Neue U4-Strecke: Achterbahn im Hamburger Hafen

Die geplante U-Bahn-Verlängerung durch den Hamburger Hafen wird spektakulär: Mit Elbüberquerung, Steilstrecke und einer schwebenden Endhaltestelle über einem Hafenbecken. So sehen die Baupläne im Detail aus und deswegen muss der U-Bahnhof Elbbrücken bald umgebaut werden.
Christian Hinkelmann
So soll die U4 durch den neuen Stadtteil Grasbrook im Hamburger Hafen fahren. Visualisierung: Hochbahn
So soll die U4 durch den neuen Stadtteil Grasbrook im Hamburger Hafen fahren. Visualisierung: Hochbahn

Seit vielen Jahren wird über eine U-Bahn in die Hamburger Stadtteile Wilhelmsburg und Harburg diskutiert, um einerseits eine Alternative zur störanfälligen und überlasteten S-Bahn zu schaffen und andererseits bisher unerschlossene Stadtteile ans Schnellbahnnetz anzubinden.

Vor elf Jahren wurde die Idee konkret, als die Hochbahn in einer Konzeptstudie erstmals von einer Verlängerung der U4 dorthin sprach. Lange Zeit passierte dann erst einmal wenig, doch zuletzt zog das Planungstempo an.

Seit der vergangenen Woche sind die Planungen für einen ersten kurzen Abschnitt fertig und liegen jetzt zur Planfeststellung bei der zuständigen Genehmigungsbehörde.

Ein wichtiger Schritt, auch wenn das Streckenstück, um das es geht, äußerst kurz ist. Es ist nicht einmal einen Kilometer lang. Genau genommen nur 997 Meter.

Ein großer Wurf ist das nicht – angesichts der sechs Kilometer langen U5-Baustelle im Hamburger Norden. Aber der Sprung über die Elbe ist aufwendig und zumindest ein erster Schritt in Richtung Wilhelmsburg und Harburg.

Die treibende Kraft für die Mini-Verlängerung ist die Entwicklung des Grasbrooks am südlichen Elbufer. Die ehemalige Hafen-Industriebrache wird derzeit in einen neuen Wohnstadtteil umgewandelt – eine Art Verlängerung der HafenCity. Bis 2040 sollen dort rund 3.000 neue Wohnungen, 16.000 Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Kitas und Sportmöglichkeiten entstehen. Ein autoarmer Stadtteil, bei dem auf kurze Fußwege und eben einen U-Bahn-Anschluss gesetzt wird.

Zusammen mit dem benachbarten Stadtteil Veddel wird damit die kritische Masse an potenziellen Fahrgästen erreicht, die für einen wirtschaftlichen U-Bahn-Betrieb bis zum Grasbrook nötig ist.

Wie die neue U-Bahn-Strecke genau verlaufen soll, warum darin auch ein ungewöhnlicher Steilabschnitt enthalten ist, welche Umbauarbeiten für die Verlängerung am noch recht neuen Endbahnhof Elbbrücken nötig sind und was für alternative Verkehrsmittel untersucht wurden, verraten wir Ihnen in diesem Artikel ausführlich.

Mehr als 2.500 Seiten voller Pläne

Es ist ein riesiger Aktenberg: mehr als 2.560 Seiten beschriebenes Papier. Baupläne, Lagepläne, erschütterungstechnische Untersuchungen, wasserrechtliche Genehmigungen, Artenschutz-Fachbeiträge, Streustrom-Gutachten, Flächenbedarfspläne, Baulogistikpläne, Erläuterungsberichte und so weiter. Die Planfeststellungsunterlagen, die die Hochbahn vor wenigen Tagen bei der Hamburger Wirtschaftsbehörde zur Genehmigung eingereicht hat, sind für Laien ein kaum zu überblickendes Dickicht.

In dem Papierstapel steckt der Masterplan für die U4-Verlängerung über die Norderelbe. Bis ins kleinste Detail ist dort für die Genehmigungsbehörde geregelt, was gebaut werden soll – und wie.

Die neue U-Bahn-Strecke soll am heutigen U4-Endbahnhof Elbbrücken beginnen, der direkt am Nordufer der Elbe liegt und bei seiner Eröffnung 2018 schon so geplant wurde, dass eine spätere Verlängerung unkompliziert möglich ist.

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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7 Antworten auf „Neue U4-Strecke: Achterbahn im Hamburger Hafen“

Also wenn die Planungsunterlagen für die Verlängerung einer U-Bahn-Linie um eine Station schon über 2500 Seiten lang ist, dann gute Nacht. Mag ja sein, dass gerade diese Stelle ingenieurstechnisch sehr aufwändig ist, aber das übersteigt doch jede Verhältnismäßigkeit. Ein aufgespanntes schienengebundenes Netzwerk braucht es jetzt und nicht erst im nächsten Jahrhundert, weil jedes Vorhaben auf tausenden Seite peinlich genau durchgeprüft werden muss. Wir machen uns beinahe handlungsunfähig mit all den zig Vorgaben und bürokratischen Hürden in Deutschland.
Und was auch schwachsinnig ist, ist hier wieder U-Bahn und Straßenbahn gegeneinander auszuspielen, so wie man es schon damals bei der U5 zu lange gemacht hat. Die Einzigen die das erfreuen dürfte sind die Autolobby, weil bei ähnlichen Straßen- und Autobahnbauvorhaben werden diese ja zumeist als gottgegeben und alternativlos impliziert, anstatt peinlich genau nachzureichen, ob sie denn wirklich notwendig sind (und nicht vielleicht ein einfacher Feldweg reicht, um mal den Vergleich zu verdeutlichen). Stattdessen könnte man hier doch unter dem Stichwort Netzwerk U- und Straßenbahn zusammen denken und die U-Bahn konsequent bis Harburg verlängern und mit Ner Straßenbahn ab Kirchdorf Süd bis Finkenwerder über U- und S-Bahn-Verknüpfungen in Wilhelmsburg arbeiten. Und seit der MCube-Studie wissen wir ja, dass sich jeder Euro, der in den ÖPNV investiert wird, gleich dreimal rechnet, darum bleibt nur die Frage, ob wir das Geld jetzt im einen großflächiges ÖV-Netz investieren wollen oder über die Jahre in die Sanierung und Erweiterung von Straßen, die stattdessen von vermehrtem MIV beansprucht werden.

