Lange war unklar, wann und mit welcher Priorität es mit der Verlängerung der U4 im Hamburger Hafen voran gehen wird – jetzt steht der grobe Zeitplan fest: Bereits im kommenden Jahr soll die Vorentwurfsplanung für die Verlängerung der Linie um eine Station starten.
Das haben Hochbahn-Chef Henrik Falk und Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) gestern bei einem Ortstermin am derzeitigen U4-Endbahnhof Elbbrücken bekannt gegeben. Genau dort soll die rund 900 Meter lange Streckenverlängerung beginnen. Dazu soll die erst zwei Jahre alte Aussichtsplattform im Bahnhof Elbbrücken, die sich direkt an das Streckenende der U4 anschließt, abgerissen werden und Platz für eine neue U-Bahn-Brücke über die Elbe machen.
Anschließend wird die U4 oberirdisch auf einem Viadukt bis zum Moldauhafen führen und direkt über dem Hafenbecken in 16 Metern Höhe auf einer aufgestelzten Haltestelle enden, die den Arbeitstitel „Moldauhafen“ trägt. Unterhalb der Gleise soll auf einer neuen Ebene ein Fuß- und Radweg angelegt werden, der ebenfalls das Hafenbecken kreuzt.
Zusätzliche Schnellbahnanbindung für die Veddel
Die neue Haltestelle soll den neu entstehenden Stadtteil auf dem Grasbrook als auch den nördlichen Teil der Veddel an das Hamburger Schnellbahnnetz anbinden. Erste bauliche Maßnahmen im Gebiet sind laut Hochbahn nach aktuellem Stand der Planung ab 2023 möglich. Später sollen dort 6.000 Menschen wohnen und 16.000 Menschen arbeiten.
Mit der Streckenverlängerung bekommen Pendlerinnen und Pendler auf der Veddel eine zusätzliche Schnellbahnverbindung zur überlasteten und pannengeplagten S-Bahn Richtung Innenstadt.
Bürger können mitdiskutieren
Wie die neue U4-Endhaltestelle im Moldauhafen später einmal aussehen wird, sollen die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden. Seit gestern können Interessierte auf dieser Website ihre eigenen Ideen einbringen und mitdiskutieren. Die Ergebnisse fließen laut Hochbahn in den anschließenden Realisierungswettbewerb ein.
Für die Vorentwurfsplanungen zum U4-Sprung auf den Grasbrook hat die Stadt Hamburg der Hochbahn einen Förderbescheid in Höhe von 4,4 Millionen Euro erteilt. Wenn alles gut laufe, könne der Bau der U4-Verlängerung Mitte dieses Jahrzehnts beginnen und Ende der 20er, bzw. Anfang der 30er Jahre abgeschlossen sein, sagte Hochbahnchef Henrik Falk laut Hamburger Abendblatt gestern bei der Präsentation der Pläne. „Wir freuen uns, dass die Planungen nun konkreter werden und wir damit einen großen Schritt in Richtung Mobilitätswende machen. Wie auch bereits bei den U4-Arbeiten in der HafenCity ist das Besondere, dass wir durch die gleichzeitige Planung von Stadtteil und U4-Verlängerung einen großen Spielraum für Gestaltungsmöglichkeiten haben“, so Falk.
3.000 Wohnungen auf dem Grasbrook geplant
Verkehrssenator Anjes Tjarks ergänzte: „“Auf dem Grasbrook soll in den kommenden Jahren ein neuer Stadtteil entstehen mit rund 3.000 Wohnungen und 16.000 Arbeitsplätzen, für den mit der Verlängerung der U4 bereits der Grundstein für ein nachhaltiges Mobilitätsangebot gelegt wird. Neben der U-Bahn werden auch von Beginn an Rad- und Fußverkehr mitgedacht und mitgeplant. Das zahlt in dreifacher Hinsicht auf den Klimaverbund ein und ist ein entscheidender Beitrag für die Mobilitätswende.“
Machbarkeitsuntersuchung für U4 nach Wilhelmsburg startet
Unklar ist derzeit noch, wie es mit der U4 südlich des Moldauhafens bis nach Wilhelmsburg weitergehen wird. Erst vor wenigen Wochen hatte die Stadt dazu eine erweiterte Konzeptstudie veröffentlicht, die im Wesentlichen zwei mögliche Streckenverläufe bis ins nördliche Wilhelmsburg vorsieht. Wo die Strecke dort verlaufen und enden könnte, lesen Sie hier ausführlich. Noch in diesem Jahr soll hierzu eine Machbarkeitsuntersuchung starten. Hierzu hat die Hochbahn bereits einen Zuwendungsbescheid von der Stadt Hamburg erhalten.
