Parken in Hamburg wird teurer. Zum Jahreswechsel steigen die Preise für eine Stunde Parken in der Innenstadt (Zone 1) von derzeit 2,50 Euro pro Stunde auf 3 Euro. In den Zentren der einzelnen Stadtbezirke (Zone 2) kostet Parken künftig 2 statt bisher 1,20 Euro. Die übrigen gebührenpflichtigen Parkplätze (Zone 3) verteuern sich von 60 Cent auf 1 Euro pro Stunde.
Mit den neuen Gebühren verteuern sich die begehrten Parkplätze in der Hamburger Innenstadt um 20 Prozent, in den Außenbezirken um knapp 67 Prozent.
Die Hamburger Finanzbehörde verteidigt die Erhöhungen: „Prozentual erscheint das viel, aber bei kleinen absoluten Summen sind 50 Cent eben gleich solche Größenordnungen“, sagte Behördensprecher Daniel Stricker im Hamburger Abendblatt.
Die Behörde erwartet nach eigenen Angaben Mehreinnahmen von 4,1 Millionen Euro im Jahr. Bei der jetzt angekündigten Preiserhöhung handelt es sich um die zuweite Preisrunde seit 24 Jahren.
Opposition kritisiert Erhöhung als Abzocke
Kritik kommt von der Opposition: FDP-Verkehrspolitiker Wieland Schinnenburg spricht im Hamburger Abendblatt von „Abzocke“, Dennis Thering von der CDU nennt die neuen Preise dem Bericht zufolge „dreist“ und verweist darauf, dass die Zahl der zugelassenen Autos in Hamburg seit 2011 um 60.000 gestiegen sei, dem man Rechnung tragen müsse.
Tatsächlich war das Parken in der Hamburger Innenstadt bisher aber deutlich günstiger als in vielen anderen deutschen Metropolen. Die Hansestadt passt sich mit den neuen Preisen nun dem Niveau von Berlin, Köln und Frankfurt an.
Inflationsbereinigt sind Parkgebühren seit 1993 nur um 6% gestiegen
„Die Parkgebühren wurden von 1993 bis 2015 überhaupt nicht angepasst und sind inflationsbereinigt dadurch sogar jedes Jahr günstiger geworden“, so Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen zu NahverkehrHAMBURG. Dies belegt auch eine neue Analyse des Consultingunternehmens Civity – ein Beratungsunternehmen für Öffentliche Dienstleistungen mit Sitz in Hamburg und Berlin. Demnach sind die Parkgebühren in Hamburg inflationsbereinigt seit 1993 nur um sechs Prozent gestiegen (siehe Grafik).
HVV-Preise sind seit 1993 deutlich stärker gestiegen
Im Vergleich mit der Preisentwicklung im HVV liegen die Parkgebühren aber noch immer deutlich darunter: Von 1993 bis 2017 werden Parkplätze in der Hamburger Innenstadt um insgesamt 47 Prozent teurer geworden sein, die Preise für eine HVV-Einzelkarte (Großraum) sind im selben Zeitraum aber um ganze 84 Prozent gestiegen. Bei der CC-Karte lag der Preisspurng sogar bei 115 Prozent.
„Diese Ungleichbehandlung halte ich für nicht gerechtfertigt“, so Bill. „Rein rechnerisch sind wir sogar noch unter dem Preis, den man nehmen müsste, wenn die gesamten Erhöhungen der HVV Gebühren auch auf die Parkgebühren angewandt würden.“
Die Hansestadt hatte sich in den vergangenen Jahren – unabhängig von den jeweiligen Regierungen – immer wieder schwer damit getan, das Thema Parkgebühren und Parkplatzkontrollen anzupacken.
Rechnungshof fordert seit zehn Jahres besseres Parkraummanagement
Bereits 2006 prangerte der Rechnungshof an, dass die Hansestadt wegen zu lascher Kontrollen nur einen Bruchteil der möglichen Gebühren wirklich einnehme und forderte Konsequenzen. Doch dazu kam es lange Zeit nie. Die Parkgebühreneinnahmen blieben unverändert bei jährlich 5 bis 9 Millionen Euro, obwohl laut Rechnungshof rund 43 Millionen möglich wären (mehr dazu hier).
Erst in den vergangenen Monaten kam langsam Bewegung in das Thema. „Seitdem die Parkregeln stärker kontrolliert werden stellen wir fest, dass auch tagsüber freie Parkplätze vorhanden sind. Das wird übrigens auch von dem Einzelhandel sehr begrüßt“, so Martin Bill.
14 Antworten auf „Hamburg erhöht Parkgebühren zum zweiten Mal in 24 Jahren“
Ach Gott! Die Parkgebühren werden zum zweiten Mal innerhalb von 24 Jahren erhöht.
