Seit vielen Jahren wurde darüber diskutiert, seit zweieinhalb Jahren konkret geplant und zum nächsten Jahreswechsel soll es nun endlich soweit sein: Der Hamburger Verkehrsverbund wird im Norden vergrößert und schließt ab dem 1. Januar 2022 endlich auch den kompletten Kreis Steinburg mit allen Bus- und Bahnlinien mit ein.
Gestern hat der Hamburger Senat der Gebietserweiterung zugestimmt, wie die Verkehrsbehörde bekannt gab. Damit werden in Zukunft auch die Städte Itzehoe und Glückstadt, sowie Wrist, Kellinghusen und auch Wacken mit einem HVV-Ticket (Einzel- und Zeitkarten) erreichbar sein.
Für die rund 131.000 Menschen in dem Kreis wird die Benutzung des bisher nur sehr wenig genutzten Öffentlichen Nahverkehrs (siehe hier) damit deutlich günstiger. Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks sprach gestern von spürbaren Preissenkungen für mehr als 70 Prozent der Fahrgäste. Demnach würden täglich rund 6.000 Menschen aus dem Kreis Steinburg nach Hamburg einpendeln.
Bus- und Bahnfahrten im Kreis Steinburg werden meist günstiger
Durch die in Zukunft deutlich geringeren Fahrpreise werden auch die Einnahmen des ÖPNV im Kreis Steinburg sinken – und zwar um rund 4,3 Millionen Euro im Jahr. Der Großteil davon wird vom Kreis Steinburg und dem Land Schleswig-Holstein ausgeglichen, die Stadt Hamburg beteiligt sich mit rund einer Million Euro jährlich. Das Geld stammt aus Fördermitteln des Bundes.
Genau um diese Kostenübernahmen hatten beide Länder viele Jahre lang gerungen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass im vergangenen Jahrzehnt weder Hamburg noch Schleswig-Holstein besonders begeistert von der Idee waren, den Kreis Steinburg mit in den HVV einzubeziehen. Im Kreis selbst wurden die Stimmen, die so einen Beitritt forderten, seit dem Jahr 2013 allerdings immer lauter (siehe hier) und führten im Herbst 2018 dann tatsächlich dazu, dass beide Länder den HVV beauftragten, entsprechende Beitrittsverhandlungen aufzunehmen.
Mit dem Beitritt endet ein Flickenteppich
Mit dem HVV-Beitritt endet für die ÖPNV-Fahrgäste im Kreis Steinburg endlich ein großer und kundenunfreundlicher Flickenteppich. Bislang sind nämlich nur Teile des Landkreises in den HVV integriert – dazu gehören die Gemeinden Horst, Kiebitzreihe, Altenmoor und Neuendorf, sowie der Busverkehr in Brokstedt, Wrist und Qua…
4 Antworten auf „HVV-Gebiet wird ab 2022 vergrößert – zum wahrscheinlich letzten Mal“
Für mich ist es absolut unverständlich, dass kein Wille besteht, endlich den Lübecker Hbf und die zwei Lübecker Bahnstationen Richtung Ratzeburg in den HVV einzubeziehen, meinetwegen auch nur für Zeit-/Profikarteninhaber*innen (wie in Niedersachsen realisiert). Das Gleiche gilt analog für die drei von Süden auf Neumünster zulaufenden Linien.
Ich vergleiche den HVV auf dem RE8 immer gern mit der U4 Horner Geest: Machen beide kurz vor einem wichtigen Ziel Schluss. 😉
Der Nordtarif ist wirklich ein WItz. Es gibt doch schon einen Schleswig-Holstein-Tarif. Da der HVV nicht massiv die Preise erhöhen wird ist die einzige Möglichkeit die Preise des SH-Tarifs auf Höhe des HVV-Tarifs zu senken. Was dann das exakt selbe wäre wie denn HVV-Tarif nach Flesnburg auszudehnen…
Wann endlich kommt ein bundeseinheitliches Nahverkehrsticket mit Check-in und Check-out Funktion und Bestpreisabrechnung, so wie es in den Niederladnen schon seit Jahren in Gebrauch ist. Das würde das grauenhafte Tarifwirrwarr beenden und verhindern, dass man als Ortsunkundiger zu 50% der Fälle mit einem flaschen Ticket unterwegs ist.
Da merkt man die Verwurzelung der Grünen im zersiedelten Einfamilienhaus-Speckgürtel, wo Ferrari-Fegebank („Fahrräder sollten vergnügungssteuerpflichtig sein und innerstädtische Flughäfen sind doch toll wegen kurzer Wege“) herkommt. Immer schön SUV fahren, aber einmal im Jahr gönnt man sich die Regionalbahn fürs Gewissen und alle vier bzw. fünf Jahre gibt’s an der Wahlurne den Ablasshandel. Klar, lieber ein Haus im Grünen, als einen Grünen im Haus, aber letztendlich tut doch wirklich beides nicht Not.
Letztendlich pumpt der Senat nun Unsummen in die lost places und beschenkt damit nur ein paar wenige umländische Nutznießer den Reibach machen, während z.B. die Wilhelmsburger weiterhin einen der letzten Schnellbusse haben, der zuschlagspflichtig ist, während in den wohlhabenden grünen Hochburgen der Zuschlag entfällt oder gleich ein eng getakteter Expressbus als Ersatz eingerichtet wird. Da sieht man mal die Prioritäten dieser sog. „sozial-ökologischen Wende“. Wehret den Anfängen, kann ich da nur raten.