Es ist ein alltägliches Bild in den dicht bebauten Hamburger Stadtteilen, wie Eimsbüttel, Ottensen, Hoheluft und Winterhude: Eng geparkte Autos am Straßenrand, die häufig mit zwei Rädern auf den Fußwegen stehen, sodass Menschen mit Kinderwagen und Rollstühlen dort kaum noch durchkommen.
Bisher hatten Fußgängerinnen und Fußgänger kaum eine Chance, an dieser frustrierenden Situation etwas zu ändern. Obwohl Autoparken auf Gehwegen laut Straßenverkehrsordnung grundsätzlich illegal ist, liefen Beschwerden häufig ins Leere. Die Behörden schritten nur selten ein und schauten oft weg. „Hamburg sichert keine grundsätzliche Ahndung von Gehwegparken zu, sondern verweist lediglich pauschal auf die gesetzlichen Grundlagen“, stellte die Deutsche Umwelthilfe im vergangenen Jahr in einer bundesweiten Umfrage zum Gehwegparken ernüchtert fest. Abgeschleppt wird demnach nur nach Einzelfallentscheidungen.
Eigentlich sollte dieser laxe Umgang der Hamburger Behörden in Zukunft keine Chance mehr haben, denn das Bundesverwaltungsgericht hatte Anfang Juni entschieden, dass Anwohnerinnen und Anwohner unter bestimmten Umständen besser gegen Gehwegparken vorgehen können. Bei erheblichen Beeinträchtigungen vor ihrer Haustür können sie künftig verlangen, dass die Behörden einschreiten müssen. Hintergrund war ein seit Jahren schwelender Rechtsstreit in Bremen zu diesem Thema.
Doch die Hamburger Innenbehörde, die in der Hansestadt für die praktische Anwendung des Verkehrsrechts verantwortlich ist, zeigt wenig Interesse an Veränderungen. Und die Verkehrsbehörde, bei der die strategischen Entscheidungen für den Straßenverkehr liegen, hat gar keinen richtigen Überblick, wo Gehwegparken überhaupt erlaubt und verboten ist.
Lesen Sie hier, was das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts für das Gehwegparken in Hamburg konkret bedeutet, wie groß das Problem in der Hansestadt ist, was sich jetzt in der Praxis ändern wird und wie sich betroffene Anwohnende wehren können, falls die Behörden weiterhin nicht einschreiten.
Das bedeutet das Urteil zum Gehwegparken in Hamburg
„Anwohner können bei einer erheblichen Beeinträchtigung der bestimmungsgemäßen Gehwegbenutzung einen räumlich begrenzten Anspruch gegen die Straßenverkehrsbehörde auf eine ermessensfehlerfreie Entscheidung über das Einschreiten gegen das verbotswidrige Gehwegparken haben“, so formuliert das Bundesverwaltungsgericht sein Urteil selbst in einer Pressemitteilung von Anfang Juni.
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das: Anwohner, die stark durch falsches Gehwegparken gestört werden, können von der Straßenverkehrsbehörde verlangen, dass sie sich darum kümmert. Die Behörde muss den Fall sorgfältig prüfen und entscheiden, ob sie etwas dagegen unternimmt. Es reicht beispielsweise aus, wenn sie erst einmal die am stärksten belasteten Stadtviertel ermittelt und schmale Straßen priorisiert.
Betroffene Anwohnerinnen und Anwohner haben also weiterhin kein Recht auf Kontrollen oder Ab…
9 Antworten auf „Gehwegparken: Hamburger Behörden ohne Überblick“
Interessant ist ja dass durchaus Bußgelder verteilt werden. Aus meiner Erfahrung kann das schon einen sehr positiven Effekt haben. Wenn das in HH nicht so ist stellt sich also die Frage wie dass denn gehandhabt wird, bzw. wie effizient die Stadt dabei ist.
Wie kommt es z.zu den meisten Bußgeldern – Ordnungsamtmitarbeiter? Poliezi? Anzeigen über weg.li u.ä. wie Jens Deye schreibt? Was sind die Kosten pro Bußgeld? Wie viele Anzeigen bekommt Hamburg über weg.li, und ungefähr wie viel % davon führen zu Bußgeldern? Gibt es in HH Wagen mit Kamera die Falschparker automatisch erfassen – so wie hier https://www.newport.gov.uk/images/Transport/Camera-car256x167.png?
