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Hamburg ist im Radverkehr nur Mittelmaß

Radfahrer in Hamburg haben es schwer. In einem ADAC-Test hat die Hansestadt nur durchschnittlich abgeschnitten.
Christian Hinkelmann
Falschparker steht auf Radfahrspur in der Grindeallee in Hamburg (2.10.2016)
Falschparker steht auf Radfahrspur in der Grindeallee in Hamburg (2.10.2016)

Demnach vergaben die Tester in den Kategorien „Unfallhäufigkeit und Vermeidung“, „Sicherheit und Komfort der Testrouten“, „Radverkehrsnetz und Wegweisung“, „Abstellplätze“ und „Serviceangebote“ nur durchschnittliche Noten. Nur in der Disziplin „Kommunale Radverkehrsförderung“ gab es ein „gut“.

Bei dem Test hatte der ADAC in zwölf Großstädten die Bedingungen für Radfahrer untersucht. Dabei fuhren die Tester insgesamt 413 Kilometer.
„Gut“ oder „sehr gut“ hat gar keine der getesteten Metropolen abgeschnitten. Die beste vergebene Gesamtnote war „ausreichend“.

Die besten Testergebnisse gab es für München und Stuttgart, Hamburg liegt im Mittelfeld. Testverlierer waren Dresden und Dortmund.

Hier den ADAC-Test im Detail lesen. 

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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5 Antworten auf „Hamburg ist im Radverkehr nur Mittelmaß“

@StVO

Erlaubt ist es, das wusste ich wohl. Nur ist das erstens idR gar nicht möglich, weil so gut wie nie genug Platz zum Vorbeifahren ist (und dann ist es ja auch nicht erlaubt, wird aber trotzdem getan und nicht selten wird sich sogar am Auto abgestützt!!) und zweitens ist es sehr gefährlich. Wir als Busfahrer sind natürlich so ausgebildet, dass wir diese Situationen durch ständiges Spiegelprüfen meist überblicken, aber der Otto-Normal-Kfz-Führer tut das eher nicht und der Radfahrer wird übersehen und schon knallt es. Auch das sind Manöver von Radfahrern, die völlig unnötig sind. Hier bringt man sich als Radfahrer nur in Gefahr, egal ob man das nun darf oder nicht. Ist da eine Radspur, ist es was ganz anderes und dann mache ich das auch. Wenn ich aber als Busfahrer immer das machen würde, was ich darf, dann würde ich täglich mindestens 10 Radfahrer zu Tode fahren. Auch das ist so ein Problemthema. Radfahrer berufen sich offenbar in auffallender Häufigkeit auf den §1 der StVO, sehen sich meist als „Opfer“, als den „Schwächeren“, fahren aber selbst keineswegs defensiv. Hier bedarf es auch eines Umdenkens bei vielen Radfahrern.
Ich möchte noch dazu sagen, dass ich selbst leidenschaftlicher Radfahrer bin und soviel wie möglich mit dem Rad fahre. Ich kenne beide Seiten und insofern ist es auch keine Polemik, wenn ich darauf hinweise, dass es deutlich mehr Radfahrer gibt, die gegen die Verkehrsregeln verstoßen, als Kfz-Führer. Natürlich ist die Betriebsgefahr umso größer, je größer und schwerer das Fahrzeug ist, aber die Regeln gelten für alle, egal mit welchem Fahrzeug man unterwegs ist.

@“oft rechts am Stau vorbei“:
Das ist nach § 5 Absatz 8 StVO genau so auch vorgesehen. Siehe z.B. auch http://www.rad-recht.de/rad-recht/rechtsirrtuemer/rechts-ueberholen/

Was mich als Radfahrer an anderen Radfahrern auch aufregt ist das weitverbreitete Über-Rot-Fahren. Das Fahren auf der Fahrbahn, selbst bei benutzungspflichtigem Weg, ist aber manchmal auch kaum zu Vermeiden. Es gibt viele Stellen an denen man sonst alle 200m die Fahrbahnseite wechseln muss, weil der Radweg nur auf einer Seite verläuft oder Ampeln für Fußgänger/Radfahrer einen bei Geradeausfahrt 3x an einer einzigen Kreuzung warten lassen, weil es in Geradeausrichtung keine Fußgänger/Radampel gibt.

