Vier Parteien – eine Meinung: In einem gemeinsamen Bürgerschaftsantrag haben sich SPD, Grüne, CDU und FDP deutlich für den Bau der neuen S-Bahnlinie S4 nach Bad Oldesloe ausgesprochen, die seit vielen Jahren geplant wird.
Ausdrücklich bekennen sich die Parteien darin auch zur aktuell geplanten Trasse neben den Fernbahngleisen der Bahnstrecke Hamburg – Lübeck und setzen damit ein politisches Zeichen, nachdem eine Bürgerinitiative in den vergangenen Monaten öffentlichkeitswirksam für eine grundlegende Planänderung getrommelt hatte.
Bürgerinitiative fordert neue Bahnstrecke entlang der Autobahn A1
Die Initiative „An der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck“ spricht sich nämlich klar gegen den geplanten Bau von zwei zusätzlichen S-Bahn-Gleisen zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg aus und will stattdessen nur ein weiteres Gleis akzeptieren. Zusätzlich fordert sie eine komplett neue Bahntrasse entlang der Autobahn A1, auf der künftig der gesamte Güterverkehr zwischen Hamburg und Lübeck fahren soll. Dazu hatte die Initiative extra eine Sammlung von Argumenten durch das Verkehrsberatungsbüro „Vieregg – Rössler“ erstellen lassen (
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14 Antworten auf „Große Koalition für S-Bahnlinie S4 auf bisher geplanter Route“
Die Idee, in Bündelung mit der A1 eine Güterbahn zu bauen, ist ja erst mal gar nicht so schlecht. Aber sie kommt viel zu spät: Solche Fragen gehören in ein vorgelagertes Raumordnungsverfahren. Diese Frage jetzt erst aufzuwerfen ist eben nur zum Verhindern und nicht zum Verbessern des Projektes.
Plan B könnte sei, die Stecke Lübeck-Büchen-Lüneburg 2gleisig auszubauen und zu elektrifizieren. Damit bekommen wir eine N-1-Sicherheit bei Störungen und der Güterverkehr Richtung Süden fährt nicht über HH. Nachteil dieser Lösung ist wohl, das die meisten Güterzüge eben nach HH wollen. Außerdem sind die Züge in Skandinavien länger und müssen in Maschen geürzt werden.
Interessant, dass eine Fernbahn-Ausweichroute vor Planungsbeginn der S4 nicht ernsthaft geprüft wurde und daher nun die Situation so ist, dass es zur aktuellen Planung keine Alternative gibt.
Die S4 sollte doch auch nach dem Wunsch der Bürgerinitiative auf der geplanten Route verkehren. Nur die Fernverkehrs(güter)züge sollten auf eine anternative Streckenführung in sinnvollerer Entfernung zur Wohnbebauung gebracht werden. Im Artikel kommt das nicht ganz so klar rüber und man könnte meinen, auch die S4 sollte woanders fahren.
Im Artikel steht deutlich, dass die Ausweichroute von der Initiative nur für den Güterverkehr gefordert wird. Zitat: „Zusätzlich fordert sie eine komplett neue Bahntrasse entlang der Autobahn A1, auf der künftig der gesamte Güterverkehr zwischen Hamburg und Lübeck fahren soll.“
Es mangelt Ihnen also Textverständnis oder ist da eine Leseschwäche im Spiel? Steht doch deutlich im Artikel. Aber wer so abstruse Ideen wie die Blockaderentner von der Verweigerungsinitiative unterstützt bzw ja wohl sogar ihr Vorsitzender ist, von dem ist es wohl zu viel verlangt sachlich zu bleiben. Das Gutachten und Dir Argumente sind ja auch lächerlich und realitätsfremd. Bitte ziehen sie weg und blockieren woanders den Fortschritt. Unfassbar diese Bürgerinitiative.
Lieber Christian P, Ihnen mangelt es offensichtlich am guten Ton, wenn Sie mir solche Dinge wie Leseschwäche unterstellen.
Den Satz „Regierungs- und Oppositionsparteien in Hamburg bekennen sich zum Bau der S4 auf bisher geplanter Strecke. Zeichen gegen Bürgerinitiative, die alternative Strecke fordert.“ kann man durchaus auch anders verstehen. „S4 auf bisher geplanter Strecke“ und „die alternative Strecke fordert“ kann man in den Zusammenhang bringen, dass gefordert worden wäre, die S4 auf eine alternative Strecke umzulegen. „Strecke“ im zweiten Satz kann sich durchaus auf „Strecke“ im ersten Satz beziehen. Im Text wird es ja wieder klarer; in der geschilderten Passage allerdings sieht es allerdings noch anders aus.