Ach, wie passt doch diese Meldung so wunderbar zu der gestrigen über die Absage des „Zusammenhubs“ auf der Veddel.

Natürlich muss im neuen Investorenquartier Grasbrook ein U-Bahn-Palast anstelle einer U-Bahn-Station gebaut werden. Das muss einfach so sein, und dafür ist auch genug Geld da. Wie in der Hafencity.
Und dann wird Schluss sein. Eine U4 nach Veddel und Wilhelmsburg sehe ich deshalb genauso wenig, wie eine nach Jenfeld. Da reichen doch einfach Busse und überfüllte S-Bahnen aus. Die Leute dort sind doch eh nichts anderes gewohnt.

Was den „Zusammenhub“ betrifft, könnte ich singen: „In Eimsbüttel wär das nicht passiert…“
🤓

Na, das ist doch ein gutes Timing wenige Monate nach der Wahl. Am 15.07. schließt man das einzige Krankenhaus auf den Elbinseln, wo viele Neubauprojekte geplant sind und man zugleich für Arbeitsunfälle im Hafen zuständig ist (also nun entweder über Köhlbrandbrücke und Elbtunnel nach Altona oder über Norder- und Süderelbbrücken nach Harburg oder St. Georg), und eine Woche später am 22.07. stampft man Pläne ein, die neben der Mobilität auch die Versorgung ein wenig verbessern sollte. Hätte man das nicht zeitlich zumindest für die Öffentlichkeitsarbeit ein wenig entzerren können? Das ist ja gleich eine Linke und eine Rechte auf einmal.

Mark my words: die U4 nach Wilhelmsburg oder gar Harburg will man nicht, weil zu teuer. Stattdessen plant man bis zum Ende der Legislatur ein Alternativsystem. Dafür will man natürlich wiedergewählt werden und danach gibt’s viele Gründe, warum es gerade doch nicht passt (vermutlich Geld diesdas). So vergehen die Jahrzehnte. Aber Hauptsache die Achse Veddel-Nord, Wilhelmsburger Reichsstraße (alt), Harburger Binnenhafen, Neugraben-Fischbek wird ordentlich mit neuen Wohnungen zugepflastert. Ich fand’s ja schon komisch, wie viele Schnellbuslinien hier im Norden zu Stadt- oder Expressbussen umgewandelt wurden, während die 34 damals am längsten zuschusspflichtig blieb und dann ersatzlos gestrichen wurde. Aber irgendwo muss man wohl sparen, um andere Angebote auszuweiten.

Was ist eigentlich aus der S6 im Süden geworden? Oder gibt’s als Ersat zumindest eine Müldeponie? (Rhetorische Frage natürlich. 😊)

Das mit dem Hub auf der Veddel ist ein Skandal und es bleibt nur zu hoffen, dass das letzte Wort dazu nicht gesprochen wurde. Die Veddel und Wilhelmsburg brauchen dringend eine Aufwertung. Dazu gehört auch die Verlängerung der U Bahn nach Willhelmsburg. (eine Stadtbahn würde hier nichts bringen, da auch diese im Tunnel oder als Viadukt ausgelegt werden müßte, um überhaupt auf die Insel zu kommen. Die Grünen zeigen sich leider einmal wieder als Totalschaden. Es kommt ihnen nur darauf an, „dabei“ zu sein. Kein einziges der jetzt im Bau befindlichen Projekte (U5, U4 Horner Geest. S4) ist auf ihren Mist gewachsen. Stattdessen wird mit einem Stadtrad System gewedelt, das immer weniger genutzt wird und Beach Busse von Eimsbüttel an den Hafen. Jenfeld braucht entweder die Verlängerung durch die U4 ofer alternativ eine S4 Ausfädelung (Das hätte man schon vor 10-15 Jahren entsprechend planen können.) Der Bund hat 500 Mrd zur Verfügung gestellt und was macht Hamburg? N I X !

Zur Thematik U4 nach Jenfeld: vor der diesjährigen Wahl ist hier ein Artikel erschienen, in dem ziemlich deutlich gesagt wurde, dass man diese erst nach S4-Fertigstellung bis Rahlstedt angehen kann, um die S4 nicht schlechtzurechnen.

Ich denke zudem, dass die U4 noch weitergeführt wird. Hier stimmt mich auch die geplante Vorleistung für den großen Schwenk über den Grasbrook äußerst positiv. Allerdings maximal bis Wilhelmsburg, der Rest wird vom Zeitgeist der kommenden Jahrzehnte abhängen.

das das irgendwann einmal gemacht wird, ist wohl unstrittig. Es kommt aber auf ein realistisches Zeitfenster in den nächsten 20 Jahren an. Den Bedarf für die genannten Strecken gibt es doch jetzt bereits und da sind eigentlich 20 Jahre schon ein Witz.

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