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Fahrradstadt Hamburg ist noch weit von Vorbild Kopenhagen entfernt

Hamburg will zu einer der größten Fahrradstädte Deutschlands werden und baut kräftig an neuen Radwegen. Doch ein Blick zum Vorbild Kopenhagen zeigt: Es ist noch viel zu tun.
Christian Hinkelmann

Der rot-grüne Senat will Hamburg zu einer der größten Fahrradstädte Deutschlands ausbauen und investiert – gemessen an den Vorjahren – relativ viel dafür. Vielerorts in der Stadt entstehen derzeit neue Radspuren oder werden alte marode Fahrradwege instandgesetzt – wie beispielsweise in der Osterstraße und in der Luruper Chaussee, sowie kürzlich am Neuen Pferdemarkt und am Glockengießerwall .

50 Kilometer Radwege will der Senat pro Jahr neu bauen oder erneuern.

Doch ein Blick zum immer wieder zitierten Vorbild Kopenhagen zeigt: Hamburg hat noch einen weiten Weg vor sich und ist beim Ausbau des Radverkehrs längst nicht so konsequent, wie die verantwortliche Politik gern mal glauben lässt.

Selbst neu gebaute Radwege und Fahrradspuren in Hamburg haben oft längst nicht die Qualität wie in der skandinavischen Metropole.

NahverkehrHAMBURG zeigt ein paar ausgewählte Beispiele

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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14 Antworten auf „Fahrradstadt Hamburg ist noch weit von Vorbild Kopenhagen entfernt“

Fahrradbashing hilft wirklich nicht weiter, zumal viele mit zweierlei Maß messen. Ein Radfahrer, der sich nicht an die Regeln hält und bspw. bei Rot über eine Ampel fährt, bringt in erster Linie sich in Gefahr. Ein Autofahrer hingegen schwächere Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger und Radfahrer. Daher überrascht es nicht, dass die meisten Verkehrsunfälle, in denen schwächere Verkehrsteilnehmer ums Leben kommen, durch Fehler von Lkw- und Pkw-Fahrern verursacht werden. Man kann sich aber natürlich darüber aufregen, dass ein Radfahrer klingelt und man sich erschreckt, wenn man sich auf dem Radweg querstellt.

Und danke an den Autor für die Bilder. Man sollte aber eines berücksichtigen: Städte wie Kopenhagen und Amsterdam haben einen schlechten ÖPNV. In der dänischen Hauptstadt wurde 2002 die erste (von mittlerweile zwei) U-Bahnlinie eröffnet. Das Gesamtznetz, sofern man überhaupt von einem Netz sprechen kann (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/File:Copenhagen_Metro_map.svg), umfasst gerade mal 20 Kilometer.

Gleichzeitig ist Kopenhagen kein Verkehrsknotenpunkt für Güter- und Wirtschaftsverkehre. Dass man daher mehr Radfahrer hat und folglich mehr Geld pro Kopf dafür ausgibt, ist einleuchtend. In Amsterdam sieht es nicht besser aus. Gerade in der kompakten Innenstadt gibt’s praktisch nur eine Linie (bzw. drei Linien, die auf der selben Trasse fahren: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Amsterdam_Metro_Kaart_001.png). Ganz zu schweigen davon, dass diese „U-Bahn“ teilweise auf der Straße fährt und die meisten Wagen nur knapp über 30 Meter lang sind. Mit einem DT4 hat das so wenig zu tun wie mit der Hamburger S-Bahn und ihrer Fahrzeugflotte.

Dass die Hamburger Politik nicht konsequenter gegen Verkehrsrüpel mit vier Rädern vorgeht, ist halt der Demokratie und medialen Empörung geschuldet. Kürzlich wurde sich ja schon darüber aufgeregt, dass mehr Falschparker abgeschleppt wurden. Ob das daran lag, dass es immer mehr Pkw und Falschparker gibt, hat gar keiner gefragt, sondern erstmal „Abzocke!“ in die politische Runde geworfen. Dabei ist es so einfach, nicht abgeschleppt zu werden: einfach nicht im Halteverbot parken oder gar Fuß- und Radwege blockieren. Aber das ist für viele Bürger offensichtlich nicht zu schaffen, genau wie die Einhaltung von Tempolimits.

Da sind die Dänen ohne Autolobby sicherlich konsequenter. Bis in die 80er sah es dort ähnlich aus. Heute ist die Lebensqualität immens gestiegen, die Fahrzeiten verkürzten sich (auch für Autofahrer), die Menschen sind gesünder (durch bessere Luftqualität und mehr Bewegung) und der Einzelhandel konnte sich erholen. Man flaniert eben lieber in einer grünen Fußgängerzone voller Cafés und kleiner Läden statt an einer lauten, dreckigen Hauptstraße.

