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HVV-Tarifreform kommt in dieser Legislaturperiode nicht mehr

Der rot-grüne Senat wollte den HVV-Tarifdschungel eigentlich vereinfachen. So steht es im aktuellen Koalitionsvertrag. Doch beide Parteien haben sich offenbar von diesem Ziel verabschiedet. Das sind die Gründe.
Matthias Schinck
Fahrkartenautomat im HVV.
Fahrkartenautomat im HVV.
Foto: Christian Hinkelmann

Wer in Hamburg und Umland mit Bahn und Bus unterwegs ist, kann beim Ticketkauf verzweifeln: 132 verschiedene Fahrkartenangebote gibt es insgesamt im HVV-Sortiment: Von der Kinder-Einzelkarte 5 Ringe bis zum Großkundenabonnement II Gesamtnetz.  

Viele Tarife lassen sich außerdem im Preis senken, wenn man sie per App und nicht am Fahrkartenautomaten kauft. Andere Tarife sind wiederum gar nicht am Automaten erhältlich, oder gelten nur in Bahnen aber nicht im Busverkehr oder nur für Fahrgäste mit Zeitkarten.  

Kurz: Die Tarife im Hamburger Verkehrsverbund sind für viele Menschen ein undurchschaubarer Dschungel und eine Hemmschwelle bei der Nutzung der Öffis. 

Das wissen auch die Verantwortlichen in der Politik seit Jahren und der rot-grüne Senat hatte sich eigentlich auf die Fahnen geschrieben, das zu ändern. “Die Koalitionspartner setzen sich dafür ein, das Tarifsystem in der Metropolregion Hamburg zu vereinfachen”, schrieben SPD und GRÜNE vor zwei Jahren in ihren Koalitionsvertrag – als Ziel für die aktuelle Legislaturperiode bis zum Jahr 2025 (siehe hier). 

Doch davon spüren die Fahrgäste bislang wenig. NAHVERKEHR HAMBURG hat nachgehakt: Was ist aus dem ursprünglichen Koalitionsziel geworden und welche Tarifvereinfachungen sind in den nächsten Jahren konkret geplant? 

Absurde Tarifgrenzen in Hamburg 

Wie kompliziert und oft auch ungerecht der HVV-Tarif tatsächlich ist, zeigen ein paar Praxisbeispiele: Wer mit der U-Bahn von den Landungsbrücken aus sieben Stationen bis zur Kellinghusenstraße fahren will (ca. 5,2 Km), braucht dafür nur eine Kurzstreckenkarte für 1,80 Euro. Mit der S-Bahn kommt man mit dieser Karte von dort allerdings nur drei Stationen weit bis nach Altona (ca. 2,7 Km).  

Noch krasser wird es auf der S-Bahn-Strecke über die Elbe: Vom Bahnhof Veddel aus kommt man mit einer Kurzstreckenkarte jeweils nur eine Station weit – nach Wilhelmsburg (ca. 2,7 Km) oder zu den Elbbrücken (1,6 Km). 

Absurd ist der HVV-Tarif auch auf der S-Bahn-Strecke zwischen Buxtehude und der Hamburger Innenstadt: Wer einen durchgehenden HVV-Fahrschein für diese Strecke löst, muss 7,60 Euro zahlen. Wer dagegen in Buxtehude erst einmal nur eine Nahbereichskarte bis Neu Wulmstorf (2,40 Euro) und anschließend von dort aus eine…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Matthias Schinck ist hauptberuflich Informationsgrafiker, Artdirector und Zeitungsmacher. Daneben schreibt er darüber, was ihn bewegt: Bus, Bahn und Rad. Für eine Weile lebte er in einem Van und ist Experte für mobiles Arbeiten. Der Liebe wegen hat er in Hamburg den Anker geworfen.

