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Mehr Grün statt Grau: So sehen klimafreundliche Parkplätze aus

In Hamburg ist fast die Hälfte aller Flächen versiegelt. Das belastet das Klima. Ein neues Förderprogramm der Umweltbehörde will Privatparkplätze entsiegeln lassen. Zwei „Asphaltknackerinnen“ aus der Schweiz zeigen, wie das geht – ohne sie abzuschaffen.
Andrea Reidl
Bevor das Versiegeln Mode wurde, waren Parkplätze mit natürlichen Belägen oder Rasengittersteinen Standard. Foto: Plan Biodivers
Bevor das Versiegeln Mode wurde, waren Parkplätze mit natürlichen Belägen oder Rasengittersteinen Standard. Foto: Plan Biodivers

Versiegelte Straßen, Plätze, Schulhöfe und Parkplätze zwischen Häusern bestimmen das Bild in den Stadtzentren. Etwa 44 Prozent der Siedlungsfläche sind laut einer Untersuchung des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) von 2023 versiegelt. Zu viel, finden die GDV-Experten. Denn bei Starkregen führt das zu Überschwemmungen und wirtschaftlichen Schäden. Hamburg liegt diesen Berechnungen zufolge mit 45 Prozent knapp über dem Bundesdurchschnitt.

Dabei kam die Hansestadt eigenen Angaben zufolge 2021 noch auf einen Anteil von 39 Prozent. Aber mit jedem Haus- oder Straßenbau werden mehr Grünflächen verdichtet und asphaltiert – seit 2018 betrifft das in Hamburg eine Fläche, die etwa fünfmal so groß ist wie der Stadtteil St. Pauli, wie eine Correctiv-Satellitenrecherche zeigt. Die stetig wachsende Asphaltfläche macht dem Klima Probleme, aber auch den Menschen und der Biodiversität, also der Vielfalt von Arten, Genen und Ökosystemen. Im September hat die Umweltbehörde deshalb ein Förderprogramm aufgesetzt, um Privatleuten und Unternehmern das Entsiegeln ihrer Grundstücke schmackhaft zu machen. Der Blick nach Zürich in die Schweiz zeigt, dass das Entsiegeln von Parkplätzen durchaus funktioniert.

Dort haben im Herbst 2022 die beiden Umwelt-Journalistinnen Isabella Sedivy und Bettina Walch ihr Projekt die „Asphaltknackerinnen“ gestartet. Sie beraten und helfen Privatleuten und Unternehmen dabei, die Asphaltdecke ihrer Parkplätze, Innenhöfe, kleinen Zufahrtsstraßen oder Firmenarealen aufzubrechen und durch klimaangepasste Beläge zu ersetzen.

Das Geld dafür hatten sie zuvor mit ihrer Projektidee „Asphaltknackerinnen“ in einem Wettbewerb gewonnen. Mit ihrem Projekt wollen sie unnötige Versiegelungen beseitigen und das Klima und die Biodiversität in der Stadt verbessern. Rund 1200 Quadratmeter haben die beiden Frauen in zehn Projekten mithilfe des Preisgelds entsiegelt. Ihr bislang größtes Projekt ist der Umbau eines Parkplatzes in der Größe von zwei Tennisplätzen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Zu den kleineren gehört ein 75 quadratmetergroßer Privatparkplatz.

Gruppenbild: Isabella Sedivy (Zweite von rechts) und Bettina Walch (rechts) haben die Asphaltknackerinnen gegründet.
Gruppenbild: Isabella Sedivy (Zweite von rechts) und Bettina Walch (rechts) haben die Asphaltknackerinnen gegründet.

„Wir nehmen niemanden den Parkplatz weg, wir entsiegeln ihn nur“, betont Isabella Sedivy. Autos, Fahrräder und selbst schwere Fahrzeuge könnten die Flächen nach wie vor befahren oder auf ihnen parken. Der Unterschied ist: Der neue Belag kann mehr als der alte.

