„Die HVV-App spinnt. Sie zeigt Züge an, die gar nicht fahren“.
„Die App weiß in der Fahrplanauskunft nichts von Ausfällen.“
„Wenn der Busfahrer dir bessere Informationen über die Lage im HVV gibt als die App, weißt du, dass der HVV mal wieder null auf den Sturm vorbereitet war.“
Wer während der beiden Orkantiefs Ylenia und Zeynep in der vergangenen Woche mit dem HVV unterwegs sein musste und dabei auf verlässliche Informationen über die aktuelle Störungslage hoffe, war in vielen Fällen verlassen: Die Fahrplanauskunft in der HVV-App spuckte munter nicht existierende U- und S-Bahnfahrten auf längst gesperrten Strecken aus, einige Verkehrsunternehmen, wie Hochbahn und S-Bahn, verbreiteten zumindest ihre größeren Störungen per Twitter, andere Unternehmen, wie die AKN und die Nordbahn, dagegen nur auf ihren Websites.
Kurz: Die betroffenen Fahrgäste mussten sich ihre Infos mühsam auf verschiedenen Online-Plattformen händisch zusammensammeln. Ein verlässlicher und kundenzentrierter ÖPNV sieht anders aus – auch in Ausnahmesituationen, wie in der vergangenen Woche.
Was waren die genauen Gründe für diese Kommunikations-Patzer? Was hat da vor allem bei U- und S-Bahn nicht richtig funktioniert? Und wie haben einzelne HVV-Mitarbeitende versucht, die Situation noch zu retten?
NAHVERKEHR HAMBURG erklärt die Hintergründe.
Es war keine gute Woche für den Hamburger Verkehrsverbund: Erst schoss am Donnerstagmorgen mitten auf der stürmischen Elbe eine riesige Welle durch die Fensterscheibe einer Hafenfähre und flutete nicht nur das Schiff, sondern rüttelte auch am Zuverlässigkeits-Image des Hamburger Nahverkehrs. Auf das sich rasend schnell im Netz verbreitende Augenzeugenvideo von dem Vorfall (siehe hier) hätten die Verantwortlichen sicher gern verzichtet.
Parallel baute sich im Internet schon die nächste Welle auf: Dieses Mal in Form von verärgerten Fahrgästen, die von der HVV-App mit Falschinformationen in die Irre geführt wurden – und das offenbar zwei Tage lang, wie zumindest mehrere Posts von verwirrten Twitter-Userinnen und -Usern nahelegen, die zwischen dem vergangenen Donnerstag und Samstagmorgen abgesetzt wurden.
9 Antworten auf „Im Sturm: Deswegen führte die HVV-App Fahrgäste in die Irre“
Moin, da ich jeden Tag auf die Informationen angewiesen bin, wann eine S-Bahn oder Bus fährt, kann ich berichten, dass das Problem mit den fahrenden Zügen oder Busse, auch wenn sie nicht fahren, schon vor den Stürmen ein Problem war und auch immer noch ist.
Dazu kommen S-Bahnen, die auf der Strecke nicht fahren, da schon eine andere S-Bahn unterwegs ist (vielleicht in einem Paralleluniversum).
Irgendwie stimmt da etwas prinzipiell nicht. Es sollte doch möglich sein alle Fahrten bei denen es keine Echtzeit-Rückmeldungen gibt dass sie wirklich fahren mit einem Fragezeichen zu versehen?
Ich war Freitag abends noch im Theater und hab am Reeperbahn die S-Bahn zurückgenommen. Um 21:10 Uhr wurden bei Twitter von der Hochbahn die fast kompletten Betriebseinstellungen zu 21:30 Uhr gemeldet. Auf der gesamten Fahrt bis ca. 21:30 Uhr gab es dazu weder auf den Infoscreens eine Meldung, noch eine Durchsage im Fahrzeug oder auf den Haltestellen.
An solchen Tagen wäre es im Sinne aller Fahrgäste durch (regelmäßig aktualisierte) Durchsagen überall zu informieren. Aber auch auf diese einfache Informationsverbreitung scheint niemand gekommen zu sein.
Hingegen wurde auf 3G und Maskenpflicht regelmäßig hingewiesen.
Es ist schon traurig mit der neuen “kiezliken” >hvv App. (Nach der Eingabe des Größerzeichens wird mir jetzt immer gleich “hvv” angeboten. ?)
