der Bahn noch den einen oder anderen Extraservice obendrauf spendiert. Dazu gehört zum Beispiel die kostenlose Nutzung des DB Gepäckservice, der in Zusammenarbeit mit Hermes angeboten wird.

Heißt konkret: Jeder BahnCard 100-Nutzer darf pro Kalendermonat zwei normale Gepäckstücke (bis zu 31,5 Kg) von seiner eigenen Adresse irgendwohin nach Deutschland schicken oder umgekehrt – einfach so! Komplett gratis!

Klingt erst einmal toll, denn normale Bahnkunden zahlen für den Haus-zu-Haus-Service 17,90 Euro. Man spart also monatlich bis zu 36 Euro.

Bis vor Kurzem konnte man sogar noch viel mehr sparen, denn eigentlich durften BahnCard 100-Kunden täglich ein Freigepäckstück versenden. Doch im Dezember 2018 hat die DB dieses Freikontingent drastisch zusammengestrichen – ohne die BahnCard 100-Besitzer aktiv darüber zu informieren. Aus meiner Sicht ein absolutes No-Go und Betrug am zahlenden Kunden, weil hier heimlich Leistungen entfernt wurden, was zu einer Sonderkündigung berechtigen dürfte (siehe hier). https://www.zugreiseblog.de/bahn-gepaeckservice/

Praxistest: So funktioniert der Gepäckversand mit BahnCard 100

Wer mit seiner BahnCard 100 den Gepäckservice der DB nutzen will, muss sich ein paar Besonderheiten merken, die die Sache leider etwas kompliziert machen. Um die Fallstricke herauszufinden, habe ich einen Praxistest gemacht und einen Koffer von einem Bekannten in Süddeutschland zu mir nach Hause schicken lassen.

Die erste Hürde: BahnCard 100-Besitzer dürfen den DB Gepäckservice nicht online buchen! Das geht nur telefonisch über die BahnComfort-Hotline. Keine Ahnung, warum – und ärgerlich, denn die Servicenummer 0180-6 884422 kostet aus dem Festnetz 20 Cent pro Anruf und aus dem Mobilfunknetz sogar 60 Cent.

Nach wenigen Minuten in der Warteschleife konnte ich meine Versandbestellung bei einer netten Dame aufgeben. Hier tat sich die zweite Hürde auf, die für berufstätige Menschen, wie mich, kaum zu überwinden ist: BahnCard 100-Besitzer dürfen ihr Gepäck nämlich nicht im nächsten Hermes-Shop abgeben, sondern müssen es an der Versandadresse abholen lassen – in diesem Fall also die Wohnung meines Bekannten.

Wunsch-Zeitfenster bei Abholung und Zustellung kosten 4 Euro

Zeitfenster: zwischen 8 und 18 Uhr! Ehrlich? Mein Bekannter muss zehn Stunden lang zu Hause sitzen und auf den Hermes-Boten warten?

„Nein, es gibt da eine Möglichkeit“, meinte die Bahn-Mitarbeiterin am Telefon. Ich könne sowohl die Abholzeit als auch die Zustellungszeit auf ein dreistündiges Zeitfenster reduzieren – entweder 10-13 Uhr, 12-15 Uhr, 14-17 Uhr oder 18-21 Uhr. Allerdings müsse ich dafür jeweils 4 Euro extra zahlen.

Da für das Projekt „Testkoffer verschicken“ kein Urlaubstag genommen werden sollte, entschied ich mich für das Abend-Zeitfenster bei der Abholung und buchte auch gleich für die Zustellung bei mir zu Hause ein konkretes Zeitfenster sowie einen konkreten Zustellungstag mit. Kostenpunkt: 8 Euro plus 60 Cent für den Anruf. Nun ja.

Am Abholtag wurde der Koffer auch tatsächlich pünktlich bei meinem Bekannten abgeholt und das Online-Tracking von Hermes hielt mich auf dem Laufenden. Alles sah danach aus, dass der Koffer drei Tage später abends ab 18 Uhr wie vereinbart bei mir angeliefert wird.

Umsonst bezahlt: Koffer wird nicht zum vereinbarten Zeitpunkt geliefert

Doch die Realität sah leider anders aus: Der Hermes-Bote stand am Liefertag schon morgens gegen 10 Uhr vor meiner Haustür – und ich saß derweil nichtsahnend bei der Arbeit. Erst als ich abends um 18 Uhr nach Hause kam, sah ich einen Zettel im Briefkasten, auf dem stand, dass mein Gepäck am Vormittag in einer benachbarten Wäscherei abgegeben wurde. Dummerweise hatte die Wäscherei um diese Uhrzeit schon geschlossen. Ich war sauer! 4 Euro bezahlt für garnix!

Die große Ironie: Um genau 18 Uhr – also zu Beginn des eigentlich verabredeten Zeitfensters, bekam ich eine Mail von Hermes: Mein Paket sei gerade in der Nachbarschaft zugestellt worden.

Am nächsten Morgen holte ich meinen Koffer dann aus der Wäscherei ab und bekam den nächsten Schreck: Er stand da völlig unbeaufsichtigt neben zahlreichen anderen Paketen. Nicht auszudenken, wenn in dem Koffer Wertsachen drin gewesen wären!

Bahn und Hermes weigern sich, Geld zurück zu erstatten

Ich rief wieder bei der BahnComfort-Hotline an, um mich zu beschweren und mir 4 Euro zurückzuholen. Wieder 60 Cent. Doch dieses Mal saß da keine nette Dame sondern eine Mitarbeiterin, die mir nicht helfen wollte oder konnte. Das verfehlte Zeitfenster sei zwar sehr bedauerlich, aber die 4 Euro könne sie mir leider nicht zurückerstatten. Das sei ein Service von Hermes – die DB sei da lediglich Vermittler.

