Nachdem am vergangenen Montag erneut ein Radfahrer in Hamburg von einem abbiegenden Lastwagen überfahren worden ist (siehe hier), will die Stadt Hamburg schon sehr bald alle städtischen LKW mit Abbiegeassistenten ausrüsten.
„Für den städtischen Fuhrpark sind alle Voraussetzungen geschaffen, um mit der flächendeckenden Umrüstung aller Lkw in den nächsten zu Wochen beginnen“, erklärte Behördensprecher Christian Füldner gegenüber NahverkehrHAMBURG.
Demnach hat die Stadt Hamburg bereits im vergangenen Dezember eine entsprechende Rahmenvereinbarung mit Herstellern von Abbiegeassistenzsystemen ausgeschrieben. „Diese ermöglicht es, städtischen Behörden und Betrieben, sich künftig mit Abbiegeassistenzsystemen zu bedienen, ohne diese ausschreiben zu müssen“; so Füldner. Damit erfolge jetzt die flächendeckende Einführung bei allen schweren Nutzfahrzeugen von Behörden und öffentlichen Unternehmen.
Stadt Hamburg ist auch mit privaten LKW-Besitzern im Gespräch
„Gleichzeitig sind wir mit zahlreichen Privatunternehmen mit einem größeren Lkw-Fuhrpark in Kontakt, mit dem Ziel, auch hier eine schnelle Ausrüstung der Fahrzeuge mit Abbiegeassistenzsystemen zu erreichen“, so der Behörden-Sprecher weiter.
Über die weiteren geplanten Schritten will die Verkehrsbehörde „möglichst bald“ informieren.
Erster Test mit Abbiegeassistenten im städtischen Fuhrpark erfolgreich
Hamburg hatte im März 2019 ein Pil…
7 Antworten auf „Hamburg will alle städtischen Lastwagen mit Abbiegeassistenten ausrüsten“
Aus dem Tagesspiegel (Berlin) vom 20. januar 2020:
( https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/toedlicher-unfall-in-berlin-johannisthal-bvg-bus-ueberfaehrt-radfahrerin/25449538.html )
„BVG-Bus überfährt Radfahrerin
Beim Rechtsabbiegen erfasst ein Bus die Frau – trotz Außenkameras und Monitor. …
…Bei dem nun involvierten Unfallbus handelt es sich um ein erst 2019 ausgeliefertes Modell mit der BVG-Nummer 1085.
Die eingebaute Technik bremst den Bus nicht automatisch ab, Kameras und der Monitor sollen beim Abbiegen helfen. Die Fachzeitschrift „Eurotransport“ berichtete im Jahr 2019 über die neuen Citaro-Busse, dass „die neuen Sicherheitssysteme Preventive Brake Assist sowie der Sideguard Assist mit integriertem Abbiegeassistent zum Serienanlauf derzeit noch nicht verfügbar“ seien. …“
Symbolpolitik zur Beruhigung der zurecht Empörten.
Es ist sicher lobenswert, irgend etwas zu versuchen und hoffentlich hilft es auch nur ein einziges mal, etwas zu verhindern, dann wäre der Aufwand auch sicher schon gerechtfertigt. Aber ist es eine wirklich perfekte Lösung?
Was ist mit all den ´Nicht EU Lkw´? Oder ist z.B. Russland neuerdings in der EU? Nur weil niemand im Zeitraum (zum Glück) getötet oder verletzt wurde, ist damit etwa der Nachweis erbracht, das diese Systeme absolut 100 prozentig in jeder komplexen Situation funktionieren?
Woran kann ein Radfahrer zur eigenen Sicherheit erkennen, dass der beteiligte Lkw schon mit einem solchen System ausgestattet ist (sofern es denn überhaupt absolute Sicherheit bieten kann)? Gibt es dafür auch technische Vorgaben oder ist es der Konkurrenzkampf der unterschiedlichen Systeme? Sind einige möglicherweise weniger Leistungsfähig (und doch zugelassen)? Sind sie überhaupt in einwandfreier Funktion (wir reden auch über Lkw´s bei deren die Funktionstüchtigkeit in sicher gravierenderen Fällen z.B. nur bei der Beleuchtung das geringste Problem darstellt. Bremsen sind funktionslos und es werden auf Autobahnen lustig Reifenteile per Explosion verteilt)?