Aber Hauptsache, die HVV-Ticketpreise werden jedes Jahr (!) angehoben.
Da hält sich mein Mitleid mit den Parkgebühren stark in Grenzen.
Die Hamburger Innenstadt hat wirklich unter viel zu leiden – aber nicht unter den Einkaufszentren am Stadtrand.
Vielmehr sind die Einzelhändler_innen gefragt Angebote zu entwicklen, die das Auto überflüssig machen. Lastenfahrräder bei Ikea sind ein Anfang, Liefermöglichkeiten am nächsten Tag ein weiterer Schritt. Ansonsten ist der beste Verkehr der, der nicht entsteht. Mit einer attraktiven Stadtplanung sind letztlich Strukturen möglich, wo alle Erledigungen im Viertel möglich sind. Eimsbüttel, Bergedorf, Ottensen, Wandsbek, Rahlstedt, Harburg, Niendorf, Barmbek – hier muss Einkaufen attraktiv sein bzw. attraktiver werden.
Die theoretischen Einnahmen von 42 Millionen Euro sind natürlich eine Milchmädchenrechnung. Bei der Erhöhung der Parkgebühren wird geflissentlich darüber hinweggesehen, dass Autofahrer sich diese versteckte Abzocke nicht gefallen lassen und stattdessen Einkaufszentren und Erholungsmöglichkeiten im Hamburger Umland ansteuern werden.
Die zusätzlichen Mehreinnahmen durch Parkgebühren werden durch die fehlenden Einnahmen der lokalen Wirtschaft mehrfach ins negative verkehrt. Von zusätzlichen Gewinnen kann hier wohl keine Rede mehr sein.
Im Gegensatz zu anderen Städten hat der Hamburger Senat in den vergangenen Jahrzehnten Augenmaß bewahrt und wirtschaftliche Interessen vor die linksgrüne Anti-Auto-Mentalität gestellt, getreu dem Motto: Erst wenn der letzte Parkplatz gesperrt wurde, werdet ihr merken, dass man Einkäufe nicht mit dem Fahrrad transportieren kann.
Mit dem Wort Milchmädchenrechnung wäre ich angesichts der von Ihnen aufgestellten Theorien sehr vorsichtig. Haben Sie irgendwelche Belege für Ihre Behauptungen?
Für mich ist der letzte Satz Populismus:
1) Die Mönkebergstraße ist autofrei. Es gibt wenig Parkraum in der Innenstadt. Hat es dem Einzelhandel geschadet? In der Innenstadt kauft der überwiegende Teil offensichtlich ohne Auto ein!
2) Darüber hinaus kauft meine vier köpfige Familie alle Lebensmittel mit dem Fahrrad ein! Für mich ist dies eine Frage des Willens und der Organisation. Das Angebot von Fahrrädern mit Transpotmöglichkeiten hat sich in den letzten Jahren stark ausgeweitet (siehe z. B. Lastenrad / Fahrrad mit Anhänger).
3) Grundsätzlich geht es hier allerdings weniger um den Parkplatz bei Lidl, Aldi oder Edeka – der wird schon noch erhalten bleiben… Es geht um öffentlichen Parkraum und dessen Bewirtschaftung.
Leider ist die Mönckebergstraße NICHT autofrei. Da fahren den ganzen Tag über nicht wenige KFZs durch. Außerdem wird auf dem Randstreifen grundsätzlich geparkt, obwohl nachmittags ein Halteverbot gilt. Und wenn Streifenwagen dort einfach dranvorbeifahren, braucht man sich nicht wundern, wenn die Polizei nicht ernst genommen wird.
Sie haben den Artikel ja gelesen und gesehen wie die Parkgebühren eben quasi nicht gestiegen sind. Da von Augenmaß zu sprechen, spricht für sich.
Erstens wird kein Parkplatz gesperrt und wenn Sie es toll finden durch die Abgasschwaden z.B. in den Großen Bleichen zu gehen, bitte. Man kommt mit dem ÖPNV meist gut in die Innenstadt, große Teile lässt man sich liefern und ein paar Tüten kommen in die Hand oder in die Fahrradtasche. Da Sie damit offensichtlich überfordert sind, kaufen Sie doch bitte dort ein, wo es Einkaufszentren gibt. AEZ, EEZ EKZ Hamburger Str sind alle auch in HH und nicht im Umland.
Ich muß Ihnen total recht geben. Obwohl ich nicht zu den überzeugten Autofahrern gehöre (bin auch kein Radfahrer) und tatsächlich NIE in die Innenstadt mit dem Auto fahre, sondern ständig alles mit Bahnen mache, bin ich davon überzeugt, daß das komplette Verdrängen der Autos aus der Innenstadt sich sehr negativ auf den Handel auswirken würde. Die Innenstadt hat es schon schwer genug, sich gegenüber den Einkaufszentren in den Außenbezirken zu behaupten, wo man meistens alle Geschäfte unter einem Dach findet. Wenn wir das Aussterben der Innenstadt verhindern wollen, muß man Abstriche machen und allen die Möglichkeit geben, dort hin zu fahren, mit dem Verkehrsmittel das sie wünschen.