Ich erinnerte die Mitarbeiterin darin, dass ich die Buchung über die DB-Hotline getätigt habe und die DB daher in der Pflicht sehe, mir zu helfen. Es half nix! Ich bekam lediglich eine Telefonnummer von Hermes ausgehändigt und ein paar Bahn-Bonuspunkte gutgeschrieben.

Also: Anruf bei Hermes. Wieder 60 Cent weg – und leider wieder keine Hilfe. Die Mitarbeiterin entschuldigte sich zwar und bot mir einen Hermes-Versandgutschein an, der für mich als BahnCard 100-Kunde ja nun wirklich sinnlos ist. Aber die 4 Euro könne man mir leider nicht zurückerstatten.

Knapp zehn Euro Gebühren für unzuverlässigen Gepäckservice

Fazit: Jede Menge Ärger, Koffer zu spät bei mir und Kosten in Höhe von knapp 10 Euro für einen eigentlich kostenlosen Service.

Der zweite Versuch – dieses Mal fast ohne Probleme

Ein paar Tage später wollte ich dem DB Gepäckservice noch eine zweite Chance geben. Vielleicht war mein Erlebnis ja wirklich nur ein dummer Zufall. Dieses Mal sollte ein Koffer von meiner Wohnung nach Berlin geschickt werden.

Wieder habe ich für Abholung und Zustellung zwei Zeitfenster definiert. Der Bote stand auch pünktlich vor meiner Haustür – und drehte nach 1x Klingeln sofort wieder ab. Glücklicherweise konnte ich ihm noch mit dem Koffer auf der Straße hinterherrennen. Die Zustellung in Berlin lief dann problemlos.

DB Gepäckservice mit Bahncard 100 ist unflexibel und nicht wirklich gratis

Insgesamt muss ich nach zwei Praxistests sagen: Der kostenlose DB Gepäckservice für BahnCard 100-Besitzer ist von der Qualität her durchwachsen, unflexibel und alles andere als kostenlos, wenn man ihn sinnvoll einsetzen will und während der irrsinnig großen Abhol-Zeitfenster nicht durchgehend zu Hause sitzen kann.

Die Mängel bei der Zustellung und die nicht zurückerstatteten Kosten in meinem ersten Test hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Wertgegenstände und Dinge, die zuverlässig zu vereinbarten Zeiten ankommen sollen, würde ich damit nicht verschicken.

Über den Autor:
NahverkehrHAMBURG-Redakteur Christian Hinkelmann besitzt seit Juli 2018 eine BahnCard 100 und hat sich damit (neben der beruflichen Notwendigkeit) einen Lebenstraum erfüllt: Ein Jahr lang freie Fahrt in allen Zügen der Deutschen Bahn und in vielen Verkehrsverbünden! Nie wieder Tickets kaufen, am Fahrkartenautomaten stehen oder sich durch Online-Schnäppchen wühlen. Über seine Erfahrungen und Eindrücke schreibt er in diesem Blog – meist direkt aus dem Zug.

Hinweis: Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen verfasst worden und spiegelt allein die persönliche Meinung des Autors wider. Er ist ausdrücklich nicht durch versteckte Werbung, Sponsoring, o.ä. finanziert.

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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7 Antworten auf „Erfahrungsbericht: So funktioniert der DB Gepäckservice mit BahnCard 100“

Es ist unglaublich. Habe bezahlt. Muss morgen in der Reha sein. 2Termine wurden einfach nicht eingehalten. Das ist einfach nur unverschämt, wie hier mit Kunden umgegangen wird.

DB Gepäckservice ist echt ein Witz…. Absolut keine verläßliche Abholung und Lieferung des Koffers.Seit nun schon 4 Tagen schwirrt mein Koffer schon irgendwo in Deutschland herum. Wenn ich Glück habe, bekomme ich diesen am 5.Tag,bin gespannt. Finger weg von diesem Angebot, es ist nur mit vielen Telefonaten und dummen Kommentaren dazu verbunden.

Der Fahrer weigerte mein Koffer in die 3. Etage zu bringen, hat einfach unten abgestellt. Bin schwerbehindert, habe extra bei der Buchung gefragt, ob die Zustellung bis zu Wohnungstür erfolgt. Ja,- wurde mit bestätigt.

Wir haben als altes Ehepaar ebenfalls den damals als DB-Service beworbenen Dienst versucht. Hätten wir gewusst, dass die bekannt unzuverlässige Firma HERMES im Spiel ist, hätten wir das nicht gemacht. Der Koffer wurde ohne Zeitfenster kurz nach 18.00 Uhr in Hamburg abgeholt, war mehrere Tage unauffindbar und wurde nach acht Tagen in München angeliefert. Wir sind dann als Handicap -Reisende vor Corona sehr bequem geflogen und reisen heute widerwillig äußerst unbequem wieder mit der Bahn.

Ich kann jedem nur davon abraten! Mir wurde mein kompletter Urlaub ruiniert!! DB interessiert es nicht, schicken mich immer wieder zu Hermes, von denen ich von Anfang an immer wieder frech angelogen wurde!
Bucht über alles nur nicht DB!!!!!!

Tja, Deutsche Bahn halt.
Seit ich Auto fahre und diesen Verein meide, ist mein Leben viel schöner geworden. Kein Stress, kein Ärger. Das ist potentielle Mehrkosten locker wert.

Hi Christian, vielen Dank für deine Erlebnisse, die ich als BC100-User hier immer wieder gern lese.
Kleiner Tipp: ich würde die Sache mit den 4 Euro schon aus Prinzip nicht auf mir sitzen lassen. Hast du per Kreditkarte gezahlt? Dann zurückbuchen!

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