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HVV verliert in Corona-Krise mehr als 34.000 Abo-Kunden

Der HVV hat zwischen März und Mai mehr als 34.000 StammkundInnen mit Abo-Karte verloren. Das sind 15.000, bzw. 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der pausierten Abos ist hoch.
Christian Hinkelmann
Menschenleerer Bahnsteig im U-Bahnhof Landungsbrücken am Montagmittag gegen 13 Uhr
Menschenleerer Bahnsteig im U-Bahnhof Landungsbrücken am Montagmittag gegen 13 Uhr
Foto: Christian Hinkelmann

Der öffentliche Nahverkehr in Hamburg hat in der Corona-Krise nicht nur massiv Fahrgäste, sondern auch viele StammkundInnen verloren.

Insgesamt 34.120 Menschen haben zwischen März und Mai ihre HVV-Abokarten und Profitickets gekündigt, wie aus einer Antwort des rot-grünen Senats auf eine Anfrage der Linken-Verkehrsexpertin Heike Sudmann hervorgeht, die NahverkehrHAMBURG exklusiv vorliegt.

Demnach hat der Verkehrsverbund im vergangenen Jahr im selben Zeitraum insgesamt 20.050 Abonnementen (inkl. Profitickets) verloren. Das bedeutet: Die Zahl der Abo-Kündigungen lag in der Corona-Krise um 15.000 höher als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Anstieg von rund 60 Prozent.

150.000 Abo-KundInnen nutzen Pausierungs-Angebot

Noch deutlich höher ist die Zahl der HVV-StammkundInnen, die ihr Abo, bzw. Profiticket vorübergehend pausiert haben. Seit Einführung dieser kostenlosen Möglichkeit Anfang April (Einzelheiten hier), haben laut Senat rund 150.000 Menschen von so einer Abo-Pause Gebrauch gemacht.

Unterdessen hat der Verkehrsverbund sein Pausen-Angebot verlängert: Bis zum 31. August können Abokarten- und Profiticket-BesitzerInnen ihren Vertrag kostenfrei ruhen lassen. Die Tickets werden automatisch spätestens am 1. September wieder aktiviert (siehe hier). Ursprünglich sollte die Pausen-Möglichkeit bereits in wenigen Tagen, Ende Juni, auslaufen.

„Der Senat wird sich sehr anstrengen müssen diese Menschen für den öffentlichen Verkehr zurückzugewinnen und auch die 150.000 pausierten Abos zu reaktivieren“, kommentiert Sudmann die neuen Zahlen gegenüber NahverkehrHAMB…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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7 Antworten auf „HVV verliert in Corona-Krise mehr als 34.000 Abo-Kunden“

Noch weitere Beweise für die Missachtung der RB81-Fahrgäste durch HVV und Nah.SH gefällig? Hier sind sie:
Der „Dank an die Mitarbeiter der Verkehrsunternehmen“ von Nah.SH erfolgte eindeutig in Kiel Hbf vor einem roten Doppelstock-Zug mit der entzifferbaren Anzeige „RE70 Hamburg Hbf“, also einem der Züge, die an diesem Tag wiedermal uns auf der RB81 als Ersatz für einen schadhaften Twindexx-Zug weggenommen wurden. Oberes Bild hier:
https://www.nah.sh/de/themen/neuigkeiten/dank-an-die-mitarbeiter-der-verkehrsunternehmen/
Auf diesem „USAR“-Hintergrundplan https://www.hvv.de/resource/blob/30012/d20dd664bb7ee8c2de652372e2664076/linienplan-xpressbus-schematisch-data.pdf
werden gleich alle Stationen der RB81 im Bezirk Wandsbek weggelassen und der X32 fährt Hasselbrook ohne Halt durch. (Vielleicht rechnet ja der HVV auch nicht mehr mit Fahrgästen aus der RB81.)
Deutlicher kann man es wirklich nicht mehr ausdrücken.
(Dass ich noch keine Antwort auf meine Kritik im HVV-Kundendialog erhalten habe, muss ich da nicht extra erwähnen.)