Ich bitte um Entschuldigung, dass ich statt „in der Artikelüberschrift(…)“ nur „Im Artikel kommt das nicht ganz so klar rüber“ geschrieben habe.
Und mir zu unterstellen, ich wäre wohl der Vorsitzende der Initiative, ist ja wohl der Gipfel der Unterstellungen. Ich wohne im Hamburger Westen und habe mit dieser Initiative überhaupt nichts zu tun. Ich fordere Sie auf, diese haltlosen Behauptungen zurückzunehmen!
Und um inhaltlich zu werden, finde ich es weiterhin interessant, dass Alternativ(rout)en zum Ausbau der jetzigen Strecke im Vorfeld der Planungen offenbar kaum geprüft worden sind (was ja – siehe Altona Nord oder S21-Ausbau – offenbar kein Einzelfall bei Bahnprojekten zu sein scheint und sehr schade ist, weil diese Fehler immer wieder Angriffsflächen für Gegner bieten).
Wie LOKSTEDTER ja schon schrieb sind sowohl Gutachten, als auch Initiative lächerlich und es eigentlich nichtmal wert erwähnt zu werden. Es ist ja fast schon widerlich, wie ein par gelangweilte Rentner die Pendler mit solchen Blockaden terrorisieren, anstatt sich um die Pflege ihres alten Mercedes zu kümmern. Und diese panische Angst vor den Gütertransporten. Man tut ja so, als ob auf der Strecke täglich 5 Castoren Züge verkehren, von denen Mindestens 2 entgleisen. Gegen den Gefahrgutverkehr auf der Straße mitten in der Stadt regt sich keiner von diesen Blockaderentnern. Dieses Projekt ist wichtig, für die Menschen in Rahlstedt, Wandsbek, und für den Fernverkehr in Richtung Skandinavien, selten gab es ein so sinnvolles und nötiges Ausbauprojekt im Schienenverkehr.
Wir schicken die Güterzüge gern nach Lokstedt, obwohl da donnern die doch bereits durch..
„Dazu hatte die Initiative extra eine Sammlung von Argumenten durch das Verkehrsberatungsbüro „Vieregg – Rössler“ erstellen lassen“
Haha, ja, das Papier ist super. Ein paar Paint-Kritzeleien, dazu ein paar Links von Wikipedia und WELT.de, fertig ist die Laube. Vor Ort war man eh nie, da das Budget für Büros aus München oder Darmstadt nicht ausreicht. Ist ja auch nicht wichtig. Der Internetauftritt ist daher meist in den 90ern stehen geblieben. Hauptsache man hat irgendwas in der Hand, was man schnaufend bei Bürgerworkshops in der Hand wedelnd mitnehmen kann. Bei Vieregg-Rössler handelt es sich um einen BWLer und einen Psychologen. Sprich, es ist kein Ingenieurbüro und niemand hat irgendeinen verkehrswissenschaftlichen Hintergrund. Man wollte also nicht einmal für fachfremde Bauingenieure Geld ausgeben.
Das erinnert mich an die billigen „Gegenstudien“ der üblichen Verdächtigen, ob bei der S21, bei Diebsteich oder Moorburg. Man sucht sich in der Ferne irgendein kleines Büro mit ein, zwei Mitarbeitern ohne Bezug zur Verkehrsplanung (gerne irgendwelche selbsternannten „Berater“ ohne Nachweis von Qualifikationen und bereits im Rentenalter), spielt David gegen Goalith, drückt ein paar Euro ab und kriegt für die Gefälligkeit dann ein Papier hingeklatscht. Medial tut man dann so, als hätte „die Stadt“ eine Planungsgrundlage und man selbst auch; so als wäre es damit pari pari.
Interessant aber, dass anscheinend LINKE und AfD das Vorhaben nicht unterstützen, sondern nur die bürgerlichen Parteien plus die Kleinpartei CDU. Taubers Hinweis auf den Artikel 18 unserer Verfassung sollte nicht vergessen werden.
Schon interessant, wer sich heute alles Eisenbahn-Experte oder -Berater nennen kann. Dennoch werden solche Büros in den nächsten Jahren gut im Geschäft sein und helfen, die deutsche Justiz zu beschäftigen! Der NIMBY-Impuls würde niemand interessieren, wenn die Bürger insgesamt nicht den Eindruck hätten, dass die Bahn mit ihren Planungen nicht mehr kompetent ist und im Gegenteil die Bürger oft beschummelt hat.
