„Hamburg bekommt modernstes S-Bahn-Netz mit komplett digitalisiertem Betrieb. Senat stellt Mittel in Höhe von 285 Millionen Euro“ – die etwas vollmundig formulierte Ankündigung, die der rot-grüne Senat am Mittwoch per Pressemitteilung veröffentlichte, klingt großartig: Halbautomatisch fahrende Züge auf allen Linien, in denen die Lokführerinnen und Lokführer nur noch sitzen, um den Bordcomputer zu überwachen, der völlig selbstständig so präzise beschleunigt und bremst, dass kaum noch Verspätungen auftauchen und deutlich mehr Züge über die vorhandenen Gleise geschleust werden können als bisher.
Doch beim genaueren Hinsehen entpuppt sich die Ankündigung als weniger konkret: Es gibt keine festen Zeitziele, bis wann Hamburgs S-Bahn-Netz komplett digital werden soll, es gibt längst nicht für alle Strecken konkrete Umsetzungspläne und die angekündigten 285 Millionen Euro des Senats decken auch nur einen Teil des Mammutprojekts ab. Es ist Wahlkampf in Hamburg. Da wird manchmal eben etwas lauter getrommelt.
Trotzdem ist das, was der Senat am Mittwoch vorgelegt hat, ein Meilenstein auf dem langen Weg zu einem digitalen S-Bahn-Netz. Erstmals gibt es damit nämlich eine Art Masterplan, in welcher Reihenfolge Fahrzeuge und Strecken umgebaut und modernisiert werden müssen, damit dann irgendwann im ganzen Netz (fast) automatisch fahrende S-Bahnen unterwegs sein können.
Stadt investiert dreistelligen Millionenbetrag
Und: Die 285 Millionen Euro, die der Senat in die Hand nehmen will (sofern die Bürgerschaft zustimmt), reichen immerhin aus, um auf einen Schlag die gesamte Fahrzeugflotte so umzurüsten, dass sie mit der neuen Digitaltechnik kompatibel ist. Das ist eine hohe Summe, wenn man bedenkt, wie viel Geld die Stadt bereits in die vielen weiteren aktuellen S-Bahn-Projekte lenkt: Modernisierung der Strecken nach Harburg und Bergedorf: 425 Millionen Euro, Bau der S4 nach Bad Oldesloe: 236 Millionen Euro, Bau der S5 nach Kaltenkirchen: 11 Millionen Euro und Vorplanung der S6 nach Osdorf: 120 Millionen Euro.
Eigentlich wäre das Digitalisierungsprojekt für die Stadt Hamburg um einige Millionen günstiger, weil die S-Bahn auch nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen fährt und sich beide Nachbarländer an den Kosten beteiligen müssten. Doch die sperren sich bislang. Möchten das Geld nicht aufbringen. Hamburg will deren Anteile notgedrungen erst einmal vorstrecken, um keine weitere Zeit zu verlieren. Der Senat droht ihnen aber, sollten sie sich weiter verweigern.
In welchen Stufen soll das Hamburger S-Bahn-Netz auf die Digitaltechnik umgerüstet werden? Welche Einschränkungen kommen dabei auf Fahrgäste zu? Ab wann soll auf welchen Strecken der Automatikbetrieb losgehen? Und worauf müssen die Kundinnen und Kunden der Hamburger S-Bahn wegen der Digitalisierung erst einmal verzichten? Hier sind die Antworten.
In mehreren Stufen zur digitalen S-Bahn
Die erste Stufe zur digitalen S-Bahn ist bereits seit 2021 erreicht. Seitdem fahren zwischen Berliner Tor und Aumühle vier Testzüge halbautomatisch, Signale und ein elektronisches Stellwerk in Bergedorf sind bereits an die neue Technik ETCS Level 2 (European Train Control System) angepasst.
Die nächste Stufe ist nun die Umrüstung der gesamten S-Bahn-Flotte auf die neue Digitaltechnik. Sie soll sofort beginnen. Ein Mammutprojekt, in dem insgesamt 164 Fahrzeuge vorübergehend aus dem Verkehr gezogen und mit zusätzlicher Technik ausgestattet werden müssen. Bevor der Serienumbau beginnen kann, müssen allerdings erst einmal beide in Hamburg eingesetzten Baureihen 474 und 490 eine Zulassung für die neue Technik bekommen, wie Dennis Krämer, Sprecher der Hamburger Verkehrsbehörde, auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage erklärt.
Wie lange der Umbau pro Fahrzeug dauern wird und wie viele Züge dafür gleichzeitig aus dem Verkehr gezogen werden müssen,…
3 Antworten auf „In diesen Schritten wird Hamburgs S-Bahn digital“
Was ist so problematisch daran zu schauen wie eine Linie ausgelastet sein wird? Jetzt schon zu beklagen , dass wohl nie der 5 Minuten Takt käme, ist ,aus meiner Sicht, überflüssig.
Das Digitalisierungsprojekt nutzt vorrangig der Firma Siemens. Wer will denn dann noch Lokführer werden, wenn man 8 Stunden nur rumsitzen und den Computer beobachten soll? Dann wird sich der Triebfahrzeugfuehrer Mangel noch verstärken. Und ob die S-Bahn dann pünktlicher wird ist mehr als fraglich. Die weitere Zentralisierung, die mit der Digitalisierung einhergeht, macht das System sehr störanfällig. Spätestens auf den Mischstrecken der S4 und S5 kommt das System an seine Grenzen. Aber der Verkehrssenator will auf dem UITP Kongress im Juni wieder mit Digitalisierungsprojekten glänzen. Für die Kosten der Digitalisierung, die sich aggregiert af 700 Mio. Euro belaufen werden, könnte man mehr als 50 km Straßenbahn bauen.
„Bei der künftigen S4 nach Bad Oldesloe will die Hamburger Verkehrsbehörde dagegen zunächst abwarten, wie der Betrieb in den ersten beiden Jahren nach Eröffnung des ersten Teilstücks ab Ende 2027 so läuft.“
Was soll das nun schon wieder? Kann man denn nicht einmal etwas für den Bezirk Wandsbek tun, ohne gleich wieder Einschränkungen vorzunehmen? Das sieht mir ganz danach aus, dass man uns niemals einen 5-Minuten-Takt gönnen wird, auch wenn der jetzt durch die Digitalisierung trotz „3. Linie nach Harburg“ technisch möglich würde (5 Züge pro 10min pro Innenstadtlinie pro Richtung).
Warum wird mein Stadtbezirk immer so vernachlässigt, was den ÖPNV betrifft (Ausnahme vielleicht die Busse, die dann alles leisten müssen)?
U4 wird nicht nach Jenfeld geplant
an den Sonnabenden klafft die Taktlücke auf dem U3-Stummel nach WK
der Linientausch hat die gute Verknüpfung der U1 mit der U2 zerstört
wenn es Einschränkungen im Schnellbahnnetz gibt, dann vorrangig bei uns…
lmmer ist Wandsbek benachteiligt.
Will man so die Leute vom Auto fahren wegbekommen?