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Ferngesteuert vor die Tür gestellt: Carsharing von Vay soll in Nettelnburg starten

Neuer Dienst, der Carsharing-Autos ferngesteuert bis vor die eigene Haustür fahren lässt, soll eigentlich noch in diesem Jahr starten. Doch die Genehmigung ist kompliziert. Diese Verzögerungen drohen, so teuer soll die Wagenmiete werden, und so sieht das Fahrtgebiet weit außerhalb der City aus.
Richard Lemloh
So werden die Vay-Carsharing-Fahrzeuge ferngesteuert zum Einstiegsort gefahren: Eine Telefahrerin hat viel mehr im Blick als hinter einem echten Steuer im Auto - behauptet zumindest das Unternehmen.
So werden die Vay-Carsharing-Fahrzeuge ferngesteuert zum Einstiegsort gefahren: Eine Telefahrerin hat viel mehr im Blick als hinter einem echten Steuer im Auto - behauptet zumindest das Unternehmen.
Foto: Vay

Wer in Hamburg einen Carsharing-Auto nutzen will, muss erst einmal suchen. Mit Glück steht eines in der Nähe – mit Pech aber auch nicht.

Mit dem neuen Carsharing-Anbieter Vay soll das alles einfacher werden. Das junge Start-up aus Berlin will den Wagen auf Bestellung bis vor die eigene Haustür fahren lassen –komplett ferngesteuert. Das Fahrpersonal sitzt nämlich weit weg in der Firmenzentrale und navigiert das Auto in einem nachgebauten Cockpit nur über Bildschirme an die gewünschten Startadressen.

Mit dieser revolutionären Idee überraschte das junge Unternehmen vor ziemlich genau einem Jahr die Öffentlichkeit und überrumpelte damit wohl auch Platzhirsche auf dem Mobility-Markt wie Moia und Share Now.

Noch im Jahr 2022 soll das neue Angebot starten, hieß es damals vollmundig. Und: die ferngesteuerten Autos sollten auch über die HVV-Switch-App buchbar sein (siehe hier). Danach wurde es ruhig um die Idee.

Jetzt hat NAHVERKEHR HAMBURG erfahren: Der neue Fahrdienst soll in Nettelnburg starten – einem Hamburger Quartier weit außerhalb der Innenstadt.

Warum genau dort? Wann soll der Dienst starten? Wie weit sind die Vorbereitungen? Und wie teuer sollen die Miete der ferngesteuerten Wagen sein? Darüber haben wir mit Mitarbeitenden von Vay, der Hamburger Verkehrsbehörde und der Polizei gesprochen.

Genehmigungsprozess ist kompliziert

Schon bei der Ankündigung des neuen Carsharing-Bringdienstes vor rund einem Jahr war klar: Einfach wird das nicht, denn bislang sehen die deutschen Gesetze ferngesteuerte Autos im öffentlichen Straßenverkehr nicht vor. „Es handelt sich verkehrstechnisch und verkehrsrechtlich um ein sehr komplexes Verfahren, das weltweit einmalig ist und keine vergleichbaren Vorbilder hat”, erklärte Dennis Krämer, Sprecher der Hamburger Verkehrsbehörde auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage. „Aktuell liegt das Genehmigungsverfahren bei den Genehmigungsbehörden, die an dem Thema arbeiten – mit positiver Tendenz sowie laufender Kommunikation mit dem Antragsteller“.

Die Antwort lässt erahnen, welch dicke Bretter da in den vergangenen Monaten zu bohren waren und offenbar noch immer sind. Bei der Genehmigung sind sicher der Landesbetrieb Verkehr für die Zulassung des ferngesteuerten Fahrzeugs im Dauerbetrieb, die Polizei, der Bezirk und die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende beteiligt. Hilfreich war in dem Genehmigungsproze…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Richard Lemloh ist freier Journalist und Texter, am liebsten für alles rund um die Mobilität. Wenn er ist nicht zu Fuß und mit dem Fahrrad an der Elbe unterwegs ist, nutzt er gerne auch Mobilitätsdienste aller Art – überall, wo es geht.

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6 Antworten auf „Ferngesteuert vor die Tür gestellt: Carsharing von Vay soll in Nettelnburg starten“

Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Darauf habe ich schon lange gewartet. Ich freue mich riesig den Dienst nutzen zu können und das Glück zu haben in der Nähe von Nettelnburg zu wohnen und es als einer der ersten ausprobieren zu können.

Super informativ!

Leider geht der Artikel nicht darauf ein ob für Fahrten mit dem Anbieter ein Führerschein notwendig ist. Bei Ihnen liest es sich als ob es sich nach “Anlieferung” um einen normalen Carsharing-Wagen handele. Die Bergedorfer Zeitung berichtete hingegen über ein führerscheinfreies Angebot. Bei Führerscheinpflicht wäre es eine extreme Mogelpackung dieses Angebot als Teil des “Hamburg-Takts” zu bewerben!

Lieber Philipp, im Artikel steht deutlich: Die Wagen werden “ferngesteuert bis vor die eigene Haustür” gefahren. Damit ist klar: Sobald man einsteigt, handelt es sich um ein ganz normales – und damit führerscheinpflichtiges – Carsharing.

Herzliche Grüße, Christian Hinkelmann

Moin. Danke für die Klarstellung. So hatte ich es ja auch verstanden – nur leuchtet mir nicht ein warum die fahrerlose Fahrt nicht auch mit Fahrgästen weiter gehen kann. So spannend ich die Idee grundsätzlich finde, sehe ich diesen Punkt als Rückschritt für eine öffentliche Verkehrspolitik für alle an. Schließlich gibt es genug Menschen, die gewollt oder ungewollt nicht über einen Führerschein verfügen. Für die wird es auch zeitnah kein Ersatzprodukt geben – schließlich tummeln sich Dienste wie Moia oder ioki (so sie denn überhaupt an den Stadtrand kommen) ja auch nicht gerade da wo es bereits Mitbewerber gibt. Hamburg-Takt in Nettelnburg? Ja, aber nur für gesunde Nicht-Grüne zwischen 18 und 80. Das kann es doch wohl nicht sein?

Hallo Philipp, wenn man von Vay ein neues Mobilitätsangebot für Menschen ohne Führerschein erwartet, mag dieser Dienst kein verkehrspolitischer Fortschritt sein. Wenn man aber die Erwartung hat, Carsharing endlich auch in cityfernen Gebieten anbieten zu können, in denen sich klassisches Carsharing bisher nicht lohnte (weil dort überproportional viel Fahrzeuge (bezogen auf die Anwohnerzahl) in die Straßen gestellt werden müssten, um auch in dünner besiedelten Gebieten immer ein freies Auto in fußläufiger Nähe stehen zu haben), dann könnte die Idee von Vay DER Ansatz sein, in stadtfernen Gebieten Carsharing überhaupt erst profitabel zu machen.

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