Es interessiert einfach niemandem, weder HVV noch nah.SH, die Linke sowieso nicht und die anderen Parteien nur soweit, wie sie Wählerstimmen brauchen, es interessiert auch nicht die „ÖPNV-NGOs“ und die Nahverkehrsdiskutanten in den einschlägigen Foren. Und wohl leider auch nicht mehr „NahverkehrHamburg“.

Liebe Frau Sudmann,

es ist ja gut und richtig über die Preise HVV-Kunden wieder zurück zu gewinnen. Aber zugleich muss ein attraktiver ÖPNV angeboten werden. Und da bin ich sehr über Ihre Haltung und die Ihrer Partei zum Bau der S4 enttäuscht. Erstens bedeutet eine Umplanung auf die „A1-Variante“ weiteren Zeitverzug und weitere Teuerung für die schon seit über 40 Jahren überfälligen Linie. Und zweitens ist eine „S4“, die sich weiterhin die Infrastruktur mit den Regionalexpresslinien RE8 und RE80 teilen müsste und die keine Verknüpfung mit dem S-Bahn-Netz hätte, einfach gesagt keine S4, sondern weiterhin die RB81, unter der sie auch vom HVV klassifiziert würde. Zugleich könnte aus Kapazitätsgründen kein besserer als ein unpassender 15-Minutentakt geleistet werden.
Sind Sie auch so gegen eine erstklassige Anbindung (S32) des Osdorfer Borns Ihrem Bezirk Altona, wie Sie leider für eine nur etwas leicht verbesserte zweitklassige Anbindung des Wandsbeker Ostens sind?
Wird es in Ihrer Partei immer noch nicht als ein Problem wahrgenommen, dass der größte Hamburger Stadtbezirk als einziger nicht in Ihrer Bürgerschaftsfraktion repräsentiert ist? (Alle anderen Bezirke sind mindestens durch Listenmandate vertreten.)

Statt einem Strauß vielfältiger und z.T. sinnvoller Sonderangebote mit zeitlich begrenzter Nutzungsdauer, sind jetzt klare Marktsignale gefragt. Um die Abokunden zurückzugewinnen benötigt es einen Paukenschlag und das wäre das 365 EUR-Jahresticket für den Hamburger Stadtbereich und EUR 500,- für das HVV-Gesamtgebiet. Das würden Kunden, die ja häufig durch Corona auch Einkommeneinbußen hinnehmen mussten, klar verstehen und es hätte eine deutlich werbende Wirkung nach außen. Also nicht filigran an Gültigkeitsbereichen von Tickets herumschnitzen sondern ein eindeutiges und sichtbares Signal setzen: 365 Euro-Ticket sofort!

Die Zahl der Fahrgäste hat zugenommen,
deshalb sind auch wieder
ähnlich viele neue Abonnenten dazugekommen.

Ursache für Abo-Kündigungen:
– Alter / Krankheiit / Todesfall
– Ende der Berufstätigkeit
– Umzug
– Autokauf (ein Forist berichtete)
– …
Da ist in so einer großen Stadt immer viel Bewegung.

Überrascht das? Nein. Hier wurden ja die Fotos vom Hauptbahnhof Ende März gezeigt. Und erstaunlich wenige Menschen fahren S-Und Regionalbahn. Die Stadt ist schon wieder voll, aber der Grad der Nutzung des ÖPNV nicht entsprechend mitgewachsen. Obwohl jetzt sicher viele Betriebe vom Homeoffice wegkommen wollen, werden auch Kunden ganz wegbleiben.