Gerade der eisenbahntechnische Laie muss sich doch wundern, dass die Bahn ihre am Mittwoch verkündete Verdoppelung der Fahrgastmenge zum Beispiel im Hamburger Hauptbahnhof allen Ernstes mit exakt den schon 2013 vorgeschlagenen Mini-Maßnahmen wuppen will. Von welchen Steigerungsraten ging man 2013 nochmal aus? Noch im letzten Bundesverkehrswegeplan wurde langfristig mit der gleichen Anzahl von Fernzügen geplant wie heute…!! Seit Mittwoch gilt aber nun die Devise von doppelt soviel Fahrgästen im Fernverkehr.
Und plötzlich hat die Bahn bei allen heute durchgeplanten Projekten eine offene Flanke: Die waren von den Verkehrsanalysen nie auf solche Steigerungen ausgelegt gewesen. Gelingt es den BI, die Gerichte davon zu überzeugen, dass für den Klimawandel noch ganz andere Fahrgastmengen zu berücksichtigen wären, dann sind Bahn und Politik in der noch schlechteren Position, entweder einzuräumen, dass die Bahn generell für den Klimawandel nicht schnell genug umgerüstet werden kann, oder dass alle Projekte um den Preis vieler Jahre neu geplant werden müssten.
Naja, so ist das halt. Auf der einen Seite hat man zahlreiche Planungsbüros mit Eisenbahn-, Bau-, Verkehrs-, Umwelt- und Elektroingenieuren, die über einen längeren Zeitraum mit entsprechender Expertise nach aktuellem Stand der Technik (und Wissenschaft) ihre Modellierungen, Szenarien und Simulationen durchspielen. Und auf der anderen Seite so’n Wisch. Daraus wird dann ein „Ihr habt ein Gutachten und wir ein Gegengutachten“. Schon etwas strange, aber wenn man den medialen Diskurs regionaler Zeitschriften folgt, scheint es auch zu funktionieren. Einmal wurde auch so eine kleine IT-Klitsche aus dem Berliner Raum beauftragt, den Ist-Zustand Diebsteichs als Grundlage zu wählen, um Isochromen zu erstellen. Letzteres ist schon mal gar nicht verkehrt. Blöderweise ignoriert es die integrierte Stadt- und Verkehrsplanung vor Ort, so wie es die Prellböcke gerne tun, wenn sie glückliche Menschen in einem Ottenser Café auf eine Seite des Bildes stellen und einen Friedhof auf die andere, obwohl nur ein Kilometer dazwischen liegt. Mit Bildern schafft man eben Emotionen und zeigt unbedarften, für „gegen die da oben“-anfälligen Personen, dass es doch verrückt sein müsse, bei ersterem auf einen Fernbahnhof (Prellbock-Sprech „Bahnhof“) von A nach B zu verlegen.
Und da wären wir auch beim Klimawandel, wenn Diebsteich — im Verbund mit Dammtor und co. betrachtet — für viele Menschen einen großen Vorteil bringt und nur für wenige einen kleinen Nachteil von drei 3-S-Bahn-Minuten. Für die Neue Mitte Altona, deren Schwerpunkt im Norden liegt, wird es ebenso Vorteile bringen wie für das Quartier rund um den Diebsteich. Und gerade beim Klimawandel sollte man sich auf die Idee der Stadt der kurzen Wege konzentrieren. Leider verstehen das Aktivisten — ob in Mottenburg oder Oberbillwerder — nicht, wenn sie fordern, Hamburg solle nicht mehr wachsen und alles soll beim Alten bleiben. Ergebnis: die Umlandgemeinden wachsen noch schneller. Sprich, noch mehr Versiegelung für Infrastruktur und Wohnraum, noch längere Verkehrswege mit all seinen Folgen. Und das Wachstum im Speckgürtel ist heute bereits deutlich höher als in der Stadt selbst. Aber der Horizont endet eben am Gartenzaun… oder zumindest am S-Bahngleis in Altona. Und ein Ende von Diebsteich hieße eben auch weniger Wohnraum und somit weniger neue Nachbarn für die einstigen Gentrifzierer, die Ottensen zum Kippen brachten und nun selbst keine Veränderungen mehr akzeptieren wollen.
