Das Deutschlandticket gilt als Riesenerfolg: Rund 13,5 Millionen Menschen bundesweit nutzen es, die Zahl der Menschen, die ein ÖPNV-Abo besitzen, ist seit Einführung der Karte um 62 Prozent gestiegen. Und auch im Hamburger Raum ist das D-Ticket ein Verkaufsschlager: 1,27 Millionen Tickets hat allein der HVV verkauft, eine halbe Million zusätzlich der NAH.SH in Schleswig-Holstein.
Bundesweit wären laut dem Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) acht Prozent aller Deutschlandticket-Fahrten mit dem Auto gefahren worden, wenn es das Ticket nicht gäbe, im HVV liegt der Anteil sogar weit über dem Schnitt bei 20 Prozent.
Doch eine Sache trübt die Feierlaune in der Nahverkehrsbranche zum zweijährigen Bestehen des Deutschlandtickets: Massenhafte Betrugsfälle, die einen riesigen finanziellen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe angerichtet haben sollen.
Allein im vergangenen Jahr haben die deutschen Verkehrsunternehmen zwischen Januar und Oktober rechnerisch bis zu 267 Millionen Euro durch Betrug an Einnahmen verloren. Das geht aus einem internen VDV-Sitzungsprotokoll vom 6. März 2025 hervor, über das das Onlineportal Heise.de berichtet hat. Diese Einnahmen fehlen den Verkehrsunternehmen und müssen von Bund und Ländern ausgeglichen werden.
Branche tat anderthalb Jahre lang wenig gegen Betrug
Doch obwohl die Verkehrsunternehmen eigentlich ein hohes Interesse daran haben sollten, die Verluste des Deutschlandtickets gering und den Preis somit niedrig zu halten, ist bislang wenig passiert. Wirksame Maßnahmen gegen Massenbetrug blieben dem Heise-Bericht zufolge lange aus, weil sich die Unternehmen nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen konnten.
Mehrere Versuche, einheitliche Si…
3 Antworten auf „Massenbetrug mit Deutschlandticket: So ist die Lage in Hamburg und Umland“
Sehr verdienstvoll, dass dieser Artikel erscheint. Hat es aber anscheinend noch nicht in die Schlüsselmedien (NDR; Abendblatt) geschafft. Der Betrugsschaden in seiner Höhe entspricht ca. 1/4 der Mehrheinnahmen durch die Preiserhöhung des Deutschlandtickets Anfang 2025! Hier zeigt sich wie notwendig eine Reform der Aufgabenträgerlandschaft und eine Zusammenführung der Verkehrsunternehmen sind, dass über Sicherheitslücken bei Kleinstunternehmen solch ein massiver Betrugsschaden entstehen konnte. Wie wäre es mit Regressanforderungen an die Verkehrsunternehmen bei denen der größte Betrugsschaden generiert wurde? Am besten das D-Ticket wird nur für als Jahresabo und als Plastikkarte mit Foto drauf verkauft, dann kann man dem ganzen Handy-Betrug schnell Einhalt gebieten.
Danke für den lesenswerten Bericht. Ich verstehe nicht, wie bei solchen Betrugsdimensionen die NAH.SH beim Deutschland-Ticket weiterhin auf dieses scheinbar unsichere App-Verfahren setzt und wieso die Branche die absehbaren Probleme so lange verschleppt hat.
Ich habe den Eindruck, dass es den Verantwortlichen in erster Linie um die Anzahl der Nutzer ging. Ob die Kunden dafür 49 bzw. 58 Euro oder gar nichts bezahlen, mochte sekundär erscheinen. Ist ja so oder so fast wie geschenkt.
Dennoch verurteile ich den Betrug ausdrücklich. Es ist beschämend und kriminell.