Zum Hamburger Herbst gehören Sturmfluten, Nieselregen – und die traditionelle Mitteilung, dass die HVV-Preise mal wieder steigen sollen.
Gestern war es wieder so weit. Der rot-grüne Senat hat auf Antrag des Hamburger Verkehrsverbunds beschlossen, die Preise ab dem 1. Januar 2026 im Schnitt um 5,4 Prozent steigen zu lassen – weit über der Inflationsrate, die in diesem Jahr ungefähr bei 2 Prozent liegt.
Einige Kundengruppen werden durch die Preiserhöhung besonders hart getroffen. Beim Großteil der Tickets steigen die Preise dagegen nur unter dem Durchschnitt.
NAHVERKEHR HAMBURG zeigt alle alten und neuen Preise im Detail und verrät, welches Ticket sich seit 2020 um sagenhafte 52 Prozent verteuert hat.
Längere Strecken werden teurer
Es sind vor allem HVV-Fahrgäste auf längeren Strecken, die aber kein Deutschlandticket in der Tasche haben. Sie sollen ab dem kommenden Jahr überdurchschnittlich stark belastet werden. Das Einzelticket für 3 Ringe soll sich um satte 9,4 Prozent verteuern – von heute 6,40 Euro auf künftig 7,00 Euro.
Auch das Tagesticket für drei Ringe – beispielsweise auf den Strecken von der Hamburger Innenstadt nach Elmshorn oder Aumühle – soll sich im gleichen Maße von 12,80 auf 14 Euro verteuern.
Wer noch weiter fährt, kann sich dann allerdings wieder über geringere Preisanstiege freuen, die dann nur noch bei 3 bis 4 Prozent liegen – also unter dem Durchschnitt.
HVV-Fahrpreise 2026
| Ticketart | Preis 2025 (€) | Preis 2026 (€) | Veränderung in % |
|---|---|---|---|
| Einzelticket Nahbereich |








5 Antworten auf „Neue HVV-Preise: Diese Menschen trifft es besonders hart“
Danke für die Zusammenfassung. Wie immer schätze ich eure kritische Aufbereitung, aber mir stößt sie an zwei Stellen auf.
Erstens finde ich die Aussage „Arme zahlen jetzt 22% mehr“ stark verkürzt, an der Grenze zu populistisch. Rechnerisch stimmt sie natürlich – aber in absoluten Zahlen halte ich 27,50€/Monat für vertretbar. Für die Zielgruppe sicher keine Peanuts, aber eben im Rahmen. Zum Vergleich: Noch 2023 hatten Zuschussberechtigte die Wahl zwischen ~15€ für zwei Zonen und ~34€ für Hamburg AB – als Teilzeitkarte, wohlgemerkt. Jetzt bietet der hvv mithilfe des Zuschusses ein bundesweites Vollzeitabo für 27,50€. In verschiedenen Befragungen landete die Zahlungsbereitschaft bei dieser Zielgruppe in der Größenordnung 25-30€, und da sind wir immer noch drin.
Zweitens stolpere ich darüber, wie ihr arme Menschen als „Sozial Schwache“ abwertet. Armutsbetroffene sind in erster Linie ökonomisch schwach. Ein mangelndes Sozialbewusstsein unterstelle ich denjenigen, die sich per Cum-Ex schamlos aus der Steuerkasse bedienen.
Soweit meine, privaten, 2 Cents zum Thema.
Hallo Christoph,
danke für das ehrliche Feedback. Nehmen wir mit.
Beste Grüße
Christian Hinkelmann
In der Tat ist es bemerkenswert, dass das Sozialticket unter einem Rot-Grünen Senat so erheblich teurer wird.
Generell ist es erstaunlich, dass eine Erhöhung des Deutschlandticket-Preises um 18 % (bzw. die jährliche Erhöhung der Bahnpreise) sang- und klanglos hingenommen und als etwas völlig natürliches hingenommen wird:
Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn analog dazu jährlich die Benzinpreise um 8% (also um ca. 13 Cent / Liter) oder die Parkgebühren von 4 auf 4,50 EUR / Stunde usw. angehoben würden.
Entschuldigung! 13 Cents sind eine durchschnittliche Tagesschwankung der Kraftstoffpreise. Und die Parkgebühren sind in den letzten Jahren geradezu explodiert, ohne dass es einen Aufschrei gab.
Einige Mitbürgerinnen und Mitbürger benötigen eine finanzielle Unterstützung vom Staat, um über die Runden zu kommen. Diese sollte eigentlich genügen. Ich verstehe nicht, warum diese Menschen noch weitere Unterstützung in Form von verbilligten Eintrittskarten oder eben von verbilligten Fahrkarten erhalten. Auf Lebensmittel und anderen notwendigen Dingen erhalten die doch auch keinen Rabatt.
Zu meiner Jugendzeit gab es innerhalb Hamburgs (Tarifgebiet 2, heute Ringe AB) drei verschiedene Einzelfahrscheine für Erwachsene: Kurzstrecke, Mittelstrecke und Langstrecke. Die hießen aber offiziell nicht so. Mit der Kurzstrecke kam man bspw. von Rahlstedt-Ost nach Hohenhorst. Zum Wandsbeker Markt zahlte man den Mittelstreckentarif. Und alles darüber hinaus, also Innenstadt oder Pinneberg war dann Langstrecke.
Irgendwann an den Siebzigern oder Achtzigern wurde der Langstreckentarif abgeschafft und der Mittelstreckentarif entsprechend upgegradet. Das bedeutete für viele Fahrten eine enorme Preissenkung, was bis heute so geblieben ist.
Viel später hat sich dieses „Nahbereichsticket“ eingeschlichen, was zwischen Kurzstrecke und AB liegt. Mit diesem Ticket kommt man in der Regel aber nur wenige Bushaltestellen weiter als mit dem Kurzstreckenticket. Es hat das Tarifgefüge allerdings verkompliziert. Bald bietet es kaum noch einen Preisvorteil gegenüber AB.
Ich empfehle: Kurzstreckenticket kaufen und voll ausreizen, also bis zur Zahlgrenze fahren. Den Rest dann zu Fuß laufen.
Zu den 5 Euro für das Deutschlandticket: Das entspricht dem Preis von ca. 12 Zigaretten, also nicht einmal einer halben Zigarette am Tag. Auch hier habe ich eine Empfehlung: Rauchen aufgeben. Die anderen können sicherlich diese 5 Euro leicht bei Verzicht auf andere unnütze Dinge einsparen. Auch für 27,50 Euro wird das Deutschlandticket doch so gut wie verschenkt!