„Die Kapazitäten von Bussen und Bahnen im HVV werden kontinuierlich ausgeweitet. Gleichzeitig steigen die Energie- und Personalkosten. Mit dieser moderaten Tarifanhebung schaffen wir die Voraussetzungen für einen weiterhin leistungsfähigen und attraktiven ÖPNV“, so HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner heute Vormittag.
Die Anhebungsrate wird laut Verbund auf der Basis des HVV-Tarifindexes ermittelt. In die Berechnung fließen sowohl die Diesel-, Strom- und Personalkosten bei den Verkehrsunternehmen als auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten ein.
Dieser Index war auch die Basis der Tarifentwicklung der letzten Jahre (2012: +2,8 Prozent, 2013: +3,5 Prozent, 2014: +3,2 Prozent).
Nicht in der Preisanhebung berücksichtigt wurde laut HVV das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz, das zum 1. August in Kraft trat und höhere Stromkosten für Schienenbahnen bedeutet.
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3 Antworten auf „HVV will Fahrkartenpreise ab Januar um 2,6 Prozent erhöhen“
@Henrik M.:
Richtig. Es fällt schon auf, dass in Europa die Verkehrsbetriebe mehr über ihre betrieblichen Leistungen PR machen. Bei der Hochbahn nennt man „überdurchschnittliche Steigerungen“ bei der Nachfrage – die aber bei Betrachtung nur der vergleichbaren Millionenstädte in Deutschland unterdurchschnittlich sind. Die Statistik wird günstiger, weil sich die große Hamburger Hochbahn AG mit kleinen Wald- und Wiesen-Betrieben vergleicht. Man höre und staune.
Was andernorts in den Fußnoten stattfindet, das nimmt in Hamburg extrem prominenten Raum ein: Wie wenig Verlust gemacht wurde. Das ist, wie schon oft gesagt, aber nicht Sinn und Zweck eines öffentlichen Verkehrsbetriebs. Sonst würde man die Steinstraße dichtmachen, dann wäre der Kostendeckungsgrad sogar 100,0 %.
Der Index zählt schon noch, so hat es der HVV zumindest in der Pressemitteilung für die Preiserhöhung 2014 von vor genau einem Jahr am 27. August 2013 😉 (Jährlich grüßt das Murmeltier …) ausgeführt:
http://www.hvv.de/aktuelles/presse/archiv/2013/PM130827_HVV-Tarif_2014.php
Dort wurde transparent gemacht, dass eben nur 71% der Kosten im HVV gedeckt werden. Um die politische Vorgabe („Defizit nominell konstant halten!“) zu erfüllen, wurde eben wie folgt gerechnet:
2,3% HVV-Index / 71% Kostendeckung = 3,2% Preisanpassung 2014
Demnach müsste der HVV-Index rückgerechnet dieses Jahr bei 2,6% x 71% = 1,8 % liegen, wenn die Kostendeckung identisch geblieben ist. Die Kostensteigerung war also tatsächlich deutlich niedriger als im Vorjahr, insbesondere ja auch im Kraftstoffbereich.
Für die Hochbahn mit ausgewiesenen 90,3% Kostendeckung (statt 71% im HVV-Schnitt) ist diese Preisanpassung natürlich wieder ein Joker. Sie kann ihr Defizit, ganz ohne irgendetwas zu tun, dadurch allein um mehr als 5% reduzieren. Die Kosten steigen nur um 1,8%, die Erlöse um 2,6%, dies schließt die Defizitlücke kräftig. Wenn dazu noch die Fahrgastzahlen wieder um 1,5% und damit auch die Erlöse entsprechend um weitere Prozente steigen, würde sich sich das Defizit nominell sogar um 20% reduzieren. Dagegen sind natürlich die Mehrkosten für ausgeweitete Betriebsleistungen zu rechnen, die in 2013 gegenüber 2012 erstmals tatsächlich erheblich waren (volle Wirkung der U4 und Ausweitung Busangebot). Es wurden allein über 3% mehr Mitarbeiter beschäftigt und die Busflotte um 7% erweitert. Die Auslastung der angebotenen Kapazität im U-Bahnbereich ist allerdings zurückgegangen (angebotene Platz-km +2,8%; Personen-km (Verkehrsleistung) nur +1,4%). Ist die U4 doch nicht sooo voll?
In 2014 dürfte betriebsleistungsmäßig nicht so viel dazu gekommen sein (jedenfalls vermisse ich entsprechende Erfolgsmeldungen), so dass wir wohl schon jetzt die Jubelpressemeldung für das Frühjahr 2015 vorbereiten können: „Hochbahn erreicht in 2014 wieder eine massive Verbesserung des wirtschaftlichen Ergebnisses! Europas wirtschaftlichsten ÖPNV hat Hamburg!“. Dass der Fahrgast den Spaß bezahlt hat, muss ja nicht direkt erwähnt werden ;-).
Die Preiserhöhung liegt wieder ÜBER dem „HVV-Index“. Der wurde einst eingeführt, um die Preiserhöhungen zu entpolitisieren. Man konnte fortan argumentieren, dass man nur die gestiegenen Kosten ausgleichen würde. Mittlerweile ist aber das politische Ziel, die Preise überproportional anzuheben. Deshalb liegt die Preiserhöhung nun per „Zuschlag“ auf den Index auch über den gestiegenen Kosten. Die EEG-Änderung klingt nett. Andererseits hörte man von drastisch gesunkenen Elektrizitätspreisen der Großabnehmer insbesondere im Bahnbereich, da durch EEG-Strom ein hohes Überangebot im Markt herrscht. Also, auf Deutsch: Die HOCHBAHN war weitgehend von der EEG-Umlage befreit, ihr Fahrstrom wurde aber vermutlich billiger (es sei denn, sie hatte einen superschlechten Vertrag), weil der u.a. von ihren Fahrgästen subventioneirte EEG-Strom die Preise auf dem freien Markt purzeln ließ.
Warum man die Krücke „HVV-Index“ noch anführt, obwohl er ohnehin nicht zählt, ist mir ein Rätsel.