Nach dem spektakulären Busunfall Mitte Mai am Bahnhof Bergedorf, bei dem ein Linienbus in das Treppenhaus des zentralen Busbahnhofs gekracht war, dauert es noch ein mindestens ein knappes Jahr, bis die zerstörten Rolltreppen wieder fahren.
Eine der beiden Rolltreppen hat einen Totalschaden und kann frühestens im Frühjahr 2021 wieder in Betrieb gehen, bei der anderen Rolltreppe ist die Untersuchung der Schäden noch gar nicht abgeschlossen.
Das teilte der Hamburger Senat in der vergangenen Woche auf Anfrage des CDU-Politikers Dennis Gladiator mit. Demnach sind neue Rolltreppen als Ersatz noch nicht bestellt worden (siehe hier).
Bergedorf Bus kracht durch Glaswandhttps://t.co/btRPgu0P9F#Bergedorf pic.twitter.com/5V4r3eHsQm
— Berühmtheit 24h (@24hNotizie) May 14, 2020
Alternativer Aufzug ist pannenanfällig
Als Ersatz schlägt der rot-grüne Senat vor, dass Menschen, die den ZOB barrierefrei erreichen wollen, bzw. müssen, einen Aufzug zwischen der Straßenebene und dem höhergelegten Busbahnhof nutzen.
Dieser scheint allerdings pannenanfällig zu sein. Im Mai lag die Verfügbarkeit des Aufzugs nach Senatsangaben bei 95 Prozent, im April waren es nur 86 Prozent, was einem Totalausfall von rund 4,5 Tagen entspricht. Im Februar und März war der Aufzug mit einer Verfügbarkeit von jeweils 99 Prozent fast durchgehend in Betrieb, im Januar lag die Verfügbarkeit mit nur 82 Prozent auf dem diesjährigen Tiefpunkt. Laut Senat wird der Aufzug meist wegen Türstörungen außer Gefecht gesetzt.
Bei Aufzug-Ausfall ist Busbahnhof nicht mehr barrierefrei
Fällt der Aufzug parallel zu den beschädigten Rolltreppen aus, haben HVV-Fahrgäste, die auf barrierefreie Zugänge angewiesen sind, keine Möglichkeit, den zentralen Busbahnhof in Bergedorf von der S_Bahn oder der Straßenebene aus zu erreichen, bzw. zu verlassen.
Heute gab es einen schweren Busunfall in Bergedorf. Die Hintergründe sind noch unklar, hoffentlich gab es keine Verletzten.kfj#oepnv #bus #hamburg pic.twitter.com/EXG4bEmV0e
— Kristof Jahn (@kfjJahn) May 13, 2020
Für solche Situationen hatte der Senat bereits vor zwei Jahren angekündigt, dass die Busfahrer auf Linien, die den Bergedorfer Bahnhof ansteuern, bereits eine Haltestelle vorher entsprechende Durchsagen machen. Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sollen dann dort aussteigen und offenbar die restliche Strecke zum Bahnhof zu Fuß laufen (siehe hier).
Eine grundsätzliche Entschärfung der Situation am Bergedorfer Busbahnhof ist laut Senat erst langfristig in Sicht. Im Jahr 2022 soll dort ein zweiter Fahrstuhl in Betrieb genommen werden.
3 Antworten auf „Nach Unfall: Rolltreppen am ZOB Bergedorf bleiben bis Frühjahr 2021 außer Betrieb“
Weiß man eigentlich mittlerweile schon, wie es überhaupt zu diesem Unfall kommen konnte?
Eine abschließende Aussage wurde noch nicht getroffen. Technisches Versagen am Bus selbst wurde bereits ausgeschlossen.
Dieser Vorfall zeigt wieder einmal bestens, warum begehbare Rampen immer noch die bessere Lösung statt Rolltreppen und Aufzüge sind. Sie sollten überall, wo dies baulich möglich ist, vorgesehen werden.
Auch ist eine Lieferfrist für eine Standard-Rolltreppe von mehr als einem Jahr für ein Industrieland wie Deutschland und einer Stadt wie Hamburg, wo einer der weltgrößten Rolltreppenanbieter eine Fertigungsstätte hat, mehr als nur peinlich. Es ist eine Bankrotterklärung für den Industriestandort Deutschland! Und ebenso eine Bankrotterklärung für die Hochbahn/Deutsche Bahn, die nicht die Bauteile einer Standard-Rolltreppe auf Lager hat, sodass diese Treppe innerhalb weniger Wochen repariert werden kann. Aber vermutlich muss die Rolltreppe erst noch in China gefertigt werden…..
Der Vorfall zeigt aber auch, wie ernst Barrierefreiheit in diesem Land genommen wird. Ausgefallene oder pannenanfällige Aufzüge bei der DB und der Hochbahn gehören zum Erfahrungsschatz eines jeden Rollifahrers!