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3 Antworten auf „HVV-Tarifreform kommt in dieser Legislaturperiode nicht mehr“

Grundproblem der HVV-Ticketpreisstruktur ist, dass, wie vor 20 Jahren im Eisenbahnverkehr, immer noch mit kilometerabhängigen Fahrpreisen gerechnet wird. Diese hat die DB schon seit langem aufgegeben, weil dann so sie teueren und schnelleren Neubaustrecken beim Ticketing billiger sein müssten, als die alten Strecken mit vielen Kurven durch die Flusstäler. Das Gegenteil ist bei den derzeitngen DB-Ticketpreisen der Fall. Macht aber deren Preisgestaltung (Auslastungs- und Zeitabhängig) auch nicht besser.
Warum hat in der Hamburger Politik keiner den Mut das System radikal zu vereinfachen. Kurzstreckentarifierung nach Berliner Modell, Tages- und Touristenkarten z.B. gibt es in Hamburg keine 7 Tages-Touristenkarte und dann gleich die Einführung des 365 Euro Jahrestickets für das gesamte HVV-Gebiet. Dann würden sich viele Diskussionen um einen gerechten Fahrpeis erübrigen, das würde den Ticketverlauf und die Ticketkontrolle massiv beschleunigen und hätte zudem den positiven Effekt, dass viele sich wirklich dem Umstieg vom Auto auf den HVV ernsthaft überlegen würden.Dem Klima würde das zudem helfen. So etwas ließe sich zum nächsten Fahrplanwechsel einführen, wieso dann noch warten bis 2025? Fast scheint es so, als sei die Neustaltung des HVV-Ticket-Systems ein Beschäftigungsprogramm für selbst ernannte Tarifexperten, die sicher die Automaten gut bedienen können. Der Normalkunde, der nur gelegntlich den HVV nutzt, steht jedesmal verzweifelt vor den Automaten und es fährt immer die Angst mit, am Ende des Tages nicht das richtige Ticket zu haben und bei einer Kontrolle Bußgelder zahlen zu müssen. So macht man den ÖPNV nicht attraktiv.

Wenn es schon so einen Tarifdschungel gibt, sollten zumindest alle Informationen zur Verfügung gestellt werden, um die richtige Karte herauszufinden.
Seit Dezember habe ich mehrfach bei der 19449, dem Hochbahn-Beschwerdemanagement, und beim hvv nachgefragt, warum der Tarifplan mit eingezeichneten Buslinien nicht online ist, damit man selbständig herausfinden kann, welche Buslinie in welcher Zone fährt.

Da die App und geofox auch keine Tarifzonen ausgeben, gibt es ohne diese Karte online keine Möglichkeit, herauszufinden, welche Strecke in welcher Zone liegt.

Die lapidare Antwort von Hochbahn und Co. seit 5 Monaten: Man wisse nicht, warum der Tarifplan nicht mehr online ist, aber könne da auch nichts machen.

Das Kerngeschäft, den Betrieb von Bussen und Bahnen, bekommt der hvv noch ganz gut hin, aber der Kundenservice wurde in den letzten Monaten leider immer schlechter.

Und nicht zu vergessen: solche Anachronismen wie die Bahnsteigkarte! Durch diese wird erst die „Abgangskontrolle“ mit ihren Absperrbereichen für den Kontrollkordon möglich. Und diese verhindern mit konstanter Beharrlichkeit wiederum z.B. einen Südausgang von S Wandsbeker Chaussee zur Pappelalleebrücke. Wo soll sich denn da der Kordon zur Kontrolle aufstellen? Auf der Fahrbahn? Dann doch lieber den ÖPNV weniger attraktiv lassen. Außerdem: Wenn in Deutschland mal eine Revolution gemacht und der Bahnhof besetzt wird, wird natürlich vorher ganz ordnungsgemäß eine Bahnsteigkarte gelöst. ?
Und da bin ich auch gleich bei der SPD, bei der man nicht mal mehr das Gefühl hat, dass da eine kommt (wie damals noch der leicht besoffene Reichtagswähler). ? Da kommt nur noch Abfinden mit Realitäten, auch wenn sie sonst wie unsinnig sind, höchstens vielleicht mal um etwas betteln. Siehe dazu gerade im Thema „S-Bahn-Netz“ im Bahninfo-Forum: Da wird ein nur 10-Minuten-Takt für Rahlstedt hingenommen, mit dem Hinweis „Hamburg-Takt bedeutet 5-Minuten-Takte auf den meisten, aber eben nicht allen Linien“. Hallo liebe S4-Initiative: Ob dann wirklich in naher Zukunft noch Langzüge alle 10 Minuten ausreichen werden?

Paradoxer, oder besser notgedrungener, Weise hat eine keine Schnellbahnanbindung sogar mal – klassische Hamburger Bus-Notlösung – finanziell einen Vorteil: Von „Studio Hamburg“ bis „Wandsbek Markt“ gilt das Kurzstrecken-Ticket.?

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