11 Antworten auf „Planungen für U4-Verlängerung im Hafen sollen kommendes Jahr starten“
Ich fände es schöner, wenn man geleich vernünftig bis Wilhelmsburg durchplanen würde und weiter bis Harburg. Vor allem das das ganze schneller vonstatten geht.
Schöne Sache. Aber tatsächlich schade, dass es Richtung Wilhelmsburg nur in Tippelschritten vorangeht. Aber besser als nichts zu diesen Zeiten.
Ja, habe mich auch gefragt, ob es nicht Einspareffekte geben müsste, wenn man nur eine Planung (für einen längeren Abschnitt) macht, nur einmal Baustellen eingerichtet werden etc.
Da sich diese neue Station auf dem ehemaligen(?) Pachtgelände der Tschechischen Republik für ihre Elbschifffahrtsgesellschaft befinden wird und auch die beiden geplanten Zugangsseiten das Prager und das Melniker Ufer sind, könnte doch dieses beim Haltestellendesign eine Rolle spielen, z.B. bezogen auf die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag.
„Der Moldauhafen (tschech. Vltavský přístav) ist ein 1887 erbautes Hafenbecken im Hamburger Hafen. Dort wurde 1919 ein 30.000 Quadratmeter großes Gelände aufgrund des nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichneten Versailler Vertrages 1929 für 99 Jahre an die Tschechoslowakei verpachtet, da die Elbe für dieses Binnenland die einzige schiffbare Verbindung zu den Weltmeeren darstellt. Eine ähnliche Bestimmung galt für den Hafen von Stettin. Umgeben wird das Hafenbecken vom Prager Ufer (Nordkai) und Melniker Ufer (Südkai).
… 1993 trat die Tschechische Republik die Rechtsnachfolge der Tschechoslowakei an. Das im damaligen Freihafen gelegene Gelände wurde bis 2002 von der Tschechoslowakischen Elbe-Schiffahrtsgesellschaft (ČSPL) genutzt. Nach der Insolvenz der ČSPL ging die Nutzung zurück, der Pachtvertrag gilt noch bis 2028.
Mit dem Erlöschen des Versailler Vertrags nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Pachtvertrag den Charakter eines privatrechtlichen Vertrags zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg als Grundeigentümerin und der Tschechischen Republik.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Moldauhafen
CO2-Bilanz für Bau (= Stahl + Beton) und Betrieb?
Bestimmt vernachlässigbar, wenn über Jahrzehnte viele Bus- und Autofahrten der zukünftigen Bewohner auf dem kleinen Grasbrook vermieden werden 🙂
Dann rechnen Sie mal vor!
Wenn Sie mir sagen können, wie viel Kubikmeter Beton und Tonnen Stahl verbaut werden, gerne 😉
Eine Tonne Beton mit einem Zementanteil von 35% erzeugt konservativ gerechnet jedenfalls etwas so viel CO2, wie ein PKW der neusten EU-Norm gemäß auf 5000km: 500kg.
Alles weitere können wir nicht wissen. Daher das „bestimmt“ im vorherigen Kommentar 😀
Ich komme mit Ihrer Logik nicht klar.
Wenn ich etwas nicht weiß, sondern es lediglich glaube, dann würde ich nicht darauf beharren, dass meine Meinung „bestimmt“ richtig ist, schon gar nicht wenn es dabei um größere Geldbeträge geht oder um existenzielle Fragen wie die Bewohnbarkeit meines Heimatplaneten. Ich würde vielmehr versuchen mich schlau zu machen, z.B. hier:
„Graue Energie – Was ist zu beachten bei Planfeststellungsverfahren?“
Impulsvortrag von Prof. Dr. Martin Wickel, HafenCity Universität Hamburg,
im Rahmen einer digitalen Veranstaltung
am Donnerstag, den 26. November 2020 um 18:00 Uhr.
Anmeldung erforderlich unter: https://www.bund-hamburg.de/themen/umweltpolitik/flaechenschutz/stadtbahn-oder-u5-falsche-frage-falsche-planung/
Was ich klasse finde, ist das die Hochbahn bei ihren Projekten ihren eigenen Vorgaben folgt. Was ich allerdings weniger berauschend finde, ist, daß die Planungen „nur“ für eine Station ausgeführt werden. Hier wäre es doch angebracht, wenigsten bis in den Norden der Veddel die Planungen und den Bau bereits jetzt voran zu treiben. Auch find ich das Zeit Fenster viel zu lang. 5 Jahre Bauzeit für 900 Meter sind wirklich etwas zu lang. (und warum 5 Jahre Planungszeit, soviele Käfer und Eidechsen schwimmen in der Elber doch auch nicht herum).