Angeblich soll alles einfacher sein. Das mag ja für die stimmen, die sich mit den Ergebnissvorschlägen zufrieden geben. Wer aber gezielt ganz bestimmte Wünsche unterbringen will, für die/den war die alte App erheblich besser. Und so angeblich “angestaubt hanseatisch” war sie mit ihrem intensiv rotem Grunddesign auch wieder nicht. Wenigstens kann man seit einiger Zeit wieder bestimmte Verkehrsträger ausschließen, sodass man nicht unbedingt auf Busse gezwungen werden muss. Wenn man bestimmte Linien ausschließen will, muss halt etwas getrickst werden. Z.B. wer von Farmsen die Linie 167 statt der 27 haben möchte, einfach für “Tegelweg” suchen und sich 3 Minuten vor der Ergebnisszeit denken. Aber leider geht dadurch manches nur mit Insiderwissen und Netzkenntnis.
Interessant wäre es, wieviel Geld insgesamt für diese Designänderung mit ihren ganzen Verschlimmbesserungen ausgegeben wurde.
PS: Die neue Vitrine mit dem alten HVV-Design auf dem Bahnsteig in Tonndorf hat bis auf Werbung, wie toll der >hvv ist, und den Tarifinformationen immer noch keinen Inhalt.
ich habe 20 Jahre in UK gelebt und bin 2020 nach Hamburg zurückgekommen.
Deutschland ist einfach ein digitales Neandertal auch im Vergleich mit dem eigentlich sehr rückständigen Großbritannien: Das hat nicht soviel mit den fehlenden Technologien zu tun – die gibt es ja- ; es liegt auch nicht daran, daß die Apps, die ja heutzutage die Verbindung mit dem Nutzer herstellen, nicht induktiv sind. (die neue HVV allerdings lässt hier aber eine Menge Wünsche offen). Es liegt einfach an der antiquierten Denkweise in vielen Bereichen, auch begründet in der geradezu neurotischen Fehlinterpretierung, was Datenschutz bedeutet bzw. was nicht. Wenn man sieht, wie in Deutschland PDF Dateien herumgeschickt wird und das als “digital” eingeordnet wird, dann wird einem ganz anders: Und dann hat man noch die reaktionäre IT in Deutschland, die den Schritt in SaaS (Software as a service – Die Google Search engine ist das bekannteste Beispiel und die gibt es bereits seit 1999) weiterhin verweigern. Ich wette, daß der HVV mit uralten Datenbanksystemen herumhantiert und neuere Apps damit nicht direkt kommunizieren können. Diese Thematik ist so peinlich: (Aus meinem beruflichen Umfeld ist mir bekannt, daß selbst weltberühmte deutsche Unternehmen die Digitalisierung nicht beherrschen können oder wollen.
Die S-Bahn vermeldet ja auch auf ihrem eigenen Twitter-Kanal nur dann Störungen, wenn sie hochgradig massiv sind und sich ein Tweet überhaupt nicht mehr vermeiden lässt – ansonsten herrscht auf dem Kanal Grabesruhe, im Gegensatz zu dem Kanal der DB Regio SH, die vorbildlich nahezu sämtliche Verspätungen und Ausfälle ihrer Züge twittert.
Das immernoch anhaltende Fiasko mit der neuen hvv-App, die diversen Verzögerungen bei anderen IT-Vorhaben des hvv und nun dieses Chaos… Man muss man sich wirklich fragen, ob die IT- und Social-Media-Abteilungen des hvv und der Verkehrsunternehmen sich ihrer Verantwortung bewusst sind.
Ich persönlich bin seit der Neugestaltung der hvv-Website mit dem Kundenservice im Dialog, weil seitdem der Tarifplan mit eingezeichneten Buslinien nicht bereitgestellt wird und ich als Zonenkartenbesitzer so nicht feststellen kann, ob mich eine Busfahrt aus dem Gültigkeitsbereich meiner Fahrkarte führen wird.
Lapidare Antwort seit Wochen: Wir kümmern uns (irgendwann), Sie können ja die 19449 anrufen und nachfragen.
Einfach nur traurig.
Vielleicht solltest du da so oft anrufen, bis sie merken was sie sich damit einbrocken? Wahrscheinlich bricht dann die 19449 zusammen…
Nicht nur die Echtzeit Daten der S Bahn sind Fehlerhaft. Die Echtzeit Daten der “neuen” Hochbahn Linie 16 liegen auch nur zu maximal 50 % vor. Warum? Die fehlenden Daten betreffen sowohl die Website als auch die HVV App.
Komischerweise sind die Daten für die Linie 16 aber stets zuverlässig in der VBN App verfügbar.
Wofür steht VBN?