London startet Abgas-Maut für alte Autos: Bis zu 27,90 Euro pro Tag

Während Deutschland noch über Luftverschmutzung diskutiert hat London Fakten geschafften: Ab sofort gibt es dort eine neue Abgas-Maut. Die Einnahmen fließen in den ÖPNV.
Christian Hinkelmann
Stau in der Innenstadt von London - auch Busse und Taxis stecken fest
Stau in der Innenstadt von London - auch Busse und Taxis stecken fest

Während Hamburg und andere deutsche Städte noch über die Reduzierung giftiger Autoabgase debattieren, hat Europas größte Metropole bereits radikale Fakten geschaffen: In London gilt seit gestern eine neue Abgas-Maut – zusätzlich zur bereits bestehenden City Maut.

Wer mit einem älteren Auto in die Innenstadt fahren will, muss ab sofort umgerechnet rund 14,50 Euro Abgas-Maut pro Tag zahlen, dazu kommen werktags zwischen 7 und 18 Uhr noch rund 13,40 Euro City-Maut. Macht zusammen stolze 27,90 Euro pro Tag.

Diese Motoren sind von der Abgas-Maut betroffen

Die neue Abgas-Gebühr wird für alle Diesel der EU-Abgasnormen Euro 0 bis 5 fällig, die bis September 2015 erstmals zugelassen wurden. Benziner der Abgasnorm Euro 0 bis 3, die bis Ende2005 erstmals zugelassen wurden, sind ebenfalls betroffen. Und Motorradfahrer müssen ebenfalls zahlen, wenn ihr Fahrzeug der Norm Euro 0 bis 2 entspricht.

Auch für Touristen, Paket- und Lieferdienste wird die neue Maut fällig, wenn sie mit älteren Autos in die Innenstadt von London fahren wollen.

Grüne Schilder an den Straßen markieren ab sofort die „Ultra Low Emission Zone“, die rund um die Uhr gilt. Kontrolliert wird mit Kameras. Wer nicht zahlt, muss mit umgerechnet 185 Euro Strafe rechnen.

Maut-Einnahmen sollen in den Öffentlichen Nahverkehr fließen

Die Maut-Einnahmen will London in den Öffentlichen Nahverkehr und in Maßnahmen zur Verbesserung der Luft in London investieren. Die britische Hauptstadt kämpft – wie Hamburg – mit giftig…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

Auch interessant

Weltpremiere: der erste serienreife VW-Shuttlebus, der keinen Fahrer mehr benötigt.

Autonomes Fahren: Erste Fahrgastfahrten starten bald

Nach Verzögerungen kommen fahrerlose Shuttles und Busse in Hamburg so langsam in Fahrt. Bei Moia stehen die ersten Fahrgast-Testfahrten kurz bevor. Die Hochbahn will kommendes Jahr nachziehen. Vor dem Alltagsbetrieb gibt es aber noch ein großes Hindernis.

Heute kaum vorstellbar: Im Frühjahr 1976 wurde dieser Eisenbahnwaggon von einem Lastwagen auf einem schmalen Gleis über die Kreuzung Barnerstraße/Bahrenfelder Straße mitten in Ottensen (bei der FABRIK) gezogen. (Foto: Rainer Dodt)

Als Güterzüge von Lastwagen mitten durch Ottensen gezogen wurden

Wer mit offenen Augen durch Ottensen und Bahrenfeld läuft, hat sie vielleicht schon mal gesehen: die vielen alten Gleisreste in Straßen und Industriehöfen. Was viele nicht wissen: Auf ihnen rollte noch bis 1981 eine Art Güterstraßenbahn. So sah der Betrieb damals aus.

In Bautzen baut der Fahrzeughersteller Alstom derzeit 64 weitere S-Bahn-Züge der Baureihe 490 für Hamburg. Demnächst werden sie über dieses Gleis ausgeliefert. (Foto: kmk)

64 neue S-Bahn-Züge für Hamburg – doch wohin damit?

Hamburgs S-Bahn-Flotte wird in den nächsten Monaten um ein Drittel größer. Doch die meisten neuen Bahnen werden für längere Zeit gar nicht gebraucht und haben kaum Platz im Netz. Wie es zu dieser kuriosen Situation kommen konnte und was dagegen getan wird.

5 Antworten auf „London startet Abgas-Maut für alte Autos: Bis zu 27,90 Euro pro Tag“

Die Einführung einer derart gestalteten City-Maut in Hamburg würde Wunder wirken. Da der ÖPNV in den off-peak-Zeiten in Hamburg nicht so vollgestopft ist wie in London, würden viel überflüssige Gelegenheitsfahrt in die Innenstadt mit dem MIV unterbleiben. Mehr Straßenraum für Fußgänger und Radler würde frei. Und nach den üblichen Anpassungsschmerzen würde das gut funktionieren und den notwendigen wirtschaftsverkehr ohne zusätzlichen Straßenausbaumaßnahmen massiv beschleunigen. Das gäbe auch einen Schub in Richtung Elektromobilität, weil diese nur die City-Maut zahlen müssen. Das macht auch Sinn, weil Elektroautos auch die Straßen verstopfen.

Es liegt doch seit Jahren (wenn nicht länger) auf der Hand:
Dichte Großstadtzentren bzw. -viertel und MIV in der jetzigen & wachsenden Form passt einfach nicht mehr.
Wo soll das noch alles eigentlich hinführen? Muss es erst mehr Verkehrstote, mehr Schadstoffbelastungen, mehr Straßenräume und gleichzeitig noch mehr Staus mit drinsteckenden Bussen geben?!

Die Harkortstraße an der Neuen-Mitte-Altona ist -obwohl das Modernste was geht in dieser Stadt- eine einzige Blechlawine rechts & links der Straße: Aufenthaltsqualität gleich Null.

Was London macht klingt natürlich krass, aber sie bauen auf eine bereits zur Übung gewordene Maßnahme auf.
Da ist die hiesige Anti-Dynamik der letzten 25 Jahre bzgl. Parkraumbewirtschaftung eigentlich deutlich krasser.

Aber es gibt ja auch immer Reaktionäre zu Maßnahmen wie dem Provinznest London:
In Winterhude zum Beispiel: würden gerne modern und weltstädtisch sein, aber sind dermaßen 1950er…

Und sonst?
Der rot-grüne Senat ist so urban ausgerichtet wie ein Bauer, der gerade seine Ernte einfährt.
Ich hoffe sehr, dass insbesondere die Grünen in Hamburg bei der Wahl politisch auf die Fresse kriegen (sic!).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert