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Kommt der Kieler Strand-Express erst 2026?

Verkehrswende in Zeitlupe: Eigentlich sollten auf einer alten Bahnstrecke bei Kiel schon seit neun Jahren wieder Züge fahren. Doch die Eröffnung verzögerte sich immer wieder. Offiziell soll nun Ende 2025 Betriebsstart sein. Doch eine Vergleichsrechnung zeigt: Ein Start ist wohl erst 2026 realistisch – frühestens.
Christian Hinkelmann
Sonderzug am alten Endbahnhof Schönberger Strand. Künftig soll hier stündlich ein Beach-Express an den Strand sausen.
Sonderzug am alten Endbahnhof Schönberger Strand. Künftig soll hier stündlich ein Beach-Express an den Strand sausen.
Foto: Christian Hinkelmann

Seit zehn Jahren laufen im hohen Norden die Reaktivierungsarbeiten an einer alten Bahnstrecke zwischen Kiel und dem Schönberger Strand. Verkehrswende im touristischen Raum: 1.500 Menschen sollen die Bahn, die direkt an einem der schönsten Ostseestrände des Landes endet, täglich nutzen. 30 Minuten Fahrzeit bis zum Kieler Hauptbahnhof – doppelt so schnell wie mit dem Bus.

Und eigentlich sollten die Strandbesucherinnen, Urlauber und Pendler diesen Beach-Express schon seit vielen Jahren nutzen können. Für 2014 war die Wiederinbetriebnahme des regelmäßigen Personenverkehrs eigentlich geplant, doch die Arbeiten verzögerten sich immer wieder. Lediglich ein kurzes Stummelstück innerhalb Kiels wird seit 2013, bzw. 2017 regelmäßig befahren – zumindest in der Theorie. In der Praxis fuhren dort seit April vergangenen Jahres immer weniger Züge und seit Mitte Dezember steht der Betrieb sogar komplett still, weil es nicht genug Lokführerinnen und Lokführer gibt. Frühestens Ende März soll der Betrieb auf dem Teilstück wieder aufgenommen werden.

Im vergangenen Sommer hatte die AKN, die für die Herrichtung der alten Strecke verantwortlich ist, noch gehofft, dass ab Ende 2025 die Gesamtstrecke bis zum Ostseestrand endlich regelmäßig befahren werden kann. Dazu wollte das Unternehmen bis Anfang Oktober 2022 die überarbeiteten Planfeststellungsunterlagen für die Modernisierung des 17 Kilometer langen Streckenstücks zwischen Oppendorf und Schönberger Strand beim zuständigen Amt für Planfeststellung in Kiel einreichen. Die Aktualisierung der Unterlagen wurde nötig, weil das Amt das im Sommer 2020 gestartete Verfahren wegen Überlastung mehr als zwei Jahre lang quasi unbearbeitet liegen ließ.

Doch zu der Einreichung der aktualisierten Pläne kam es im vergangenen Herbst gar nicht, wie das Kieler Wirtschaftsministerium jetzt auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage einräumte.

27 Monate für Bauvorbereitung und Bau

Demnach befindet sich die AKN derzeit erst „in den letzten Abstimmungen zu den noch in der Überarbeitung befindlichen Planunterlagen“. Das Amt für Planfeststellung erwarte den Eingang einer Rückmeldung der AKN noch in diesem Monat. „Sollten dann alle Unklarheiten beseitigt sein und die Auslegungsreife vom Amt für Planfeststellung festgestellt werden können, würde das Amt unmittelbar mit der bereits vorbereiteten Einleitung der Auslegung der Planfeststellungsunterlagen beginnen“, so Ministeriumssprecher Harald Haase zu NAHVERKEHR HAMBURG. „So könnte die Auslegung eventuell noch im Februar 2023 starten.“ Das wäre also vier bis fünf Monate später als im vergangenen Sommer noch prognostiziert.

Sobald der Planfeststellungsbeschluss fertig un…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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Eine Antwort auf „Kommt der Kieler Strand-Express erst 2026?“

Traurig, dass selbst bei kleinsten Baumaßnahmen, die eindeutig von der Politik und den Bürger gefordert werden die Planungsbürokratie sinnvolle Maßnahmen, ob bewusst oder nur durch Inkompetnez, torpediert. Leider wird dafür dann immer die Öffentlichkeitsbeteiligung verantwortlcih gemacht und seit neuestem durch das Planungsbeschleunigungsgesetz faktisch ausgehebelt. Dabei sind die Zeiträume der öffentlichen Auslgung der Pläne und der Einspruchsmöglcihkeiten mit insgesamt 8 Wochen nicht sonderlich lang, wenn man die anderen hier genannten Zeiträume sieht. Warum man für die Erneuerung von 15 km Schienenstrecke auf einer Betandslinie fast zwei Jahre braucht, bleibt komplett unverständlich. Es scheint so, dass dei wahren Verhinderer der Verkehrswende in den ministerialen Planungsämtern sitzen. Leider werden die Bürger nach so deprimierenden Erfahrungen dann weiterhin das Auto nutzen. Dabei gibt es in Schleswig-Holstein vier weitere Projekte der Reaktivierung von vergleichsweise kleinen Schienenstrecken, die aus den gleichen Gründen nicht vorankommen: Uetersen – Tornesch, Kellinghusen – Wrist, Brunsbüttel – Wilster, Gessthacht – Bergedorf. In allen Fällen liegen noch Schienen oder es besteht noch Güterverkehr, sodass eine Reaktivierung in kürzester Zeit technisch möglich wäre.

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