Mehr Tempo beim Radwegebau – Talk über die Pläne der LINKE zur Hamburger Verkehrspolitik

Falls die LINKE die Hamburger Bürgerschaftswahl gewinnt, will sie den Rad- und Fußwegeausbau deutlich beschleunigen, Busspuren auch auf Autobahnen, die U5 in großen Teilen nicht bauen, die S4 kürzen und eine Straßenbahn einführen. Das erklärte die verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann in einem Online-Talk von NAHVERKEHR HAMBURG.
Christian Hinkelmann
Heike Sudmann, Verkehrspolitikerin der LINKE in Hamburg. (Foto: Die LINKE)
Heike Sudmann, Verkehrspolitikerin der LINKE in Hamburg. (Foto: Die LINKE)

Vor der Bürgerschaftswahl sprechen wir bei NAHVERKEHR HAMBURG mit allen relevanten Parteien über deren Verkehrs-Versprechen. Unter anderem stand die Verkehrspolitikerin der LINKE, Heike Sudmann, im virtuellen Talk unseren Leserinnen und Lesern Rede und Antwort.

In der Veranstaltung sprach sie über die Pläne der LINKE für den Ausbau des Hauptbahnhofs, einen Planungsstopp bei der U5 und wo der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks Lob verdient.

Lesen Sie hier die Zusammenfassung des Abends.

Hauptbahnhof-Tunnel als Schlüssel zur Entlastung?

Die Überlastung des Hamburger Hauptbahnhofs stand gleich zu Beginn der Veranstaltung im Vordergrund. Die LINKE hatte kürzlich eine Untersuchung präsentiert, die den Bau eines Fernbahntunnels zwischen Harburg, dem Hamburger Hauptbahnhof und Rothenburgsort vorschlägt, um den Hauptbahnhof zu entlasten. Sudmann bezeichnete die Idee als relevant und sagte, sie würde sich wünschen, dass ein künftiger Senat sich alle bisherigen Vorschläge zum Hauptbahnhof-Ausbau zusammen mit der Deutschen Bahn und den ehrenamtlichen Aktivist:innen an einem runden Tisch anschaue und beratschlage, welcher Weg für Hamburg der beste und realistischste sei.

Einen Widerspruch, dass die LINKE einerseits den Bau der U5 wegen des klimaschädlichen Baus ablehne und andererseits nun einen 14 Kilometer langen neuen Fernbahntunnel unter dem Hauptbahnhof favorisiere, sah Sudmann nicht. „Zur U5 gibt es aus unserer Sicht eine Straßenbahn als Alternative, bei…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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Also bestand der Talk primär aus einer radikalen ÖPNV-Streichliste. Gegen die U5 (Stummel im Bau darf ausnahmsweise noch bleiben), gegen die S4 nach Schleswig-Holstein, gegen Diebsteich, gegen den VET, gegen eine U4 nach Harburg, gegen eine U4 nach Jenfeld, … und alles, um die Ausgaben für den nächsten Bundesverkehrsminister der CSU zu entlasten, damit er mehr Autobahnen und Umgehungsstraßen in Bayern fördern kann, weil das ja auch „unsere“ Steuergelder sind, die sie schonen möchte. Eine normale Linke würde sagen: baut das alles und streicht beim Luftverkehr (Fuhlsbüttel) und bei der A20 nach Wilhelmshaven, dem toten Prestigeprojekt der CDU.

Die Detailforderungen, die S4 einzukürzen, und nach Geeshacht auf Busspuren (statt einer Bahnreaktivierung) zu setzen, stehen in krassem Widerspruch zur Allgemeinforderung, den ÖPNV zu stärken. Hier sieht es, ähnlich wie beim Thema Diebsteich, leider so aus, als würde NIMBY-Bürgerinitiativen blind nach dem Mund geredet werden.

Dass die gigantonomische Tunnelidee, die selbst Stuttgart21 in seinen Dimensionen sprengt, ernsthaft als „alternativlos“ dargestellt wird, ist völlig unnachvollziehbar. Die Alternativideen existieren, und Linke hat auch Kenntnis davon.

Zu dieser „Studie“ kann nur auf folgende Punkte nochmal hingewiesen werden:

1. Die selbsternannte „Studie“ arbeitet mitnichten mit wissenschaftlichen Methoden wie Bezügen oder Quellenarbeit. Die Herleitung der darin aufgestellten Thesen ist vollkommen intransparent. Insofern ist die „Studie“ nicht mehr als ein recht oberflächliches Meinungspapier – das alleine ist nicht schlimm, sollte dann aber auch so benannt werden.

