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Falschfahrer: So könnte es besser klappen mit dem autofreien Jungfernstieg

Seit genau einer Woche ist der Jungfernstieg (weitgehend) autofrei, doch viele Autofahrer halten sich nicht daran. Die Stadt hat große Mühe, dagegen an zu kommen. Ein paar Lösungsvorschläge.
Christian Hinkelmann
Trotz Warnschilder fährt ein Autofahrer am 22. Oktober 2020 in die autofreie Zone am Jungfernstieg ein und wird wenige Meter später von der Polizei gestoppt.
Trotz Warnschilder fährt ein Autofahrer am 22. Oktober 2020 in die autofreie Zone am Jungfernstieg ein und wird wenige Meter später von der Polizei gestoppt.
Foto: Christian Hinkelmann

Seit Freitag vergangener Woche ist der Jungfernstieg in Hamburg eine weitgehend autofreie Zone. Seitdem dürfen nur noch Busse, Moia-Shuttles, Taxis und zeitweise auch Lieferverkehr durch die Flaniermeile fahren.

Doch viele Autofahrerinnen und Autofahrer ignorieren das neue Fahrverbot und die Stadt tut sich mit dessen Durchsetzung schwer: Fast täglich musste seit Einführung der neuen Verkehrsregelung die Polizei zu Kontrollen anrücken.

Dabei wurden beispielsweise am vergangenen Mittwoch rund 530 Autofahrerinnen und Autofahrer bereits vor der Einfahrt in die Sperrzone abgefangen. Mitten im autofreien Bereich hat die Polizei dann noch einmal rund 420 weitere Autos gestoppt. Dabei wurden in 272 Fällen mündliche Verwarnungen ausgesprochen und in 149 Fällen Bußgelder über jeweils 20 Euro verhängt (siehe hier).

Die Polizei hatte auch eine Woche nach Einführung der autofreien Zone am 22.10.2020 viel zu tun und musste reihenweise "Falschfahrer" stoppen.
Die Polizei hatte auch eine Woche nach Einführung der autofreien Zone am 22.10.2020 viel zu tun und musste reihenweise „Falschfahrer“ stoppen.

Stichprobe zeigt: Ohne Polizeikontrolle keine Wirkung

Wirklich abschreckend war die Maßnahme offenbar nicht, denn gestern versuchten weiterhin im Minutentakt PKW-FahrerInnen, durch die gesperrte Zone zu fahren, wie eine Stichprobe von NahverkehrHAMBURG zur Mittagszeit ergab. Sie ließen sich an der Ecke Neuer Jungfernstieg/Jungfernstieg nur durch einen Polizisten aufhalten, der sich direkt vor ihre Autos stellte. Trotzdem schafften es einige, sich über die Nachbarspur am Polizeiposten vorbei zu mogeln, wenn sich dieser gerade in einer Diskussion mit anderen angehaltenen AutofahrerInnen befand.

Warum funktioniert die Durchsetzung der autofreien Zone auf dem Jungfernstieg nach einer Woche offensichtlich immer noch nicht so recht wie ließe sich dieses Problem wirksam lösen?

Schilder allein reichen offenbar nicht

Einer der Hauptgründe dafür, dass das Autofahrverbot nicht richtig funktioniert, ist mit Sicherheit, dass es an den Einfahrten zur autofreien Zone keine wirklichen Absperrungen gibt. Grund dafür ist, dass Busse, Taxis, Moia-Shuttles und zeitweise auch Lieferverkehr (von 21 Uhr abends bis 11 Uhr vormittags) weiterhin durch den Jungfernstieg fahren können müssen. Deswegen wird das Fahrverbot im Wesentlichen nur von Schildern am Straßenrand kommuniziert.

Obwohl die Stadt Hamburg in den vergangenen Tagen zusätzliche Schilder aufgestellt hat, scheint deren Wirkung – positiv formuliert ­– sehr begrenzt. Gerade, wenn man vom Neuen Jungfernstieg in den Jungfernstieg einbiegen will, werden diese Schilder von auffallend vielen AutofahrerInnen und Autof…

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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5 Antworten auf „Falschfahrer: So könnte es besser klappen mit dem autofreien Jungfernstieg“

