Parkplatznot in Hamburg – oder einfach nur falsch genutzt?

Während in Hamburg Wohnstraßen zugeparkt sind, bleiben Parkhäuser, Supermarktflächen und Firmengelände abends leer. Wäre es nicht effizienter, diese Flächen besser zu nutzen? Andere Städte zeigen, wie das gehen kann.
Andrea Reidl
Parken in Hamburger Wohnstraße
Parken in Hamburger Wohnstraße

Parken ist in Hamburg längst mehr als nur eine Frage der Mobilität – es ist ein emotionales Dauerthema. Seit Jahren verschwinden immer mehr Parkplätze am Straßenrand, um Platz für Grünflächen, Radwege und breitere Gehwege zu schaffen.

Außerdem sind immer mehr Bewohnerparkgebiete hinzugekommen, die das Parken einschränken. In der Fachwelt gilt das als Fortschritt: Verkehrsplaner loben Hamburg als Vorreiter der Verkehrswende. Doch nicht alle in der Stadt teilen diesen Enthusiasmus.

Gerade bei Anwohnern und Autofahrerinnen stößt diese Art der Verkehrswende häufig auf Widerstand. Einige fürchten längere Wege zur nächsten freien Lücke oder höhere Kosten – andere empfinden das Bewohnerparken als bürokratisch oder ungerecht.

Mit Parkplätzen lassen sich in Hamburg sogar Wahlen entscheiden. Die SPD hat kürzlich die Bürgerschaftswahl unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, den Parkplatzabbau in der Stadt zu stoppen. Die CDU konnte mit derselben Forderung ebenfalls deutlich Stimmen hinzugewinnen. Auch in den anstehenden Koalitionsverhandlungen von SPD und Grünen wird das Thema Parken mit Sicherheit eine Rolle spielen.

Doch ist die Parkplatznot in Hamburg wirklich so groß, wie immer wieder behauptet wird? Oder nutzen wir unsere Flächen einfach nur falsch?

Die Beantwortung dieser Frage ist schwierig, denn die Stadt Hamburg ist beim Thema Parken in einem erstaunlichen Blindflug unterwegs.

Anwohnerprotest gegen Parkplatzabbau

Dicht an dicht, wie Buntstifte in einer Schachtel, stehen die Autos und Transporter in der Mansteinstraße in Eimsbüttel, die Kühlerhauben zum Gehweg ausgerichtet. Quer dazu parken weitere Autos am Fahrbahnrand. In Spitzenzeiten drängen sich 155 Fahrzeuge auf den 360 Metern. Doch damit ist bald Schluss: Bis zum Sommer wird die Mansteinstraße umgebaut. Geplant sind breitere Gehwege, Fahrradstellplätze, zwei Fußgängerquerungen und barrierefreie Bushaltestellen.

Nicht alle Anwohner sind davon begeistert. Einige haben eine Petition gestartet, um den Umbau zu verhindern, schließlich sollen 85 Parkplätze wegfallen. Das Bezirksamt hält dagegen, dass 100 der bisherigen Stellplätze ohnehin illegal seien. Querparken, …

Der Kopf hinter diesem Artikel

Andrea Reidl schreibt für verschiedene Nachrichten und Fachmagazine über Mobilität. Sie fährt lieber Rad statt Bus und lieber Bahn statt Auto. Ihre Recherchen drehen sich oft um die Frage: Was Menschen brauchen, um klimafreundlich unterwegs zu sein.

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7 Antworten auf „Parkplatznot in Hamburg – oder einfach nur falsch genutzt?“

Ergänzend zu meinem letzten Beitrag folgender Hinweis: Es muss natürlich auch die Pflicht bestehen, den privaten Stellplatz während des Aufenthalts in der eigenen Wohnung/im eigenen Haus zu nutzen. Leider kenne ich Beispiele, wo die Bewohner Tiefgaragenstellplätze besitzen, aber aus Bequemlichkeit an der Straße parken – wenn kein Nachtfrost droht. Das ist ein Mega-Ärgernis für die Besucher.

