Obwohl in diesen Tagen nur noch halb so viele Menschen mit dem HVV fahren wie in Vor-Corona-Zeiten, sind immer noch tagtäglich knapp eine Million Menschen mit Bahnen, Bussen und Fähren in der Hansestadt und im Umland unterwegs – mitten im Lockdown.
Immer wieder kommt es zur Rush hour auf einzelnen Streckenabschnitten auch zu Gedrängel, wie Fotos und Erfahrungsberichte von Fahrgästen in sozialen Netzwerken zeigen – offenbar aufgenommen in den vergangenen Tagen.
In anderen deutschen Metropolen sind die Bilder ähnlich. Deswegen denkt die Bundesregierung derzeit offenbar über Möglichkeiten nach, die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr weiter zu senken, um die Pandemie effektiver eindämmen zu können.
Wie das konkret aussehen könnte, ist noch unklar. In den vergangenen Tagen gab es hierzu zahlreiche Spekulationen. Am vergangenen Donnerstag sah es einige Stunden lang sogar danach aus, als könnte der Bus- und Bahnverkehr in Deutschland komplett eingestellt werden. Mehrere Medien berichteten über so einen Vorschlag, der offenbar aus den Reihen des Bundes kam und noch am selben Tag von der Bundeskanzlerin dementiert wurde.
Realistischer scheint dagegen die Idee eines Passagierlimits in Bahnen und Bussen, die am vergangenen Freitagabend aufkam. Nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (siehe hier) wollen die Bundesregierung und die Länderchefs bei ihrem nächsten Treffen am Dienstag darüber diskutieren, inwiefern es sinnvoll wäre, Busse und Bahn-Waggons nur noch zu einem Drittel mit Fahrgästen zu besetzen.
Sechs Best-Practis-Beispiele aus dem Ausland
Doch diese Idee wirft viele Fragen auf, denn so etwas hat es im deutschen Nahverkehr bislang nicht gegeben: Wie kontrolliert man so ein Limit? Wie wird entschieden, wer mitfahren darf und wer nicht? Wie soll das vor allem bei U- und S-Bahnen mit den vielen Türen funktionieren?
Tatsächlich gibt und gab es aber in den vergangenen Monaten im Ausland längst zahlreiche Praxisbeispiele, die zeigen, wie so ein Passagierlimit im öffentlichen Nahverkehr erfolgreich durchgeführt werden kann. Die Bundesregierung steht mit ihrer Sorge vor zu vollen Fahrzeugen im ÖPNV also bei weitem nicht allein da.
Wir stellen ihnen beispielhaft sechs Städte und Länder vor und erklären, wie sie das Problem gelöst haben.
Israel – Busse nur noch maximal halbvoll
Das Land Israel steckt aktuell im dritten Corona-Lockdown und hat inzwischen umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Passagierlimits im öffentlichen Nahverkehr gemacht. So ist beispielsweise in jedem Shutdown auch die Kapazität in Bussen drastisch reduziert worden. Im aktuellen Lockdown dürfen nur noch halb so viele Fahrgäste mitfahren wie normalerweise (The Jerusalem Post).
Für jede Fahrzeuggröße habe es eine konkret festgelegte Fahrgastobergrenze gegeben, deren Einhaltung durch die Busfahrer:innen kontrolliert wurde, schrieb kürzlich ein Internetuser in einem deutschsprachigen Eisenbahn-Onlineforum, der nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr für den öffentlichen Nahverkehr in Israel gearbeitet hatte. „Zusätzlich wurden landesweit hunderte Corona-Ordner eingestellt, die ebenfalls von Bus zu Bus hüpften und …
3 Antworten auf „Passagierlimit in Bus und Bahn? So funktioniert es im Ausland“
Hier in Wales ist bei Bussen die Kapazität auf die Hälfte der Sitzplätze beschränkt (d.h. jeder 2. Sitz bleibt leer, stehen ist nicht erlaubt). In Zügen ist das aber nur eine Empfehlung.
In der Praxis ist das zur Zeit kein Problem da wir im Lockdown sind, und die Fahrplaneinschränkungen nicht so groß sind. Im Herbst wurden die Vorschriften aber oft nicht eingehalten. Insbesondere auf dem Land, wo ein Bus / Zug nur stündlich (oder gar noch seltener) fährt, kann man es den Leuten einfach nicht zumuten auf den nächsten Bus / Zug zu warten. Auch kann man dass bei Zügen sowieso nicht verhindern, und auch bei Bussen ist es schwierig für Fahrer sowas durchzusetzten.
Und wenn die Schulen wieder aufmachen muss bei Schulbussen sowieso jeder Sitzplatz benutzt werden – außer in Cardiff und Swansea gibt es im Land einfach nicht genug Fahrzeuge um bei halber Kapazität alle Kinder zur Schule zu bringen…
Die Bilder aus dem überfüllten Gelenkbus wären m.E. vermeidbar gewesen. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso der S-Bahnverkehr bei dem Großfeuer im Stenzelring eingestellt werden musste. Zwischen dem brennenden Firmengelände und der S-Bahn liegt die Rampe zur Peutebahn, die den brennenden Betrieb überragt. Gefährlicher als in der S-Bahn an der Gefahrenstelle vorbei zu fahren, scheint mir die Gefahr größerer Fahrgastansammlungen am S-Bahnhof Veddel, wenn die S-Bahn nicht fährt. Eine Fahrgastinformation im Bus war nicht vorhanden und es war reines Glück, dass ich im eigentlich dort endenen Bus 13 sitzen geblieben bin, der dann – mit nur der Hälfte der Fahrgäste – nach Hammerbrook weiter fuhr. Auch ein Ausweichen aufs Fahrrad hätte einen direkt ins Inferno gebracht, da auf der Rückseite der abgebrannten Firma der Radschnellweg zwischen Norder- und Süderelbbrücke verläuft. Da fehlt seit Einstellung von Straßenbahn und Dampfschiff die Ausweichlösung im HVV.
Den HVV dicht zu machen, was ja für den Süden quasi passiert bei Vollsperrung zwischen Wilhelmsburg und Hammerbook, stellt die Frage, wie denn sonst voran kommen. Und es sind nicht nur Krankenpfleger, auf die wohl im Betrieb nicht verzichtet werden kann. Sondern es gilt auch die Lebensmittel- und Energieversorung aufrecht zu erhalten und die industrielle Grundstruktur, die z.B. auch für die Produktion von Medizinprodukten im Allgemeinen und derzeit Aufbau von Impfstoffproduktion im speziellen unerlässlich ist.
Vielleicht langt es ja, wenn man den ÖPNV nur in Teilen der Stadt einstellt. Da kommt jedem natürlich der Bezirk Wandsbek als erstes in den Sinn, aber auch in Altona und Bergedorf kann man mal Opfer bringen. In Coronazeiten ist ja vieles plötzlich anders und das ist nicht immer schlecht.