(Davon ab: die Zahl der Gleise sagt wenig über die Leistungsfähigkeit eines Bahnhofs, wenn man die Bauart, die Weichen, die Leit- und Sicherungstechnik, die Gleisbetten vor und hinter dem Bahnhof etc. pp. nicht beachtet, denn genau dort spielt die Musik)
Die Ingenieure der Bahn mögen noch so gut arbeiten, aber wenn das Unternehmen sein image verspielt hat, dann müssen sie sich schon sehr anstrengen, um sich die Deutungshoheit in den sozialen Medien zurückzuholen. Das verstehen die Ingenieure und die Bahn aber ebenso wenig wie gerade CDU und SPD im Dauerwahlkampf. Darum haben solche Büros weiterhin leichtes Spiel im Auftrag derjenigen Zweifel zu säen, die ein Projekt in jedem Fall verhindern wollen!
Der Bürger geht immer nur von seiner Alltagserfahrung aus. Man erfuhr letzte Woche ja auch noch, dass Stuttgart21 nun erwiesenermaßen im Deutschlandtakt für mehrere Relationen teils erhebliche Verschlechterungen bringt, weil acht Bahnsteiggleise für den Rundumanschluss doch nicht ausreichen.
Nach Jahren des Nichtstuns am Hamburger Hauptbahnhof muss sich die Bahn dann nicht wundern, wenn eine Bürgerinitiative das Projekt S4 zerschiesst, weil die Kritiker dem Bürger sehr viel plausibler einreden können, dass die S4 am Hauptbahnhof eh nichts bringt sondern mit dem Deutschlandtakt nun der große Wurf fällig würde.
Es würde mich jedenfalls nicht mehr wundern, wenn nach dem derzeitigen Stand der Fernbahnhof in Altona bliebe und eine S32 nach Osdorf deutlich früher fertig würde als die S4 nach Ahrensburg oder die S21.
Die Ingenieure der Bahn planen solche Maßnahmen nicht alleine, sondern beauftragen entsprechende Büros, wenn Vorhaben über das übliche Tagesgeschäft hinausgehen.
Und nunja,so stümperhaft wie CDU (und SPD) geht die Bahn nun auch nicht los. Dass lange Zeit auf Verschleiß gelebt wurde und sich dies nun mit Störungen und vielen Baumaßnahmen rächt, ist den Ingenieuren doch wohl kaum vorzuwerfen, da das primär eine politische (Nicht-)Entscheidung war, die sich auch in anderen Bereichen (Schulen, Straßen, sozialer Wohnungsbau, …) zeigt.
In der Tat ist es aber problematisch, wenn eine schrille Minderheit nur Stimmungsmache betreibt, um gegen Vorhaben aus niederen Beweggründen zu schießen. Da ist es auch schade, dass sich die Politik, egal auf welcher Ebene, gerne hinter den Planern versteckt. Auf Bürgerveranstaltung hält höchstens mal Stapelfeld eine kurze Eröffnungsrede und das war’s dann auch.
Und ja, es kann sein, dass die öffentliche Hand einknickt und keinen Bock mehr hat, so viel Zeit und Geld zu investieren, um vielen Bürgern neuen Wohnraum und eine bessere Bahnanbindung zu ermöglichen. Da heißt’s irgendwann: macht Euren Scheiß doch allein. In wenigen Jahren ist man eh aus der Politik raus und dann können sich andere mit den täglichen Problemmeldungen herumschlagen.
War nicht gemeint. Das Problem sehe ich darin, dass es bis vor einigen Jahren noch reichte, wenn sich ingenieure auf trockene Fakten beschränkten. Denn bis dahin las kaum jemand solche Berechnungen und Gutachten. Und glauben mussten ihnen eh nur ein paar Politiker. Ingenieure brauchten keine Kommunikationsfähigkeiten. Anders heute.
Heute reden die Bürger mit. Heute verläuft der Diskurs in zahllosen Netzwerken. CDU und SPD lernen das gerade schmerzhaft (das war gemeint). Und die Schwarmintelligenz deckt gnadenlos jede Schwachstelle der Argumentation auf. Und wenn die Bahn ihre Glaubwürdigkeit verspielt hat, dann reicht nicht mal mehr eine gute Erklärung. Dann sind Fakten egal.
Das Problem ist nicht „eine schrille Mehrheit“, sondern die Kommunikationsschwäche und das schlechte Image von Bahn und Politik. Ein Großteil der Bürger glaubt beiden nicht mehr und darum fallen dann alternative Fakten auf so fruchtbaren Boden.
Lieber Lokstedter,
soviel ich weiß, lehnt die CDU in HH gemeinsame Anträge mit der Linken ab. Deshalb ist diese wohl nicht beim Antrag dabei. Vielleicht weiß ja Christian Hinkelmann dazu mehr?