Es sollte zur Pflicht werden, dass für jedes Fahrzeug ein privater Stellplatz nachgewiesen werden muss. Wer Kinder in die Welt setzt, muss sich ja auch um entsprechenden Wohnraum kümmern.

Öffentliche Stellplätze blieben dann Besuchern und Beschäftigten vorbehalten. Dies würde zu einer großen Entlastung führen.

LEGENDE: AUTO = BLEICHEIMER:
Die inviduelle Beförferung mittels eines Blecheimers ist der komplette Irrsinn und die Parkplatzproblematik zeigt das erneut. Solange eine Gesellschaft glaubt, man sei auf einen Blecheimer angewiesen, um effektiv con A nach B zu kommen, wird sich daran auch nichts ändern. Anstatt über Parkplätze nachzudenken, wäre es angezeigt, die Leute dazu anzutreiben, Ihre Blecheimer zu entsorgen. Eine Verschrottungsprämie und Porscheverbot wären ein netter Anfang.
Ich wette, daß der Parkplatzraum allein in Hamburg größer ist als der gesamte Fußgänger- und Fahrradfahrerbereich. War angesichts solcher Zustände von Parkplatzmangel spricht, hat die Glocken der Klimawende nicht gehört.

Solange man nicht effektiv von A nach B kommt ohne Blecheimer…
Innerhalb Hamburgs gibt es einige A- und B-Orte, zwischen denen das ganz gut klappt (solange man weniger als zwei Koffer transportiert oder den Sperrmüll zum Recyclinghof). Das ist aber nur ein kleiner Teil der Welt.
(Ich wünschte, es wäre anders.)

Die OTTENSER GESTALTEN haben 2022 beim Bezirksamt angefragt, ob sie wissen, wie viele öffentliche und nichtöffentliche Parkplätze es in Ottensen gibt.
Antwort: Der Bezirk weiß es nicht, eine Statistik wird nicht geführt. Lediglich bei Zählungen für das Projekt „freiRaum Ottensen“ wurden die bestehenden und wegfallenden Parkplätze gezählt.
Wir haben eindeutig ein Daten-Defizit.

Dank für den informativen Beitrag. Mehr als 80% der Zeit steht das Auto rum und versperrt städtischen Raum, der eigentlich allen Verkehrsteilnehmern und Anwohnern gehört. Das zu bepreisen macht Sinn. Die jährlichen Kosten einer Stellfläche im öffentlichden Raum liegen nach Angaben der Stadt Wien bei 320 Euro. Das wäre also als Grundgebühr für das Anwohnerparken anzusetzen. Man müsste diese Gebühr aber nach Autogröße staffeln. Derzeit kostet das Abstellen eines riesigen Wohnmobils in einer Anwohnerparkzone genauso viel wie das Parken eines Smart, wobei dieser nur 1/3 der Stellfläche eines heutigen Wohnmobils einnimmt. Es gibt in Altona zwei völlig unterausgelastete Parkhäuser, das am Bahnhof und das von IKEA. Beide sollten zu günstigen Tarifen für Anwohnerparken geöffnet werden. Und interessanterweise ist in den Straßen, in denen Anwohnerparken gilt, der Parkdruck enorm gesunken, weil die Parkplätze in diesen Straßen für Pendler finanziell unattraktiv geworden sind. Das Problem ist nur der soziale Ausgleich. Anwohner der Elbchaussee haben riesige Grundstücke, auf denen die SUVs und Porsches kostenfrei geparkt werden können, Mieter in klasssichen Wohnlagen wie Barmbek und Altona-Altstadt müssen auf der Straße parken, es sei denn sie schaffen ihr Auto ab. Wie wäre es mit einer Parkplatzausgleichsabgabe für diejeingien, die ihr Auto auf dem eigenen Grundstück parken können? Daraus könnten dann für Bezieher von Kleineinkommen die (zu erhöhenden) Anwohnerparkgebühren subventioniert werden.

In vielen Straßen wird der öffentliche Straßenraum als Dauerabstellfläche für Wohnmobile und Anhänger aller Art missbraucht. Beispiele: Isfeldstraße, Leunastraße, Kielkamp, …

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