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HVV-Kampf gegen Schwarzfahrer

Wer mit dem Bus fahren will, muss in Zukunft ganztags vorn beim Fahrer einsteigen und sein Ticket vorzeigen. Damit will der HVV die Schwarzfahrerquote senken. Droht auf hochbelasteten Linien ein Chaos?
Christian Hinkelmann
Einstieg vorn: Menschen steigen in einen HVV-Bus in Rahlstedt in Hamburg
Einstieg vorn: Fahrgäste steigen am Busbahnhof Rahlstedt an der vorderen Tür in einen Bus der Linie 162

Berlin und Stuttgart machen es vor – jetzt zieht Hamburg nach: Ab dem 7. März dürfen Fahrgäste in den HVV-Regionen Bergdorf und Harburg nur noch durch die vordere Tür in die Busse einsteigen. In einer einjährigen Testphase will der Verkehrsverbund prüfen, ob sich die Zahl der Schwarzfahrer damit spürbar senken lässt. „Wir erwarten allein durch diese Maßnahme bis zu 2 Millionen Euro Mehreinnahmen im Jahr“, teilte HVV-Sprecherin Gisela Becker gegenüber nahverkehrhamburg.de mit. „Verbunden mit zusätzlichen Kontrolleuren im Busverkehr rechnen wir sogar mit einem jährlichen Plus von 6 Millionen“, so Becker.

Verläuft die Testphase erfolgreich, soll die neue Einsteige-Regelung auf das gesamte HVV-Gebiet ausgeweitet werden. Dabei ist dem Verkehrsverbund durchaus bewusst, dass die Erfahrungen aus dem beschaulichen Bergedorf nicht 1:1 auf die teils hochbelasteten Buslinien in der Innenstadt übertragen werden können. Vor allem auf der verspätungsanfälligen Metrobuslinie 5 entlang der Grindelallee wäre das „Nur-noch-vorn-Einsteigen-System“ ein gefährliches Geduldsspiel mit den Nerven der Kunden. HVV-Sprecherin Becker beruhigt: Man habe sich aus diesem Grund bereits dazu entschlossen, die Metrobuslinie 5 von dieser Regelung auszunehmen, sollte das System tatsächlich stadtweit eingeführt werden. Damit wolle man ein Chaos auf dieser Linie verhindern. Weitere Ausnahmen auf anderen Metrobuslinien würde man von den Erfahrungswerten in Bergedorf und Harburg abhängig machen, so Becker.

Ein weiterer Argumentationspfeiler für die neue HVV-Maßnahme ist das Gerechtigkeitsempfinden der Fahrgäste. Unternehmenssprecherin Becker formuliert es so: „Wir wollen dem ehrlichen Fahrgast das Gefühl nehmen, neben den Schwarzfahrern der einzig ‚Dumme‘ mit Fahrkarte zu sein.“

Aber hat der ehrliche Fahrgast durch die neuen Kontroll-Methoden tatsächlich Vorteile?
Führen diese nicht eher dazu, dass der ohnehin schon langsame Busverkehr weiter ausgebremst wird und seine Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Auto noch mehr schwächt?
Führt die neue Bus-Hemmschwelle im Zweifel nicht eher dazu, dass langjährige Pendler doch wieder entnervt auf den eigenen, schnelleren Wagen umsteigen und potentielle Neukunden abgeschreckt werden?
Kurz: Ist die lückenlose und zeitraubende Fahrkartenkontrolle im Bus wirklich das Rezept für einen attraktiven, bequemen und schnellen Nahverkehr?

Mit Pech könnte die neue Einsteige-Regelung somit unter dem Strich zum betriebswirtschaftlichen Null…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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