Der Hitze trotzen

In den neuen Oberflächen aus Sand, Splitt und Schotter kann das Regenwasser leicht versickern und es können auch Pflanzen wachsen. Das verbessert das Mikroklima vor Ort. „Durchlässige Böden sind an heißen Tagen um die 25 Grad kühler als asphaltierte“, sagt Bettina Walch. Das steigert die Lebensqualität von Tieren und Menschen im Sommer.

Der klimafreundliche Parkplatz als potenzieller Temperatursenker ist vor allem für Innenstädte interessant. In der Hamburger Altstadt sind laut Correctiv Satellitenanalyse 84,6 Prozent der Fläche versiegelt, in Hammerbrook 77,7 Prozent und in St. Pauli 70,7. In Blankenese dagegen nur 18,4 Prozent. Asphalt heizt sich im Sommer gegenüber unversiegelten Flächen überproportional stark auf. Entsprechend hoch können die Temperat…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Hier schreiben die Autorinnen und Autoren der NAHVERKEHR HAMBURG-Redaktion mit einem konstruktiv-kritischen Blick auf nachhaltigen Nahverkehr und die Verkehrswende in Hamburg.

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4 Antworten auf „Mehr Grün statt Grau: So sehen klimafreundliche Parkplätze aus“

Es wäre in Hamburg schon viel gewonnen, wenn alle öffentlichen Parkplatzflächen (und die Flächen vor den Supermarkten) mit klassichem Granit-Kopfsteinpflaster und nicht mit Asphalt belegt würden. Durch die Ritzen zwischen den Steinen, die dürfen dann natürlich nicht mit Asphalt zugeschmiert werden, kann das Wasser versickern und die Natursteine heizen sich nicht so auf, wie eine Asphaltschicht. Aber selbst bei der Neugestaltung des Straßenraums, wie seit zwei Jahren an der Max-Brauer-Allee wurde versäumt die Parktplätze zu entsiegeln, es blieben die alten Asphaltreste und Bordsteinplatten so liegen, während der Straßenraum drumherum super auswendig schick gemacht wurde. Auch böten die zahlreichen Verkehrsinseln wie auch die Entfernung der Bordsteinplattenschutzstreifen rechts und links der begrünten Mittelstreifen der großen Straßen ein großes Entsiegelungspotential, das die Stadt nicht nutzt. Die Verantwortung für ein solches Programm wird wie eine heiße Kartoffel zwischen der Grünen Umwelt- und Grünen Verkehrsbehörde hin und her geschoben.

Aber wie soll man über Kopfsteinpflaster den Einkaufswagen schieben? Außerdem führt Kopfsteinpflaster bei Nässe zu einer erhöhten Rutschgefahr. Und dann wäre da noch die Lärmbelästigung durch fahrende Fahrzeuge.

Ich weiß, wovon ich spreche. Auf meinem bevorzugten Biohof gibt es genau einen solchen Parkplatz. Zusätzlich gibt es dort Sand-/Kiesflächen zum Parken, auf welchen sich bei Regen Pfützen bilden.

Und jeder kennt die vielen Gehwege am Hamburger Stadtrand, auch in noblen Gegenden, die aus Sand und Kies bestehen und auf welchen sich ebenfalls bei Regen Pfützen bilden, so dass diese dann unbenutzbar sind.

Aber vielleicht haben die Damen aus Zürich wirklich einen besseren Belag entwickelt. Dann wäre ich dafür. Die Bilder sind leider nicht so aussagekräftig.

Bis dato wurde mir stets beigebracht, dass Parkplätze versiegelt werden, um ein Eindringen von Öl oder anderen Schadstoffen, welche von parkenden Autos abgehen, in den Erdboden zu vermeiden?!

„Er plädiert für einen Wandel im Ring zwei – also im Stadtzentrum von Altona über Eimsbüttel nach Eppendorf, Barmbek, Dulsberg und Horn.“
Das ist wieder typische grüne (und Die Linke) Wahlklientel-Politik.
Aber dann bitte nicht beschweren, wenn bei uns Parkplätze versiegelt sind und die Leute weiterhin Auto fahren.
(Übrigens, die grüne taz hat sich auch erst für die Rückentwicklung bei der Hamburger Verkehrspolitik interessiert, als der Bezirk Nord betroffen war.)

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