Denn es ist absolut schizophren, überall das Abstandsgebot einzufordern, aber nicht in der Bahn. Da hilft die Maskenpflicht auch nicht, zumal Virologen sich bei der praktischen Umsetzung inzwischen auch eher an den Kopf fassen (z.B. https://www.rnd.de/gesundheit/virologe-masken-sind-nahrboden-fur-bakterien-und-pilze-JD3BXGIBYUCVDO634ZW76BVU5E.html). Und diese Virologen kannten da noch nicht mal den neuesten trend, den ich jetzt beobachte: “ Maske am Handgelenk, mit dem man die Türgriffe drückt“. Wenn es keine Neuinfektionen gibt, dann, weil es wenige Infizierte gibt, die das Virus weitergeben, und ,weil in Innenräumen – außer im ÖPNV – der Mindestabstand eingehalten wird. Das Maskengebot ist doch ohnehin nur eine Erinnerung daran, noch das zu machen, was unumgäänglich notwendig ist. Und daran halten die Leute sich auch.

Und dann wird die Pandemie auch Arbeitsplätze kosten, was sehr direkt mit den Abos zusammenhängt.

Wenn der HVV jetzt auch noch anfängt, die Karten zu verramschen, dann werden ihm aber auch die letzten treuen Kunden von der Fahne gehen. Denn die sind inzwischen an ihrem persönlichen Limit angekommen, was das Unterschreiten des Mindestabstands angeht, obwohl die Züge noch lange nicht voll sind. Zudem sind sie natürlich genervt, – trotz Corona – in 200% ausgelasteten Zügen zu fahren, weil immer mal wieder Infrastruktur unter der Last realen deutschen Sommerwetters (wo Unwetter offenbar beim Überschreiten der Temperaturhöchstmarke von 25°C beginnt) zusammenbricht.

Und neue Kunden gewinnt man im Sommer auch nicht, weil halt viel gebaut wird und den potentiellen Neukunden gleich mal vorgeführt wird, das wirklich alles ausfällt, was überhaupt nur ausfallen kann. Zudem gibt es ja auch nicht wirklich viele Freizeitangebote, die man guten Gewissens ansteuern könnte – wenn sie denn überhaupt geöffnet sind.

In London sind in einem Doppeldeckerbus nur 15 Personen zugelassen, nur mit Familienangehörigen entsprechend mehr. Daher wurde dort der Stadtverkehr großteils auf Fahrrad umgestellt.

In Deutschland ist der Ansatz doch völlig schizophren: Würde man die 4-Quadratmeter-Regel pro Person im Bus konsequent durchziehen (oder müsste man dies in naher Zukunft wieder tun), wäre der ÖPNV im Irrelevanzbereich. Wird nicht gemacht, denn für entsprechend mehr Autoverkehr hätten wir keinen Platz und die Rad-Infrastruktur könnte man auch nicht aus dem Boden stampfen, denn dann würde es nach der Pandemie Kämpfe um die Rückverteilung der Straßenfläche geben. Also beschränkt man sich auf ein Masken-Gebot, bei dem man es dem Einzelnen auferlegt, die Gesamtheit zu schützen. Das ist in einer Me-First-Gesellschaft schon schräg genug.

Jetzt kommen der HVV und seine deutschen Kumpels mit Werbekampagnen, um die Menschen wieder dazu zu bringen, dass diese sich wieder in Busse und Bahnen drängen, auf dass der angeblich notwendige Sicherheitsabstand noch weiter verringert wird. Finde ich die blödeste Kampagne, die es im ÖPNV je gab (okay, außer vielleicht „Alle Wetter die Bahn“). Zeigt nur, wie dringend man wieder Geld von den Fahrgästen braucht und das die Staus in den Städten sonst nicht mehr beherrschbar sind.

Diese verkehrspolitische Hilflosigkeit von Politik und ÖPNV erinnert mich irgendwie immer mehr daran, wie aussterbende Branchen versuchten, ihre überholten Geschäftsmodelle noch zu retten. Hat noch mal genau wie gut funktioniert?

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