Deine Anmerkungen zum ÖPNV in Amsterdam und Kopenhagen gehen leider an der Realität vorbei:

Modal Split

Hamburg 28% zu Fuß, 12% Fahrrad, 18% ÖPNV, 42% KFZ
Amsterdam 4% zu Fuß, 38% Fahrrad, 30% ÖPNV, 28% KFZ
Kopenhagen 10% zu Fuß, 26% Fahrrad, 36% ÖPNV, 28 % KFZ

Beide Städte haben also einen deutlich höheren ÖPNV und Radverkehrsanteil. Jeweils zu Lasten des KFZ und des zu Fuß gehens.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Modal_Split

Das wirklich vorhandene asoziale Verhalten der Radfahrer (Aber auch der mancher Autofahrer: Rasen manchmal wie Psychopathen im Blutrausch – aber das macht das asoziale Verhalten mancher Radfahrer nicht besser) kommt meiner Meinung nach GERADE aus der ungünstigen Verkehrsführung! Und die ist für alle Verkehrsteilnehmer ungünstig. Die Fußgänger fühlen sich durch die Radfahrer bedrängt, weil diese aufgrund völlig kaputter Buckelpisten, bei denen die Fahrräder sogar Gefahr laufen, beschädigt zu werden, auf den meist viel ebeneren Fußweg ausweichen. Weichen sie auf die Straße – ohne Radwegmarkierung – aus, sind diese wütend, weil nur die wenigsten Autofahrer wissen, dass Radfahrer das dürfen: Bei unbrauchbaren oder gefährlichen Radwegen auf die Straße ausweichen. Am Ende sind alle wütend aufeinander. Der Radfahrer, ohne vernünftige Verkehrswege, wird ungewollt zum „Rebell“ und wenn er überhaupt noch mit dem Rad fahren will, wird er sich immer in einer Grauzone bewegen, es sei denn, er ist bereit, die Hälfte des Weges das Rad zu schieben. Aber dann kann er sich gleich ins Auto oder die überfüllte U-Bahn quetschen – was langfristig auch keine Lösung sein kann.
Die einzige Lösung dieses Problems, das alle Verkehrsteilnehmer betrifft, ist die Verbesserung der Infrastruktur unter Berücksichtigung ALLER Teilnehmer.
Ich finde es übrigens auch sehr kritisch, dass so sehr (auch von ADFC) darauf bestanden wird, auch aus engen Straßen „Begegnungsstätten“ zwischen Rad- und Autofahrern zu machen. Ich fühle mich auf solchen Straßen sehr unwohl. Ein ganz besonderer Irrsinn findet ja auch westlich der Alster statt, wo gut geschützte Radwege zugunsten einer nervigen Fahrradstraße ABGERISSEN werden. Ich Fahr dort als Auto UND Radfahrer und beides ist wesentlich stressiger als eine eigene Fahrbahn zu haben. Zumal es dort nur ganz wenige Punkte gegeben hat, wo sich Autos und Radfahrer gefährlich nah gekommen wären.

Bitte mal ein Artikel über das rücksichtslose Verhalten der Fahrradfaher schreiben. Assoziales Verhalten geht evtl. zu weit. Aber wenn ich einen Fahrradweg an einer Ampel überqueren möchte, hält nahezu kein einziger Fahrradfaher. Im Gegenteil ich werde fast immer „weggeklingelt“ oder schlimmer angepöbelt. Also noch mal die Frage: Was wird gegen diese rücksichtslosen (assozialen) Fahrradfahrer getan? Oder denken die Fahrradfahrer tatsächlich sie seien die Gutmenschen der Gesellschaft??

Das sieht in Utrecht – und vermutlich in anderen Städten der Niederlande – genauso aus. Nicht nur Hamburg ist davon Lichtjahre entfernt. Auch die angeblich zweitfreundlichste Fahrradstadt Deutschlands: Karlsruhe.

Statt Fahrradstadt Hamburg muß es Autostadt Hamburg heißen. Die allermeisten Bordstein“radwege“ sind
völlig kaputt bzw. marode. Die hamburger Politik traut sich eben nicht, dem Autoverkehr Platz weg zunehmen. Die derzeitige Politik tut alles, um die Autos in die Stadt zu holen – (z.B. PR-Plätze sind gebührenpfichtig). Bei uns werden die falschen Anreize gesetzt: HVV wird schon wieder teurer, der Spritpreis hält sich ziehmlich stabil. Gebrochener Verkehr bei Bus und Bahn, viele Stadtteile sind bis heute ohne Schnellbahn. Wegen der maroden und teils lebensgefährlichen Bordstein“radwege“ ist das Fahrrad auf längeren Strecken kaum eine Alternative zum Auto. Selbst sanierte Radwege sind so billig ausgeführt, daß bereits nach 1 bis 2 Jahren die Steine absacken und die Oberfäche holprig wird.

