Greenpeace-Auswertung: Angebotsausbau im HVV kommt kaum voran

Umweltverband hat die Entwicklung der HVV-Fahrpläne in den vergangenen zwei Jahren analysiert und stellt der Stadt kein gutes Zeugnis aus. Aber: Die Auswertung sollte mit Vorsicht genossen werden – und Hamburgs Manko könnte sich noch als Vorteil erweisen.
Christian Hinkelmann
Ein S-Bahn-Zug am Hamburger Bahnhof Ottensen.
Ein S-Bahn-Zug am Hamburger Bahnhof Ottensen.

Hamburg hat im Vergleich mit anderen deutschen Städten einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Bahnen und Busse fahren oft, sind relativ sauber und zuverlässig und die Stadt nimmt viel Geld in die Hand, um vor allem das U- und S-Bahn-Netz in den nächsten Jahrzehnten massiv zu vergrößern.

Doch das sind alles Investitionen in die ferne Zukunft. Schaut man sich im HVV die Angebotsverbesserungen im Hier und heute an, fällt die Bilanz nüchterner aus. Die ehemals alljährlichen großen Angebotsoffensiven liegen seit dem Corona-Ausbruch vor fünf Jahren auf Eis, zusätzliche Linien und Takte gibt es nur noch in wenigen Einzelfällen, teilweise werden Fahrpläne sogar zusammengestrichen und die reduzierten Sommerferienfahrpläne der Hochbahn sind in den vergangenen Jahren auch immer länger gültig geworden.

Dass dieser Eindruck nicht täuscht, belegt jetzt eine neue Analyse des Umweltverbands Greenpeace. Er hat in Hamburg und 29 weiteren großen Städten die ÖPNV-Fahrpläne der Jahre 2023 und 2025 miteinander verglichen und dabei herausgefunden, dass in vielen Städten das ÖPNV-Angebot heute dürftiger ist als noch vor zwei Jahren. Auch für Hamburg fällt das Ergebnis wenig schmeichelhaft aus.

Berlin: Nirgendwo wurde der ÖPNV so hart zusammengestrichen

Am schlimmsten ist laut Greenpeace die Situation in Berlin: Seit 2023 ist das Fahrplanangebot von Bahnen und Bussen dort um 7,1 Prozent zusammengestrichen worden. Vor allem im Busverkehr würden die Fahrkilometer seit Jahren kontinuierlich sinken und befänden sich inzwischen auf dem Niveau von 2016, heißt es in der Auswertung. Dazu käme ein veralteter Fuhrpark bei der U-Bahn mit vielen technischen Problemen an den Fahrzeugen, was zu Taktreduzierungen geführt habe. Und zu alldem habe der Berliner Senat Ende vergangenen Jahres auch noch den ÖPNV-Etat um knapp 100 Millionen Euro gekürzt.

Auch in Kiel hat sich das ÖPNV-Angebot in den vergangenen beiden Jahren nach Angaben von Greenpeace deutlich verschlechtert – um 3,7 Prozent. Dort sind laut dem Umweltverband vor allem fehlende Busfahrerinnen und Busfahrer das Problem.
Fehlendes Fahrpersonal und ein hoher Krankenstand waren auch in Köln die Hauptgründe, warum d…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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2 Antworten auf „Greenpeace-Auswertung: Angebotsausbau im HVV kommt kaum voran“

Der Hinweis auf die größeren Busse und längeren Bahnen ist wichtig. Ich war nämlich etwas irritiert von derÜberschrift. Ich und viele Menschen in meinem Umkreis haben den Endruck, dass sich das Angebot durchaus verbessert. Die Steigerung ist nicht mehr so stark, aber viele Angebote, z.B. Hoop , werden sich weiter entwickeln, das dauert nur etwas länger. Vor dem Hintergrund sind die Aussagen für Hamburg mit Vorsicht zu genießen und die Grundlagen sollten genauer betrachtet und offen gelegt werden.

Interessante Auswertung. Ein objektiveres Vergleichskriterium wären die angebotenen Ssitzplatzkilometer. Dann würde die Veränderung der Behältergrößen (langzüge vs. Kurzzüge) mit eine Rolle spielen. Was aus der utnersuchunge aber auch deutlich wird: die Verkerhsbetreibenhaben noch einen riesigen Rationaliseirugnsbedarf, z.B. warum hat im Ruhrgebiet jede Stadt noch einen eigenen Verkehrsbetrieb? Bei der Bündelung von Fahrzeugbestellungen ließen sich sicher erhebliche Synergieeffekte heben. Aber auch eine systematische und budneslandunabhängige Förderung des ÖPNV ist unabdingbar.

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