Wichtig ist doch vor allem, dass Radfahrer sicher fahren können. Man braucht dafür gute Radwege oder besser noch Radspuren, weil es sonst zu riskanten Überholmannövern kommt, die den Radfahrer oder den Gegenverkehr gefährden. Die Radfahrer wiederum fahren an solchen „unklaren“ Örtlichkeiten oft rechts am Stau vorbei oder über den Gehweg und sehr häufig bei rot. Der Autofahrer wird seinerseits nicht freiwillig hunderte von Metern mit 20km/h hinter Radfahrer herzuckeln. Überall, wo sich Rad-und Kfz-Fahrer eine Fahrspur teilen müssen, kommt es zu Konflikten und gegenseitigen Gefährdungen, sowie zu Provokationen untereinander. Das ist völlig unnötig, weil einfach und kostengünstig abwendbar. Ich als Busfahrer sehe ja täglich, was passiert. Dort, wo es Radspuren gibt, fahren die Radfahrer idR auch auf der Radspur und bleiben dann sogar:-) an roten Ampeln stehen. Wo es keine Radspuren gibt, wird meist auf der Fahrbahn gefahren, auch wenn ein Radweg mit Benutzungspflicht vorhanden ist. Das ist ebenso völlig unnötig und behindert nur grundlos den MIV und die Radfahrer, die so etwas tun, werden so niemals ihre Ziele erreichen, möglichst sicher und schnell durch den Verkehr zu kommen. Mich wundert ohnehin, dass nicht mehr passiert…

Zuerst dachte ich: „Oh, hat jetzt auch der ADAC erkannt, dass der Motorisierte Individualverkehr (MIV) nicht die allein selig machende Fortbewegungsform ist?“ Doch im zweiten Moment erschien das Ergebnis der Untersuchung plausibel: Keine der untersuchten Städte hat eine bessere Bewertung als „durchschnittlich“ erhalten. Wen wundert’s? Schließlich handelt es sich beim Auftraggeber der Studie um die organisierte Automobil-Lobby. Daher benötigt diese Untersuchung ebenso wenig Beachtung wie ein Fahr-Test der neuesten Automodelle durch den ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club).

Kann der ADAC, dessen Image gerade erheblich durch Skandale an Glanz eingebüßt hat, ernsthaft daran interessiert sein, dass Radfahren den gleichen Zuspruch erfährt wie der MIV? Eher nicht, weil dann die Gefahr bestünde, dass manche Autofahrer ihren PS-Boliden stehen ließen und gleich ihre ADAC-Mitgliedschaft kündigten.
Ein viel ehrlicherer Auftraggeber einer Radverkehrsuntersuchung wäre dagegen der ADFC. Dieser Verein begleitet seit vielen Jahren konstruktiv-kritisch die Radverkehrssituation – übrigens nicht nur in den zehn größten deutschen Städten! Einen Verkehrsmittel übergreifenden Anspruch vertritt schließlich der VCD (Verkehrs Club Deutschland). Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Belange sämtlicher Verkehrsteilnehmer im Auge zu behalten, wohlgemerkt nicht aus der Windschutzscheiben-Perspektive!

Wenn ich die heutige Hamburger Radverkehrssituation mit der vor 30 Jahren vergleiche, hat sich schon Vieles getan! Neben Fortschritten (z. B. Leihrad-Konzept, Bike + Ride-Stationen, Fahrradmitnahme im ÖPNV, beidseitige Freigabe von Einbahnstraßen für Radler) bleibt bis zu einem flächendeckenden Angebot allerdings noch viel zu tun, und der Motorisierungsgrad ist sogar gestiegen.

Ich finde, der Straßenraum sollte allen Menschen dienen und nicht vorrangig dem flächenverzehrenden, CO2-emittierenden MIV! Nur falls die Botschaft der ADAC-Studie zu einem Umdenken in manchen Autofahrerköpfen führte, könnte ich ihr auch positive Aspekte abgewinnen. Doch insgesamt obliegt es der Politik dafür zu sorgen, dass sich der Modal Split (Verkehrsmittelwahl) umwelt- und sozialverträglicher entwickelt. Es gibt noch viel zu tun, auch für jede/n Einzelne/n – tagtäglich. Daher ist es so sinnvoll, neben dem Fahrrad auf Kurzstrecken, möglichst oft den ÖPNV zu nutzen. Dazu bedarf es aber keiner ADAC-Studie!

„In einem ADAC-Test hat die Hansestadt nur durchschnittlich abgeschnitten.“

„Gut“ oder „sehr gut“ hat gar keine der getesteten Metropolen abgeschnitten. Die beste vergebene Gesamtnote war „ausreichend“.

Super. So eine Erhebung ist schon echt was Tolles:-)

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