Ich klebe immer noch gerne Aufkleber auf falschparkende Autos – dazu gibt es mittlerweile sogar einen Wikipedia-Artikel ‚Parke nicht auf unseren Wegen‘ (wo auch drin steht was legal und was illegal ist).
auf dem Foto steht das Auto auch noch auf dem Fahrradweg. Und wieso nimmt die Polizei bzw. die Verkehrsbehörde so etwas hin? Dieses Parkverhalten gefährdet ja nicht nur die Fußgänger, sondern auch die Fahrradfahrer…da hilft nur eine Anzeige via weg.li
Natürlich ist es ein Unding, wenn auf Gehwegen geparkt wird. Ich würde das niemals tun. Aber ich muss auch ehrlich eingestehen, dass ich von den Leuten, welche verbotswidrig parken, profitiere. Denn in der Stadt gibt es einfach nicht genügend legale Parkmöglichkeiten! Daran kann ein Gesetz auch so schnell nichts ändern.
Außerdem befürchte ich, dass das neue Gesetz zum Denunziantentum führt. Da gibt es bestimmt viele Menschen, welche gern ihren Nachbarn mal eins auswischen würden. Und nun hätten diese eine wirksame Möglichkeit. Dies fördert den Unfrieden in Hausgemeinschaften. Gefällt mir überhaupt nicht!
was hat es mit Denunziantentum zu tun, Parkverbrecher zur Strecke zu bringen?
Es gibt genug legale Parkmöglichkeiten, es gibt aber genug Leute, die a) dafür nicht zahlen wollen oder b) schlichtweg zu faul sind, auch mal ein paar Meter zu gehen. Es gibt zu viele Autos in der Stadt und bisher hat die Politik diese auch noch sehr hofiert, insbesondere die Innenbehörde von Andy Grote. Das Anwohnerparken war übrigens nicht nur eine Idee der Grünen, sondern wurde von Rechnungshof der Stadt Hamburg als dringend angesehen.
„Das vorrangige Ziel der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei Hamburg ist hierbei die Reduzierung von Verkehrsunfällen sowie die Minimierung der Unfallfolgen über die Gesamtheit aller Verkehrsteilnehmenden.“
Sagen wir es mal so, wenn es denn tatsächlich so wäre, denn würde erheblich mehr in Präventionsmaßnahmen investiert werden, aber die Sicht der Polizei ist zumeist die, dass ja „bisher nichts passiert“ sei, obwohl doch häufig zu schnell gefahren, zu eng überholt, zu schnell abgebogen wird. Es ist aber auch kein Wunder, sitzen viele Polizisten doch selber im Auto (und wie wir wissen, wohnen wohl auch viele im Umland) und möchten natürlich selber keine Einschränkungen des PKW-Verkehrs.
Letztendlich wird in den Medien (insbesondere Abendblatt und Co, von BILD braucht man gar nicht zu sprechen) immer suggeriert, dass viel zu viel für Radfahrer und Fußgänger gemacht wird, das absolute Gegenteil ist immer noch der Fall. Dem PKW-Verkehr wird weiterhin viel zu viel Platz und Fokus eingeräumt.
„Bisher nichts passiert“ ist eine interessante Aussage. Ein Rollstuhlfahrer, der wegen Gehwegparkern nicht mehr vorbeikommt und deshalb weite Umwege fahren muss, sieht das sicher ganz anders.
Ist aber leider definitiv die Sichtweise der Polizei. „Man kommt doch noch vorbei“
Schöner Bericht, was allerdings noch drin fehlt ist der Hinweis, das Bürger*innen auch selbst aktiv werden können, wenn sie von Falschparker*innen behindert werden. z.B. via http://www.weg.li kann jeder eine Anzeige erstellen, die in Hamburg dann durchaus auch bearbeitet wird. Und, die Erfahrungzeigt, wo häufiger private Anzeigen gestellt werden, wird dann auch angefangen durchs Ordnungsamt oder Polizei zu kontrolliern. Vermutlich ist die Auswertung dieser Anzeigen auch ein guter Weg, raus zu bekommen wo das Problem in Hamburg am größten ist.