Auch hier: was geschieht, wenn Menschen ihre eigene Verantwortung an ein externes System abgeben und aufhören eigenständig zu beurteilen, zu denken und zu handeln?
Positive Entwicklungen sehen in meinen Augen anders aus, liebe Technokraten.
Aber sicher entdeckt man ´plötzlich´all diese obigen Fragen und kommt auf die Idee, alle Radfahrer mit Transpondern auszustatten. Das hätte dann auch andere Vorteile.
Wenn die EU eine Vorgabe macht, gilt das für alle Lkw, die nach Europa fahren wollen. Nichteuropäische Lkw (z.B. aus Russland) müssen sich selbstverständlich auch daran halten, aber haben bekanntlich einen sehr geringen Anteil, der sich meist auf den Kleinen Grenzverkehr beschränkt.
Und selbst wenn die Assistenten nur 1% der tödlichen Unfälle verhindern, sind sie bereits gerechtfertigt. Und natürlich schaut man dann auf die vergleichende Statistik. Wie will man sonst nachweisen, dass eine Maßnahme etwas bringt, ob in der Verkehrs- oder Fahrzeugtechnik? Tempo 30 vor Schulen zeigt auch nur in der Statistik, ob es etwas gebracht hat, da man nicht nachweisen kann, dass ein Fahrzeug bei Tempo 50 einen Unfall verursacht hätte. Bitte einfach mal mitdenken.
Das mit den Vorgaben für die Lkw, die sich im EU Raum bewegen, sehe ja eigentlich ebenso und werde mich in diesem Falle keineswegs aus dem Fenster hängen, da mir die genauen Absichten oder sogar technischen Vorgaben disbezüglich nicht bekannt sind und ich auch nicht vor habe, diese in unserer interessanten Zeit auch noch zu studieren.
Ich wollte damit nur ein gewisses Misstrauen wecken, ob denn diese Vorgaben wirklich so sind, oder wir alle nur annehmen, dass sie so wären. Wir haben z.B. in Deutschland ein Sonntagsfahrverbot für Lkw, aber bei manchen Autobahnfahrten hatte ich daran schon massive Zweifel.
Eben, wenn nur ein einziger Mensch dadurch nicht verletzt oder sogar getötet wird, wäre der Aufwand gerechtfertigt. Ich lege den Finger nur deshalb in die Wunde, weil ich mal wieder befürchte, dass man tolle Assistenssysteme installiert und dann wieder mal ´wir haben ja was getan´zu hören ist. Die jeweiligen baulichen Probleme, zeitlichen Druck der Fahrer, die Unbedarftheit etc. werden in solchen Fällen immer unter den Tisch entsorgt, weil einiges dann doch zu viel Aufwand machen würde (entschuldigung für die sarkastischen Vorurteile).
Ampeln anders schalten, nur noch grün mit Pfeil, dann sind diese elektronischen Krücken unnötig.
Und was ist mit Kreuzungen / Einmündungen ohne Ampel und bei Grundstückseinfahrten?
Abbiegeassistenten setzen bei einem in der Tat wichtigen Symptom der Radwegeseuche an. Solange sie nicht verpflichtend sind, helfen sie dem Radverkehr auf den radwegen aber nicht wirklich. Hamburg könnte dem Radverkehr mehr helfen, wenn die Radwege auf die wirklich unabdingbaren Abschnitte beschränkt würden und dort alle Bäume und Parkplätze zwischen der Fahrbahn und dem Radweg entfernt würden. Langfristig hilft nur eine Aufgabe der Separation. Denn wer rechts abbiegt, überholt nicht mehr, und wer überholt, biegt gerade nicht rechts ab.