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Neue Infrarot-Radzähler: Krugkoppelbrücke weit vorn

Schnee halbiert den Radverkehr, der Sommer verdoppelt ihn. Erste Beobachtungen zu den Daten von aktuell 78 automatischen Fahrrad-Zählstellen in der Stadt geben eine Tendenz, wo am meisten los ist - und wo am wenigsten.
Raimund Witkop
Zahlreiche Fahrradfahrer fahren auf einer Fahrbahn in Hamburg
Zahlreiche Fahrradfahrer fahren auf einer Fahrbahn in Hamburg

Gerade gab es für Verfechter der Mobilitätswende ein frisches Argument: durch eine Kleine Anfrage der Grünen-Verkehrsexpertin Rosa Domm in der Bürgerschaft (siehe hier) wurde kürzlich bekannt, dass im Jahr 2020 rund 2,37 Millionen Radler die automatische Zählsäule an der Gurlitt-Insel passiert haben, gegenüber etwas mehr als 2,20 Millionen im Jahr 2019.

Schon die letzte Hand-Zählung des Hamburger Radverkehrs – das besorgen seit jeher Helfer mit Strichlisten – hatte einen Zuwachs von 33 Prozent ergeben. „Der Radverkehr boomt“, schloss Verkehrssenator Anjes Tjarks im November 2020 daraus.

Um das wirklich zu untermauern, warten Experten, Politiker und Aktivisten aber auf die Daten aus dem neuen, automatischen Zählernetz, das über Wärme-Sensoren Radler zählt, ohne sie identifizieren zu können.

In diesen Straßen wurden die meisten Fahrräder gezählt

Die Daten aus den seit Anfang 2020 nach und nach installierten Zählstellen (derzeit 78 von 92 geplanten) werden kontinuierlich gesammelt und sind zum Beispiel über das Geoportal der Stadt Hamburg einsehbar (siehe hier). Vor diesem Projekt mit dem Akronyom „HaRaZäN“ (Hamburger Radverkehrszählnetz) gab es lediglich händische Pegelmessungen, nur einmal im Jahr und nicht sehr aussagekräftig, und eben die oft belächelte Gurlittinsel-Zählsäule an der Außenalster. 

Die Infrarot-Zahlen sind ihrerseits noch nicht sehr belastbar, doch schon ein eher oberflächliches Stöbern im Geoportal fördert interessante Einblicke zutage und kann durchaus Spaß machen, da die 15-Minuten-Intervalle fast ein „Live“-Bild ergeben. 

Fahrrad-Zählsäule am Ost-Ufer der Hamburger Alster
Fahrrad-Zählsäule am Ost-Ufer der Hamburger Alster

So lassen sich zum Beispiel Wetterphänomene in ihrer Wirkung schnell ablesen – der Einbruch von Schnee und Kälte ab dem 27. Januar (4. und 5. Kalenderwoche) ließen die Zahlen zum Teil um die Hälfte schrumpfen.

Die Auswahl der Messpunkte orientiert sich – sinnvoll oder nicht – stark an den prestigereichen Velorouten, die sternförmig in die City geführt sind. Ob das den Berufsverkehr (sowie etwa Fahrten zur Uni und zu großen Schulen) ausreichend abbildet, w…

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6 Antworten auf „Neue Infrarot-Radzähler: Krugkoppelbrücke weit vorn“

Vor allem wenn Nichtradfahrer als welche erfasst werden. 😉

Und sicherlich kann man über 24 Stunden auszählen, wenn man das beauftragt. Ich hatte schon selbst eine 7-Tage-Auszählung per Hand beauftragt, da mich neben dem üblichen DTVw auch das Wochenende (Freizeitverkehre) interessierten. Da wurden halt optische Kameras aufgestellt und das Planungsbüro hat es (vermutlich mit Werkstudenten o.ä.) dann im Zeitraffer abgespielt und seine “Striche” gemacht.

Die Datenqualität beim LSBG ist hingegen leider ziemlich mau bisher. Die damaligen Zählsäulen waren ja schon ein extrem unglückliches Projekt und daher ist es verständlich, dass man nun auf Thermicams setzen möchte. Aber anscheinend wiederholt man viele Fehler erneut. Nun denn.

Im ganzen Bezirk Wandsbek gibt es momentan, wenn ich das richtig gesehen habe, 4 Zählstellen mit je zwei Zählern.

Ich bin sehr gespannt, welche Schlüsse die Verkehrsbehörde im Herbst aus diesem quasi-flächendeckenden Netz an Messstationen ziehen wird.

Interessant ist, dass es bisher nur unzuverlässige händische Radfahrerzählungen gegeben hat. Noch nicht einmal eine saubere Jahresstatitik hat die alte Wirtschafts- und Verkehrsbehörde auf die Reihe gebracht. Erst wenn es genauso viele Messtelle für Radler gibt, wie für Autofahrer (mehr als 2.000) dann ergibt sich ein zuverlässiges Bild über die wirkliche Bedeutung des Radverkehrs in Hamburg. Aber eine zuverlässige Radfahrerzählung hat die Autolobby in dieser Stadt bisher verhindert, weil sie, wenn wirklich aktuelle und belastbare Zahlen zur Radnutzung vorliegen, mehr Platz im Straßenraum für die Radler abtreten müssten. – Sich über die witterungsbedingt stark schwankenden Radlerzahlen aufzuregen, geht fehl. Wenn bei Schnee und Eis die Radwege nicht geräumt werden und noch Wochen nach Ende der drei Winterwochen das Streumaterial von den Radwegen nicht abgekehrt wird, muss sich nicht wundern, dass die Radler, schlicht um sich nicht zu gefährden, das Rad in dieser Jahreszeit weniger nutzen.

Händische Zählungen sind nicht unzuverlässiger als automatisierte Erfassungen, die häufig Probleme haben (z.B. Motorräder auf der Fahrbahn als Radfahrer zählen oder Fußgänger auf Radwegen). Zumal repräsentative Stichproben nicht schlechter sind als Big Data und die händischen Zählungen meist aus Videoaufnahmen im Zeitraffer entstehen. Die Anzahl der Messstellen sagt übrigens auch nichts über die Qualität aus, weshalb die wirre Forderung “Erst wenn es genauso viele Messtelle für Radler gibt, wie für Autofahrer […]” fern jeder fachlichen Grundlage ist. Induktive Zählschleifen und Infrarotkameras haben technisch auch wenig miteinander gemein, aber nun gut, unser Polyhistor wird es besser wissen.

Ja, händische Zählungen sind nicht unzuverlässiger, aber es wird nicht 24 Stunden gezählt. Und auch nicht hochgerechnet. So werden einfach weniger RadlerInnen erfasst, als tatsächlich fahren. Mit den Dauerzählstellen könnte man jetzt einen Faktor ermitteln, der bei händischen Zählungen angewandt werden müsste, um die eigentliche Anzahl der RadlerInnen zu ermitteln. Meine grob überschlägliche Betrachtung in 2017 (wenn ich recht erinnere) an der Dauer-Zählstelle ergab, dass dort in den üblicherweise nicht händisch gezählten Zeiten ca. 20% radelten, die Handzählung also um 20% zu niedrig liegt.
Also, großer Vorteil bei den Dauerzählstellen!

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