In Kopenhagen (habe länger da gelebt) fahre ich Fahrrad, in Hamburg nicht…

Ich würde mir wünschen, dass dieser Artikel mal im Abendblatt erscheint, damit man der breiten Öffentlichkeit mal zeigt, wie es auch gehen kann. Hat da jemand Kontakte zum Abendblatt?

@Bob: Das ist nicht dein Ernst? Die „Fahrradstrasse“ am Eilbekkanal ist eine Parkoase für Stehzeuge, alle 500 m von vorfahrtsberechtigten Querstraßen zerhackt und gerne auch als Schleichweg vom Stauausweichverkehr missbraucht. Wenn das Hamburgs Vorzeigetrasse für den Radverkehr sein soll, dann gute Nacht Marie!

In Kopenhagen gibt es radikal wenige Parkplätze im öffentlichen Raum. Würde man in Hamburg straßenparallele Parkstände samt Bäumen in Radspuren umwandeln, könnte es bei uns auch so aussehen. Für einzelne Straßen ist das vielleicht sogar eine echte Option, aber sicherlich nicht flächendeckend. Stattdessen sollte geprüft werden, wo eine Autofahrspur zugunsten von Radwegen einkassiert werden kann. Manche zweispurigen Straßen funktionieren auch noch als Einbahnstraße.

vielleicht sollte man nicht immer versuchen anderen nachzueifern die andere Grundvoraussetzungen haben sondern endlich mal anfangen selbst ein Vorbild/Vorreiter zu werden.
Hamburg versucht als Fahrradstadt Kopenhagen nachzueifern
Hamburg versucht so hip und trendy zu sein wie Berlin
Hamburg versucht den Hafen so zu machen wie in Rotterdam
… hört doch endlich mal auf alles und jeden vergleichen zu müssen. So kommt es nie zum Fortschritt sondern man hängt sich an Sachen die bei anderen vielleicht auch nicht gut funktionieren weil man eben so sein will wie die andere Stadt. Daher mein Vorschlag: Natürlich bei anderen schauen, aber es dann eben BESSER machen als die anderen und nicht genau so!

Zu den Bilder: Da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Wenn man schon so ein Vergleich macht, dann sollte man auch ähnliche Straßen vergleichen. Ansonsten kann man auch ein Bild von der Fahrradstraße am Eilbekkanal neben ein X-Beliebiges Bild einer Straße aus Kopenhagen halten und behaupten, dass Hamburg den Radfahrern mehr Raum im Verkehr einräumt!

Hamburg und Kopenhagen setzen auf gegensätzliche Konzepte.

In Hamburg werden überwiegend die bei Radlern unbeliebten Streifen eingerichtet. Sie sollen eine bessere Sichtbarkeit der Radfahrer für Autofahrer gewährleisten. Dieser Sicherheitsffekt ist umstritten. Nicht umstritten ist, dass radfahren umso unattraktiver ist, je mehr Nähe zum Kfz-Verkehr hergestellt wird.

In Kopenhagen stehen Attraktivität und Sicherheit des Radverkehrs ganz eindeutig aus Radfahrersicht im Vordergrund. Radverkehrsförderung wird dort nicht aus Windschutzscheibenperspektive betrieben.

Deshalb werden sich, radverkehrspolitisch betrachtet, die Unterschiede zwischen Kopenhagen und Hamburg eher vergrößern.

Die Bildvergleiche hinken ein wenig. Gothersgade (einspurige Einbahnstraße für Kfz-Verkehr und Radwege in beide Fahrtrichtungen) ist nicht vergleichbar mit Stresemannstraße (vier Fahrspuren, höhere Verkehrsbelastung), sondern eher mit dem Großen Burstah oder dem Neuen Wall. Und Gammel Mønt (Einbahnstraße mit Radfahrstreifen entgegen Fahrtrichtung) ist nicht vergleichbar mit Mühlenkamp.
Wäre der mühlenkamp in Kopenhagen, gäbe es dort vermutlich beidseitig breite echte Kopenhagener Radwege. Dann bliebe in der Straße allerdings kein Platz für Stehzeuge, wie es in vielen Kopenhagener Hauptverkehrs- und Geschäftsstraßen üblich ist.

Sagen wir, wie es ist:

Besonders durch die unsägliche und bei den allermeisten Radlern unbeliebte Streifenpolitik, die Radfahrer dicht an den nun einmal besonders für Radfahrer gefährlichen Autoverkehr heranrückt, entfernt sich Hamburg immer weiter vom Vorbild Kopenhagen.

Hamburg setzt auf angebliche Sicherheit aus der Winschutzscheibenperspektive („bessere Sichtbarkeit für Autofahrer“).

Kopenhagen setzt auf Attraktivität und Sicherheit aus Radfahrerperspektive.

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