@ SPUD
Sie können doch nicht erwarten, daß alle Menschen alles, inklusive ihrer Einkäufe mit dem Fahrrad tätigen. Aus Alters- bzw Gesundheitsgründen geht das einfach nicht. Hamburg ist nun mal nicht berühmt für sein sonniges Wetter und ich werde nicht der einzige sein, der sich beim Radfahren ständig erkältet.
Deshalb ist es schon in Ordnung, daß die Preise fürs Parken angepaßt werden, aber jeder muß die Wahl über sein Verkehrsmittel behalten können.
Daß man mit dem Fahrrad seine Einkäufe nicht erledigen kann verwundert mich richtig! Ich mache dieses seit über 4 Jahrzehnten erfolgreich. Was mir richtig auf den Geist geht, wenn aus Faulheit und Bequemlichkeit das Auto überall einfach hingeparkt wird und Fuß- und Radverkehr behindert werden.
Als Autofahrer ärgern mich auch die zweite Reihe-Parker, die zusätzlich für Staus sorgen. Die Preisentwicklung ÖPNV/Parkgebühren zeigt doch deutlich, daß die Wahl fürs Auto, statt für Bus & Bahn fällt. Dies ist der falsche Anreiz! Die Fahrpreise sind Wucher-Preise.
Ich habe noch life mitbekommen, wie unsere Autostadt ein insgesamt ehemals rund 400km langes Schinennetz einfach zugunsten des Autos zerschlagen hat! Eine Superkatastrophe!! Dafür hat Hamburg Staus und schlechte Luft erhalten. Ebenso sind Hamburgs ‚radwege‘ nicht als ernste Infrastruktur zu verstehen. Das lässt eben die meisten ins Auto steigen.
Wenn ich Fahrrad fahre bin ich so gut wie nie erkältet, nur wenn ich den ÖPNV benutze erkälte ich mich. Heute war ich in der Mönkebergstr, obwohl für den Autoverkehr gesperrt war die so voll dass selbst zu Fuß kaum ein Durchkommen war. Das Einkaufsverhalten hat offensichtlich wenig damit zu tun ob man überall kostengünstig parken kann.
Das Argument, dass durch eine totale Aussperrung vom Straßenverkehr in z.B. der Mönckebergstraße der Umsatz sinke, wurde vor vielen Jahrzehnten schon in anderen Städten herangezogen. Allerdings lagen jene Verfechter stets daneben, wie man später prachtvoll sehen konnte.
Die Mönckebergstraße sollte daher auch endlich zu einer echten Fußgängerzone werden.
Die Erhöhung ist _ein_ Schritt in die richtige Richtung. Leider wird noch viel zu wenig kontrolliert und die Sanktionen für regelwidriges (teilweise gefährdendes) Parken sind viel zu niedrig (vgl. EU-Ausland).
Ich würde mir wünschen, dass außer in den Außenbezirken kostenloses Parken abgeschafft wird und kostenpflichtiges Anwohnerparken sowie stundenweise Gebühren die Regel werden. Dass der öffentliche Raum aktuell kostenlos oder fast kostenlos derart belegt werden darf, empfinde ich als unverhältnismäßig und verringert die Aufenthaltsqualität enorm.
Wenn der Autoverkehr die realen Kosten (Fahrtkosten, Lärmkosten, Abstellkosten, usw.) trägt, hat der ÖPNV bessere Chancen (noch) besser ausgebaut zu werden.
Eine konsequente Parkraumbewirtschaftung mit höheren Gebühren hätte viele Vorteile:
– besserer Verkehrsfluss durch weniger MIV
– bessere Luft, weniger Lärm -> mehr Lebensqualität, weniger CO2 hinsichtlich Klima
– Förderung Umwelt schonender Verkehrsmittel
– Mehr Einnahmen, weniger Ausgaben der öffentlichen Kassen
Die viel zu niedrigen Parkgebühren passen voll in die Hamburger autofreundliche Politik. Mit den in den vergangenen Jahren entgangenen Einnahmen von EUR 43 Mio. hätte man locker 100km Radwege sanieren können. Ferner fördert die lasche Kontolle auch das unsägliche Parken in der 2. Reihe, was besonders den Busverkehr behindert und für die ÖPNV-Nutzer zu Verspätungen führt. Hamburg sollte sich mal ein Beispiel an Amsterdam nehmen, wo in der Innenstadt das Parken EUR 5,-/Std. mit Tagesssatz von EUR 30,- kostet. Nur so können Umsteigeeffekte erzielt werden.