2. In der Herangehensweise wird der Fehler des VET wiederholt: Es wird vollkommen blind IRGENDWAS an Infrastruktur geplant, und für ein leistungsstarkes und zukunftsfähiges Angebotsnetz wird das dann schon passen. Es muss umgekehrt ERST sich angesehen werden, welches Angebotsnetz man schaffen will, um DANN die dafür nötige Infrastruktur zu planen.

3. Die Entlastung der Verbindungsbahn durch eine Rückziehung der Fernverkehr-Start/Endpunkte von Altona (mit dem dortigen Betriebswerk) zum Hbf wird in der gesamten Studie mit EINEM Satz abgehandelt:
„Im Übrigen befindet sich in nur etwa vier Kilometern Entfernung in Billwerder-Moorfleet ein geeignetes DB-Grundstück für ein gut erreichbares Bahnservicewerk“
Welches Grundstück (etwa das DUSS-Terminal?) damit gemeint ist, bleibt vollkommen schleierhaft, und auch insgesamt kommt die Abhandlung der Verbindungsbahn-Problematik damit natürlich viel zu kurz.

4. Die Aussagen zum Brandschutz sind mehr als abenteuerlich. In einem viel befahrenen Personenverkehrstunnel mit riesigem Tunnelbahnhof soll mit der Bereitstellung eines Löschfahrzeugs auf Notausgänge verzichtet werden können.

5. Die Kostenrechnung kann kaum ernst genommen werden. Anhand von laufenden Tunnel-km wird ein Preis errechnet, und noch ein Pauschalpreis für den Tiefbahnhof addiert. Wo die Zahlen herkommen, ist vollkommen intransparent.
Im Ergebnis kommt bei einem Tunnel, der 2,5x so lang ist wie der VET, plus einem Tiefbahnhof (der ohne Baugrube deutlich aufwändiger vollkommen unter Tage errichtet werden soll und mit einer sehr fragwürdigen 850 m langen Bahnsteighalle für 2 ICEs hintereinander die Dimensionen seines Pendants in Stuttgart deutlich sprengt) eine Preisangabe UNTER der des VET heraus. Das alleine ist so abstrus, dass man kaum weiß was man dazu eigentlich sagen soll.

Die „Studie“ arbeitet tatsächlich völlig frei jeder wissenschaftlicher Methodik und hat keinerlei Quellen, sondern nur Phantasieannahmen. Es sind halt zwei Rentner, die zu viel Zeit haben und deren Expertise daraus besteht, im Urlaub gerne mal in fernen Städten in die Straßenbahn zu steigen statt wie gewohnt in ihren Pkw. Einfach ignorieren. Dass die Linkspartei darauf verweist, ist natürlich sehr abenteuerlich. Seht her, die DB hat zahlreiche Ingenieurbüros über Jahre beauftragt und etliche Untersuchungen durchgeführt, aber wir haben einen Wisch eines pensionierten Sparkassensachbearbeiters, also steht es Unentschieden.

wie schon angesprochen, die Linke ist bei der Verkehrspolitik westorientiert und kennt die Gegebenheiten im Osten nicht. Wer nicht wahrhaben will, dass die Fehmarnquerung die Strecke ueber Luebeck nach Hamburg zu einer der wichtigsten europaeischen Magistralen macht, der lebt in einer anderen Zeit: Schon die jetztigen Planungen fuer die S4 sind eigentlich unzureichend. Man muesste eigentlich die gesamte Strecke nach Luebeck viergleisig ausbauen. Und eine Stadtbahn kann die U5 ergaenzen aber nicht ersetzen. Es gibt auf der Welt keine Mio Stadt, die ausschliesslich beim Ausbau der Schnellbahnen auf eine Stadtbahn baut (die uebrigens keine Schnell-, sondern einen Langsambahn ist). Die Linke in Hamburg sollte nicht immer nur auf Herrn Jung und Herrn Doege hoeren. Beide sind sehr engagierte Mitbuerger, keine Frage aber wie alle dann doch auch Laien. (ich gebe das auch gern zu)

Hallo fliegwech,
bin ganz Ihrer Meinung.
Da ich aber die Linke als heutzutage unwahrscheinlich wichtig ansehe (BTW: Danke! – BTW ist hier sogar doppeldeutig 😃) wird eben eine*n Wandsbeker Kandidat*in innerhalb der Liste meine 5 Stimmen bekommen. Das ist dann ein zusätzliches Zeichen. 😉

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