Wen soll ich wählen? Diese Frage stellen sich kurz vor der Hamburger Bürgerschaftswahl am 2. März derzeit viele Menschen.
Zumindest in Bezug auf Verkehrsthemen möchten wir Ihnen eine Hilfestellung geben. Dazu haben wir 40 Mobilitäts-Thesen aus den Wahlprogrammen von SPD, Grünen, CDU, AfD, LINKE, FDP und Volt herausgefiltert und miteinander verglichen. Zusätzlich haben wir die Thesen noch um Aussagen aus NAHVERKEHR HAMBURG-Interviews und dem Wahl-O-Mat angereichert.
Herausgekommen ist eine große Tabelle, die aufzeigt, wie die einzelnen Parteien beispielsweise zum Weiterbau der U-Bahn-Linie U5, der Wiedereinführung einer Straßenbahn, mehr Busspuren, mehr Radwegen, höheren Parkgebühren und einer City-Maut in Hamburg stehen.
Dabei gibt es absehbare Gegensätze, aber auch einige überraschende Koalitionen. Und bei einem U-Bahn-Projekt sind sich sogar alle Parteien in seltener Einmütigkeit einig.
Lesen Sie hier den größten und hintergründigsten Mobilitäts-Check zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2025, den es je gab.
Naheliegendes und Überraschungen
Natürlich gibt es in so einem Vergleich auch die wenig überraschenden Punkte. Dass die CDU und FDP beispielsweise dem Autoverkehr näherstehen als die Grünen, ist hinlänglich bekannt. Und dass die LINKE sich kostenlose HVV-Fahrten wünscht, ebenso.
Aber es gibt in der Wahlprogrammanalyse eben auch Überraschungen und viel Neues – auch in Bezug auf die noch recht junge Partei Volt, von der viele Wählerinnen und Wähler noch nicht so genau wissen, wofür diese Partei eigentlich steht, was sie wichtig findet und was sie ablehnt.
In diese Kategorie gehört beispielsweise die Einführung einer City-Maut in Hamburg, die Volt zur Verringerung des Autoverkehrs fordert und dabei auf funktionierende Vorbilder in London und Oslo verweist. In Hamburg steht Volt mit dieser Idee allerdings allein da. Keine andere Partei liebäugelt in ihrem Programm mit so einer Maut, die AfD lehnt sie sogar explizit ab.
Ähnlich sieht es mit der LINKE…
6 Antworten auf „Hamburgs größte Mobilitätsanalyse: Das versprechen die Parteien zur Bürgerschaftswahl“
Schöne Zusammenfassung, vor allem der unterste Punkt. Der dürfte für 99% der Bürger unverständlich oder egal sein, aber ist in der Planungspraxis von größter Bedeutung. Umso verwunderlicher aber, dass (wie im Newsletter berichtet) die BVM wieder in Hand der SPD landen soll (oder wieder so eine kuriose Zusammenlegung wie damals wie BWVI). Das wäre die reinste Katastrophe, egal für welchen Verkehrsträger.
Vielen Dank für diese großartige und tiefgründige Parteienanalyse. Allein dafür ist mein Abo bei euch jeden Cent wert!
Was in den Fragen und Antworten bei allen Parteilen zu kurz kommt, welche Projekte sind a) finanzierbar und b) in einem realistischen Zeitraum von 5-7 Jahren umsetzbar und c) welche Projekte bringen Vorteile für wieviele Nutzer:innen des Nahverkehrs. Nach diesen kriterien müsste man das U5 ebenso wie das VET Projekt aber auch eine S-Bahn nach Lurup/Osdorf sofort einstampfen. Wann endlich hält die Grundregel, wo kriege ich für jeden eingesetzten Euro den höchsten und schnellsten Nutzen, Einzug in Verkehrsplanung. Daraus abgeleitet: statt Neubau teurer Velorouten erst einmal die Bestandsradwege Instand setzen und durchgängige Radrouten, die durch Wohnstraßen gehen, die parallel zu Hautpverkehrsachsen führen, als soche ausweisen und beschildern. Dann kann man sich langjährige und umstrittene Ausbaumaßnahmen wie den Radweg längs der Elbchausee sparen.
Ich möchte Herrn Jung nicht vollumfänglich widersprechen, nur darauf hinweisen, dass nicht immer der schnellste Nutzen auch der langfristig bessere Nutzen sein muss. Manchmal ist das Handeln mit Blick auf die nächsten Dekaden (Plural) besser als das Handeln für die nächsten 5 Jahre.
An dieser Antwort sieht man leider, dass Sie nicht so oft Fahrrad fahren. Längst nicht immer gibt es parallel eine Nebenstraße die geeignet ist. Wer schnell vorankommen möchte auf dem Fahrrad, muss somit auch auf Hauptverkehrsstraßen fahren, diese sind ja auch für alle da.
so wie das in Deutschland eben ist, wird in 5-7 Jahren bestenfalls eine Bushaltestelle realisiert. Zu den Kosten: Es wird mit der neuen Regierung ein Ende der Schuldenbremse kommen muessen, sonst heisst der naechste Kanzler Weidel. Ohne Investitionen in Billiardenhoehe kreditfinanziert durch den Staat (denn die Privaten (die 9 Billiarden auf der hohen Kante haben) wollen nicht und die Unternehmen koennen nicht bzw. wollen sich nicht mehr wie in den sechziger und siebziger Jahren verschulden) wird Deutschland oekonomisch nicht vorankommen. Und natuerlich werden dabei auch Infrastrukturprojekte finanziert. Alle Parteien haben laengst verstanden, dass Investitionen erfolgen muessen in die Infrastruktur in sofern ist die Situation eine andere als in den siebziger und achtziger Jahren.