Ich glaube Poller oder Schranken würden hier keine adäquate Lösung sein, dafür ist die Frequenz der passierenden Busse und der damit einhergehende Zeitverlust einfach zu groß. Ich würde eher an beiden Kreuzungen Jungfernstieg/Neuer Jungfernstieg und Jungfernstieg/Ballindamm Kreisverkehre einrichten und die Ein-/Ausfahrten Jungfernstieg dann als Kommunaltrasse gestalten (analog Speersort), um somit den Jungfernstieg schon rein optisch vom
übrigen Fahrbahnverlauf zu trennen. Wie gesagt, nur die Ein- und Ausfahrten, der große Umbau soll ja eh später stattfinden. Außerdem sollte dann das Verkehrszeichen 267 (Einfahrt verboten) und nicht das Verkehrszeichen 250 (Verbot für alle Fahrzeuge) benutzt werden. Das
Verkehrszeichen 267 wird üblicherweise deutlich mehr respektiert. Die Einrichtung der Kreisverkehre an jedem Ende des Jungfernstieges hätte zu dem den Vorteil, daß dort Busse auch künftig wenden können wenn irgendwann die wichtige Haupthaltestelle Rathausmarkt um Zuge der Sperrung der Mönckebergstraße auf den Jungfernstieg verlegt werden sollte.

Im übrigen plädiere ich für die Einführung einer reinen Verkehrspolizei
wie bespielsweise in Spanien (Guardia civil trafico), denn die „normale“ ignoriert kleinere Verkehrsverstöße offenbar immer mehr wie ich als
Kraftfahrer in Hamburg beinahe täglich beobachten kann.

Auch denke ich, daß die Verwarn- und Bußgelder für Verkehrsverstöße
deutlich zu gering sind und sehr viel schmerzhafter erhöht werden sollten. Im Vereinigten Königreich zahlt man für falsch parken gerne mal
150 Pfund, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Da überlegt man sich dann schon mal eher, ob man sich regelkonform verhält oder nicht.

Also erstmal finde ich die Link zu Pollern etwas lahm – diese hier sind besser:

https://www.youtube.com/watch?v=O0wY-hvMC44
https://www.youtube.com/watch?v=IELpd43PMvk
https://www.youtube.com/watch?v=BWnfeDtnuds

Aber mal ernsthaften, erstmal braucht es bessere Schildern und Fahrbahnmakierungen (auch an der Mönkebergstraße). Grundsätzlich sollte z.B. zugelassener Lieferverkehr nicht dieselbe Strecke wie Busse nehmern, damit die Busspur besser als solche gekennzeichnet werden kann.

Sie haben dass ja schon für die Kreuzung Neuer Jungfernstieg / Jungfernstieg beschrieben, ich würde noch weiter gehen und festlegen dass Lieferverkehr nur über Neuer Wall auf den Jungfernstieg darf und über Große Bleichen raus muss (oder andersrum) – d.h. dass die Abschnitte zwischen Neuer Jungfernstieg und Große Bleichen und die Reesendammbrücke wirklich nur noch für Busse und Radfahrer frei sind. Und dort müssen sollten dann die Busspuren besser markiert werden, so wie hier:

https://archive.curbed.com/2019/10/14/20902256/bus-lane-emissions-climate-change

@Ruben Norgall:

Wo besteht denn bitteschön ein Zusammenhang zwischen Kontrollen der Maskenpflicht im Hauptbahnhof und dem Fehlverhalten der Autofahrer am Jungfernstieg? Ach ja, es gibt tatsächlich einen. Im Artikel steht, dass das Bußgeld für die Falschfahrer 20 (!) Euro beträgt, Autofahrer werden also weiterhin für Fehlverhalten total lächerlich bestraft, während Söder & Co. gefühlt stündlich höhere Bußgelder für sogenannte Maskenmuffel fordern. Die letzte Forderung von Söder waren glaub ich 250 Euro, aber demnächst kann man da wahrscheinlich ein oder zwei Nullen dranhängen. Also Hauptsache Maske tragen und weiter die in Bayern produzierten Autos kaufen und mit denen über den Jungfernstieg brettern. Wer als Fußgänger oder Radfahrer die Maske richtig trägt, der riecht den Gestank der Abgase von den Autos dann ja auch nicht mehr.

Warum wird in Hamburg nicht die Bereitschaftspolizei auch für sowas eingesetzt. Denn die Hamburger Polizei sollte lieber an Bahnhöfen dafür sorgen das die Maskenpflicht durch gesetzt wird. Denn ich finde das wichtiger als denn Jungfernstieg Autofrei zu bekommen. Denn da am Jungfernstieg sollte wie am Hansaplatz Schranken oder Poller umgehend eingesetzt werden. Denn dann hat man es umgehend da im Griff und die Polizei kann endlich Mal sich darum kümmern das z.B. am und im Hauptbahnhof die Maskenpflicht umgesetzt wird. Denn die DB Sicherheit muss ja immer die Geländer zu denn Bahnsteigen abstützen, statt sich um die Maskenverweiger zu kümmern.

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